Camping-Reise an die oberbayrischen Seen

Camping-Reise an die oberbayrischen Seen Mit dem Caravan ins Blaue Land

Kochelsee, Riegsee, Walchensee, Staffelsee, Spitzingsee – die kleineren der oberbayerischen Seen haben einen besonderen Charme. In der Nebensaison wird es ruhiger an ihren Ufern – eine gute Zeit für eine Reise mit Kunst, Genuss, vielen Panorama-Wanderungen und Ruhepausen mit Aussicht.

Walchensee, Kochel, Germany Miriam Eh/Unsplash.com
Campingreise Oberbayern
Oberbayrische Seen
Oberbayrische Seen
Oberbayrische Seen 28 Bilder

Wow, was für eine Aussicht: Wetterstein-Massiv, Karwendel, die Kitzbüheler Alpen sind im dezenten Sonnenlicht zu sehen. Und davor der Walchensee, er sieht fast aus wie ein Fjord. Auf der anderen Seite der Kochelsee, über ihn blickt man ins oberbayerische Flachland – und ganz da hinten, sind das nicht der Starnberger und der Ammersee?

Die Wanderung auf den 1.731 Meter hohen Herzogstand lohnt sich immer. Wir nehmen die gemütliche Variante und fahren mit der Seilbahn zum Herzogstand-Haus. Der Weg von der Bergstation zum Gipfel dauert eine halbe Stunde, der Föhn hat uns eine gigantische Weitsicht beschert. Schon von der Bergstation aus blicken wir auf den Walchensee und auf die Halbinsel Zwergern, auf der der schöne Campingplatz liegt.

Oberbayrische Seen
Joachim Negwer
Der Wanderweg zum Herzogstand führt in Serpentinen hinauf zum Gipfelkreuz – die Aussichten sind grandios.

Die ganze Gegend hier heißt auch das Blaue Land, am nächsten Tag kann man das auch nachvollziehen: Der Walchensee ist mittags nicht mehr dunkelgrün wie gestern, sondern leuchtend türkis.

Tipp für die Nebensaison: die Mautstraße am südlichen Ufer des Walchensees entlangfahren, für Radler übrigens kostenlos. Es geht fast direkt am Ufer entlang, gibt immer wieder schön gelegene Parkplätze und Strände. Im Corona-Sommer 2020 war hier alles total überlaufen, alle waren nur genervt.

Jetzt gibt es neue Regeln für die Durchfahrt der Privatstraße. In der Nebensaison ist die Stimmung zauberhaft, ein junges Pärchen hat sich Tisch und zwei Stühle ganz nah ans flache Wasser gestellt und picknickt. Alleine mit dem türkisfarbenen See, den Bergen, weißen Wölkchen im dunkelblauen Himmel. Eine Situation fürs "Weißt-du-noch-Schatz-Fotoalbum". Gemütlich fahren wir weiter an den Schliersee.

Panoramawege rund um den Schliersee

Dort steht der Caravan auf dem netten Campingplatz Schliersee – eine perfekte Ausgangsbasis für schöne Wanderungen. In den letzten Jahren sind rund um den See viele neue Panoramawege ausgewiesen worden. Und kaum ist man auf einem der Wege, schon ist es ruhig.

Wir könnten zum idyllischen Spitzingsee wandern oder einfach eine der vielen Aussichtsrouten rund um den Schliersee gehen. Oder wir wandern auf dem Prinzenweg von Schliersee an den Tegernsee, eine schöne, familienfreundliche Genusstour, bei der man in viereinhalb Stunden viele schöne Aus- und Einblicke hat.

Oberbayrische Seen
Joachim Negwer
Es blüht um die Wette im Ort Schliersee am Schliersee. Bewacht vom Kirchturm der barocken St. Sixtus Kirche, die zu den schönsten und ansprechendsten der Region zählt.

Szenenwechsel: Ein paar Tage und viele wunderbare Wander-Augenblicke später herrscht wieder Föhn, die Fernsicht ist großartig. Wir genießen sie von der Terrasse der Kreut-Alm in Großweil. Da unten liegen Kochel und der Kochelsee in der Sonne, den wir ja schon vom Herzogstand aus gesehen haben – wieder so ein Juwel der bayerischen Seen. Das Freilichtmuseum Glentleiten ist gleich um die Ecke – es besteht aus etwa 60 größeren Bauernhöfen und Handwerkerhäusern. Es zeigt, wie das Leben in dieser Region früher war.

