Spannende Vergangenheit: Wo unsere Vorfahren herkamen, wie sie lebten und arbeiteten, das kann man in Freilichtmuseen erleben. CARAVANING stellt die zwölf schönsten in Deutschland vor.
Spannende Vergangenheit: Wo unsere Vorfahren herkamen, wie sie lebten und arbeiteten, das kann man in Freilichtmuseen erleben. CARAVANING stellt die zwölf schönsten in Deutschland vor.
Deutschlands Geschichte ist so wunderbar vielfältig. An der Ostsee lebten einst Wikinger, zwischen Elbe und Spreewald waren die Wenden beheimatet, im heutigen Hessen hausten die Kelten. Nicht zu vergessen der Neandertaler – Inbegriff des Menschen der Vorzeit, wenn auch nur ein Vetter der Vorfahren des modernen Menschen.
Die 166 Freilichtmuseen in Deutschland erzählen die Geschichte alter Stämme und Völker und zeigen, wie in alten Zeiten gelebt wurde – teils an den Fundorten vorzeitlicher Siedlungen, teils als Sammelpunkt historischer Architektur eines ganzen Landstrichs.
Im Verlauf des Jahres gibt es themenbezogene Höhepunkte: hier eine sorbische Hochzeit, da ziehen Römer durchs Lager, dort wird mit Werkzeugen von anno dazumal Handwerk betrieben. Wo Erwachsene staunen, werden Kinder bei Mitmachaktionen und Rallyes zu Forschern und Abenteurern. Nur genug Zeit sollte man mitbringen: Langweilig wird es gewiss nicht.
Wikinger in Deutschland? Aber ja doch: Die vermeintlichen Seeräuber betrieben schon vor über 1000 Jahren regen Handel rund um die Ostsee. Nahe Schleswig wurde der frühmittelalterliche Handelsplatz Haithabu entdeckt, ein Museum zeigt eindrucksvoll die Vielfalt der Wikingerzeit. Von besonderem Charme ist die Siedlung von sieben Wikingerhäusern, die an ihrem Fundort mit früher vorhandenen Materialien und Werkzeugen nachgebildet wurden. Im Sommer zeigen hier „echte“ Wikinger Handwerkskunst von anno dazumal. Stärkung in fester und flüssiger Form bietet das Museumscafé.
Infos: Öffnungszeiten: ganzjährig, täglich. Eintritt: Erwachsene 8,00 Euro, Kinder 3,00 Euro. Standort: Haddebyer Noor 3, 24866 Busdorf. GPS: 54°29’55”N, 09°34’14”E.
Schon im Frühen Mittelalter drang von Süden kommend das slawische Volk der Wenden ins heutige Mecklenburg-Vorpommern vor. In Groß Raden geht ein Museum ausführlich auf das Siedlungsverhalten im damaligen Westslawischen Reich ein. Ein 800 Meter langer Waldlehrpfad führt dann zur Slawensiedlung aus dem 9. und 10. Jahrhundert, die in den achtziger Jahren entdeckt und modellhaft aufgebaut wurde. Gezeigt werden neben Ringwall und Tempel auch verschiedene Baustile des frühen Mittelalters. Parkmöglichkeit für Pkw gibt es im Dorf Groß Raden. Wer kann, fährt von hier aus am besten mit dem Rad weiter, ansonsten 1,3 km Fußweg.
Infos: Öffnungszeiten: April bis Oktober: täglich; November bis März: Di–So. Eintritt: Erwachsene 3,50 Euro, Kinder: 2,00 Euro. Standort: Kastanienallee 49, 19406 Groß Raden.
Wer für ein paar Stunden aus der Zeit fallen möchte, sollte den Besuch im Museumsdorf Hösseringen nicht missen. Höfe, Scheunen und Werkstätten aus dem nordwestlichen Niedersachsen wurden hier wieder aufgebaut, das älteste Gebäude ist fast 450 Jahre alt. Das Leben von Groß- und Kleinbauern ist ebenso plastisch dokumentiert wie die Entwicklung des landwirtschaftlichen Handels und verschiedener Gewerke. Auf dem Heideentdeckerpfad blöken die Heidschnucken, im Sommer wird alljährlich ein Festival mittelalterlicher Musik veranstaltet.
