Es herrscht absolute Stille. Vorsichtig schließe ich die Tür unseres Caravans, um bloß kein lautes Geräusch zu verursachen. Auf keinen Fall wollen wir so früh morgens unsere CampingnachbarInnen wecken. Das Auto parkt schon seit gestern Abend vor dem Platzeingang. Normalerweise würden wir jetzt auch noch tief und fest schlafen, aber der Gedanke ist zu verlockend, das absolute Highlight der Region – die Bastei – in schönster Sonnenaufgangsstimmung zu erleben.
Um kurz nach 5.30 Uhr sind wir angekommen, ein kleiner Fußweg führt hoch zur Aussichtsplattform, die schon jetzt mit vielen anderen UrlauberInnen besetzt ist. Und dann ist es so weit: Die ersten Sonnenstrahlen kämpfen sich über Hügelkämme sowie durch Baumkronen und beleuchten Stück für Stück das markante Felsentor mit dem wundervoll warmen Morgenlicht, das viele berühmte Maler des 19. Jahrhunderts wie Caspar David Friedrich bereits in den Bann zog. Die Kameras der BesucherInnen klicken im Akkord, im Einklang mit den sich ständig verändernden Lichtverhältnissen der aufgehenden Sonne. Ein Glück, dass wir heutzutage nicht mehr mit 36er-Filmen, sondern auf Speicherkarten mit riesigem Datenvolumen fotografieren.

Nachdem die ersten gefühlten hundert Bilder im Kasten sind, geht es weiter über die knapp 77 Meter lange Felsenbrücke, die vor Urzeiten aus Sandstein erbaut wurde und von der aus wir einen grandiosen Ausblick genießen, auf die Elbe mit dem Kurort Rathen dort unten, den 415 Meter hohen Lilienstein und weitere markante Tafelfelsen der Sächsischen Schweiz. Was für ein Tagesauftakt! Glücklich und entspannt sitzen wir zwei Stunden später mit einem Kaffee wieder vor unserem Caravan und beobachten, wie der Platz langsam zum Leben erwacht.
Mehr als nur die Bastei
Wer denkt, mit der Bastei sei jetzt das absolute und womöglich einzige große Highlight der Reise beschrieben, der irrt. Diese Region hat neben ihren Naturdenkmälern noch so viel mehr zu bieten.
Da ist zum Beispiel Pirna, das eigentliche Tor zur Sächsischen Schweiz. Wir flanieren am Rathaus vorbei, auf dem eine große Sonnenuhr prangt, und weiter zum Marktplatz, um in einem der gemütlichen Lokale Platz zu nehmen. Neben uns plätschert der markante Pirnaer Sandsteinbrunnen von 1774, hinter dem die aufwendig restaurierten und reich verzierten Bürgerhäuser ein tolles Bild abgeben.
Gut gestärkt geht es nun weiter zur Besichtigung der spätgotischen Hallenkirche St. Marien (1502), deren Inneres mit seinen imposanten Bögen, den verspielten Gewölben und braun glänzenden Holzbänken eine wohltuende Ruhe ausstrahlt.

Etwas sportlicher gestalten wir dann den folgenden Tag rund um den kleinen Ort Königstein. Ein steiler Weg führt hinauf zur gleichnamigen Burg. Spuren von mehr als 750 Jahren Geschichte erwarten die BesucherIn hier oben, die die riesige Wehranlage zu einem eindrucksvollen Ensemble aus Bauten der Spätgotik, der Renaissance und des Barock geformt haben.
Zudem hat man einen fantastischen Ausblick rüber zum Lilienstein und über das Elbtal. Dank seiner Lage am Flussufer mit dem berühmten Elberadweg ist Königstein auch ein idealer Ausgangspunkt, um die Region per (Leih-)Fahrrad zu erkunden. Alternativ kann man auf dem Strom mit einem Kanu oder ganz gemütlich per Ausflugsdampfer entlangschippern. Und dann gibt es hier natürlich noch diese himmlischen, wagenradgroßen Kuchen aus dem Holzofen der Hofbäckerei Königstein. Ein großes Stück mit ordentlich Sahne muss sein.
Für die Weiterreise packen wir auch gleich noch eins der köstlich duftenden Brote ein, die perfekte Stullen für unsere geplanten Wanderungen ergeben. Vorher heißt es aber noch, ein paar Kalorien wieder runterzuschwitzen, und zwar in der Saunalandschaft der Toskana Therme im nahen Bad Schandau – diese alte Kurstadt war übrigens auch schon Drehort für Filme mit Hollywood-Stars wie Tom Hanks und Halle Berry.
Die malerischen Felsformationen der Sächsischen Schweiz setzen sich dann in der Böhmischen Schweiz auf tschechischem Gebiet fort. Der jüngste Nationalpark Tschechiens ist Bestandteil des Elbsandsteingebirges und bietet ebenso wie sein sächsisches Pendant tolle Wege durch Wälder sowie eindrucksvolle Gebirgslandschaften.
Lohnenswerter Abstecher nach Tschechien
Gleich hinter der Grenze liegt das bekannteste Wahrzeichen dieser Gegend, das eindrucksvolle Prebischtor. Vom Campingplatz aus ist es nicht weit. Auch hier gilt wie bei der Edmundsklamm und anderen Sehenswürdigkeiten im Nachbarland: Wer zu Tagesrandzeiten kommt, entgeht den Besuchermassen, speziell in der Hochsaison.

