Es gibt ja fast nichts Schöneres, als an einem Sommertag am Fluss entlangzuradeln – vor allem wenn es so ein besonderer Fluss ist wie dieser: Steile, helle Kalkwände ragen in den Himmel, die Ufer links und rechts sind mit üppigem Grün überwachsen. Das Wasser ist glatt und spiegelt die ganze Szenerie – und dann kommen zwei Paddelboote um die Ecke.
Wir sind unterwegs im Naturpark Obere Donau. Hier ist der Fluss noch jung und schlängelt sich an manchen Stellen schmal durchs von Felsen gesäumte Durchbruchstal der Schwäbischen Alb. Wir bleiben für ein paar Tage auf dem Campingplatz Wagenburg in Hausen im Tal – ein einfacher, aber ganz besonders charmanter Platz direkt am Ufer. Von hier aus radeln wir immer schön am Wasser entlang. Auf jeder Brücke bleiben wir eine Weile stehen und beobachten die Kanuten, die in gemächlichem Tempo die junge Donau hinunterpaddeln.

Einzigartige Naturvielfalt
Mehr als 900 Pflanzenarten wachsen im Naturpark Obere Donau, darunter viele Orchideenarten, auch solche, die nach Vanille duften. Und wenn man Glück hat, kann man Eisvögel am Donauufer beobachten, Zwergtaucher, Wanderfalken oder sogar Uhus, die in den Felsen brüten. Die Ausstellungen im Naturschutz-Zentrum in Beuron sind famos. Begonnen hatte unsere Reise in Donaueschingen, dort, wo die Donau entspringt. Wie war das noch mal genau? "Brigach und Breg bringen die Donau zuweg"?

Wir blicken in wallendes Wasser, in die Karst-Aufstoß-Quelle der Donau, kunstvoll gefasst im Schlossgarten des Fürstlich Fürstenbergischen Schlosses in Donaueschingen. Es sind immerhin 60 bis 120 Liter pro Sekunde, da wäre eine Badewanne in zwei bis vier Sekunden voll. Es ist Regenwasser aus dem Schwarzwald, das versickert und hier als Quelle der Donau wieder ans Tageslicht kommt. Das Wasser, kaum an der Oberfläche, verschwindet wieder und mündet 100 Meter weiter als Donaubach beim Donautempel in die Brigach, die sich dann knapp eineinhalb Kilometer weiter mit der Breg zur Donau vereinigt – und zehn Länder und mehr als 2840 Kilometer später ins Schwarze Meer mündet.
So weit die Theorie – zumindest bis wir 30 Kilometer weiter zur Donau-Versickerung kommen: Bei Immendingen verschwindet das Donauwasser nämlich schon wieder. Im Sommer oft vollständig, im Winter teilweise. Wissenschaftler sagen, es versinkt – im löchrigen Karstgestein – und kommt 183 Meter tiefer und etwa 12 Kilometer Luftlinie entfernt im Aachtopf, der größten Quelle Deutschlands, nach knapp drei Tagen wieder zum Vorschein. Von dort fließt es nicht zum Schwarzen Meer, sondern als Radolfzeller Aach in den Bodensee und so letztendlich über den Rhein in die Nordsee.
Der Fluss prägt die Region
Und wer füllt dann die Donau wieder auf? Die Nebenflüsse, beginnend im Tuttlinger Stadtteil Möhringen mit dem Krähenbach. Aber eins ist sicher: Schon kurz danach zieht die junge Donau schöne Schleifen in die Landschaft, in Tuttlingen prägt sie das Stadtbild.
Auch beim Kloster Beuron hat der Fluss für die einzigartige Lage zwischen den Kalkfelsen gesorgt: Ein riesiger, gelber, barocker Komplex, eine Welt für sich. Etwa 50 Mönche leben noch hier, bewahren unter anderem die kostbare Klosterbibliothek. Sie bieten Vorträge, Besinnungs- und Meditationstage, Kurse und Seminare an.
Die Altstadt von Sigmaringen ist einen Besuch wert. Man beginnt am besten oben bei der Josefs-Kapelle – von hier aus hat man den besten Ausblick auf die Stadt. Mitten heraus ragt das Sigmaringer Schloss, es liegt unten direkt an der Donau, die in einem großen Bogen rund um die Altstadt fließt und an dieser Stelle gut und gerne 25 Meter breit ist.

