Überraschend aufregende Naturlandschaften warten, von Deutschlands Nordwesten aus nur einen Katzensprung entfernt, auf erkundungsfreudige Camper.
Überraschend aufregende Naturlandschaften warten, von Deutschlands Nordwesten aus nur einen Katzensprung entfernt, auf erkundungsfreudige Camper.
Wer hätte das gedacht? Obwohl die Niederlande nur rund zwölf Prozent der Fläche Deutschlands haben, gibt es hier 21 Nationalparks. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass Deutschland gerade mal 16 Nationalparks ausgewiesen hat. Und diese Nationalparks sind natürlich auch hervorragende Ziele für eine Campingtour im Wohnwagen.
Und nicht nur die Natur wird in dem kleinen Königreich geschützt, sondern auch der Sternenhimmel: Zwei der Nationalparks sind zugleich zertifizierte Sternenparks, die ihren Nachthimmel besonders hüten. Warum also nicht mal auf zu einer Naturgenießer-Runde in die Niederlande? Schauen wir uns sieben der Parks genauer an.
Wir starten im Norden, wo uns im Nationalpark Lauwersmeer direkt eine Brise Seeluft um die Nase weht, als wir das Autofenster öffnen. Ehemals mit der Nordsee verbunden, wurde diese durch Sturmfluten entstandene Bucht 1969 durch einen Damm vom Meer getrennt. So kann man heute das Lauwersmeer auf einer Radtour umrunden oder in Laubwäldern und Orchideenfeldern wandern, mit Blick auf polnische Konikpferde und schottische Hochlandrinder.
Von Aussichtswarten lassen sich Gänse, Reiher und Co. beobachten, denn die Lauwerszee ist sowohl Brut- als auch Rastgebiet des jährlichen Vogelzugs. Nachteulen und Sternenguckern wird gefallen, dass der Nationalpark seit 2016 "Dark Sky Park" ist – einer der dunkelsten Orte weltweit, an denen man den Sternenhimmel besonders gut betrachten kann.
Aufgrund zunehmender künstlicher Beleuchtung werden wirklich dunkle Orte immer seltener. Die Niederlande gelten als eines der Länder mit der stärksten Lichtverschmutzung weltweit. Somit sind ihre zwei Dark Sky Parks (Lauwersmeer und Terschelling) etwas ganz Besonderes.
Magische Orte und prähistorische Hünengräber zeichnen den Nationalpark Drentsche Aa aus. Früher unvorstellbar, dass die aus imposanten Eiszeit-Findlingen bestehenden Grabkammern von Menschen erschaffen wurden, hielt man sie für von Riesen (Hünen) erbaut. Tief in die Historie eintauchen kann man im Hünengrab-Zentrum in Borger. Um in mystischer Atmosphäre zu wandern, eignet sich "De Strubben-Kniphorstbosch" bei Schipborg.
Es ist das einzige archäologische Schutzgebiet der Niederlande mit Grabhügeln und bizarr geformten Bäumen.Unweit dieses "Zauberwalds" schlängeln sich ursprüngliche Bäche. "Drentsche Aa" ist der Sammelbegriff für diese sanften Ströme, die noch ihrem jahrhundertealten Verlauf folgen. Direkt an einem dieser Wasserläufe in Schipborg liegt das Restaurant "Drentsche Aa" mit Terrasse in herrlicher Wiesenlandschaft. Gleich mehrere ausgeschilderte Rad- und Wanderwege beginnen dort.
Mit dem Kanu, dem SUP-Board oder einem "Fluisterbootje" erkundet man den Nationalpark Weerribben-Wieden am besten. Die Flüsterboote mit leisem Elektromotor fahren die Insassen fast geräuschlos und naturgerecht entlang der Schilffelder und morastigen Wälder. 400 Kilometer an Wasserwegen gibt es zu erfahren.
