Ursprüngliche Landschaften, gelassene Bewohner und mildes Klima: Die Pyrenäen in Spanien sind vielfältiger, als man auf den ersten Blick denkt. Eine Reise in das Gebirge zwischen Atlantik und Mittelmeer, samt 3 Tipps für einen besonderen Urlaub.
Ursprüngliche Landschaften, gelassene Bewohner und mildes Klima: Die Pyrenäen in Spanien sind vielfältiger, als man auf den ersten Blick denkt. Eine Reise in das Gebirge zwischen Atlantik und Mittelmeer, samt 3 Tipps für einen besonderen Urlaub.
Sanft steigt der Wanderweg durch ein idyllisches, sonnendurchflutetes Tal an. Kurz öffnet sich der Blick durch die Sträucher hin zum Waldrand, wo friedlich ein Hirsch äst, ohne von uns Notiz zu nehmen – wenige Minuten von unserem Campingplatz entfernt. In den folgenden Stunden werden wir auf einer leichten Wanderung aber auch die schroffe und wilde Seite dieser vielfach urwüchsigen, kontrastreichen Landschaft bewundern können.
Mächtig türmen sich die Pyrenäen über dem Besucher auf. Das Gebirge erstreckt sich über rund 450 Kilometer Länge zwischen zwei Meeren, vom Atlantik im Westen bis zum Mittelmeer im Osten. Wer mehr als nur flüchtige Eindrücke sammeln will, muss inklusive Erkundungsfahrten an die 1000 Kilometer Fahrstrecke einkalkulieren – und entsprechend viel Zeit. Stoff gibt’s reichlich – auch für mehrere Urlaubsreisen.
Neben der sehr abwechslungsreichen Landschaft laden auch lebendige Städte und Orte von Küste zu Küste zu einem Aufenthalt ein. Kulturelle Highlights und kulinarische Leckerbissen runden das vielseitige Bild ab.
Im Gegensatz zu der überwältigenden, oft unberührt wirkenden Natur im Gebirge sind sowohl das Seebad San Sebastián am Atlantik als auch Cadaqués und Girona am Mittelmeer sehr stark touristisch frequentiert. Das zumindest haben die ansonsten völlig unterschiedlichen Enden des Gebirges gemeinsam.
Donostia-San Sebastián im Westen ist sehr vom Atlantik geprägt. Mondäne Bauten wachsen hinter der muschelförmigen Bahia de la Concha und ihrer malerischen Uferpromenade die Hänge der Pyrenäenausläufer hinauf. Die schöne Altstadt erinnert noch ein wenig an das frühere Fischerdorf, aus dem die weltoffene, 200.000 Einwohner zählende heutige Provinzhauptstadt hervorgegangen ist.
Fischspezialitäten sind immer noch Grundlage des guten kulinarischen Rufs der Restaurants in San Sebastián. Beim Blick vom Monte Igueldo auf Strand, Stadt und die große Christusstatue auf dem Monte Urgull könnte sich fast der Vergleich zu Rio de Janeiro aufdrängen. Gemeinsam mit Breslau war die Stadt übrigens 2016 Kulturhauptstadt Europas.
Ganz anders präsentiert sich Cadaqués am östlichen Ende des Pyrenäenbogens. Der dörfliche Charakter ist hier mit knapp 3000 Einwohnern noch präsent. Aber in der Saison verzehnfacht sich die Bewohnerzahl durch den Zustrom derer, die sehen und gesehen werden wollen. Abseits dieses Rummels offenbart der strahlend weiße Ort aber durchaus noch seinen ursprünglichen Reiz.
Seine ausgeprägt kulturelle Note verdankt Cadaqués zahlreichen Künstlern wie Picasso, Chagall, und Miró, die sich am felsigen Cap Creus mit seinen einsamen Buchten inspirieren ließen. International berühmt wurde es aber durch Salvador Dalí.
Und auf diesem Spannungsbogen zwischen Atlantik und Mittelmeer liegen sehenswerte Städte wie Pamplona, auf das wir im Folgenden noch gesondert eingehen, Jaca mit seiner hübschen Altstadt und die "Vier-Flüsse-Stadt" Girona mit ihrer alles überragenden Kathedrale, der mächtigen, begehbaren Stadtmauer, der Rambla de la Libertad oder der Plaça de la Independència.
Lassen Sie sich verzaubern! In der Bucht von Portlligat, wenige Minuten zu Fuß von Cadaqués entfernt, können Sie in die Welt des exzentrischen Künstlers Salvador Dalí eintauchen. Hier hatte er sich aus ein paar Fischerhütten ein Sammelsurium aus vielen kleinen Zimmern geschaffen, die ihm als Atelier und Wohnung dienten. In dieser malerischen Küstenlandschaft sind die meisten seiner großen Werke entstanden.
Pamplona – der Name der Stadt verbindet sich schnell mit dramatischen Bildern junger Männer, die von wilden Stieren gejagt durch enge Gassen hetzen. Dieses martialische Gesicht zeigt die Stadt aber nur während neun Tagen im Juli anlässlich der Sanfermines, des Festes mit 700-jähriger Tradition zu Ehren des Heiligen Firmin. Dann ist Paderborns Partnerstadt überfüllt, chaotisch und teuer. Während der restlichen gut 50 Wochen geht es wesentlich beschaulicher zu, und da ist Pamplona erst recht einen Besuch wert.