Infos: Öffnungszeiten: März bis Oktober, Di–So. Eintritt: Erwachsene 6 Euro, Kinder frei. Standort: Landtagsplatz 2, 29556 Suderburg. GPS: 52°50’38”N, 10°24’21”E.
Lange wurde gerätselt,wo die Schlacht im Teutoburger Wald tatsächlich stattfand. Bis man 1990 bei Kalkriese Zeugnisse davon fand. Wo Hermann, der Cherusker, die römischen Legionen im Jahre 9 besiegte, gibt es heute ein sehenswertes Museum, das auf die unterschiedlichen Lebensweisen von Germanen und Römern eingeht. Im umliegenden Park lässt sich nicht nur lebendige Archäologie bestaunen. Kinder können hier auch auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Geschichte gehen. Sehenswert sind auch Veranstaltungen wie die Römer- und Germanentage.
Infos: Öffnungszeiten: April bis Oktober: täglich, November bis März: Di–So. Eintritt: Erwachsene 9,50 Euro, Kinder 6,50 Euro. Standort: Venner Straße 69, 49565 Bramsche-Kalkriese. GPS: 52°24’23„N, 08°07’48”E.
Der Spreewald ist eine der ersten Adressen für Radtouren – für den Weg nach Lehde kann man sich aber auch ab Lübbenau mit einem Kahn zum Freilandmuseum staken lassen. Das Gleiten über die schmalen Kanäle garantiert Entschleunigung. Im Gegensatz zu anderen Museen hat die wendische Siedlung mit etwa 100 Häusern die Größe eines ausgewachsenen Dorfes. Plastisch wird das Leben der Sorben im Spreewald dokumentiert. Für Speis und Trank ist auch gesorgt – nicht nur im dort angesiedelten Gurkenmuseum. Wegen der Größe der Areals ist die Mitnahme eines Fahrrads empfehlenswert.
Infos: Öffnungszeiten: April bis September: täglich. Eintritt: Erwachsene 5,00 Euro, Kinder 1,00 Euro. Standort: An der Giglitza 1a, 03222 Lübbenau OT Lehde. GPS: 51°51’46”N, 13°59’27”E.
Die Ursprünge Xantens liegen zwar weit vor der Zeit der römischen Besetzung, doch haben Cäsars Truppen deutliche Spuren hinterlassen. Der Archäologische Park Xanten ist heute das größte archäologische Freilichtmuseum Deutschlands. Zwischen Originalresten und nachträglich errichteten römischen Bauwerken bekommt man einen lebendigen Eindruck davon, wie sich Technik und Kultur der Römer auf die Lebensweise auswirkten. Über der Eingangshalle des einstigen Bades befindet sich darüber hinaus das Römer-Museum, und im Sommer locken römische Wochenenden zum Familienausflug.
Infos: Öffnungszeiten: ganzjährig, täglich. Eintritt: Erwachsene 9,00 Euro, Kinder frei. Standort: Am Amphitheater, 46509 Xanten. GPS: 51°39’59”N, 06°27’06”E.
Ganz so schlicht kann der Neandertaler nicht gewesen sein – immerhin besiedelte er etwa 100 000 Jahre lang weite Teile Europas. Obendrein war er nicht nur Jäger und Sammler, sondern auch ein geschickter Handwerker. Am Fundort des vor 30 000 Jahren ausgestorbenen Verwandten des Homo sapiens wurde ein schönes Museum errichtet, das die scheinbar primitive Steinzeit in ein realistisches Licht rückt. Für Kinder entpuppt sich das Museum schnell als Ort zum Mitmachen. Im Außengelände erreicht man in wenigen Minuten den Ausgrabungsort; ein Wildgehege beherbergt Tiere, die es schon zur Eiszeit gab.
Infos: Öffnungszeiten: ganzjährig, täglich. Eintritt: Erwachsene 11,00 Euro, Kinder 6,50 Euro. Standort: Talstr. 300, 40822 Mettmann. GPS: 51°13’36”N, 06°57’04”E.
Viele Sagen und Geschichtenranken sich um die Kelten, reale Spuren und Zeugnisse des alten Stammes aber gibt es kaum. Nachdem man in Hessen Reste einer keltischen Höhensiedlung entdeckt hatte, wurde auf dem Glauberg bei Glauburg ein Museum errichtet, das sich umfassend mit der rätselhaften Geschichte beschäftigt. Prunkstücke sind die Funde aus drei Fürstengräbern sowie die Statue eines Keltenfürsten. Im archäologischen Park werden dem Besucher auf einem Rundweg die sichtbaren und noch verborgenen Relikte der einstigen Siedlung nahegebracht.