Doch aufgepasst: Weerribbens Brücken sind niedrig, Kopf einziehen! Guter Ausgangspunkt ist das Besucherzentrum am Rand des idyllischen Dorfs Ossenzijl. Auf dem Wasser erfreuen Seerosen, Lilien und Libellen die Bootskapitäne. Auch der Fischotter kann gesichtet werden, Symbol des Nationalparks. Mini-Windmühlen dienen als Wasserpumpen, um das Schilf feucht zu halten in dieser ursprünglich von Menschenhand geschaffenen Landschaft.
Torf wurde in langen Bahnen ("Weren") ausgebaggert und auf Landstreifen ("Ribben") getrocknet. Als 1920 die Torfgewinnung an Bedeutung verlor, orientierten sich die Einwohner auf Schilfernte für Reetdächer. Noch heute ist das Schilfschneiden wichtig, auch um die Landschaft offen zu halten. Teile des Schilfs bilden die Dächer der malerischen Bauernhäuser im Wasserdorf Giethoorn, dem "Venedig des Nordens".
Das größte Feuchtheide-Gebiet Westeuropas und der angeblich stillste Ort der Niederlande ist der Nationalpark Dwingelderveld. Kein Wunder also, dass man hier die "Big Five" Drenthes beobachten kann: Reh, Dachs, Kreuzotter, Kranich und das Drenthe-Heideschaf. Zwei große Herden dieser urtümlichen Rasse dienen der Landschaftspflege. Jeden Tag um 9.30 Uhr zieht der Schäfer mit der Herde nahe dem Besucherzentrum bei Ruinen hinaus in die Heide und um 17 Uhr zurück in den Stall. Ein tierisches Spektakel, das vom Aussichtsturm aus mitzuerleben ist.
Wanderwege führen vom Zentrum in das "Kloosterveld". Hier darf man abseits von Wegen frei umherschweifen, kann Tierspuren im Sandboden aufspüren, Weite genießen oder mit Glück den seltenen Sumpf-Schmetterling sichten. Bei nassem Wetter trägt man besser Gummistiefel, die auch im Besucherzentrum bereitstehen.
Wer einen Nationalpark mal auf eine ganz andere Weise erkunden möchte, sollte im Dwingelderveld den Ort Spier aufsuchen, Startpunkt für "The Nature Game Drenthe", bei dem man sich mit einem magischen Tablet-Spiel auf Pfade begibt, die den normalen Wanderern verborgen bleiben.
Kaum von der Autobahn 1 abgebogen, befindet man sich mitten im Nationalpark Sallandse Heuvelrug umgeben von Kiefern, Wacholdersträuchern, Sandverwehungen und – wie der Name schon verrät – Hügeln. Im gemütlichen Städtchen Holten liegt der Holterberg mit Wanderrouten, preisgekrönten Mountainbike-Strecken und einem tollen Naturmuseum. Elf lebensgroße Dioramen (eine Art nachgebaute Naturszenen) und über 1.000 Tierpräparate können dort bestaunt werden.
Weitere Besucherzentren mit einladender Gastronomie rundherum findet man in Haarle und Nijverdal. Märchenhaft liegt das Jagdschloss "Huize de Sprengenberg" mit seinem Palthetoren genannten Haus auf dem Sprengenberg, einem der 26 Hügel des Sallandse Heuvelrug. Es diente als Sternwarte. Eine leichte Wanderung vom Besucherzentrum "De Pas" bei Haarle führt dorthin. Aufmerksame Wanderer treffen unterwegs auf die salländischen Hügelzwerge.
Im August und September, wenn die Heide blüht, wirkt der Nationalpark wie mit einem lila Teppich überzogen, und die wilden Beeren sind reif – Pflücken erlaubt.
Eine Verschmelzung von Natur und Kultur ist der Nationalpark De Hoge Veluwe. Der Park ist Teil des größten zusammenhängenden Waldgebiets der Niederlande, das man herrlich mit dem Fahrrad oder wandernd durchstreifen kann. Mit dem Auto hineinzufahren kostet extra. Besser nutzt man das eigene oder eines der 2000 Leihfahrräder, die an den drei Parkeingängen bereitstehen.
