Caravan-Kurztrip: Brandenburg

Caravan-Kurztrip nach Brandenburg 6 kleine Naturcampingplätze

Nur wenige Kilometer nördlich der pulsierenden Hauptstadt laden idyllische Orte zu einer Auszeit in der Natur ein. CARAVANING hat für Sie kleine Campingplätze im Nordosten von Brandenburg gesammelt, die sich prima für sanfte und ruhige Urlaubstage eigenen.

Kurz-Trip Brandenburg Alfred Müller/Adobe Stock
Kurz-Trip Brandenburg
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Kurz-Trip Brandenburg 17 Bilder

Mit seinen Seen, Flüssen und Wäldern ist Brandenburg ein Paradies für Campingfreunde. Neben den großen Anlagen mit hunderten von Stellflächen gibt es jedoch auch kleine, verschwiegene Plätze, die oft nicht einmal in Verzeichnissen gelistet sind.

Hier ist die Infrastruktur mit Einkaufsmöglichkeiten, Sanitärhäusern, Restaurants oder WLAN natürlich nicht so gut wie auf den großen Anlagen – doch dafür sind sie fast nie überlaufen, meist versteckt in großartiger Naturumgebung und dazu noch sehr preiswert.

Reise-Ziel Havel
Tipps

Eine Reise in die Vergangenheit

Darüber hinaus warten drumherum einige Superlative: Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas. Gegründet in den letzten Tagen der DDR, hat es eine Fläche von 1.291 Quadratkilometern. Sagenumwoben ist es ebenfalls: Bei Groß Schönebeck befand sich der Landsitz von Hermann Göring, Carinhall.

Hier gingen einst die NS-Größen und die internationale Politik in einem prächtigen Anwesen ein und aus. Von ihm sind heute nur noch die beiden Pfeiler des Eingangs vorhanden.

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Viele Radwege führen durch die Schorfheide. In den Wäldern gingen Adlige wie DDR-Größen auf die Jagd.

Der Werbellinsee, von Theodor Fontane gepriesen und ganz von Wald umgeben, ist 10 Kilometer lang, bis zu 60 Meter tief und hat glasklares Wasser mit einer Sichttiefe von 10 Metern. Oft sind hier Taucher zu sehen, die nach alten Schiffswracks suchen. Mit einem Dampfer, der übrigens seit 1935 hier immer noch jeden Tag unterwegs ist, lässt sich der gesamte See erkunden.

Am Seeufer liegt die ehemalige Pionierrepublik Wilhelm Pieck. Die Feriensiedlung wurde in der DDR in den 1950er Jahren erbaut. Heute heißt sie EJB Werbellinsee und ist mit 1200 Betten eine der größten Ferienanlagen Europas. Für kühle Tage gibt es auf dem See sogar ein Saunafloß.

Das älteste noch arbeitende Schiffshebewerk Deutschlands steht in Niederfinow. Hier werden Schiffe in Wasserbassins 36 Meter geliftet, um weiterzufahren.

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Bereits seit 1934 arbeitet das Schiffshebewerk Niederfinow, das man auch bei einer Paddeltour erkunden kann. Daneben wird derzeit ein neues Hebewerk gebaut.

Einiges lernen, kann man im Ziegeleipark Mildenberg. Hier wurden seit 1887 Ziegel gebrannt und mit Lastkähnen nach Berlin gebracht. In der Gründerzeit wurden Millionen davon verbaut. Um genau zu sein, brannte man hier 625 Millionen Mauerziegel in einem einzigen Jahr. Heute lassen sich die Ringöfen besichtigen, man fährt mit der alten Werksbahn durch die Anlage und kann am Ende sogar einen eigenen Ziegel herstellen.

Wer die Heimat von Angela Merkel näher kennenlernen will, sollte Templin besichtigen. Auf dem Wappen des mittelalterlichen Städtchens, das von einer intakten Stadtmauer umgeben ist, prangt der brandenburgische Adler auf silbernem Feld. Wie fast alle Orte in der Region hat Templin einen See mit Badestrand.

Nicht weit von Templin liegt das Örtchen Himmelpfort, wo das Weihnachtspostamt seinen Sitz hat. Hier trudeln jedes Jahr tausende von Briefen von Kindern aus ganz Deutschland ein.

