Möglichst wie neu und trotzdem spottbillig? Ist nicht – der Handel mit Secondhand-Caravans funktioniert anders als der Gebrauchtautomarkt. CARAVANING erklärt, worauf man bei der Suche nach dem Caravan aus zweiter Hand achten sollte.
Möglichst wie neu und trotzdem spottbillig? Ist nicht – der Handel mit Secondhand-Caravans funktioniert anders als der Gebrauchtautomarkt. CARAVANING erklärt, worauf man bei der Suche nach dem Caravan aus zweiter Hand achten sollte.
Der Marktplatz für gebrauchte Wohnwagen wächst stetig. Egal, ob junge Familie, die in den mobilen Urlaub nicht so viel investieren kann, oder älteres Ehepaar, das es nun endlich einmal mit dem Urlaub im Caravan versuchen will, aber nicht sofort zum teuren Neuwagen greifen möchte – Secondhand-Caravans sind eine Alternative. Wie groß der Markt ist, lässt sich nicht sicher ermitteln; selbst dem Deutschen Caravan Handels-Verband liegen keine verlässlichen Zahlen vor.
Die CARAVANING-Leserbefragung 2004 hat jedoch gezeigt, dass der Anteil der Gebrauchtfahrzeug-Besitzer bei 37 % liegt – mit steigender Tendenz, wenn man die Vergleichszahlen von 2001 zu Grunde legt.
Doch wie beim Kfz ist auch der Kauf eines gebrauchten Caravans für viele ein mit Angst besetztes Thema. Worauf lässt man sich ein? Ist das vermeintliche Schnäppchen ein verkappter Schrotthaufen? Und wo bekommt man überhaupt gebrauchte Caravans?
Gerade Letzteres ist ein ernst zu nehmendes Problem, denn anders als der ausufernde Gebrauchtwagenmarkt ist das Angebot an guten Secondhand-Caravans im besten Falle überschaubar. "Bei noch immer fast 50.000 Besitzumschreibungen im Jahr 2004 begünstigt die Nachfrage eher den Verkäufer", weiß der Caravan- und Reisemobil-Sachverständige Ulrich Kalabis. Das Problem: Kaum ein Autobesitzer kauft sich einen Neuwagen und fährt ihn so lange, bis er in die Schrottpresse muss. Caravans dagegen bleiben oft über Jahrzehnte hinweg in derselben Hand – zumal ein Caravan bei guter Pflege durchaus 20 und mehr Jahre halten kann – und enden dann als Spielhütte hinterm Haus auf der Wiese oder als Schuppen im Schrebergarten. Entsprechend gering ist das Angebot an Gebrauchten.
Weil gute gebrauchte Caravans ein sehr seltenes Gut sind, geben sich auf Secondhand-Wohnwagen spezialisierte Händler bei der Frage nach ihren Einkaufsquellen äußerst verschwiegen. "Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen", lautete etwa die Antwort bei Camping Münz in Rheinbach. Der Ankauf wird als Betriebsgeheimnis behandelt; zu erfahren ist dagegen, dass die billigen Caravans erfahrungsgemäß ins Ausland gingen und dass das Alter eines Gebrauchtfahrzeugs im Durchschnitt bei rund zehn Jahren läge. Die Regel sind jedoch Händler, die gebrauchte Caravans beim Neukauf in Zahlung nehmen und diese dann weiter verkaufen.
Dass das Angebot kleiner ist als die Nachfrage, wirkt sich auch auf die Preise gebrauchter Caravans aus. Der Wertverlust ist längst nicht so groß wie beim Pkw; selbst für Mittelklasse-Fahrzeuge, die 20 Jahre und älter sind, werden noch vierstellige Summen verlangt. Wer zur Orientierung die Schwacke-Liste zur Hand nimmt, muss erstaunt feststellen, dass die Marktpreise im Handel deutlich über den Empfehlungen der Bewerter liegen. Beispiel Bürstner City 480 TS aus dem Jahr 1992: Der Caravan, der neu einmal rund 19.500 Mark gekostet hat, wird in der Liste mit einem Verkaufspreis von 2550 Euro geführt. Bei einem über die Bürstner-Homepage gefundenen Händler wird das Fahrzeug für fast doppelt so viel angeboten.
Der Fahrzeugexperte Manfred Botsch, Eurotax-Schwacke-Fachmann für den Caravanmarkt, weist auf die Differenz zwischen Angebots- und Verkaufspreis hin; natürlich rechnen die Händler einen gewissen Verhandlungsspielraum ein. Trotzdem hat Gutachter Kalabis in Hinblick auf die Schwacke-Empfehlungen festgestellt: "Es wird kaum ein Fahrzeug nach Schwacke-Bewertung verkauft. Die Preise liegen 20, 30 und noch mehr Prozent darüber." Schon eher in der Nähe der Gebrauchtlistenpreise liegen privat verkaufte Caravans. Wie vom Gebrauchtautokauf bekannt, können private Anbieter jedoch jegliche Haftung aus-schließen, einmal abgesehen von arglistig verschwiegenen "verdeckten Mängeln". Wer einen Caravan im Internet ersteigern will, etwa bei Ebay, muss sich im Klaren darüber sein, dass er mit seinem Gebot einen bindenden Kaufvertrag eingeht. Die meisten Verkäufer weisen darauf hin und fordern Interessierte teilweise sogar ausdrücklich dazu auf, den Caravan vor dem Bieten persönlich in Augenschein zu nehmen.
