Reise-Tipps für die portugiesische Region Centro

Reise-Tipps für die portugiesische Region Centro Klöster, Könige & Campingplätze

Zwischen Porto und Lissabon liegt eine Region, die viele CamperInnen nicht auf dem Schirm haben, die jedoch umso schöner ist. Drei Tipps für das Herz Portugals.

Camping-Reise Portugal Rolf Müller
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Camping-Reise Portugal 22 Bilder

Es ist eine steinerne, aber anrührende Szene: In alle Ewigkeit reichen sie sich die Hände, der König von Portugal, Duarte I., und seine Gemahlin Eleonore von Aragon. Der König in Rüstung mit Schwert, die Königin in einem weiten Mantel. Der Doppel-Sarkophag findet sich in einem der bemerkenswertesten Bauten Portugals, in den "Capelas Imperfeitas", den unvollendeten Kapellen des Klosters Santa Maria da Vitória von Batalha, in denen auch die Kinder des Paars die letzte Ruhe gefunden haben. Darüber wölbt sich der blaue Himmel Portugals. Das bedeutendste Nationalmonument des Landes steht wie die Klöster von Tomar und Alcobaça im Herzen des Landes, der Region Centro, zwischen Porto und Lissabon.

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Idylle im Klosterkomplex: Der schlichte Kreuzgang Alfons’ V. lädt zum Verweilen ein.

Die drei ehemaligen Klöster erzählen viel von der Geschichte des kleinen Landes am westlichen Rand des europäischen Kontinents, vom langen Kampf gegen das mächtige Kastilien im Osten um die Unabhängigkeit, von der Orientierung nach Westen, aufs Meer, und vom Entdeckergeist, der 1494 mit päpstlichem Segen im Vertrag von Tordesillas zu der Aufteilung der neu entdeckten Welt zwischen Spanien und Portugal führte. Und sie reihen sich mit ihrer eigenständigen, heute würde man sagen, weltläufigen Architektur und Kunst zu einer perfekten Erkundungstour von der spanischen Grenze bis fast ans Meer.

Tipp: Das Kombiticket für alle drei Klöster kostet 15 Euro; SeniorInnen über 65, SchülerInnen, Studierende zahlen die Hälfte.

1. Reise-Tipp: Imposantes Kloster in Tomar

Schon der Blick von der Ponte Velha, der alten Brücke über den Rio Nabão, den Fluss, der durch Tomar fließt, ist vielversprechend. Wie eine gewaltige Glaubensburg thront der Convento do Cristo über der Stadt. Die portugiesischen Tempelritter hatten Glück: Nach der Zerschlagung des Ordens durch den französischen König und den Papst im Jahr 1312 machte Portugals König Diniz aus dem heimischen Zweig den neuen "Ordem de Cavalaria de Nossa Senhor Jesu Christo".

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In den Gewölben des Klosters wurden Olivenöl und Wein gelagert.

Der Orden übernahm das 150 Jahre alte Templer-Kloster und kümmerte sich um die Reconquista, die Vertreibung der Mauren, sowie um die Entdeckung der Neuen Welt. Geblieben sind davon ein Klosterkomplex und die Baukunst aus vier Jahrhunderten mit nicht weniger als sieben Kreuzgängen, einer einzigartigen 16-eckigen Rotunde, dem ältesten Teil der Christus-Ritter-Kirche, deren geheimnisvollem Reiz man sich kaum entziehen kann. Fast wartet man auf den Ritter mit dem Gral, der aus dem Dunkel auftaucht.

Berühmt aber ist die Klosterburg für jene Teile, die im manuelinischen Stil gebaut wurden. Benannt ist die einzigartige portugiesische Spätgotik nach Manuel I., dem König in der Blütezeit des Landes und seiner Entdeckungen. Typisch sind die üppigen Ornamente: am Eingang zum Kloster und am Kapitelsaal. Hier schlingen sich Taue, Seile und Ketten in Stein, hängt steinerner Tang und rahmen musizierende Engel, prangen gekrönte Wappen. Portugals berühmtestes Fenster ziert mit überbordenden Ornamenten die Westseite des Kapitelsaals.

