Mit dem Caravan nach Polen: Für Gipfelstürmer & Grenzgänger

Mit dem Caravan nach Südpolen Für Wanderer und Naturliebhaber

Der Süden Polens bietet Campern ein schönes Revier in ursprünglichen Natur- und Kulturlandschaften, zahlreiche Wandermöglichkeiten und glasklare Badeseen.

Reise-Tipp Südpolen Carolin Hlawatsch
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Polen eignet sich prima für Campingreisen. Nach dem Norden mit seiner 500 Kilometer langen Ostseeküste und der Masurischen Seenplatte wartet nun der Süden mit Gebirgen und Seen auf uns. Wir sind dieses Mal mit einem Campingbus unterwegs, die Reise funktioniert aber genauso mit einem Gespann. Gut drei Wochen planen wir für die Tour ein. Die neuen, blitzsauberen Wanderstiefel im Gepäck wollen wir direkt auf unserer ersten Reisestation einweihen.

Gebirgsort Karpacz

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Carolin Hlawatsch
Polnischer Räucherkäse ist eine Freude für Auge und Gaumen.

Der Urlaubsort Karpacz liegt am Fuß des Riesengebirges in den Sudeten. Hier soll neben eingeführten Mufflons auch der sagenumwobene Waldgeist Rübezahl zu Hause sein. Und tatsächlich, wir treffen ihn im belebten Ortskern in der interaktiven Ausstellung „Die Geheimnisse des Riesengebirges“. In der Fußgängerzone, am Berghang gelegen, laden zahlreiche Cafés und Restaurants zum Verweilen ein. An einem Stand decken wir uns mit dem salzigen polnischen Räucherkäse ein, ein leckerer Snack auf Wanderungen und herrlich zum kühlen Bier.

Rund um Karpacz finden wir dann zahlreiche Wandermöglichkeiten, uns zieht es zum „Wilden Wasserfall“ und zu den „Rabenfelsen“. Und dann sind da noch eine Sommerrodelbahn, die nordische Stabkirche am Wang-See, das Museum für Sport und Tourismus und noch manches mehr.

Schon ganz zünftig sehen die Stiefel am Abend des Folgetags aus. Wir haben mit ihnen den höchsten Berg des Riesengebirges erklommen, die 1.602 Meter hohe Schneekoppe. Rund fünf Stunden dauern Hin- und Rückweg vom Wanderparkplatz der Liftstation Karpacz aus. Wir hätten auch bequem bis hinauf auf die Koppenplan-Hochebene gondeln können. Von dort gelangt man, je nach Kondition, in rund einer Stunde zur kahlen Gipfelkuppe. Mit unserem vierbeinigen Begleiter, dem Drahthaar-Vizsla Yeti, meiden wir den Sessellift.

Auf der Koppenplan-Hochebene genießen wir eine Pause auf der Sonnenterrasse des Berghotels Schlesierhaus. Oben auf der Schneekoppe verläuft die Grenze zwischen Polen und Tschechien. Auf tschechischer Seite gibt es ein Postamt, von dem aus wir schriftlichen Beweis unserer Wanderleistung zu den Lieben nach Hause senden.

Danzig
Touren

Campingplatz am Nysa-See

Wandern und Baden im Wechsel, das ist auf einer Reise durch Südpolen gut zu realisieren. 200 Kilometer weiter südlich tauchen wir in den Jezero Glebinowskie ein, auch Nysa-See oder polnische Copacabana genannt. Unser Campingplatz hat einen schönen Sandstrand. Am Rand des Areals darf Yeti mit uns im Schatten der Bäume liegen und sich im Wasser abkühlen. Die im Reiseführer angepriesene Stadt Nysa finden wir eher unspektakulär. Heute lassen wir uns im Campingrestaurant verwöhnen.

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Carolin Hlawatsch
Hund Yeti erfrischt sich in einem Bergsee in den Beskiden.

