Weinwandern im Vinschgau

Nebensaison-Tipp: Reise nach Südtirol Weinwandern im Vinschgau

Südtirol bietet sich als Ziel für die Nebensaison an. Das Wetter im Süden der Alpen ist vielversprechend und der Weg nicht so weit. Wer schon Pläne fürs Frühjahr machen will: Wir hätten da ein paar Tipps.

Suedtirol Rebecca Kluge-Steiner, Daniel Steiner
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Rechts und links die Alpen und im Tal Apfelplantagen, soweit das Auge reicht, ja, wir sind angekommen, im Vinschgau, einer der abwechslungsreichsten Gegenden Südtirols. Im Marmor-Dörfchen Laas haben wir mit Stellplatz Nummer 13 auf dem kleinen Familiencamping Badlerhof einen Glückstreffer gezogen. Der Ausblick beim Frühstück ist herrlich, strahlend blauer Himmel und um uns herum die Berge.

Der Campingplatz liegt direkt an der Etsch, mit einem großartigen Radweg bis nach Meran. Laas ist ein typisches Südtiroler Dorf mit einem kleinen Supermarkt, zwei Bäckern mit einer riesigen Auswahl an verschiedensten Brötchen zum Frühstück, zwei Metzgern und zwei Restaurants rund um den Marktplatz. Beim Bäcker Dorf-Beck, keine fünf Minuten vom Camping entfernt, solltet ihr unbedingt die traditionellen Vinschgauer probieren, köstlich.

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Im Etschtal reihen sich viele gute Campinganlagen auf. Camping Badlerhof gehört zu den beliebtesten Plätzen. Er schließt am 5. November und hat im April wieder geöffnet.

Wie in nahezu jedem kleinen Dorf in Italien hat auch Laas eine alte Kirche, die nur durch die Etsch und die Schienen der Vinschger Bahn vom Campingplatz getrennt ist. Früh aufstehen heißt es, da die Glocken bereits um sechs Uhr morgens läuten. Die Bahn stellt keinen Störfaktor dar, da sie lediglich einmal in der Stunde vorbeifährt. Zusätzlich ist der Platz mit einem kleinen Café ausgestattet, welches zum Schlemmen von Eis und Kuchen oder zum Genuss eines Aperol Spritz unter Schatten spendenden Bäumen einlädt.

Bereits am ersten Tag schnüren wir unsere Wanderschuhe und starten vom Campingplatz in Richtung Göflaner Alm. Dass wir die zurückgelegten Höhenmeter noch Tage später in unseren Oberschenkeln merken werden, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Durch die Apfelplantagen geht es raus aus dem Dorf, dann biegen wir links ab und folgen den Schildern in Richtung des Bergdorfes Tarnell.

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Nach der Gipfeltour über das Wetterkreuz wandern wir bergab zur Latscher Alm. Weite Stücke des Wegs führen über Almwiesen. Hier blüht die rostrote Alpenrose, die zur Gattung der Rhododendren gehört.

Der Weg verläuft zuerst durch den Wald und später durch blühende Almwiesen, um dann erneut in dichten Nadelwald zu wechseln. Eigentlich ist die einfache Strecke zur Göflaner Alm weniger als sieben Kilometer lang, jedoch sollte man die 980 Höhenmeter nicht unterschätzen. Die Oberschenkel brennen, da der letzte Kilometer nochmal alles abverlangt. Daniel wird auf den letzten Metern in Richtung Hütte immer schneller und bestellt uns schon mal ein kühles Radler und ein Pfefferminz-Quellwasser – so gut!

Die Anstrengung und die Schmerzen in den Beinen sind für einen Moment vergessen, und wir genießen das Bergpanorama mit Blick auf den Göflaner Marmorbruch. Für den Abstieg nach Schlanders stärken wir uns mit Tiroler Köstlichkeiten. Die Knödel-Trilogie mit Kraut können wir nur empfehlen. Von Schlanders fahren wir eine Station mit der Bahn nach Laas zurück. Die Benutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel in Südtirol – darunter Züge, Busse und einige Seilbahnen – ist in der Vinschgau-Card enthalten, die Gäste kostenlos am Campingplatz erhalten.

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Von dem Meran Waalweg aus hat man einen tollen Blick über Meran und die Berge.

Fitness und passende Ausrüstung sind für diese Wanderung Voraussetzung. Wer nicht ganz so wandererprobt ist und sich die grandiose Almhütte und das Bergpanorama trotzdem nicht entgehen lassen will, dem können wir als Alternativroute empfehlen, mit dem Pkw ab Göflan die Serpentinen bis zum Haselhof hochzufahren und hier am Straßenrand zu parken. Von hier sind es noch gut zwei Stunden Wanderung und weniger als 400 Höhenmeter. Das geht auch mit dem Mountainbike.

Da das Wetter erneut herrlich zu werden verspricht, kommen die Wanderschuhe auch am zweiten Tag zum Einsatz. Um uns heute ein paar Höhenmeter zu sparen, nutzen wir die Gondel von Latsch hoch auf 1.740 Meter nach St. Martin im Kofel. Mit der Gästekarte gibt es hier eine Ermäßigung. An der Bergstation angekommen, werfen wir einen Blick in die kleine Kapelle und starten unsere Tour in Richtung Dolomitenblick.

Die Wanderung verläuft fast nur über bewirtschaftete Almwiesen, und die ein oder andere Kuh passiert unseren Weg. Für eine zünftige Brotzeit solltet ihr alles einpacken und ausreichend Zeit am Dolomitenblick einplanen, hier findet ihr passende Sitzmöglichkeiten und ein grandioses Bergpanorama vor, was gerne zum längeren Verweilen einlädt. Bevor es mit der Gondel wieder runter ins Tal geht, gibt's noch einen riesigen Kaiserschmarrn an der Bergstation mit herrlichem Ausblick ins Vinschgau.

Unterwegs in Meran und Umgebung

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Sommerpromenade heißt der Uferweg entlang der Passer in Meran. Wir folgen ihr in Richtung Steinerner Steg, Garten der Tiere und Gilfklamm. Weiter geht es hoch hinaus über den Tappeiner-Weg.

Nach zwei Tagen Wandern steht ein wenig Sightseeing auf dem Plan. Wir nutzen unsere Vinschgau-Card für die gut einstündige Bahnfahrt nach Meran. Nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt stehen wir in der berühmten Laubengasse und lassen uns von der italienischen Lebensfreude anstecken. Die Lauben sind die längsten in ganz Südtirol, mit einer zusammenhängenden Länge von 400 Metern, unter denen man auch bei Regenwetter einen trockenen Shoppingtag verbringen könnte.

Wir gehen weiter über die Sommerpromenade in Richtung Steinerner Steg, Garten der Tiere und Gilfklamm. Weiter geht es hoch hinaus über den Tappeiner-Weg in Richtung Pulverturm. Der Aufstieg im Turm ist kostenfrei, und von oben hat der Besucher einen herrlichen Blick über die Stadt und die umliegende Bergwelt. Auch bei Regen lohnt es sich. Wir folgen weiter dem Tappeiner-Weg und steigen über einige Stufen wieder hinab nach Meran. Hier entdecken wir durch Zufall an der Sankt-Barbara-Kapelle die kleine Vinothek Claudia und gönnen uns ein Glas Südtiroler Wein. Wer kulinarisch ein wenig Südtirol mitnehmen möchte, sollte bei Pur Südtirol Merano vorbeischauen. Bei so vielen Köstlichkeiten kommt man hier aus dem Schlemmen nicht mehr heraus.

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Blauburgunder Rosé ist eine der Spezialitäten des Rebhof, neben Vernatsch, Zweigelt oder Riesling.

Neuer Tag – neuer Programmpunkt. Heute wollen wir zwei unserer liebsten Hobbys miteinander verbinden: Natur genießen beim Wandern und dazu ein gutes Glas Wein. Bereits am Vortag hatten wir uns für die öffentliche Weinverkostung im Weingut Rebhof zwischen Kastelbell und Tschars angemeldet. Die Verkostung findet jeden Mittwoch um 15.30 Uhr für angemeldete BesucherInnen statt. Wir fahren mit der Bahn nach Kastelbell und steigen oberhalb des Schlosses auf den Latschander Waalweg ein. Die Waalwege verlaufen meist mit wenig Steigung entlang kleiner Kanäle, welche zur Bewässerung von Obstwiesen und Weinbergen genutzt werden. Zum Schluss geht es runter durch Reben in Richtung unseres heutigen Ziels, dem Weingut Rebhof.

Der Tisch für die Weinprobe ist bereits mit Schüttelbrot und Gläsern gedeckt, sodass wir direkt mit einem spritzigen Weißburgunder loslegen können. Zwischendurch entführt uns Winzer Peter in seinen urigen Keller und erzählt uns draußen im Weinberg etwas zur Arbeit an den Reben. Nach einer Vielzahl an köstlichen Weiß- und Rotweinen und einer auch unterhaltsamen Weinverkostung füllen wir unsere Rucksäcke mit jeder Menge köstlichem Wein und werden mit einem Shuttle bis zur Bahnhaltestelle in Tschars gefahren.