Händler müssen im Gegensatz zu privaten Anbietern eine Gewährleistung von mindestens einem Jahr leisten. Entsprechend sorgfältig gehen Gebrauchthändler in der Regel beim Ankauf vor. Bei Münz in Rheinbach wird jedes Fahrzeug anhand einer detaillierten 40-Punkte-Checkliste untersucht.
Egal, ob vom Händler oder von privat gekauft wird: Der Käufer sollte sich genau über den Zustand seines Wunschfahrzeugs informieren. Dazu gehört eine Funktionsprüfung der Bordtechnik (besonders wichtig: die Gasanlage) ebenso wie eine Fahrt zur Waage. Letzteres ist aus zwei Gründen wichtig: Zum einen werden die Betriebsstoffe Wasser und Gas erst seit 2001 zum Gewicht im fahrfertigen Zustand gerechnet; bei älteren Caravans geht ihr Gewicht auf Kosten der Nutzlast. Zum anderen kann das Gewicht eines Caravans durch nach und nach in den Aufbau eingedrungene Feuchtigkeit deutlich höher liegen als das ursprüngliche Gesamtgewicht. Die Hersteller behalten sich eine Gewichtsschwankung von +/– 5 % vor; bei einem 1000 Kilo schweren Caravan immerhin 50 Kilo, die von der Nutzlast abgezogen werden müssen.
Überhaupt ist Feuchtigkeit der größte Feind des Caravans. Fahrzeuge, die ihr Leben lang im Freien stehen mussten, sind unter Umständen völlig durchgeweicht und von Schimmel befallen. Sind verdächtige Wasserflecken zu erkennen, ist Vorsicht geboten. Modergeruch im Caravan ist ebenfalls kein gutes Zeichen. Schlecht schließende Türen und Fenster weisen darauf hin, dass sich der Aufbau verzogen hat – womit eindringendem Wasser möglicherweise Tür und Tor geöffnet ist. Mit speziellen Messgeräten (ab ca. 160 Euro, z. B. unter www.doser.de) kann man den Wassergehalt einer feuchten Caravan-Wandung sicher feststellen, was einem unter Umständen einen teuren Fehlkauf erspart. Auch später lassen sich immer wieder Kontrollmessungen vornehmen, etwa nach einem starken Regenguss. So bemerkt man immer rechtzeitig, ob Feuchtigkeitsschäden im Entstehen sind. Ebenfalls eine Folge von ein-gedrungener Feuchtigkeit ist der so genannte Alufraß, d. h. Korrosion ausgehend von Stellen, an denen unterschiedliche Metalle aufeinander stoßen. Die Beseitigung solcher Schäden ist aufwendig; schlimmstenfalls muss die Caravan-Außenhaut großflächig erneuert werden.
Eher ein Schöhheitsfehler, jedoch stark wertmindernd und nur durch einen Blick von oben zu erkennen sind Hagelschäden am Caravan. Bei der Außenprüfung sollte man auch darauf achten, wie es um die Dichtungen an Fenstern und Türen bestellt ist und ob die Acrylscheiben spröde geworden sind. Dabei dürfen die Dachhauben nicht vergessen werden. Stellen Sie auch fest, ob die Führung für den Vorzeltkeder in Ordnung ist. Ein sicherheitsrelevantes Bauteil, dem oft nicht genug Beachtung geschenkt wird, sind die Reifen. Abgefahrene Pneus erkennt man recht schnell; schwieriger wird’s, wenn der Caravan länger gestanden hat und die Reifen zwar noch genügend Profil aufweisen, dafür aber aufgrund ihres Alters spröde geworden sind. Reifen mit einem Alter von mehr als sechs Jahren sollten auf jeden Fall ausgetauscht werden, egal, wie das Profil aussieht. Wer einen guten Gebrauchten für eine hohe vierstellige oder sogar fünfstellige Summe beim Händler kauft, muss sich um solche potenziellen Mängel in der Regel keine Gedanken machen. Schon eher jedoch beim Privatverkauf – was aber nicht heißen soll, dass man dem Verkäufer absichtsvolle Täuschung unterstellen muss.
An den muffigen Geruch im Caravan kann sich der Besitzer im Laufe der Zeit gewöhnt haben, ohne ihn recht zu bemerken – der Interessent dagegen erschnuppert ihn sofort. Im Sinne des Vier-Augen-Prinzips ist es übrigens angebracht, in Begleitung auf Besichtigungstour zu gehen. Im Idealfall hat die Begleitung nämlich die Caravan-Erfahrung, die dem Käufer abgeht. So lässt sich mit etwas Geduld bestimmt ein gebrauchter Caravan finden, der den Bedürfnissen des Einsteigers voll gerecht wird – wenn auch etwas teurer als erwartet.