Über die Bundesstraße 40 und die A 4 rollen wir an Tag fünf der Reise gen Krakau. Diese Stadt möchten wir auf keinen Fall auslassen, sparen sie uns aber für den Rückweg auf und zweigen jetzt ab auf die S 7 Richtung Nowy Targ. Hätten wir mehr Zeit, dann böte sich hier die Möglichkeit für einen Abstecher nach Zakopane in das Gebirge Hohe Tatra. Wir wählen indes den östlichen Weg über Novy Sacz bis in den Kurort Piwniczna-Zdrój, um die Region der Beskiden zu erkunden – trotz guter Erschließung noch ein Geheimtipp. Jetzt sind wir im äußersten Süden Polens angekommen. Nur wenige Kilometer weiter hinter den Bergen liegt die Slowakei.

Die Heilwasserquellen, die direkt aus dem Berghang sprudeln, sind das Kapital von Piwniczna-Zdrój. Unser Reiseführer lässt den Ort am Fluss Poprad unerwähnt, und wir hätten ihn nicht entdeckt, hätte uns nicht unser Freund Jurek eingeladen. Er betreibt dort die kleine Pension Dudek, was übersetzt Wiedehopf bedeutet.

Wandern in Piwniczna

Piwniczna ist Ausgangspunkt mehrerer gut ausgeschilderter Wanderrouten. Wir wählen diejenige auf dem alten Grenzstreifen zwischen Polen und der Slowakei. Im Bergdorf Piwowarówka scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Vor bunten Holzhäusern watscheln Enten. Zwei alte Frauen mit Kopftuch jäten im Gemüsebeet. Neben ihnen schaukeln Kinder, dahinter grast eine Ziege.

Auch die Einkehr in die Bacówka-Hütte im Bergdorf Obiza ist ein Erlebnis: Aus der polnischen Speisekarte wählen jene, die dieser Sprache nicht mächtig sind, auf gut Glück. Durch einen Lautsprecher, der in der Hüttenatmosphäre etwas deplatziert wirkt, ertönt der Aufruf, sobald die Speise fertig ist. Wir lassen uns die typische Rote-Bete-Suppe und die mit Heidelbeeren gefüllten Pieroggie schmecken.

Die Gegend um Piwniczna bietet so viel Sehenswertes, dass wir hier ein paar Tage verweilen. Als Ausgangspunkt zur Burgruine Rytro, in die Altstadt Stary Sacz und zum Kurort Krynica-Zdrój mit seinen nostalgischen Holzvillen im Schweizer Stil bietet sich der Campingplatz Przystan Podwierzbie im ebenfalls sehenswerten Novy Sacz an.

Ein noch urtümlicheres Polen erlebt, wer auf reizvollen Strecken weiter in den äußersten Südosten in den Bieszczady-Nationalpark fährt. Hier am Rand der weiten Waldkarpaten im Drei-Länder-Eck Polen-Slowakei-Ukraine leben Wolf und Bär neben vielen Hirschen, einigen Elchen und dem Ende der sechziger Jahre wieder angesiedelten Wisent.

Nur wenige Menschen wohnen hier. Das genießen wir – bis unser Bus nach einer Nacht auf einem der Gratis-Camping-Areale zwischen Tannen am sprudelnden Fluss im weichen Boden stecken bleibt: Das Camp ist wohl eher für Zelte gedacht. Wo finden wir jetzt Hilfe? Handy: kein Empfang. Karte: keine größeren Ortschaften zu Fuß erreichbar. Sind wir nicht gestern an einem Bauernhof vorbeigekommen? Eine halbe Stunde Fußmarsch später versuchen wir dem polnischen Landwirt mit Händen und Füßen zu erklären, was passiert ist. Zwei Stunden später zieht uns der hilfsbereite Mann mit seinem Trecker aus der Matsche-Patsche.

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Carolin Hlawatsch
Ein großes Netz an gut ausgeschilderten und oft sehr aussichtsreichen Wanderrouten gibt es im Bieszczady-Nationalpark in Polens Südosten.