Dann präsentiert sich die Hauptstadt der Provinz Navarra mit ihren 200.000 Einwohnern vielseitig, entspannt und freundlich. Ihre besondere Atmosphäre wird nicht zuletzt durch die zahlreichen Pilger geprägt. Zu Fuß, mit dem Fahrrad und zuweilen sogar hoch zu Ross sind sie mit ihren Rucksäcken zu jeder Jahreszeit Teil des Stadtbildes. Die Stadt liegt ziemlich am Anfang des "Camino Frances" genannten klassischen Jakobswegs.
Sehr grün ist sie – im doppelten Sinne. Neben vielen Parks und Grünflächen werden rund 80 Prozent des in der Stadt verbrauchten Stroms ganz zeitgemäß "grün" erzeugt. Die gepflasterten Altstadtgassen auf dem 450 Meter hoch gelegenen Plateau laden tagsüber zum beschaulichen Bummeln ein. Abends, wenn die Einheimischen das Zentrum zahlreich bevölkern, ist "chiquiteo" angesagt. So werden Tapastouren durch die Bars im historischen Stadtkern genannt, bei denen im Genuss der "pinchos", der nordspanischen Tapas, geschwelgt wird.
Literaturfreunde werden auf den Spuren von Hemingway wandeln, Kunstliebhaber besuchen die historische Kathedrale oder das Museum von Navarra. Und schließlich steht Pamplona noch für etwas Geheimnisumwittertes. 1928 gründete Josémaría Escrivá de Balaguer hier den Opus Dei, jene äußerst strenge Organisation der katholischen Kirche, die ihre erzkonservativen Lehren an der kirchlichen Universität von Navarra weitergibt.
Der amerikanische Schriftsteller und Nobelpreisträger Ernest Miller Hemingway hat im Rahmen von insgesamt neun Besuchen einen nicht unwesentlichen Teil seines Lebens in Pamplona, der Hauptstadt der autonomen Region Navarra, verbracht. Besonders haben ihn die Stierläufe angezogen, an denen er auch selbst teilgenommen hat.
Als Liebhaber des Stierkampfs und der spanischen Lebensart hat er dem geliebten Café Iruña in seinem herausragenden Roman "Fiesta" ein Denkmal gesetzt. Auf der Hemingway-Route kann man seiner "Affäre mit Pamplona" an diesem und vielen weiteren Orten nachspüren.
Was macht für Bergfreunde den besonderen Reiz der Pyrenäen aus? Mit etwa 50 Dreitausendern und dem mit 3402 Meter Höhe alles überragenden Pico de Aneto hat das Gebirge schließlich rein statistisch deutlich weniger Superlative zu bieten als zum Beispiel die Alpen.
Die Pyrenäen sind ursprünglicher, weniger erschlossen und frequentiert, und sie sind sehr abwechslungsreich. Die Vegetation ist anders, Flora und Fauna bieten eine große Vielfalt von Arten. Die deftige Küche und die Gelassenheit der Bewohner tragen das Ihre zur Einzigartigkeit dieser Gebirgsregion bei. Nicht zuletzt dauert die Saison durch die südliche Lage länger, das Wetter ist vor allem auf der spanischen Seite oft besser als in den Alpen. Die Nähe zu zwei Meeren setzt allem die Krone auf.
Wer sich dem Gebirge von San Sebastián und Pamplona her nähert, vielleicht nach einem Abstecher durch die Weinanbaugebiete Rioja und Navarra, gewinnt beim Besuch der "Geierschlucht" Foz de Arbayún einen ersten intensiven Eindruck von der wilden Seite der Pyrenäen. Der Salazar hat hier eine sechs Kilometer lange Schlucht in die Felsen gegraben. In dieser spektakulären Kulisse lebt eine große Kolonie von Gänsegeiern. Am Aussichtspunkt Mirador de Iso gut 50 Kilometer östlich von Pamplona kann man die majestätischen Vögel häufig im Flug bewundern.
Zahlreiche in Süd-Nord-Richtung verlaufende Täler eröffnen den Zugang zu oft einsamen Wanderregionen. Viele Liftanlagen in den Skigebieten stehen auch im Sommer als Aufstiegshilfen zur Verfügung, so etwa in Formigal/Panticosa bei Biescas.
Aber selbst mit dem Caravangespann kann man nahe an die eindrucksvolle Hochgebirgsregion der Maladeta mit dem höchsten Pyrenäengipfel Pico de Aneto herankommen. Bei Benasque gibt es – gefühlt am Ende der Welt – mit dem Camping Aneto eine gute Ausgangsbasis für Touren ins Hochgebirge.
Der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici bringt ohne großen Aufwand den Urlauber unmittelbar ins Zentrum dieser fantastischen Gebirgslandschaft. Auf einer einfachen Wanderung direkt vom Campingplatz Voraparc bei Espot aus erschließt sich die Vielfalt der Pyrenäen hier in all ihren Facetten. Rund um den idyllisch gelegenen Sant-Maurici-See erheben sich Respekt einflößende Bergriesen bis auf über 3000 Meter.