Zur Dauercamperin wurde ich aus Liebeskummer. Andere Frauen schneiden sich die Haare kurz oder kaufen sich ein Cabrio. Ich habe mir einen altersschwachen Wohnwagen zugelegt und ihn aufgemöbelt. Die heiße Renovierungsphase mit dem Einleben auf dem Campingplatz war die beste Ablenkung vom Liebeskummer. Mein Rex, so heißt der alte Wohnwagen, forderte viel Zuwendung. Im Buch „Mein Wohnwagen und ich“ habe ich meine Erlebnisse geschildert.
Es war ein großer Schritt vom immobilen Dauercampen zu einer dreimonatigen Fernreise in einer Knutschkugel nach Kappadokien. Auch hinter diesem Abenteuer steckt ein Mann! Freddy und ich waren uns auf dem Dauercampingplatz näher gekommen, hatten als Paar aber gewisse Startschwierigkeiten. Es war sein genialer Plan, auf eine große Reise zu gehen. Er dachte wohl, ich könne ihm unterwegs nicht abhauen. ;-)
Der Oldie, ein Tabbert Comtesse 305c von 1968, war unsere gemeinsame Idee. Wir fanden ihn auf Anhieb schön, haben ihn blauäugig gekauft und mussten unerwartet viel hineinstecken. Dann kam der Tag, an dem wir eine Anhängekupplung an den Pkw bauen ließen, und endlich konnten wir drauflos fahren, dem Frühling entgegen. Unsere abenteuerliche Reise lässt sich in meinem Buch „Mit der Knutschkugel unterwegs“ nachlesen.
Wir lieben unseren Oldie, das rundliche Design, das viele Holz im Innern, die durchdachte Ausstattung und das Kuschelige. Gefreut haben wir uns auch über die funktionierende Heizung. Im März war es auf dem Balkan doch noch recht kühl. Vermisst haben wir nichts. Ehrlich gesagt, kenne ich den Komfort moderner Wohnwagen auch nicht aus eigener Erfahrung. Wenn es in einem neuen Wohnwagen nicht kalt hereinzieht und er gut riecht, dann hat er sicher einiges Angenehme zu bieten.
Nach drei Wochen und 5.000 Kilometern mit einem zwei mal drei Meter großen Wohnwagen standen wir in einer einsamen Bucht an der Ägäis unter einem Olivenbaum. Dort hat Freddy mir einen Heiratsantrag gemacht, und ich habe sofort Ja gesagt. Zu Hause haben wir dann gleich geheiratet, sind zusammengezogen und so oft wie möglich mit unserem kleinen Oldie unterwegs. Die Enge im Tabbert hat uns nur gut getan.
Uns hat die Ruinenstadt Herakleia am Bafa Gölü, einem See östlich von Milet in der Türkei, besonders gut gefallen. Der Ort heißt jetzt Kapikiri und ist eher ein Dörfchen. Das Latmos-Gebirge eignet sich wunderbar zum Wandern, die Landschaft ist bezaubernd und die Orte noch recht ursprünglich. Das Mittelmeer ist nicht weit, und ringsherum gibt es antike Tempel und andere bedeutende Sehenswürdigkeiten. Der Campingplatz ist sehr einfach und klein, genauso mögen wir es. Es ist ein wenig wie Urlaub auf dem Bauernhof mit Familienanschluss. Solche Plätze haben wir auf unserer Reise einige entdecken dürfen, manche direkt am Meer. Einfach wunderbar.
Aufgrund der politischen Lage kommen einige Reiseziele momentan nicht in Frage. Unsere Lieblingsbucht an der Ägäis liegt beispielsweise direkt gegenüber von Lesbos und ist Ausgangspunkt dramatischer Fluchtversuche in Richtung Griechenland. Eine kurze Polenreise im letzten Herbst hat uns neugierig gemacht. Es wird wohl bald nach Polen und ins Baltikum gehen.

Zwei Bücher – zwei Campingwelten
Die Autorin Bruni Prasske hat Reiseerzählungen, Biographien und Romane veröffentlicht. Gemeinsam sind ihren Büchern vor allem die ungewöhnlichen Schauplätze, die beispielsweise im Iran, Afghanistan, Südafrika oder Vietnam liegen. „Mein Wohnwagen und ich“ handelt dagegen von Bruni Prasskes Erfahrungen auf einem Dauercampingplatz an der Elbe. Etwas exotischer wird es da schon in der Reiseerzählung „Mit der Knutschkugel unterwegs“. Hier wie dort schreibt die Autorin amüsant und persönlich über Eindrücke und Begegnungen. Sie eröffnet ihren Lesern einen ganz eigenen Blick auf diese Campingwelten. Beide Bücher sind bei dtv erschienen und kosten je 9,90 Euro.