Beim Weg zurück lohnt ein Blick auf die Kirche São João Baptista und die schmucken Fassaden der Häuser am Platz der Republik, auf und in die Läden in der geschäftigen Rua Serpa Pinto, in die Rua da Judiaria mit der alten Synagoge, heute ein Museum, das an die jüdische Geschichte der Stadt erinnert – und auf die Roda do Mouchão, das große hölzerne Wasserrad mit mehr als 50 Tongefäßen, die in früheren Zeiten Wasser aus dem Rio Nabão geschöpft haben.

Der besondere Tipp: Sortelha

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Der besondere Tipp: Sortelha.

Sortelha empfiehlt sich als Abstecher bei der Fahrt nach Tomar: eines der interessantesten historischen Dörfer Portugals, fast nur mit Navi zu finden. Das mittelalterliche Städtchen liegt im Schatten der im 12. Jahrhundert errichteten Burg und lässt sich komplett auf der Stadtmauer umrunden. Die meisten der rund 450 EinwohnerInnen leben in der jüngeren Unterstadt. Nur 30 Kilometer nordwestlich liegt passend für die Etappe ein hübscher Campingplatz am Fluss.

2. Reise-Tipp: Die Geschichte der Seefahrer in Batalha

Er steht etwas verloren an der Rua Nossa Sra. do Caminho und schaut unbewegt auf Portugals Nationalmonument. Die überlebensgroße Büste Heinrichs des Seefahrers erinnert seit zehn Jahren daran, dass Infante D. Henrique seine letzte Ruhe im Kloster von Batalha gefunden hat, im Kreis von 15 Mitgliedern der Herrscherfamilie Aviz. Dom João I., zehnter König Portugals, hatte gelobt, ein Kloster zu gründen, wenn seine weit unterlegenen Truppen gegenüber denen Kastiliens siegreich blieben. In der Schlacht von Aljubarrota glückte dies 1385 dem Feldherrn Nuno Álvares Pereira, was zur Gründung der Mosteira de Santa Maria da Vitória führte, der Stadt rundum den Namen Batalha, Schlacht, bescherte. Dieser Sieg wird alljährlich am 14. August gefeiert.

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Die Bündelpfeiler der Capelas Imperfeitas enden im Blau des portugiesischen Himmels. In den sieben Kapellen haben Duarte I. und Eleonore mit ihren Kindern die letzte Ruhe gefunden.

Vier Jahrhunderte wurde an dem Kloster gebaut. Die Seefahrernation hat sich mit einem Seepferdchen als Wasserspeier an den Capelas Imperfeitas verewigt. Die Gründerkapelle mit ihrem Sternengewölbe und den Sarkophagen von João I., seiner Gemahlin Philippa von Lancaster und Heinrich dem Seefahrer fasziniert ebenso wie das kühne Gewölbe des Kapitelsaals, das sich über 360 Quadratmeter spannt. Hier ist das Grab des Unbekannten Soldaten, rund um die Uhr halten zwei Soldaten Ehrenwache. Meisterwerke der Steinmetzkunst, wohin das Auge blickt: die Maßwerke und das Säulendekor im Claustro Real, dem königlichen Kreuzgang, die Säulen des Brunnenhauses, vor allem aber die filigranen Gewänder am Eingangsportal der Capelas Imperfeitas.

Dem Feldherrn Nuno Álvares Pereira hat man auf dem Vorplatz ein eindrucksvolles Denkmal gewidmet. 2009 wurde er von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen. Ganz profan hingegen geht es jeden Montag beim besuchenswerten Wochenmarkt rund um die Markthalle von Batalha zu: Hier gibt es alles, was die Bauern und Bäuerinnen der Region an frischem Obst und Gemüse zu bieten haben.