Wenn man nach so viel Natur nun zum Abschluss der Reise noch einen Stadtbummel durch das quirlige Dresden einlegt, mit all seinen Prunkbauten, den vielen Restaurants und Geschäften, dann hat man das Beste aller Welten erlebt. Und reist mit tollen Eindrücken ab – womöglich noch mit gut gefüllten Shopping-Tüten.
Die größte Attraktion der Sächsischen Schweiz: Bastei
Die beliebteste Sehenswürdigkeit für UrlauberInnen ist zugleich die älteste im Elbsandsteingebirge: Schon 1789 fand die Felsformation "Bastei" erstmals Erwähnung in der Reiseliteratur. Einst trieben hier Raubritter ihr Unwesen, bevor die Romantiker und später die vielen TouristInnen kamen.
Durch das markante Felsenensemble, das spektakulär 194 Meter bis zur Elbe hin abfällt, zieht sich die 76,5 Meter lange Sandsteinbrücke, die mit sieben Bögen die Schlucht des Wehlgrunds überspannt. Sie wurde 1851 als Ersatz für eine baufällige Holzbrücke erbaut und führt zur Ruine der Burg Neurathen, ihres Zeichens größte mittelalterliche Felsenfestung dieser Region. Bei einem Rundgang können hier etwa eine Zisterne, Katapulte und Steinkugeln besichtigt werden. Einkehren kann man im Restaurant am Eingang zur Bastei.
Die Region Elbsandsteingebirge im Überblick

Egal ob im deutschen oder tschechischen Teil des Elbsandsteingebirges, an attraktiven Zielen herrscht hier kein Mangel. Wer dann wieder urbanes Flair schnuppern will, ist in Sachsens Hauptstadt goldrichtig.
Dresden
Die sächsische Landeshauptstadt mit rund 570.000 EinwohnerInnen lohnt unbedingt einen Besuch, schon wegen ihres kulturellen Reichtums. Bekannteste Monumente sind etwa die Frauenkirche, die Semperoper und der Zwinger mit seinen prächtigen Gärten. Zudem gibt es gute Shops, Restaurants und Cafés zur Genüge.
Pirna
Die alte Handelsstadt mit ihren 38.000 EinwohnerInnen verzückt vor allem durch ihren mittelalterlichen Stadtkern. Herausragend sind hier die schönen Bürgerhäuser rund um den Marktplatz, die Marienkirche und das Renaissance-Rathaus. Oberhalb der Stadt thront die ehemalige Festungsanlage Schloss Sonnenstein.
Königstein
Der direkt an der Elbe liegende 2.400-Einwohner-Ort verdankt seinen Namen der imposanten Burg, die als größte Bergfestung Europas gilt. Seit mehr als 800 Jahren thront sie auf einem 247 Meter hohen Tafelberg über dem Städtchen. Dank ihrer exponierten Lage galt sie einst als sicherster Ort Sachsens.
Rosenthal-Bielatal
Die beiden Ortschaften Rosenthal und Bielatal liegen inmitten eines riesigen Waldgebiets, das bis nach Tschechien reicht. Charakteristisch für die bei WandererInnen und RadlerInnen, aber vor allem bei KlettererInnen beliebte Region sind die Unmengen an Felstürmen mit Kraxelrouten aller Schwierigkeitsgrade.
Bad Schandau
Im ältesten Kurort der Region (rund 3.600 EinwohnerInnen) lockt nicht nur die Therme mit ihren Kur- und Wellnessangeboten, sondern auch das mittelalterliche Zentrum und der große Botanische Garten. Ein Wahrzeichen der Stadt ist der 1905 erbaute historische Personenaufzug in einem 50 Meter hohen Eisenturm.
Prebischtor
Nur knapp 8 Kilometer sind es von Bad Schandau bis nach Tschechien. Hauptattraktion dort ist das Prebischtor als größtes Felsentor Europas. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Edmundsklamm. Ein Weg führt dort spektakulär an den Felswänden entlang. Bisweilen geht es nur mit einem Boot weiter.
Ideales Ziel für Kletterbegeisterte

Das Elbsandsteingebirge ist besonders beliebt bei sportlichen UrlauberInnen. Die Gegend rund um das Bielatal mit seinen 239 Gipfeln (im Foto die Herkulessäulen) gilt als größtes Klettergebiet der Region. Sie zieht TouristInnen aus ganz Europa an. Es gibt auch Kletterkurse für AnfängerInnen.