Die Heuneburg ist nicht weit entfernt. Bei Herbertingen thront der keltische Fürstensitz aus dem 6. Jahrhundert vor Christus hoch über der Donau. Die Menschen, die damals hier lebten, waren reich und hatten ein weitverzweigtes Handelsnetz. Heute können wir die Reste einer der damals wichtigsten Siedlungen nördlich der Alpen als Freiluftmuseum erleben.
Nach sieben Tagen an der jungen Donau machen wir einen Ausflug nach Ulm. In Richtung Altstadt führt ein herrlicher Radweg am rechten Ufer entlang, immer mit Blick auf Donau, die Altstadthäuser und das Ulmer Münster. Was wollen wir unternehmen? Einen Bummel durch die Fußgängerzone? Ein paar ruhige Minuten im Inneren des gotischen Münsters? Einen Stopp am wunderbar bemalten Rathaus?

Genau das machen wir, und wenn die Sonne untergeht, schlendern wir durchs Fischerviertel. Einige der Fachwerkhäuser liegen am Ufer der Blau, dem Flüsschen, das am Blautopf bei Blaubeuren auf der Schwäbischen Alb entspringt, hier ein paar Meter weiter in die Donau mündet. Und da suchen wir uns eines der schönen Restaurants, bei denen man direkt am Wasser sitzen kann. Bis zur Mündung ins Schwarze Meer sind es noch rund 2.640 Fluss-Kilometer. Doch schon die ersten 200 bieten für uns Stoff genug für tolle Ferienzeiten mit dem Caravan.
Tipps für die Region Oberes Donautal

Campus Galli – Wir bauen uns ein Kloster: Schindelmacher schneiden Holzstücke zu, Stoffe werden von Hand gewebt, Schafe wie einst geschoren, Freiwillige schleppen Steinbrocken zum Bau der Kirche herbei – auf dem Campus Galli bei Meßkirch bauen Handwerker mit mittelalterlichen Methoden ein karolingisches Kloster aus dem 9. Jahrhundert auf. Grundlage des gewaltigen Projektes ist der St. Galler Klosterplan, der vor 1200 Jahren nicht weit entfernt auf der Insel Reichenau gezeichnet wurde. Finanziert wird das Projekt, bei dem auch Archäologen und Architekten mitarbeiten, unter anderem über die Eintrittsgelder. Sehr lohnend sind die Themenführungen zu Schwerpunkten wie Bauhandwerk, Kleidung und Ernährung oder der Campus Galli aus der Sicht eines Mönches. Die Baustelle ist von Anfang April bis Anfang November für Besucher geöffnet. Info unter www.campus-galli.de
Paddeln: Die erste mögliche Einstiegsstelle für Kanufahrer auf der jungen Donau ist im Beuroner Ortsteil Hausen im Tal. Von dort geht es flussabwärts durch die faszinierende Landschaft des Donaudurchbruchstals bis nach Sigmaringen. Hunderte Meter hohe Steilwände aus weißem Jurakalk, bizarre Felsformationen, barocke Klosteranlagen und alte Burgruinen säumen in diesem Bereich die Ufer der Donau. Für die etwa 22 Kilometer lange Strecke sollten zwischen fünfeinhalb und sieben Stunden eingeplant werden. Es ist aber auch problemlos möglich, nur einzelne Teilstücke zu befahren. Da die Anzahl der gleichzeitig auf dem Fluss erlaubten Boote limitiert ist, empfiehlt sich eine vorherige Buchung. donautal-touristik.de/kanufahren
Die schönsten Städte am Donauufer
Barocke Klosteranlagen, schicke Schlösser und auch der höchste Kirchturm der Welt – bereits auf ihren ersten Kilometern passiert die junge Donau zahlreiche sehenswerte Städte und Orte. Sechs davon stellen wir vor.
Donaueschingen

Die größte Sehenswürdigkeit der 22.000 Einwohner zählenden Stadt ist Schloss Donaueschingen. Im Schlosspark zwischen Stadtkirche Sankt Johann und dem Fürstlich Fürstenbergischen Schloss befindet sich auch die Quelle der jungen Donau, die hier ihren langen Weg durch Europa beginnt. www.donaueschingen.de
Tuttlingen

Gut 36.000 Einwohner zählt die an der Schwäbischen Albstraße gelegene, selbsternannte "Welthauptstadt der Medizintechnik". Wahrzeichen der nach einem Großbrand im Jahr 1803 in einem strengen Rechteckmuster wiederaufgebauten Stadt sind die beiden Türme der spätmittelalterlichen Burgruine Honberg. www.tuttlingen.de
Beuron