Der besondere Tipp: Santuário de Fátima

Das Santuário de Fátima ist nicht nur für KatholikInnen einen Halt zwischen Tomar und Batalha wert. Schon der Blick auf den "Platz der Gebete" des Marien-Wallfahrtsorts ist überwältigend. Auf der einen Seite die Basilika mit ihrem 65 Meter hohen Turm, auf der anderen die moderne Igreja da Santíssima Trindade, die 8700 Pilger aufnehmen kann. Dazwischen bewegen sich die Pilger auf Knien zum Ziel. Rund um Fátima finden sich allerdings keine Campingplätze.

3. Reise-Tipp: Tragische Liebesgeschichte in Alcobaça

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Auch im Tod vereint: Eleonore von Aragon und Duarte I., König von Portugal, in den „Unvollendeten Kapellen“ von Batalha.

Eine Liebesgeschichte erzählen auch die beiden prächtigen Sarkophage in der Klosterkirche von Alcobaça, allerdings ohne Happy End. Hier ruhen König Pedro I. und Inês de Castro, erst Geliebte, dann Gattin und Mutter seiner Kinder. Weil Pedros Vater Alphonso IV. befürchtete, dass aus der Verbindung mit Inês Ansprüche Kastiliens erwachsen könnten, ließ er seiner Schwiegertochter und ihren beiden unehelichen Söhnen die Kehlen durchschneiden. Wofür sich Pedro nach dem Tod seines Vaters furchtbar rächte.

Wie entstand das Kloster Alcobaça am Zusammenfluss der Bäche Alcoa und Baça? Portugals erster König Afonso Henriques schenkte 1174 nach der Vertreibung der Mauren aus Santarém den Zisterziensern das Land und legte vier Jahre später selbst den Grundstein für die erste Kirche. Die wuchs zu Portugals größtem Kirchenbau heran, im strengen frühgotischen Stil der Zisterzienser, 106 Meter lang, 20 Meter hoch, aber nur 17 Meter breit, was den strengen Eindruck noch verstärkt. Nicht so recht dazu passt die barocke Fassade mit den beiden Glockentürmen, die im 18. Jahrhundert angebaut wurden. 33.000 Quadratmeter umfasste der Klosterkomplex ursprünglich.

Fünf Kreuzgänge dienten dem Stundengebet der mehr als 1000 Mönche, die hier lebten. In der 18 Meter hohen Küche konnte unter dem auf acht Säulen ruhenden Kamin ein ganzer Ochse am Spieß braten. Für die Fische gab es ein eigenes Becken, durch das das Wasser des Alcoa floss. Sehenswert sind auch das Refektorium mit der Lesekanzel, vor der die Mönche aßen, die sieben Dormitorien, der Kapitelsaal, die zweigeschossige Bibliothek und der Königssaal mit seinen Azulejobildern aus der Geschichte des Klosters.

Der besondere Tipp: Óbidos

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Der besondere Tipp: Das malerische Städtchen Óbidos.

Óbidos, zwischen Alcobaça und dem Atlantik gelegen, gilt als eine der malerischsten Städte Portugals. Von dem bunten Gewirr von Gässchen kann man sich am besten bei einem Rundgang auf der Stadtmauer ein Bild machen. Den berühmten Kirschlikör, den Ginjinha de Óbidos, sollte man aber besser nach dem Ausflug auf die Mauer kosten. Zehn Kilometer, eine kleine Radtour entfernt liegt die Lagune von Óbidos, eine der schönsten des Landes, samt Campingplätzen und einem schier endlosen Sandstrand.

Campingplatz-Tipps in Centro

Parque de Campismo do Castelo do Bode 2200 (PT)
Ohai Nazaré Outdoor Resort 2450 Nazaré (PT) 1 Bewertung
Camping Orbitur Valado Nazaré (PT) 2 Bewertungen
Camping Orbitur São Pedro de Moel 2430 Marinha Grande (PT) 1 Bewertung

Weitere Informationen

Mehr zur Region Centro und weiteren interessanten Zielen unter www.visitportugal.com/de. Lesenswert: DuMont-Kunst-Reiseführer Portugal von Hans-Peter Burmeister.

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