- Moderne Architektur trifft auf geschichtsträchtige Altstadt
- Der besondere Tipp: Festung Spielberg
- Informationen
- Campingplatz-Tipps in Brünn, Tschechien
Der Spaziergang durch die Jahrhunderte startet am Krautmarkt. Herrschaftliche Palais, ein Riesenbrunnen mit barockem Pomp und gotische Kirchtürme säumen den ansteigenden Platz, auf dem sich die BrünnerInnen seit 700 Jahren mit frischem Obst und Gemüse, mit Blumen und Delikatessen versorgen. Ein perfekter Auftakt, um sich auf die Gelassenheit der mährischen Metropole einzustimmen.

Dass bis 1918 in Brünn – auf Tschechisch Brno – die Habsburger das Sagen hatten, zeigt sich in der historischen Bausubstanz. Spannende Führungen und Themenwege vergegenwärtigen die einstige kulturelle Vielfalt im Herzen Europas – bis zum Zweiten Weltkrieg lebten in Brünn Tschechen, deutschsprachige Brünner und Juden Seite an Seite.
Viele Geschichten drehen sich um den legendären örtlichen Innovationsgeist. So wie beispielsweise eine Glühbirneninstallation am Mahen-Theater. Sie erinnert etwa daran, dass weder Prag noch Wien und schon gar nicht London oder Paris über das erste elektrisch beleuchtete Schauspielhaus des Kontinents verfügten, sondern Brünn, und das bereits 1882!
Moderne Architektur trifft auf geschichtsträchtige Altstadt
In der Zwischenkriegszeit mauserte sich die mährische Landeshauptstadt zu einem Labor der modernen Architektur. Davon zeugt im Vorort Cerná Pole die Villa Tugendhat, 1928–1930 vom deutschen Bauhaus-Architekten Ludwig Mies van der Rohe für das jüdische Textilunternehmer-Paar Fritz und Grete Tugendhat entworfen. Stahlträger, Flachdach und riesige Panoramafenster setzten damals bahnbrechende Maßstäbe in der Baukunst.
2001 von der Unesco zum Weltkulturerbe geadelt und zehn Jahre später von den Böden bis zu den Türknäufen originalgetreu restauriert, präsentiert sich die lichtdurchflutete Villa heute als eine Pilgerstätte für Architekturfans. Im luxuriösen Interieur mit 237 Quadratmeter großem Wohnsalon, einer Wand aus marokkanischem Onyx-Stein und Tropenholz-Vertäfelungen klingt nach, warum Brünns berühmtestes Bauwerk seinerzeit auch als teuerstes Einfamilienhaus der Welt galt.

Zurück in die Altstadt, die nach dem Ende des Kommunismus vor 30 Jahren Schritt für Schritt herausgeputzt worden ist. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß erreichbar, und von Überdrüber-Tourismus, den manche aus Prag kennen, keine Spur. StudentInnen, sie machen ein Sechstel der 380.000 Einwohner aus, Kreative und Künstler bringen Leichtigkeit und Lebenslust in die Gassen. Dazu kommt eine quirlige Gastronomieszene.
Cafés mit Industrie-Design, Lokale mit Crossover-Küche, Kleinbrauereien und hippe Bars laden zu einer Pause im opulenten Besichtigungsmenü. Für ihre Opulenz bekannt ist auch die traditionelle böhmisch-mährische Küche. In den Pfannen schmurgeln deftige Braten und nehmen Karpfen in Biersoße Geschmack an, bevor sie mit flaumigen Knödeln zu einem deftigen Mahl arrangiert werden. Vielleicht noch eine Portion Buchteln als Dessert? Wie dem auch sei – dazu passt jedenfalls ein Krug vom Starobrno (Altbrünner) Bier am besten!
Der besondere Tipp: Festung Spielberg
Für die schönste Aussicht auf das städtische Gesamtkunstwerk spazieren BesucherInnen auf die 282 Meter oberhalb der Altstadt von Brünn gelegene Festung Spielberg empor. Wo anno dazumal Straftäter und politische Gegner der Habsburger ihrem Ende entgegenblickten, sind heute das Museum der Stadt und ein Veranstaltungszentrum untergebracht.

Angelegt wurde Spielberg als Burg in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und machte im Laufe der Jahrhunderte einige Wandlungen durch. Zur Festung Mitte des 17. Jahrhunderts erweitert, wurde ab 1783 ein Teil als ziviles Gefängnis genutzt.
Informationen
Tourist-Infos gibt es am Hauptbahnhof, im Alten Rathaus (Radnická 8) sowie in der Panenská-Straße (Panenská 1). Der BRNOPAS bietet viele Vergünstigungen und freie Fahrt mit Bus und Tram (24 Std. 290 CZK, ca. 11 €).