Familienurlaub im Caravan
Tipps fürs Camping mit Kindern

Urlaub, die schönsten Wochen des Jahres. Endlich ausspannen und Zeit für die Familie haben. Um mit Kindern zu verreisen, gibt es nichts Besseres als einen Caravan.

Young family getting the camping supplies out of the car
Foto: Marko Geber/GettyImages

Der Urlaub rückt näher und die Vorfreude auf die nächste Familienreise steigt von Tag zu Tag. Vor allem bei Kindern ist das deutlich zu spüren. Sie lieben Campingurlaub und freuen sich auf die gemeinsame Zeit im Caravan. Es gibt viele Gründe warum Camping mit Kindern einfach klasse ist. Den ganzen Tag ist man in der Natur und schnell schließen Groß und Klein Freundschaften.

Ein fahrendes Zuhause

Doch es gibt noch mehr Argumente, die für einen Campingurlaub sprechen. Bad, Küche, Schlafzimmer: Ein Wohnwagen ist ein fahrendes Zuhause. Gerade wenn man von Ort zu Ort tingelt, wie es viele Eltern auf Elternzeitreisen tun, ist der Wohnwagen eine Konstante.

Camping mit Kindern
Familiencaravan 2
Frank Eppler
Für Kinder wird der Wohnwagen schnell zu einem zweiten Zuhause.

Würde man von Hotel zu Hotel oder von Ferienwohnung zu Ferienwohnung ziehen, müssten sich gerade ganz kleine Kinder immer wieder an eine neue Umgebung gewöhnen und das kann anstrengend werden. Kinder genießen es, ihren eigenen Bereich getrennt von den Eltern im Wohnwagen zu haben. Kein Wunder also, dass Campingurlaub im Caravan gerade bei Familien so im Trend liegt.

Planung ist alles: Ein Selbstläufer ist der Campingurlaub mit Kindern allerdings nicht immer. Wer noch nie mit dem Wohnwagen unterwegs war, hat vor der ersten Reise einiges zu bedenken. Vom richtigen Grundriss des Caravans über das wichtigste Zubehör bis hin zur Wahl des passenden Campingplatzes sollte alles gut durchdacht sein.

1. Der richtige Wohnwagen-Grundriss

Bevor Familien sich einen Caravan kaufen oder mieten, müssen sie sich überlegen, welche Anforderungen sie an den Wohnwagen stellen. Soll er Festbetten haben oder ist es okay, dass man jeden Abend und Morgen die Sitzgruppe zu einem Bett umbaut? Sollen die Kinder in Stockbetten schlafen? Und wie groß sollen die Küche und das Bad sein?

Eriba Nova S 690 im Test
Ingo Wagner
Beliebt sind bei Familien Caravan Grundrisse mit einem Festbett, Stockbetten für die Kinder und einer Sitzgruppe.

Bei Familien beliebt sind vor allem Grundrisse mit quer eingebauten Stockbetten für die Kids im Heck, einem festen Bett für die Eltern im Bug und einer Sitzgruppe. Fast alle Hersteller haben diesen familientypischen Grundriss im Angebot, der sich im Detail noch anders konfigurieren lässt. Der Vorteil von Festbetten: Das allabendliche Bettenbauen entfällt, ohne dass man auf eine Sitzgruppe verzichten muss. Wenn Mama oder Papa morgens noch länger liegen bleiben will, kann der Nachwuchs schon am Tisch spielen.

Wichtig, bevor man Kauf- oder Mietvertrag unterschreibt: Probe liegen und auf Komfort und Sicherheit achten. Bei den Etagenbetten gelten 75 Zentimeter in der Breite als Untergrenze. Für Kleinkinder darf zudem ein ausreichend dimensionierter und stabiler Herausfallschutz an Bord nicht fehlen.

Familiencaravan 3
Frank Eppler
Ein Rausfallschutz am Kinderbett ist ein Muss.

Hat man sich als Familie für einen Wohnwagen entschieden, muss man checken, ob er zum Zugwagen vor allem hinsichtlich Anhänge- und Stützlast passt. Gerade in junge Familien besitzen die Eltern den Führerschein Klasse B. Hier lesen Sie welche Gespanne Sie mit Ihrem Führerschein bewegen dürfen.

2. Den passenden Campingplatz finden

Gerade wenn man in der Hochsaison oder zu Zeiten der Schulferien reist, sollten Familien frühzeitig einen Campingplatz reservieren. Campingplatzführer und verschiedene Online-Portale geben Auskunft darüber, was vor Ort geboten wird. Klar ist: Ein Campingplatz mit Animation ist teurer. Mit Strand und Meer macht man selten etwas verkehrt.

Ältere Kinder sollte man ruhig in die Planungen mit einbeziehen. Vor allem will aber auch der jüngere Nachwuchs durch Erzählungen auf die Ferien vorbereitet werden. Schließlich soll sich die ganze Familie auf den Urlaub freuen.