Infos: Öffnungszeiten: ganzjährig, täglich außer montags. Eintritt: Erwachsene 7,00 Euro, Kinder 3,00 Euro. Standort: Am Glauberg 1, 63695 Glauburg. GPS: 50°18’23”N, 09°00’24”E.
Nur einen Katzensprung von der tschechischen Grenze entfernt befindet sich seit 2011 der Geschichtspark Bärnau-Tachov, wo sich alles um das frühe Mittelalter ab dem achten Jahrhundert dreht. Bärnau liegt an der von Kaiser Karl IV. installierten Goldenen Straße, die die Handelsroute zwischen Nürnberg und Prag sicherer machte. In verschiedenen Arealen befinden sich typische Behausungen von Fischern, Handwerkern und Bauern. An Wochenenden wird oft mittelalterliches Leben nachgestellt. Nicht versäumen sollte man die informative Dauerausstellung.
Infos: Öffnungszeiten: März bis November, täglich außer montags. Eintritt: Erwachsene 7,00 Euro, Kinder: 4,50 Euro. Standort: Naaber Straße 5 b, 95671 Bärnau. GPS: 49°48’33”N, 12°25’51”E.
Ganz Franken an einem Nachmittag erkunden? Im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim stellt das kein Problem dar. Gezeigt werden nicht nur Häuser aus sieben Jahrhunderten, sondern auch alte Gewerke. In der Saison kann man regelmäßig dabei zuschauen, wie Bier gebraut wird; Korbflechter und weitere Handwerker zeigen ihre Künste. Das weitläufige Areal berücksichtigt dabei unterschiedliche Baustile aus allen Regionen Frankens. Auf die Frühgeschichte des Landstrichs geht eine Dauerausstellung im archäologischen Museum ein. Sonntags werden kostenlose Führungen angeboten.
Infos: Öffnungszeiten: April bis Oktober täglich, bis 15. 12. Di–So, 16. 12. 2019–6. 3. 2020 geschlossen. Eintritt: Erwachsene: 7,00 Euro, Kinder: 6,00 Euro. Standort: Eisweiherweg 1, 91438 Bad Windsheim. GPS: 49°29’44”N, 10°24’57”E.
Kaum vorstellbar, dass vor 147 Millionen Jahren das Altmühltal eine tropische Insel- und Lagunenlandschaft war, in der Saurier lebten. Mitten im heutigen Naturpark widmet sich der Dinopark Altmühltal in Denkendorf dem urzeitlichen Leben. Beim Spaziergang über einen 1,5 Kilometer langen Erlebnispfad können 70 Urzeittiere bestaunt werden, und der Tyrannosaurus Rex ist natürlich auch dabei. Fünf Schwerpunktzentren spannen einen Bogen über 400 Millionen Jahre Erdgeschichte. Im angrenzenden Museum können die versteinerten Relikte von Pflanzen und Tieren sowie lebensgroße Skelette einiger Saurier bestaunt werden.
Infos: Öffnungszeiten: ganzjährig, täglich. Eintritt: Erwachsene 19,50 Euro, Kinder 9,50 Euro. Standort: Dinopark 1, 85095 Denkendorf. GPS: 48°57’09”N, 11°28’07”E.
Schon vor 6000 Jahren war das Ufer des Bodensees besiedelt. Zum Schutz gegen Hochwasser und feindliche Stämme wurden Häuser verschiedentlich auf Stelzen in den See gebaut. In Unteruhldingen sind unterschiedliche Funde aus der Stein- und Bronzezeit zu einem besonderen Museum vereint. Neben der Dauerausstellung ist der Außenbereich besonders eindrucksvoll: Die Pfahlbauten können besichtigt werden, auf Führungen wird auf die Besonderheiten eingegangen. Anfang April bis Anfang November ist die Anlage täglich geöffnet, im Winter finden an ausgewählten Tagen öffentliche Führungen statt.
Infos: Öffnungszeiten: April bis November, täglich. Eintritt: Erwachsene 10,00 Euro, Kinder 6,00 Euro. Standort: Strandpromenade 6, 88690 Uhldingen-Mühlhofen. GPS: 47°43’32”N, 09°13’42”E.