In dem kleinen Ort rund 25 Kilometer westlich von Sigmaringen leben gerade einmal 650 Einwohner. Bekannt und als Ausflugsziel geschätzt ist er vor allem durch die örtliche Benediktiner-Erzabtei, eine barocke Klosteranlage mit sehenswerten Deckengemälden und Ausmalungen im Beuroner Stil. www.beuron.de
Sigmaringen

Die 17.000-Einwohner-Stadt liegt rund 40 Kilometer nördlich des Bodensees. Die ehemalige Residenzstadt der Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen wird durch das Hohenzollernschloss, die Klöster Gorheim und Hedingen sowie zahlreiche Bauten aus der fürstlichen Residenzzeit geprägt. www.sigmaringen.de
Ehingen

Die gut 26.000 Einwohner zählende Stadt, etwa 23 Kilometer südwestlich von Ulm gelegen, ist mit ihren zahlreichen Museen und drei sehenswerten Kirchen ein lohnendes Ausflugsziel. Mit dem Besinnungsweg, dem Bierwanderweg und dem "BurgFelsenPfad" führen zudem drei Themenwanderwege durch das Umland. www.ehingen.de
Ulm

Wichtigstes Bauwerk der Universitätsstadt mit ihren über 126 000 Einwohnern ist das Ulmer Münster, dessen Kirchturm mit 161,53 Metern als der höchste der Welt gilt. Im Museum Ulm gibt es 40 000 Jahre alte Eiszeit-Skulpturen zu bewundern. Einen Besuch lohnt auch die Kunsthalle Weishaupt. www.ulm.de/tourismus
Campingplatz-Tipps für eine Tour im oberen Donautal
Gepflegter Platz am Riedsee. Ebenes, durch Bäume aufgelockertes Wiesengelände in der Nähe einer vielbefahrenen Bahnlinie. Von Dauercampern geprägt. Kinderspielplatz und Strandbad mit Badeinsel und großer Liegewiese.
Solider Platz auf einer Anhöhe oberhalb eines Schwimmbades. In Terrassen angelegtes Wiesengelände mit unterschiedlich hohen Bäumen und Hecken. Deutsch-italienisch-türkisches Restaurant.
Drei-Sterne-Platz direkt an der Donau im Naturpark Obere Donau. Ebenes Wiesengelände mit einigen Laubbäumen. Von einem Bach durchflossen. Plätze teils mit befestigtem Vorplatz. Nachts unbefahrene Bahnstrecke in unmittelbarer Nähe.
Gehobener Platz am Ortsrand. Zwischen einem durch eine Lärmschutzwand abgetrennten Betonwerk und dem Ablacher See. Platzeigener Kiesstrand. Langgestrecktes Wiesengelände mit Büschen und Hecken.
Ausgezeichneter Campingplatz mit Blick auf bewaldete Höhen. Ebenes Wiesengelände mit jüngerer Bepflanzung. An zwei Seiten von Laubwald umgeben. Zeltwiese und Mietunterkünfte auf einer Terrasse im nordöstlichen Platzbereich. Öffentliches Freibad auf dem Gelände.
Familiärer Platz an einem Bauernhof, mit Badesee. Ebenes, durch Bäume, Büsche und Blumen gegliedertes Wiesengelände. Einige Standplätze für Touristen gekiest.
Solider Platz am Sunthauser See. Sehr ruhig und naturnah gelegen. In Terrassen angelegtes Gelände mit vielen Büschen und Laubbäumen. Kleiner Kiesstrand mit Badesteg und zwei Liegewiesen. Restaurant und Kiosk auf dem Gelände.
Top-Platz in ländlicher Umgebung zwischen Schwarzwald und Bodensee. Gestuftes, von einem Bach durchflossenes Wiesengelände mit Bäumen, Hecken und Büschen. Große Bereiche gärtnerisch gestaltet. Separate, ebene Zeltwiese. Hallenbad, Reitstall, Streichelzoo und Naturbadesee.
Gehobener Platz am Kirnbergsee nahe der Wutachschlucht. Teilweise terrassiertes Wiesengelände. Dauercamper im Bereich des Sees, Touristenstellplätze auf einer teils leicht geneigten Fläche mit Hanglage und wenigen noch jungen Bäumen
Mehr Infos: www.naturpark-obere-donau.de