In den vergangenen Jahren sind Caravans optisch immer ansprechender geworden: Die Formen werden fließender und bunte Muster verzieren die Außenwand. Die Achse wirkt dagegen häufig trist, denn viele Caravans rollen auf blanken Stahlfelgen aus dem Werk. Das ist schade, denn Camper wollen auch unterwegs ein rundherum schönes Zuhause. Die eigene Wohnung wird schließlich auch gerne verschönert – und sei es nur durch die Geranien im Balkonkasten.
Oft wird übersehen, dass Alufelgen nicht nur eine optische Aufwertung bedeuten. "Leichtmetallfelgen setzen weniger Rost an und sind in der Regel pflegeleichter als Stahlfelgen", sagt Thiemo Fleck, Reifenexperte bei promobil und auto motor und sport. Hieß es vor einigen Jahren noch, Alufelgen sollten nur im Sommer gefahren werden, ist das Leichtmetall dank einer speziellen Lackierung längst wintertauglich geworden. Auskunft darüber, ob das gewünschte Felgenmodell Streusalzattacken widersteht, gibt der jeweilige Felgenhersteller oder -händler.
Wieso haben nur so wenige Händler Alufelgen für den Caravan?
In den Preislisten mancher Wohnwagenhersteller sind Alufelgen als Sonderausstattung gelistet. Meist wird werkseitig jedoch nur ein Einheitsmodell angeboten. Die Suche beim Reifenhandel führt schnell zur Ernüchterung: Wer nach Alufelgen mit einer Zulassung für seinen Caravan fragt, muss ohne ein Angebot vom Hof fahren. Auf CARAVANING-Nachfrage erklärten mehrere Felgenhändler, der Leichtmetallfelgen-Markt werde vorrangig von den Caravanherstellern bedient. Die Ursache liege in den aufwändigen und kostspieligen Genehmigungsverfahren. Und letztlich sei die Nachfrage zu gering, um die Felgen wirtschaftlich erfolgreich im Sortiment zu führen.
Ist der Traum vom Leichtmetall damit aus? Nicht ganz, denn unter bestimmten Voraussetzungen ist die Einzelabnahme durch ein Prüfinstitut möglich. "Eine Einzelabnahme der gewünschten Felgen ist keine komplizierte Sache. Je nach Aufwand belaufen sich die Kosten auf 50 bis 100 Euro", sagt Philipp Schreiber vom TÜV München. Wichtig ist, dass der Lochkreis und die Einpresstiefe auf den jeweiligen Caravan abgestimmt sind. "Die Einpresstiefe der Felge beeinflusst die Spurweite und wirkt sich unter anderem auf die Spurstabilität aus", erläutert Michael Berberich, Entwicklungsleiter beim Fahrwerkstechnik-Experten Goldschmitt.
Was ist der Unterschied zwischen Pkw- und Caravan-Felge?
Eine 15 Zoll große Pkw-Felge mit dem Lochkreis 5 x 112 und einer Einpresstiefe von rund 30 Millimeter kann gegebenenfalls auf die Achse des Caravans passen und wenn sich das montierte Rad frei dreht, ist eine wichtige Bedingung erfüllt. Dient als Zugfahrzeug beispielsweise ein Audi A4, können die identischen Felgen als ästhetisches i-Tüpfelchen auch auf dem Wohnanhänger gefahren werden. "Bei Wohnwagen muss allerdings auch die Traglast der Felge berücksichtigt werden", sagt der Sachverständige.
Da viele Aluräder nur bis zu 700 Kilo zugelassen sind, darf die Gesamtmasse bei einem Einachser 1.400 Kilo nicht überschreiten. "Die Genehmigungsverfahren für Caravans mit Sonderrädern erfordern einen hohen Aufwand für den Felgenhersteller. Es müssten zu jedem Caravan-Typ die vorgesehenen Räder geprüft und genehmigt werden," erklärt Peter Kutschera vom Felgenhersteller Autec.
Für schwerere Caravans findet sich daher nur eine begrenzte Auswahl an geeigneten Felgen. Einfacher verhält es sich, wenn Alufelgen einer anderen Caravanmarke montiert werden sollen. Bei identischerAchskonstruktion spricht praktisch nichts gegen die Montage. Bei größeren Rädern ist jedoch Vorsicht geboten: Wer größere Felgen montieren lassen will, muss eventuell einen flacheren Reifen (kleinerer Querschnitt) wählen, damit das Rad in den Radkasten passt. Und das kann negative Auswirkungen auf den Fahrkomfort haben, weil flachere Reifen weniger federn. Der Caravan neigt dadurch vermehrt zum Hüpfen.
Kleines Felgen-Lexikon:
Als Einpresstiefe (ET) wird der Abstand zwischen Felgenmitte und der inneren Auflagefläche des Radflansches bezeichnet. Beträgt die Einpresstiefe 0 Millimeter, fallen die senkrechte Mittelebene der Felge und die Auflagefläche am Fahrzeug in einer Flucht zusammen. Da eine Veränderung der Einpresstiefe die Spurweite des Fahrzeugs verändert, hat diese Größe Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Bei positiver Einpresstiefe ist die Auflagefläche gegenüber der Felgenmitte nach außen hin verschoben und die gesamte Felge sitzt weiter innen im Radhaus. Bei einer negativen ET sitzt das Rad weiter außen. Einige Radhersteller bezeichnen die Einpresstiefe auch mit "IS" oder "Offset".
So entschlüsseln Sie die Felgenbezeichnung: 6J x 15 H2 ET 30, LK 5/112
6 = Felgenbreite in Zoll
J = Ausführung des Felgenhorns (J entspricht 17,3 Millimeter, unsymmetrische Tiefbettfelge)
15 = Felgendurchmesser in Zoll
H2 = Ein auf der Felgenschulter umlaufender Höcker. Verhindert, dass der Reifen von der Felge rutscht
ET = Einpresstiefe in Millimeter
LK = Lochkreis (Anzahl der Bolzenlöcher / Durchmesser des Lochkreises in Millimeter)
Kugel- oder Kegelbund?
Alufelgen sollten unbedingt mit den mitgelieferten Schrauben befestigt werden. Während die Radbolzen von Leichtmetallfelgen in der Regel einen Kegelbund besitzen, haben die Schrauben der Stahlfelge einen Kugelbund. Die falschen Schrauben können den korrekten Sitz an der Achse beeinträchtigen, im schlimmsten Fall löst sich das Rad sogar während der Fahrt. Achten Sie auch auf die korrekte Länge der Radschrauben, besonders wenn die Felgen unterschiedliche Einpresstiefen haben.