Wenn die CARAVANING-Redaktion campen geht, bleibt kein Auge, äh, keine Kehle trocken. Wir verraten unsere Lieblingsgetränke für den Urlaub. Ist ihres auch dabei?
Urlaub vom Reinheitsgebot
"Camping ist der Zustand, in dem der Mensch seine eigene Verwahrlosung als Erholung empfindet!” – Von diesem witzigen Mottoaufkleber eines Campingnachbarn inspiriert, gab es im letzten Kroatienurlaub kühles Bier, und zwar aus der Dose. Der Grund ist nicht, dass der gute Tropfen in dieser Form besser schmeckt, sondern dass mir das Dosenpfand in Deutschland gehörig die Lust an Dosenbier verhagelt. Pfand gibt es zwar auch in Kroatien, allerdings ist dieses so gering, dass der nächste Mülleimer meist deutlich einladender ist als die klebrigen Finger am Pfandautomaten. Mein Lieblingsgetränk für heiße Sommertage an der Adria ist daher ganz klar: Karlovacko – einfach eiskalt, süffig, gut. (Philipp Heise)
Ein Bier vom Baum

Wer heute Korsika bereist, fährt nicht selten durch ganze Wälder knorriger Bäume. Dass diese Bäume mit ihren kleinen Früchten in schwierigen Zeiten der Insel das Überleben sicherten, wissen die wenigsten. Brotbaum wird die Esskastanie, die der Region Castagniccia den Namen gab, hier auch genannt, weil sie lange Zeit eine Art Grundnahrungsmittel war. Aus ihrem Mehl wurde Brot gebacken und zahlreiche andere Lebensmittel gewonnen. Was läge da näher, als auch ein Bier daraus zu brauen. Sollte man meinen, doch auf Korsika, das eigentlich keine Bierbrautradition hat, kam man tatsächlich erst 1995 auf die Idee. Was dem Reiz des amberfarbenen Pietra, das gerne auch in originalverkorkten 0,75-Liter-Flaschen gekauft wird, keinen Abbruch tut. Das Kastanienmehl, das vor der Gärung zugegeben wird, verleiht ihm den charakteristisch herben Geschmack, den man am besten abends im Campingstuhl genießt und der fast allein schon die Reise wert ist. (Dominic Vierneisel)
Ganz Texel in einem Glas

Ganz oben in den Niederlanden, auf der Nordsee-Insel Texel lässt es sich wunderbar urlauben. Der Strand, das Meer, die Dünen und Dämme, die weitläufigen grünen Wiesen voller flauschiger Schafe – Entspannung pur in nahezu unberührter Natur! Texel ist aber auch Bier. Die Insel leistet sich eine eigene Brauerei, die mittlerweile elf verschiedene Sorten erlesener Biere anbietet, gebraut aus Dünenwasser und heimischen Zutaten. Ich habe es immer wieder genossen, nach einer Strandwanderung oder einer Radtour in einer Strandkneipe in der Abendsonne zu sitzen und den Tag mit einem dieser leckeren Biere ausklingen zu lassen. Irgendwie schmeckt es doch tatsächlich wie ganz Texel in einem Glas – herrlich erfrischend wie die Wattluft, leicht herb und ziemlich kräftig. Für mich eine tolle Alternative zu all den Beck’s, Jevers und Flens. (Steffen Zink)
Bier-Versuche

Normalerweise bevorzuge ich ja die Biere aus einer kleineren Münchner Brauerei und die aus einem Brauhaus am Tegernsee. Aber im Süden Europas gehören die einheimischen Biersorten einfach dazu. So gibt es am Gardasee zum Abendessen oft die kultige 66-cl-Flasche Birra Moretti oder Peroni. Geschmacklich haben die Sorten zwar wenig Tiefgang (sagt man das so beim Bier?), gut gekühlt vermitteln sie für mich aber Urlaubsfeeling pur. Gleiches gilt für mein spanisches Pflichtbier. San Miguel, gerne auch mal aus der Dose, immer eiskalt. Geschmacklich deutlich besser als die beiden italienischen Biere, kommt dieses Bier sogar manchmal auch zu Hause auf den Tisch. (Christian Becker)
Der Geschmack des Südens

Zu Hochprozentigem kann man stehen, wie man will, auch der Geschmack von Anis ist wohl nicht jedermanns Sache. Die Kombination daraus hat mich jedoch seit meinem ersten Südfrankreichurlaub begeistert: Es geht um Pastis, den Aperitif schlechthin an der französischen Mittelmeerküste. Gibt es eine bessere Einstimmung auf ein abendliches Menü als diese Düfte des Südens mit Eiswasser passend dosiert? Der Erfolg des Pastis hat übrigens auch touristische Auswirkungen. Aperitif-König Paul Ricard kaufte sich Mittelmeerinseln, die heute tolle Ausflugsziele sind. Auf der Ile de Bendor, die vor Bandol liegt, kann man neben viel Natur und Kunst auch ein Wein- und Spirituosenmuseum mit über 8000 Flaschen bewundern. (Ulrich Kohstall)
Cider – mehr als Apfelsaft!

An apple a day keeps the doctor away – behaupten jedenfalls die Briten. Ob das nur für die Früchte frisch vom Baum gilt, sei mal dahingestellt. Aber auch ohne heilende Wirkung ist der vor allem in England produzierte Apfelwein Cider ein Hit. Die großen Anbaugebiete von Cider-Äpfeln liegen in Wales und Südengland, es ist praktisch unmöglich, im Frühjahr die prächtig blühenden Apfelbäume zu übersehen. Wer es beim Anschauen nicht belassen will, findet in jedem englischen Pub eine zufriedenstellende Auswahl. Bekommt man in deutschen Pubs vor allem Cider der Marke Strongbow, ist die Vielfalt im Heimatland dann doch um einiges größer. Besonders angetan, nicht nur wegen des coolen Etiketts, hat es mir "Thatcher's Green Goblin". Da darf’s dann auch mal mehr sein als nur eins pro Tag. (Anne Mandel)