Basiswissen Reifen für Wohnwagen
Kennzeichnungen der Reifen verstehen

Auf seiner Flanke präsentiert der Reifen seine persönlichen Daten. Codes und Kürzel verraten Dimension, Alter, wie schnell und mit welcher Last der Pneu rollen darf. Eine kleine Lesehilfe.

Reifen Luftdruck
Foto: Ingolf Pompe

Reifen sind die einzigen Auto- und Wohnwagenteile, denen Name und alles Wissenswerte auf die Seiten geschrieben ist. Doch nicht jedem Camper sind die Ziffern und Buchstaben auf der Reifenflanke geläufig. Nehmen wir mal diesen Pkw-Reifen des Formats 285/50 R 18 106 W. Was sagt uns diese Bezeichnung?

Reifen-Codes richtig verstehen

Nun, dieser Reifen ist 285 mm breit, das Verhältnis von Flankenhöhe zu Reifenbreite beträgt 50 Prozent. Das R steht für die Radialbauweise der Karkasse, also das tragende Gerüst des Reifenunterbaus. Darin verlaufen die stabilisierenden Karkassfäden von einer Seite des Reifens quer hinüber zur anderen Seite, also in Richtung des Radius des Reifens (daher "radial"). Die Zahl 18 in unserem Beispiel besagt, dass Reifeninnen- und Felgenaußendurchmesser 18 Zoll betragen. 1 Zoll entspricht 25,4 Millimeter, macht 45,72 Zentimeter.

Bei Wohnwagenreifen folgt hinter Größenangabe meist der Buchstabe C. Dafür verzichten sie häufig auf die Nennung des Höhen-/Breitenverhältnisses, weil sie dem Standard-Querschnitt 80 entsprechen. Das C jedenfalls steht für "Commercial", der Pneu ist somit für den gewerblichen Einsatz ausgelegt und verträgt unsanftere Behandlung besser als Pkw-Reifen. Mit unsanft sind gemeint: Bordsteinkanten, Fahrbahnunebenheiten, Kies, Steine usw. C-Reifen verkraften bis zu 4,5 bar Druck.

Direkt unterhalb der plakativen Kürzelschlange taucht diese nochmals in Miniaturform auf, jetzt mit zusätzlichen Informationen. Und hier erscheint nun ein für Camper enorm wichtiger Wert, nämlich der Lastindex (kurz: LI). Dieser beträgt in unserem Fall 109. Wir schauen in die Tabelle und entdecken, dass jeder einzelne Reifen am Fahrzeug bis zu 1.030 Kilogramm Last tragen darf. Macht bei vier Reifen in Summe 4.120, bei zwei folglich 2.060 Kilogramm. Das Fahrzeug darf ergo kein Gramm mehr wiegen als die Summe der Tragfähigkeit; das zulässige Gesamtgewicht bleibt üblicherweise jedoch noch darunter. Beim Reifenneukauf ist also zwingend auf den mindestens erforderlichen LI (Last-Index) zu achten. Gelegentlich werden bei C-Reifen auch Doppelangaben gemacht, z. B. 106/104. Die kleinere Zahl steht für den Einsatz als Zwillingsreifen, was bei Wohnwagen nie vorkommt. Bei Tandemachsern gilt der Last-Index des Single-Reifens.

Und es geht weiter mit der Flanken-Erkundung, wir entdecken noch ein W, das aber an dieser Stelle nicht den Radialreifen symbolisiert. Vielmehr markiert dieser Buchstabe den Speed-Index, also die maximal zulässige Geschwindigkeit des Reifens. Wieder hilft uns die Tabelle weiter: Unser Beispiel-Reifen darf demnach bis zu 270 km/h schnell rollen. Wichtig zu wissen: Die Maximal-Geschwindigkeit des Reifens muss mindestens so hoch oder besser höher als die eingetragene Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs sein.

Kommen wir nun zu der berühmten DOT-Nummer. DOT steht für "Department of Transport" und umschreibt das US-amerikanische Verkehrsministerium. Die ersten beiden Ziffern geben die Kalenderwoche, die beiden letzten das Produktionsjahr an. 4516 würde sich so zur 45. Woche des Jahres 2016 entschlüsseln. Übrigens gelten Reifen sogar noch dann als fabrikneu, wenn sie beim Händler drei Jahre fachgerecht, also dunkel und trocken, gelagert wurden! Das ist wichtig für Caravaner, die möglichst lange ihre Tempo-100-Zulassung erhalten wollen, für die Reifen höchstens sechs Jahre alt sein dürfen. Auch hierfür ist die DOT-Nummer bindend.

Führen wir den Finger noch etwas weiter über die Seitenwand. Dabei stoßen wir immer wieder auf das Kürzel "TWI". Auch dieser Begriff stammt aus dem englischen Sprachraum und heißt "Tread Wear Indicator", treffend übersetzt mit Verschleißanzeiger. Diese weisen mit einem Pfeil auf kleine, exakt 1,6 mm hohe Gummi-Erhebungen im Profilgrund. Berührt nur ein TWI gerade eben die Fahrbahnoberfläche und wird dadurch angeraut, so ist allerspätestens jetzt das Lebensende des Reifens gekommen: Dieser Pneu darf im öffentlichen Straßenverkehr nicht mehr benutzt werden. Das ist aber nur die juristische und erstaunlich lasche Regelung. Sommerreifen sollten erfahrungsgemäß spätestens bei drei, Winterreifen bereits bei vier Millimeter Restprofiltiefe getauscht werden. Danach gehen die Sicherheitseigenschaften des Reifens speziell bei Nässe in den Keller. Per Gesetz gibt es übrigens keine Höchstgrenze für das Reifenalter. Experten raten jedoch, Reifen nach zehn Jahren zu tauschen, weil mit dem Alter das Material verhärtet und deshalb der Grip abnimmt.

Radialreifen im Querschnitt

Bis zu 40 Einzelteile. Reifenunterbau, Stahlgürtelverbund und Laufstreifen bilden die wichtigsten Reifenbauteile. Die Gummimischung des Profils enthält hohe Anteile Silica (Kieselsäurederivat), was die gleichzeitige Optimierung von Haftung und Rollwiderstand ermöglicht.