Die wilde Tierwelt entdecken

PferdeliebhaberInnen sollten sich den Ortsnamen Hobrechtsfelde merken. In einem ausgedehnten Wiesengelände leben hier rund 50 Konik-Wildpferde das ganze Jahr über in freier Wildbahn. Neben den Koniks gibt es auch Hochlandrinder und Englische Parkrinder. Die Begehung des Geländes ist kostenfrei.

Kulinarisch bietet die Region eine große Bandbreite. An vielen Seen gibt es Fischereien, die den Fisch auch räuchern. Zum Beispiel die Fischerei Werbellinsee, wo die Maräne auch heute noch gefangen wird. Wild gibt es in Hülle und Fülle, fast in jedem Restaurant stehen Hirschbraten, Wildschweingulasch oder Wildbratwürste auf der Karte. Wer Bio-Qualität bevorzugt, sollte dem Ökodorf Brodowin einen Besuch abstatten.

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Das Dorf Brodowin ist in der Region wegen seines Ökohofs bekannt, der aus einer LPG entstand und inzwischen über 100 Menschen beschäftigt.

Wie in vielen Dörfern grüßen hier Störche von einem Nest hoch oben auf einem alten Schornstein die Besucher. Eine ehemalige LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) wurde in einen Demeter-Hof umgewandelt, wo man sich mit Milchprodukten, Wurst, Gemüse, oder Öl eindecken kann. Das beschauliche Brodowin hat die typische Form der Brandenburger Dörfer: Um die Feldsteinkirche auf dem Dorfanger gruppieren sich die kleinen Häuser an der Dorfstraße entlang.

Bio-Qualität haben ebenso die Fruchtweine vom Gutshof Kraatz in Nordwestuckermark. Die Palette reicht vom Bohnapfel Holzfass über Goldrenetten, Apfelwein mit Mispeln, Kaiser Wilhelm mit Quitte bis zu Apfelsekt und Birnenwein. Auf dem Gelände ist es möglich, das Campingfahrzeug für eine Nacht abzustellen – der Hof ist im Stellplatzführer Landvergnügen gelistet.

In Richtung Oderbruch, an der Grenze zu Polen, liegt das einsame Dorf Stolzenhagen. Hier werden Wanderungen mit dem Packesel angeboten, besonders für Familien mit kleinen Kindern ein echtes Erlebnis. Wandern muss man dabei übrigens selbst – die Esel tragen, wie der Name schon sagt, lediglich das Gepäck.

6 Camping-Geheimtipps in der Region:

Naturcamping Schorfheide

Offiziell heißt die FKK-Anlage Campingplatz Tiefe Bugsine. Sie liegt im Biosphärenreservat Schorfheide mitten im Wald, am Seeufer. Es gibt nur wenige Stellplätze, schattig unter hohen Buchen. Wasser kann man sich an der Wasserpumpe zapfen, es gibt auch noch zwei Plumpsklos und Kaltwasserdusche. Natur pur: Warmwasser, WLAN und Strom sind hier Fehlanzeige.

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Direkt am See und gut beschattet bietet sich der FKK-Platz für heiße Sommertage an.

Am Seeufer gibt es eine Holzofensauna, daneben eine Stelle für abendliches Lagerfeuer. Der Platz ist für FKK-Freunde gut geeignet. Die Umgebung ist durchzogen mit Wanderwegen durch die Wälder. Der Werbellinsee ist nur wenige Kilometer entfernt, ins Dorf Joachimsthal mit Einkaufsmöglichkeit sind es fünf Kilometer.

Wilde Heimat

Könnte ein Campingplatz eine passendere Geschichte haben? Auf dem Gelände der Wilden Heimat wurden vor 100 Jahren Glühstrümpfe für Gaslampen hergestellt. Auch heute noch nutzen einige Camper Gaslampen mit Glühstrumpf, zum Beispiel von Petromax. Die Fabrikanlagen sind weitgehend verschwunden, übrig ist aber noch ein Bahngleis, das quer durch das Gelände führt. Der Betreiber hat über das Gleis eine Art Open-Air-Restaurant gebaut, die Tische haben Räder und können auf dem Gleis hin- und hergerollt werden.

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Ein Bahngleis, das über das Gelände führt, weist auf die Industriehistorie hin. Den Tisch hat man praktischerweise mit Rädern versehen.