Gegründet wurde der Park von Anton und Helene Kröller-Müller mit dem Ziel, Kunst und Natur zu vereinen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie kauften das Gebiet 1909 als Jagdrevier, siedelten Mufflons und Hirsche an. Aus ihrer umfangreichen Kunstsammlung entstand das heutige Kröller-Müller Museum mit weltberühmten Werken von Picasso, Mondrian, Renoir, der weltweit zweitgrößten Kollektion an Van-Gogh-Bildern und einem 25 Hektar großen Skulpturengarten – umgeben von den Veluwe-Wäldern.
Wer nah dran sein möchte an der Wildnis des Hoge Veluwe, sollte auf dem Nationalpark-Camp nahe dem Eingang Hoenderloo einchecken. Hier streifen Reh und Wildschwein beim abendlichen Barbecue vorbei, und man wird morgens vom Gesang der Waldvögel geweckt. Natuurcamping NP Hoge Veluwe, Houtkampweg 13, 7352 TC Hoenderloo, GPS 52°07‘07"N, 05°52’12"E, Telefon 00 31/5 58 33 08 33, www.hogeveluwe.nl/de/besuch-des-parks/ubernachten. Saison: 1. April bis 1. November.
Wie der Fischotter für den Nationalpark Weerribben-Wieden, ist der Biber das Maskottchen für den Nationalpark De Biesbosch. Über 100 Biberburgen haben diese possierlichen Nager bereits in das verzweigte, dschungelartige Gebiet gebaut. Bunte, abstrakte Wege- und Sehenswürdigkeit-Marker sollen hier an die angenagten Biberstämme erinnern.
Da es im Biesbosch wasserreich zugeht, hat Bootfahren auch hier seinen Reiz. Ganz besonders aber ist, dass es sich um ein den Gezeiten ausgesetztes Süßwasserdelta handelt – weltweit selten! Der Tidenunterschied kann in einigen Teilen des Parks bis zu 80 Zentimeter betragen.
Weltweit gibt es 41 von der "International Dark-Sky Association" ernannte Sternenparks, in denen die Dunkelheit geschützt wird und man den nächtlichen Sternenhimmel besonders gut betrachten kann. Aufgrund zunehmender künstlicher Lichtquellen wird Dunkelheit zu einem seltenen Gut. Dabei ist sie wichtig für Umwelt und Natur sowie für die astronomische Wissenschaft.
Ist es nachts zu hell, werden der Biorhythmus und das Verhalten vieler Tiere beeinträchtigt. So suchen Fledermäuse bei zu viel Licht weniger Nahrung, und Vögel singen und balzen zu früh. Auch wir Menschen brauchen Dunkelheit für eine erholsame Nachtruhe. Die Reduzierung von Lichtverschmutzung nach Sternenpark-Richtlinien führt zudem zur Einsparung von Energie.
Der Nationalpark Lauwersmeer ist einer von zwei Dark Sky Parks in den Niederlanden und bietet Besuchern die Möglichkeit, sich nachts frei im Park auf den Wegen zu bewegen. Ab dem Aktivitätenzentrum Lauwersnest kann man bei einer Nachtwanderung auf der spannenden Dark-Sky-Route mit dem Handy QR-Codes scannen und mehr über das nächtliche Leben im Park erfahren.
In den Besucherzentren bekommt man zudem eine Nachtkarte als "Guide" im Dunkeln, die die schönsten Sterngucker-Stellen samt Himmelsplattformen im Park anzeigt.
Abseits der großen Campingplätze lassen sich mit dem Wohnwagen in den Niederlanden tolle Naturerlebnisse finden. Ob Watt und See oder Schafe und Heide, auf dieser Camping-Tour finden Caravan-Fans alles, was das Herz von Natur-LiebhaberInnen begehrt.
Mehr Basisinfos zu den Niederlanden finden Sie hier. Außerdem haben wir die besten Campingplätze in den Niederlanden in einer Bestenliste zusammengestellt: die besten 10 Campingplätze.
Eine weitere Tour durch Groningen und Friesland mit weiteren Tipps gibt es hier: Top-Campingplätze in Groningen & Friesland.