Das Tolle an Online-Portalen: Mit wenigen Klicks lassen sich Filter setzen und so die riesige Auswahl an Campingplätzen auf die eigenen Wünsche anpassen und reduzieren. Außerdem kann man über einige Portale die Campingplätze mittlerweile direkt buchen, was viel Zeit bei der Urlaubsplanung spart. Auch immer spannend und aufschlussreich: Die Bewertungen anderer CamperInnen.

3. Grundausstattung und Gepäck

Ein heikles Thema ist das Gepäck – nicht nur wegen der begrenzten Zuladung. Beim Einpacken der Spielsachen ist schon manche Träne gekullert. "Warum darf ich das nicht alles mitnehmen?" Mama oder Papa sind gut beraten, ihrem Nachwuchs die Entscheidung zu überlassen. Am besten weist man Sohn oder Tochter ein Staufach im Caravan zu, das er oder sie selbstständig bepacken darf. Was rein passt, darf mit. Der Rest bleibt zu Hause.

Wer mit Babys ins Ausland reist, sollte sich überlegen, einen gewissen Vorrat an Säuglingsnahrung mitzunehmen. Es ist nicht gesagt, dass dem kleinen Leckermäulchen der Babybrei im Gastland mundet. Außerdem können Sie in unserer Podcast Folge von Clever Campen nachhören, welche Grundausstattung man wirklich für den ersten Campingurlaub braucht.

4. Gültige Ausweispapiere

In jedem Fall müssen gültige Ausweispapiere mit. Trotz freier Grenzen muss man sich auch im Schengen-Ausland jederzeit ausweisen können. Ab 16 Jahren übernimmt das der Personalausweis, im weiter entfernten Ausland der Reisepass. Unter zwölf Jahren benötigen Kinder bei der Einreise in diverse Länder einen Kinderreisepass. Er ersetzt den früheren Kinderausweis.

Reisen Kinder ohne ihre Eltern ins Ausland, etwa Enkel in Begleitung ihrer Großeltern, empfiehlt das Außenministerium neben dem Ausweis eine formlose Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten. Infos und Vordrucke gibt es in einigen Bürgerbüros.

5. Während der Fahrt

Nicht zu lange Etappen fahren und genügend Pausen einlegen. "Wann sind wir endlich da?" ist die beliebteste Frage von Kindern während der Fahrt. Jetzt bloß nicht mit einem demotivierenden "nach der nächsten Kurve" rausreden. Kinder wollen ernst genommen werden. Die passendere Antwort lautet etwa: "Wenn der große Zeiger der Uhr auf der Fünf und der kleine auf der Zwölf steht." Noch besser ist, die Frage kommt gar nicht erst auf.

An diesem Punkt bietet ein Gespann einen großen Vorteil. Klar, während der Fahrt ist der Wohnwagen tabu. Doch bei einem Stopp kann man jederzeit auf die Gerätschaften im Wohnwagen zurückgreifen. Wer nicht über einen speziellen Gasregler – Stichwort Crashsensor – verfügt, dreht schnell das Gas auf, um die Kochstelle zu benutzen und dem Nachwuchs ein Fläschchen warm zu machen. Achtung: Vor der Weiterfahrt nicht vergessen, das Gas wieder abzudrehen. Außerdem hat man gekühlte Getränke an Bord. Der Kühlschrank läuft über die Bordbatterie auch während der Fahrt.

6. Pausen einlegen

Pausen sind ohnehin das beste Rezept gegen Quengelei und Langeweile. Grundsätzlich empfiehlt es sich, wenigstens alle zwei Stunden einen Stopp einzulegen und frische Luft zu schnappen. Bei der Gelegenheit sollte man auch dem Bewegungsdrang der Sprösslinge nachgeben. Warum nicht Frisbee, Fangen oder Ball spielen, wenn es die Gegebenheiten sicher zulassen?

Caravans sind perfekt für den Familienurlaub.
I. Krautberger
Regelmäßig Pausen einzulegen, entspannt die Fahrt in den Urlaub.

Im Idealfall ist der Nachwuchs danach so müde, dass er schläft und man eine längere Etappe am Stück zurücklegen kann. Aus diesem Grund schwören einige Wohnwagen-UrlauberInnen auf Nachtfahrten. Ratsam ist das aber nur für FahrerInnen, denen der geänderte Schlaf-Rhythmus und die Dunkelheit nichts ausmachen. Es ist auch nicht immer gesagt, dass die Kinder angeschnallt sitzend schlafen können. Kleinkinder in Babyschalen haben es da deutlich bequemer.