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Nach der Gipfeltour über das Wetterkreuz wandern wir bergab zur Latscher Alm. Weite Stücke des Wegs führen über Almwiesen. Hier blüht die rostrote Alpenrose, die zur Gattung der Rhododendren gehört.

Die Latscher Alm stand ebenfalls weit oben auf unserer Wanderliste. So nehmen wir erneut frühmorgens die Bahn nach Latsch, steigen dort in die Buslinie 269 und fahren bis zur Endstation am Tarscher Sessellift. Die Fahrt mit dem Zweier-Sessellift ist bereits ein Erlebnis und dauert gut 20 Minuten. Immer wenn wir denken, wir wären oben angekommen, geht es noch ein Stück höher. Oben gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Wanderstrecken und Mountainbike-Routen. In unmittelbarer Nähe zur Bergstation befinden sich der Berggasthof und die Tarscher Almhütte, die zur Einkehr einladen. Wir entscheiden uns für eine Gipfeltour und wandern über das Wetterkreuz in 2.463 Meter Höhe und den Tarscher Jochwaal, über den Grat, bis wir zur Weggabelung kommen, die uns bergab zur Latscher Alm führt.

Weite Stücke führt die Tour über Almwiesen. Im oberen Teil sind kleinere alpine Stücke, die mit einer passenden Ausrüstung aber gut zu bewältigen sind. Der Ausblick ins Vinschgau und das umliegende Alpenpanorama ist unbezahlbar und lässt jede Anstrengung und erneute 800 Höhenmeter schnell vergessen. Der steile Abstieg bis auf 1.700 Meter führt uns über schmale Serpentinenpfade und im späteren Verlauf über mit Alpenrosen übersäte Wiesen. Mit der Latscher Alm finden wir erneut eine urige Berghütte vor und genießen das Latscher-Alm-Brettle. Vor der Hütte in der Sonne kann man die Zeit schon mal vergessen. Der Rückweg zum Sessellift hat es aber nochmal in sich. Hier sollte man je nach Gehtempo zwischen 30 und 60 Minuten einkalkulieren, da es nur bergauf geht.

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Solche lohenenden Ausblicke zeichnen Wanderungen in Südtirol, wie hier am Dolomitenblick, aus.

Unter den vielen kleinen Orten im Vinschgau möchten wir euch die kleinste Stadt der südlichen Alpen, Glurns, empfehlen. Glurns verzaubert durch sein mittelalterliches Flair und die vollständig erhaltene Stadtmauer, die teilweise für die TouristInnen begehbar ist. Wir haben den Besuch von Glurns mit einer entspannten Wanderung zur urigen Tschenglsburg verbunden. Hier werden die Vinschgauer noch im Steinofen der Burg frisch gebacken.

Da wir uns spontan entscheiden, unseren Urlaub bis auf den letzten Tag auszureizen, buchen wir noch eine Nacht auf dem Stadtcamping in Meran. Um kurz nach 10 Uhr stehen wir schon vor der Schranke des Live-Merano-Campings und haben Glück, dass wir unseren Platz mit der Nummer 77 bereits beziehen können. In Rekordzeit ist alles rund um unseren Bulli Finn aufgebaut, und so genießen wir im Anschluss vom Pool den Bergblick.

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Nicht weit entfernt vom komplett erneuerten Camping Live Merano ist die Pizzeria Ortler, auch ein Geheimtipp.

Den letzten Urlaubstag wollen wir genießen und schlendern vom Campingplatz in die Fußgängerzone. Ein Veneziano unter den Lauben darf da nicht fehlen. Wir schlendern an der Promenade der Passer entlang, und die mediterrane Blumenpracht kommt bei strahlendem Sonnenschein richtig zur Geltung. Am Denkmal der Kaiserin Sissi lesen wir, dass die Statue aus Laaser Marmor besteht.

Unseren letzten Abend in Südtirol lassen wir typisch italienisch ausklingen bei Pizza und Wein. Campingnachbarn haben uns die kleine, unscheinbare Pizzeria Ortler hinter dem Platz empfohlen. Hier sitzen fast nur Einheimische, und die Pizza ist einfach ein Gedicht.

Campingplatz-Tipps

1. Familiencamping Badlerhof

Camping Badlerhof 39023 Laas (IT) 7 Bewertungen 34 EUR/Nacht

2. Live Merano Camping

Live Merano Camping 39012 Merano (IT) 40 Bewertungen 80 EUR/Nacht
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