Ein bisschen kneippen zwischendurch? Bitte schön: Unterhalb des Franz Marc Museums in Kochel am Kochelsee gibt’s beim Parkplatz eine Liegewiese, Bänke, einen kleinen Sand-Steinchen-Strand. Hose hochkrempeln, Schuhe und Strümpfe aus und rein ins klare Wasser.

Bereit fürs Franz-Marc-Museum? Leichtfüßig schaffen wir mit unseren gekühlten Füßen den Anstieg auf der anderen Straßenseite. Vor etwas über 100 Jahren fiel der bedeutende Maler des Expressionismus in Deutschland und Mitbegründer des Blauen Reiters 36-jährig im Ersten Weltkrieg in Verdun. Die meisten seiner Werke schuf er hier in der Gegend und wir stehen gleich Aug’ in Aug’ mit seinen berühmten blauen Pferden und anderen Tierbildern.

Der Blaue Reiter

Verständnislos und wütend verließen Anfang des 20. Jahrhunderts viele BesucherInnen die ersten Ausstellungen des Künstlerkollektivs – heute werden ihre Werke weltweit gefeiert. Wenigen sind alle Namen der beteiligten Künstler geläufig, fast alle jedoch kennen den Namen des Kollektivs: Der Blaue Reiter. Den erfanden Franz Marc und Wassily Kandinsky am Kaffeetisch in Sindelsdorf.

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Franz Marc - Springendes Pferd
Die Seele der Tiere wollte Marc abbilden. Viele seiner Werke sind im Franz Marc Museum in Kochel ausgestellt.

Inspiration für ihre zunehmend expressionistischen Werke fanden sie in ihren Künstlerkollegen, der Landschaft um Murnau am Staffelsee und der bayerischen Volkskunst. Viele ihrer Werke kann man heute in den Museen Oberbayerns bewundern. Im Lenbachhaus in München etwa, dem Schloßmuseum oder dem Münter-Haus in Murnau.

Auftritt Staffelsee in Murnau. Kulisse: Sonnenuntergang. MitspielerInnen: Enten, die V-förmige Spuren im Wasser hinterlassen. Ein Ruderer, der schließlich sein Boot auf den kleinen Sandstreifen setzt. Zwei Stand-up-PaddlerInnen als Scherenschnitte im Gegenlicht.

ZuschauerInnen auf den hier aufgestellten sechs Bänken: zwischen vier und 84 Jahren geschätzt – die hingebungsvoll den rosa Himmel anschmachten (die Alten), Minischiffchen aus Gras und Stroh schwimmen lassen (die Kleinen). Leise weht Pink Floyd aus einem Lautsprecher, manche trinken Bier oder Cocktails aus der nahen Kneipe. Fehlen bloß noch ein Lagerfeuer und einer mit einer Klampfe.

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Joachim Negwer
Der Campingplatz Halbinsel Burg ragt in den Staffelsee hinein.

Mit Mühe reißen wir uns los aus der Andacht und radeln die paar Minuten zum Campingplatz Halbinsel Burg. Hier sind die Plätze am Ufer alle belegt, eingemummelte Menschen sitzen beim Abendessen am Campingtisch direkt am Wasser, die Sonne scheint golden durchs Bierglas, lässt woanders den Wein im Kühler funkeln. So fühlt sich Camping-Glück an.

Die Region im Überblick: Spielplatz der Künstler und Könige

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CARAVANING
Campingplätze und sehenswerte Orte in Oberbayern.

Ihr Anblick kann tiefen Frieden bringen und Demut lehren. Die Alpen zogen seit jeher die Menschen in ihren Bann, auch Künstler und Könige, was sich in der reichen Kultur zeigt. Eine Tour durch den Süden Oberbayerns.

1. Mittenwald
Der knapp 300 Jahre alte Turm der barocken Kirche St. Peter und Paul ist schon von weitem sichtbar. Das Wahrzeichen liegt im historischen Ortskern, zwischen mit Lüftlmalereien verzierten Häusern und nur wenige Schritte vom Geigenbaumuseum entfernt. Wer Tradition erleben will, ist hier genau richtig – wer Lust auf die Berge hat, ist es auch.

2. Schliersee
Münchner Künstler entdeckten den stillen Ort Ende des 19. Jahrhunderts und rührten ordentlich die Werbetrommel. Wanderwege und Wellness folgten: Die Vitaltherme "monte mare" zum Beispiel, von der man einen weiten Blick auf den See und die Berge hat. Unbedingt probieren: Slyrs, einen echten Single Malt Whisky aus Schliersee.

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Joachim Negwer
Vor 300 Jahren war Schloss Tegernsee noch ein Kloster.

3. Tegernsee
Vor 300 Jahren war Schloss Tegernsee noch ein Kloster. Dann wurde es von König Max I. gekauft und zum Landsitz ausgebaut. Bis heute wird es von den Wittelsbachern bewohnt. Öffentlich ist das Gelände dennoch. Ein Glück, liegen doch eine der bekanntesten Brauereien Bayerns und das Herzogliche Bräustüberl Tegernsee hier.

4. Kochel
Max II. und sein Sohn Ludwig II. schwärmten für die ruhige Gemeinde am Fuß des Herzogstands und auch Franz Marc zog es regelmäßig hierhin. Ob die drei auch schon auf den Berg gestiegen oder durch das nahe gelegene Moor gewandert sind? Ganz sicher hätten sie gerne die moderne Kristall Therme Trimini besucht, die gibt es aber erst seit 2017.

5. Walchensee
Klares Wasser, naturbelassene Strände und dunkle Nadelwälder: Der Walchensee ist einer der schönsten Seen Deutschlands. Besonders malerisch sieht er von oben aus, vom Herzogstand etwa, bequem erreichbar mit der Herzogstandbahn. Von dort sieht man das türkisfarbene Wasser und bekommt direkt Lust aufs Schwimmen.

6. Murnau
Vor über 100 Jahren zogen vier Mitglieder des Blauen Reiters nach Murnau und brachten dem Ort den Ruf einer Künstlerkolonie ein. Ob sie das besondere Licht anzog, die drei Seen oder die Berge, ist unbekannt. Grund zu bleiben war vielleicht die Brauerei Karg, die etwa zur gleichen Zeit gegründet wurde und auch heute noch feinstes Weißbier braut.

Lokale Spezialität: Knödel

Viele Millionen Knödel werden jährlich in Bayern gegessen! Allein von den Touristen 40 Millionen, ginge man davon aus, dass jeder nur einen äße. Die Dunkelziffer ist viel höher, gibt es doch für jeden Geschmack einen Knödel.

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Joachim Negwer
Knödel - ein wahres Geschmacksgedicht.

Vorbei die Zeiten der ausschließlichen Schweinebraten-Kombi. Mittlerweile gibt es sie gerieben, gesemmelt, in Suppe, gebraten, vegetarisch und süß. Gemeinsam ist ihnen nur noch der Ausruf: hmmmmm – ein Gedicht.

10 Campingplätze-Tipps in Oberbayern

Campingplatz Demmelhof 83646 Bad Tölz (D) 12 Bewertungen 31 EUR/Nacht
Camping Resort Zugspitze 82491 Grainau (D) 20 Bewertungen 60 EUR/Nacht
Campingplatz Renken 82431 Kochel am See (D) 11 Bewertungen 36 EUR/Nacht
Alpen-Caravanpark Tennsee 82494 Krün (D) 13 Bewertungen 27,50 EUR/Nacht
Camping Halbinsel Burg 82418 Seehausen am Staffelsee (D) 8 Bewertungen 22,30 EUR/Nacht
Camping Seeshaupt 82402 Seeshaupt (D) 6 Bewertungen 43,50 EUR/Nacht
Campingplatz Aichalehof 82449 Uffing am Staffelsee (D) 3 Bewertungen 29 EUR/Nacht
Camping Walchensee 82432 Kochel am See (D) 7 Bewertungen 27 EUR/Nacht
Campingplatz Schliersee 83727 Schliersee (D) 17 Bewertungen 35 EUR/Nacht
Camping Riegsee 82418 Riegsee (D) 3 Bewertungen 22 EUR/Nacht
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