Einfallsreichtum besaßen die Betreiber auch beim Kühlen von verderblichen Lebensmitteln: Weil gerade Camper, die mit dem Zelt kommen, keinen Kühlschrank dabeihaben, wurde ein Eiskeller ausgehoben, in dem es immer kühl ist und den alle kostenlos nutzen dürfen. Der Platz liegt am Stadtrand von Lychen, wo es zahlreiche Seen und Flüsse für Kanufahrten oder Floßfahrten gibt. Genial ist auch der Verleih für Fischräucherofen, Angeln, Pfeil und Bogen und Gitarre (!) auf dem Platz. Auch eine Sharing Box für Essen ist vorhanden. Hunde sind nicht erlaubt. Campingplatz Wilde Heimat, Zehdenicker Straße 34 d, 16798 Fürstenberg/Havel.

Camping Oderberg

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Für Campingfahrzeuge stehen 10 Flächen zur Verfügung. Auf der Wiese haben bis zu 30 Zelte genügend Platz.

Diesen Campingplatz an einem Yachthafen sucht man in den üblichen Verzeichnissen vergeblich. Unter hohen Bäumen hat man einen weiten Blick über die Alte Oder, die hier ruhig dahinfließt. Der Platz ist selbst in der Hochsaison nie überlaufen. Ein Stück weiter entdeckt man Industrieromantik: Von der inzwischen geschlossenen Werft ragt ein riesiger Kran in den Himmel. Dusche, WC und ein Restaurant gibt es im Hafengebäude der Marina. Ein paar hundert Meter weiter: das Binnenschifffahrtsmuseum Oderberg, für Schiffskenner eine echte Fundgrube. Zur polnischen Grenze sind es nur wenige Kilometer. Marina Oderberg, Altes Bruch 5, 16248 Oderberg.

Naturcamp am Gleuensee

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Wie auch bei anderen kleinen Plätzen ist ein Verein der Betreiber des Naturcampingplatzes.

Vom Eingang des Platzes läuft man rund 400 Meter bergab durch ein Wäldchen zum Seeufer des Gleuensees. Die Anlage ist weitläufig, man findet selbst in der Hochsaison immer einen Platz mit viel Abstand zum Nachbarn. Am Seeufer gibt es eine grüne Wiese für die Zelte. Templin, die Heimatstadt von Angela Merkel, ist gut sieben Kilometer entfernt. Dort gibt es auch eine Westernstadt namens Eldorado.

Naturcamp Gleuensee 17268 Templin (D) 42 EUR/Nacht

Naturcamping am Röddelinsee

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Mehr als sieben Hektar groß ist das Naturcamp. Man steht hier auf einem erhöhten Wiesenplateau oder am See.

Der Röddelinsee, bis zu 39 Meter tief, hat vielfältige Fischarten: Karpfen, Aal, Alande, Rapfen und auch Welse tummeln sich im klaren Wasser. Der Platz befindet sich auf hügeligem, waldigem Gelände oberhalb des Sees. Es gibt auch Bungalows zu mieten. Warmwasserduschen, Waschmaschine und Wäschetrockner kosten je 1 Euro. Es gibt noch jede Menge weiterer Seen in der Umgebung: den Templiner Stadtsee, den Großen Mahlgastsee, den Großen Lankensee und den Großen Kuhwallee. Naturcamping Röddelinsee, Röddeliner Dorfstraße 23a, 17268 Templin.

Die Schönmacher

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Vom Platz aus lässt sich mit wenigen Schritten eine Badestelle erreichen. Eine Gaststätte ist ebenfalls in der Nachbarschaft.

Auf diesem Platz ist alles nachhaltig: angefangen von der Zweikomponententoilette, die nicht stinkt, über das platzeigene Blockheizkraftwerk bis zur Gemeinschaftsküche, aus der man sich mit geretteten Lebensmitteln versorgen kann. Im hinteren Teil des ebenen Geländes unter hohen Bäumen versammeln sich einige Bewohner mit Tiny Houses, die auch ihre eigenen Gemüsebeete angelegt haben. Im vorderen Teil sind die Zeltwiese und die Sanitäranlagen untergebracht.

2020 fanden noch einige Umbauarbeiten statt, in der Saison 2021 soll alles fertig sein. Nebenan gibt es eine Gaststätte und einen SUP-Verleih. Die Schönmacher Camping, Zum Kleinen Lottschesee 1, 16348 Wandlitz OT Klosterfelde.

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