Auf kurvigen, aber gut ausgebauten Straßen geht es weiter bis zur letzten Siedlung im Nationalpark vor der ukrainischen Grenze. Wolosate liegt am Fuß des 1.346 Meter hohen Tarnica, des höchsten Gipfels in den Waldkarpaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten die Bewohner von Wolosate und anderer Dörfer der umkämpften Bieszczady-Region ihre Heimat wegen Grenzstreitigkeiten verlassen.

In der Folge konnte sich die Natur hier ungestört entwickeln. Noch heute ist Bieszczady die am dünnsten besiedelte Region Polens. Wenn wir schon mal am südöstlichsten Zipfel Polens sind, wollen wir natürlich die berühmtesten Bewohner dieser Ecke kennen lernen. Das sind – irgendwie typisch für die einsame Region – keine Menschen, sondern Pferde. In den achtziger Jahren entstand hier auf einem alten Firmengelände die Zuchtanlage für die vom Aussterben bedrohten Huzulen-Pferde. Im Pferdezuchtzentrum werden Kutschfahrten sowie Ausritte auf den zähen, der Bergwelt angepassten Huftieren angeboten.

Für den Rückweg planen wir knapp eine Woche ein. Im Erholungsort Solina baden wir im größten Stausee Polens. Und nach zwei Wochen Natur pur schließen wir unsere Tour mit einem abwechslungsreichen Kulturprogramm ab: Die wundervollen Städte Krakau und Breslau liegen beide auf unserer Rückreiseroute.

Camping in Polen – das müssen Sie wissen:

Campingplätze: Rund 340 Campingplätze findet man bei camping.info unter dem Schlagwort „Polen“. Viele davon sind kleine Plätze mit rudimentärer Infrastruktur.

Elektrizität: 230 Volt, Steckdosen der Euro-Norm Typ E (mit Swift wie in Frankreich), Adapter! CEE-Stecker nur auf einigen Campingplätzen.

Gasversorgung: 5- und 11-Kilo-Stahlflaschen wie in Deutschland. Tausch/Befüllen an vielen Tankstellen/Werkstätten in Städten.

Sicherheit: Es ist wie überall: Begegnen Sie den Menschen offen und freundlich, dann werden auch Sie nett behandelt. Unsicher braucht man sich in Polen wirklich nicht zu fühlen. Im Gewusel touristischer Orte sollte man, wie woanders auch, nicht mit offener Handtasche zu Diebstahl quasi einladen.

Sprache: Viele Polen sprechen Englisch, einige sogar Deutsch. Lernen Sie zuvor ein paar Wörter in der Landessprache. Das ist oftmals ein wahrer „Türöffner“!

Geld und Preise: Polnische Währung sind Zloty und Groszy. 1 Euro = 4,22 Zl (Stand März 2018). Geldautomaten (bankomaty), an denen man mit der Maestro- oder Kreditkarte abheben kann, gibt es in allen größeren Städten und touristischen Orten. Höchstbetrag: 1.000 bis 2.000 Zloty pro Tag. Bargeld tauscht man bei Banken oder in Wechselstuben. Polen zählt zu den günstigsten Zielen für Camper. In Restaurants zahlt man etwa 20 bis 40 Zloty für ein Hauptgericht.

Straßen: Besonders im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2012 sind in Polen Hunderte Kilometer neuer Autobahnen und Schnellstraßen entstanden. Dennoch ist das Netz dünner als in Deutschland. Auf den oft holprigen Landstraßen kommt man eher langsam voran. Auch tagsüber ist mit Abblendlicht zu fahren. Die Alkoholgrenze liegt bei 0,2 Promille. Autobahnen sind mautpflichtig. Überwiegend wird Streckenmaut an Mautstationen kassiert. Auf einigen Autobahnen gilt das „viaTOLL“-System. Fahrzeuge über 3,5 Tonnen benötigen hier eine „viaBOX“, die mit einem Geldbetrag aufgeladen wird. Die Box kann an Tankstellen im Grenzbereich gegen eine Kaution geliehen werden. Info: www.viatoll.pl

Hunde: Haustiere müssen gechipt und mindestens drei Wochen, höchstens zwölf Monate vor der Einreise gegen Tollwut geimpft sein. EU-Heimtierausweis mitführen.

