Gebrauchte Caravans - „Wenn es modert – Finger weg vom Caravan!“
Fragen an den Caravan- und Reisemobil-Sachverständigen Ulrich Kalabis, Marburg (www.gutachter-reisemobil.de)
Das ist sehr unterschiedlich; es gibt die „Profis“, die ihren vierten oder fünften Caravan gebraucht kaufen; und es gibt die „Newcomer" – beispielsweise die junge Familie, die mit ihren Kindern eine sinnvolle Urlaubsalternative ausprobieren möchte. Letztere sind diejenige Konsumentengruppe, bei der der größte Informationsbedarf besteht.
Marktbeobachtungen zufolge dominieren wohl die Gebrauchtverkäufe über den Fachhandel. Gleichwohl blüht der Privathandel; ältere Caravans werden meist privat verkauft, weil die Händler dafür nicht mehr in die Gewährleistungsverpflichtung eintreten wollen bzw. keine Garantieversicherung mehr möglich ist.
Neben der Feuchtigkeitsproblematik ist dem so genannten Alufraß Beachtung zu schenken. Beides ist mit einem hohen Kostenrisiko verbunden. Gleichwohl ist der Gasanlage – nicht aus Kosten-, sondern aus Sicherheitsgründen – besondere Beachtung zu schenken.
Mit entsprechender messtechnischer Ausstattung und Messmethodik kann zuverlässig festgestellt werden, ob ein Caravan „dicht" ist. Der Caravaner kann aber auch selbst einfache Messungen vornehmen, wenn er bereit ist, knapp 200 Euro in ein leicht zu bedienendes Messgerät zu investieren.
Mein eigenes Reisemobil – in der Aufbautechnik besteht kein wesentlicher Unterschied zum Caravan – ist gerade 23 Jahre „alt" geworden. Bei entsprechender Pflege kann eine durchschnittliche Betriebsdauer von 20 Jahren erwartet werden.
Wenn es im Innenraum modrig riecht, Stockflecken (Wasserflecken) an Dach, Wänden oder Boden zu erkennen sind: Finger weg! Es kann sich bereits (noch) nicht sichtbar Schimmelpilz gebildet haben, der – wenn überhaupt – nur mit erheblichem Reparaturaufwand beseitigt werden kann. Wenn an der Außenhaut (Aluminiumbeplankung) erste Ausblühungen bzw. Alufraß erkennbar sind: Finger weg! Alufraß kann nur durch Neuverblechung behoben werden. Eine Seitenwand kann dann schon mal 3000 bis 4000 Euro kosten. Wenn es einen Hinweis auf einen früheren Unfallschaden gibt: Finger weg! Oder Fahrgestell und Aufbau vom Fachmann vermessen lassen.
Im Gegensatz zum Pkw kann man beim gebrauchten Caravan nicht feststellen, wie viel Kilometer bzw. Betriebsstunden er geleistet hat. Bei einer Probefahrt kann ich kaum feststellen, ob ein Radlager Geräusche macht oder die Bremsbeläge kurz vor der Verschleißgrenze sind. Hier hilft nur eine Werkstattprüfung – oder die im Kaufvertrag zugesicherten Eigenschaften, dass diese Verschleißteile erneuert wurden.
Für die Gasprüfung sind beide verantwortlich. Der Verkäufer muss dafür Sorge tragen, dass der Eigentümer (Käufer) in der Gas-prüfbescheinigung unterschreibt, dass er „eingewiesen" wurde. Das wird sehr häufig versäumt. Vom Zeitpunkt der Übernahme an ist der Eigentümer für die Wiederholungsprüfungen verantwortlich.