Dies ist eine Geschichte über die positive, die verbindende Kraft des Internets. Sie beginnt vor zweieinhalb Jahren. Kay Kutzner, Familienvater, gelernter Metzger und Koch aus Bochum, hatte gerade die Schürze an den Nagel gehängt, um sich ins Abenteuer Selbständigkeit zu stürzen. Aber nicht als Koch, was naheliegend und darum nicht überraschend wäre, sondern als mobiler Wohnwagen-Chirurg.
Wie es zu dieser Wende kam und wozu sie führte, erzählt der 44-Jährige, kein Freund großer Worte, so: "Es gibt keinen familienfeindlicheren Job als Koch. Du arbeitest, wenn alle anderen freihaben. Ich habe ein Jahr vorher angekündigt, dass ich gehe, und nebenher schon angefangen, alte Wohnwagen zu reparieren. Beigebracht habe ich mir alles selbst. Ist ja auch keine komplizierte Sache." Nur von Strom und Gas lässt Kutzner die Finger. "Ich mache an Kundenfahrzeugen nur, was ich kann und was ich darf", sagt er, um gleich darauf anzumerken, dass er sich natürlich mit Gas und Elektrik auskenne. Ehrensache.

Alles andere würde überraschen bei einem, der es auf Facebook als "Camping Doktor" (12.300 Gruppenmitglieder), Gründer und Administrator von "WoWa/WoMo Restauration & Umbau" (25.800 Mitglieder) zu einiger Berühmtheit gebracht hat. Dass der Doktor kein Hochstapler ist, belegen mittlerweile hunderte Caravans und Mobile, die aus fauligen Ruinen zu urlaubsfertigen Fahrzeugen auferstanden sind.
3 Reparaturtipps von Camping-Doktor & Co.
Bei einem Benefiz-Event zeigten der Camping-Doktor Kay Kutzner und zwei weitere Profis allerhand Tricks rund um den Caravan. 23 Menschen waren Mitte Oktober nach Herne gekommen. Enttäuscht wieder nach Hause gefahren ist niemand.
Erste Hilfe bei Rost und Rissen
Welche Spachtelmasse nimmt man? Welchen Kleber und Füller? Wie und womit schleift man? Taugt Lackspray aus der Dose? Profi Woj versorgte auch Laien mit Fachwissen.





Solartechnik in Theorie und Praxis
Auch wenn CaravanerInnen seltener auf Solarversorgung umstellen: Beim Workshop ging es auch um die Elektrik im Allgemeinen. Folgeveranstaltungen wird es wohl geben.




Den Caravan trockenlegen
An einem Kundenfahrzeug zeigte Kay Kutzner Schritt für Schritt, mit welchen Materialien, Dichtmitteln, Klebern und Werkzeugen man eine nasse Sandwichwand wieder aufbaut.





Wie startete Kay Kutzner seinen mobilen Reparaturdienst?
Facebook war eines der ersten und wichtigsten Werkzeuge im neuen Berufsleben des Kay Kutzner. Denn nicht nur Kunden hat er über seine bereits kurz vor der Selbständigkeit etablierte Internet-Präsenz bekommen, sondern quasi auch eine zweite Chance. "Ich hatte in der schwierigen Phase zwischen Kündigung und Selbständigkeit einen Unfall und brauchte ein neues Familienauto.
Beim Gebrauchtkauf bin ich so richtig reingefallen. Die Facebook-Community hat mir mit Geldspenden aus der Patsche geholfen", erzählt er auf die Frage, wie es zur Idee und Durchführung des Benefiz-Workshops Mitte Oktober in Herne gekommen ist. "Keiner wollte sein Geld wieder. Aber ich wollte trotzdem etwas zurückgeben", erzählt er.
Kinderhospiz Arche Noah in Gelsenkirchen
Ausgesucht als Begünstigter hat sich Kutzner das Kinderhospiz Arche Noah in Gelsenkirchen, das sich jetzt über eine Spendensumme von stolzen 3.456,10 Euro freuen darf. Zur symbolischen Übergabe, stilecht auf einem Stück Styropor, war eigens die stellvertretende Vorsitzende des Hospiz-Fördervereins, Barbara Stöckmann, zum Veranstaltungsort gekommen.

Zustande gekommen ist die Spendensumme durch die Teilnahmegebühr von 99 Euro, den Verkauf von Tombola-Losen zu je 10 Euro sowie Würstchen und Getränken. Dafür, dass die Kosten gering und damit die Spende groß blieb, sorgten auch alle anderen Aktiven. Christoph Woj zum Beispiel, Chef der Autolackiererei Krafa in Herne, der nicht nur seine Halle zur Verfügung stellte, sondern als Lehrer zeigte, wie mit Spachtel, Füller und Lack Rost und Löcher von Blech und wie mit speziellem Kleber Risse aus Kunststoffteilen verschwinden.
Ein Wasserschaden und das Internet haben auch Woj und Kutzner zusammengebracht: 2017 reparierte Kay Christophs Wohnwagen. Heute ist Krafa selbst spezialisiert auf die Lackierung und Reparatur von Campingfahrzeugen. Angst, dass sie sich gegenseitig das Geschäft abgraben könnten, haben die beiden Männer nicht. Im Gegenteil: Wenn es um Lackierungen geht, schickt Kutzner seine Kunden zu Woj. Gasarbeiten und -prüfungen sowie Elektrisches übernimmt Dominik Moll, für den es seinerseits Ehrensache war, seinen Freund Kay gewissermaßen als "Professor Solar" beim Workshop zu unterstützen. Übrigens war es Dominik, der, natürlich über Facebook, von Kays Auto-Reinfall hörte und den schrottreifen Wagen für schmales Geld wieder auf die Straße brachte.

Auch ohne Dennis Grüter und dessen Facebook-Community "Camping verbindet" wäre der Workshop nicht zustande gekommen. Dennis hat nach Kräften mitgeholfen und sich unter anderem um die Beschaffung der Tombolapreise gekümmert. Im Gegenzug durfte natürlich auch Dennis seine Gruppenmitglieder zum Workshop einladen. Etliche davon nahmen die Einladung auch an.
Fazit
Auch wenn Kay Kutzner, Dennis Grüter und Christoph Woj nach ihrem ersten Workshop noch Verbesserungspotenzial erkannt haben, sind sie sich einig, dass es weitere geben wird. Und selbst wenn die nicht wohltätig sind, helfen sie doch allen Teilnehmern, ihre Fahrzeuge zu erhalten.