Nationalpark: Die Nationalparkregionen in Polen sind touristisch gut erschlossen, Wanderwege bestens ausgeschildert. Kartenmaterial gibt es nicht nur bei den Nationalpark-Stationen, sondern auch bei den Touristeninformationen, die weit verbreiteter sind als in Deutschland. Im Bieszczady-Nationalpark stehen 70 Prozent der Fläche unter sehr strengem Schutz. Ranger kontrollieren, ob Wanderer auf den Wegen bleiben. Hunde dürfen dort nicht mitgeführt werden.

Campingplatz-Tipps in Polen

50-996 Breslau: Camping Stadion Olimpijski Nr. 117
Sehr einfacher, weitläufiger Campingplatz auf dem grünen Gelände des Olympiaparks. Straßenbahnstation direkt vor dem Camp. Saison: April bis Mitte Oktober.
Standort: Aleja Ignacego Paderewskiego 35, GPS 51°07’02”N, 17°05’26”E, Telefon 00 48/7 13 48 46 51

Camping Wroclaw Nr. 126
Kleiner, familiärer Campingplatz auf ebenem Wiesengelände am Stadtrand. 5 km ins Stadtzentrum, gute Straßenbahnverbindung. Familienplätze. Haustiere erlaubt. Saison: 1. April bis 28. Oktober.
Standort: Starodworska 11 A, GPS 51°04’33’’N, 17°05’21’’E, Telefon 00 48/6 01 93 31 33.

58-540 Karpacz: Kemping Pod Lipami
Einfacher Platz auf ebenem Gelände. Wiese mit Bäumen, an der Ortseinfahrtstraße, Zentrum mit Restaurants zu Fuß erreichbar, Supermärkte in der Nähe. Haustiere erlaubt. 25 Stellplätze. Keine Entsorgungsmöglichkeit für Chemie-Toilette und Grauwasser. Saison: 1. Mai bis 15. September.
Standort: 3 Maja 8, GPS 50°46’50”N, 15°45’44”E, Telefon 00 48/5 04 23 10 39.

30-001 Krakau: Camping Smok
Solider Platz mit Wiesengelände auf einem Hügel nahe der Weichsel. 4 km ins Stadtzentrum, Bushaltestelle am Camp. Radweg über Damm in die Altstadt. Haustiere erlaubt. 2 ha, 50 Stellplätze. Saison: Ganzjährig.
Standort: Kamedulska 18, an der Straße 780, GPS 50°02’52”N, 19°52’52”E, Telefon 00 48/1 24 29 83 00.

33-395 Nowy SA˛cz (Beskiden-Region): Camping Przysta´n Podwierzbie
Familiärer, kleiner Platz auf ebenem Wiesengelände mit kleinem Badesee, Sauna, Whirlpool, Sportplatz, Kinderspielplatz. Haustiere erlaubt. Saison: Ganzjährig.
Standort: Dunajcowa 122, GPS 49°38’51”N, 20°40’34”E, Telefon 00 48/6 92 00 47 90.

48-300 Skorochów (bei Nysa): Camping Nyski Osrodek Rekreacyiny
Solider Platz auf weitläufigem, leicht welligem Wiesengelände, Badestrand, Beachvolleyballplätze, Restaurant. 150 Stellplätze auf Kies. Saison: Juni bis September.
Standort: Ca. 3 km westlich von Nysa, an der Straße 46 Richtung Otmuchów, GPS 50°28’38”N, 17°16’46”E, Telefon 00 48/7 74 33 20 26

38-612 Solina: Camping Jawor
Solider Platz mit terrassiertem Wiesengelände mit Bäumen. Schöner Blick auf den See und die umliegenden Berge. Fußweg zum Strand und zur Staumauer. WLAN nahe der Rezeption. Haustiere erlaubt. 4 ha. Saison: Mai bis September.
Standort: Aleksandra Soli´nskiego 38, GPS 49°23’37”N, 22°27’33”E, Telefon 00 48/1 34 69 18 47.

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