7. Zeit im Stau überbrücken

Ein Horror jeder Urlaubsfahrt: Stau. Vier Stunden im Auto und nur 30 Kilometer gefahren? Wohl denjenigen, die Spielsachen und Bücher für die Kids griffbereit haben. Auch einfache Spiele wie ‚Ich sehe was, was du nicht siehst‘ oder Singen hilft, Zeit zu überbrücken. Einige taugen für Kinder- und Erwachsenenohren gleichermaßen. Sind Geschmack und Alter zu unterschiedlich, bieten sich für die Kinder tragbare Abspielgeräte mit Kopfhörern an. Oder aber man vereinbart Zeitabschnitte, in denen jeder die persönliche Lieblingsmusik oder das Lieblingshörbuch hören darf.

Kinder angeschnallt im Fahrzeug
Fotograf Nicole Liedl
Um einen Stau zu überbrücken, dürfen die Kinder gern mal eine Hörgeschichte hören.

Die meisten Autoradios erkennen die Staudurchsagen und schalten automatisch aufs Radioprogramm um, wenn es Wichtiges von den Straßen zu melden gibt. Spannend ist es für Kinder, mit Mama oder Papa die Rücksitzbank gegen den Beifahrersitz zu tauschen, sofern sich ein etwaiger Kindersitz dort problemlos und sicher befestigen lässt. Der Platztausch kann auch Spannungen zwischen den Kids vorbeugen.

8. Reiseübelkeit

Reiseübelkeit kann ein Grund sein, wenn es im Fond verdächtig ruhig wird. Häufig befälllt sie Kinder zwischen zwei und sechs Jahren. Kinderarzt Michael Mühlschlegel aus Lauffen  am Neckar vergleicht sie mit Seekrankheit und erklärt sie mit unterschiedlichen Signalen, die das Gehirn vom Gleichgewichtsapparat im Ohr und den Augen empfängt. Sein Tipp: "Nicht lesen, sondern zur Windschutzscheibe hinausschauen." Auch auf Unterhaltungsgeräte wie tragbare Spielekonsolen rät er aus diesem Grund allenfalls wohldosiert zurückzugreifen.

9. Auf dem Campingplatz

Sind die Kinder zufrieden, kommen Eltern auf ihre Kosten. Endlich angekommen. Bevor man sich allerdings auf einem Campingplatz niederlässt, bietet sich eine Platzbegehung an. Einfach mal schauen, wo der Wohnwagen am besten steht. Wo stehen vielleicht andere Familien mit Kindern im gleichen Alter? Wie weit ist möglicherweise der Spielplatz entfernt?

An jeder fünften deutschen Badeseen-Messstelle im Flachwasser hat der ADAC Gesundheitsrisiken für Kinder festgestellt.
Auto-Medienportal.Net/ADAC
Am Urlaubsziel angekommen, besichtigt man erst einmal den Campingplatz.

21 Tipps fürs Reisen mit Kinder

Folgende Dinge sollten Sie beim Campingurlaub mit der Familie beachten. Unsere Caravaning-Tipps für stressfreie Ferien.

  1. Familientauglichen Caravan-Grundriss auswählen.
  2. Für jeden Mitreisenden sollte es ein eigenes Bett geben.
  3. Sitze mit Dreipunktgurten und Kopfstützen für alle Mitreisenden.
  4. An Kindersitze und Babyschalen denken. Achtung bei Befestigung auf dem Beifahrersitz.
  5. Airbag muss deaktivierbar sein.
  6. Urlaubsziel(e) rechtzeitig und genau planen, dabei auf die Familientauglichkeit achten.
  7. Kinder in Planung einbeziehen und auf Urlaub vorbereiten.
  8. Campingplatz ansteuern, gegebenenfalls reservieren.
  9. Gegebenenfalls mit befreundeter Familie verreisen.
  10. An gültige Ausweispapiere für alle Familienmitglieder denken (auch im Schengen-Raum wichtig).
  11. Großeltern mit Enkeln: zusätzlich Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigen (vor allem bei Auslandsreisen).
  12. Während der Fahrt angeschnallt sitzen bleiben.
  13. Der Aufenthalt im Caravan während der Fahrt ist verboten.
  14. Spielsachen, Bücher, Hörspiele mitnehmen und griffbereit im Zugwagen verstauen.
  15. Nicht zu lange Etappen fahren.
  16. Regelmäßige Stopps einlegen, frische Luft schnappen und ausreichend bewegen.
  17. Kindern Zeit geben, sich am Urlaubsort einzugewöhnen.
  18. In der Anfangszeit mehr mit ihnen beschäftigen.
  19. Regeln und Routinen von zu Hause im Urlaub beibehalten.
  20. Nicht zu häufig den Standort wechseln.
  21. Sonnenschutz: Hose, Hemd, Hut, hoher Lichtschutzfaktor.

Fazit

Familien, die ihren Campingurlaub mit Kindern im Vorfeld gut planen, werden ihren Spaß haben. Wichtig ist es den richtigen Caravan Grundriss zu wählen, das passende Zubehör an Bord zu haben und den optimalen Campingplatz für die eigenen Bedürfnisse zu buchen.

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten