Ein heißes Augustwochenende im Spreewald, und alle sind da: Lübbenau ist voll – und bei den Campingplätzen in der Umgebung wird’s auch schon ziemlich eng. "Sorry", sagt die Dame in der Tourist-Info in Lübbenau, "dieses Wochenende sind alle Paddelboote schon verliehen, da hätten Sie sich anmelden müssen.
Aber Kahnfahrten gibt es sicher noch." Der Spreewald im Hochsommer war wohl vielleicht doch nicht die beste Idee – wobei es sich nur hier in Lübbenau klumpt, weiter draußen wird’s schnell grün und ruhig: Der gesamte Spreewald ist durchzogen von mehr als 1575 Kilometer Kanälen, die hier Fließe genannt werden.
Kanufahren im Spreewald
Die Kähne liegen ein paar Schritte entfernt im Hafen. In den flachen, maximal 1,90 Meter breiten und 9,50 Meter langen Kähnen sitzt man auf gepolsterten Bänken mit Rückenlehnen, an Tischen, auf denen sogar Blumentöpfe stehen und während der Fahrt auch stehen bleiben, weil es praktisch gar keinen Wellengang gibt auf den Kanälen. Die Kähne werden mit langen Stangen gestakt. Die Gurken-Gondoliere erzählen meist nette Geschichten.

Aber Vorsicht, manchmal sind auch abgestandene Herrenwitze dabei. Irgendwie aus der Zeit gefallen, genauso wie die Schnapsfläschchen auf den Tischen. Bei einem Mittagessen direkt an einem vielbefahrenen Kanal mussten wir gleich drei schlüpfrige Einlagen auf vorbeifahrenden Kähnen mit anhören – und haben dann beschlossen, doch nicht Kahn zu fahren.
Unterwegs mit dem Fahrrad
Wir radeln lieber auf dem Gurkenradweg durch den Spreewald, ein verwunschener, urwaldartiger Laubmischwald mit Erlen, Eschen und Buchen. Das Logo: eine Gurke auf einem Fahrrad. Tja, der Gurken-Sache entkommt man nicht: Auf jeder Speisekarte, an den Ständen auf dem Weg zum Hafen – es gibt die berühmten Gurken in fast allen Geschmacksrichtungen: Chili, Knoblauch, Senf, saure Gurken, ganz normale Gewürzgurken.
Wir überqueren Kanäle, gucken Kanufahrern auf den Kopf, es geht parallel zu nahezu stillstehenden Fließen voller Wasserlinsen oder an lebhaft von Kajaks befahrenen größeren Kanälen entlang.
Weiter in das Oder-Spree-Seenland
Das Oder-Spree-Seenland liegt nur eine halbe Autostunde entfernt – und auch hier dreht sich alles ums Wasser: Es ist grob gesagt die wenig bekannte Region zwischen Berlin und Frankfurt an der Oder.
Sie wird geprägt von den beiden Flüssen – und dazwischen gibt es viele, nein, sehr viele kleine, mittlere und große Seen. Oft gehen sie auch direkt ineinander über. Man kann hier also lässig eine Drei-Seen-Radtour machen – oder auch eine Fünf- oder Zwölf-Seen-Runde.

Im Oder-Spree-Seenland liegen diese kleinen und größeren blauen Wasserflecken oft so nah beieinander, dass man bequem vom einen zum andern bummeln kann. Wir machen jeden Tag eine Radtour – und fast immer sind es kleine Abenteuer. Meist auf schönen Wegen, mal direkt am Ufer entlang, mal durch frische Wälder, wo die sommerwarmen Kiefern duften, mal über sandige Pfade, auf denen die Baumwurzeln im Boden die Oberhand gewonnen haben.
Bei unserer Tour um den Schwielochsee landen wir immer wieder an verträumten Badestellen direkt am Radweg. Und in Dörfern, die Zaue, Jessern oder Pieskow heißen – ländliche Idyllen, in denen selbst in der Hochsaison nicht viel los ist. Gestartet zu unserer Tour rund um den Schwielochsee sind wir in Beeskow an der Spree, einem netten Städtchen weit im Osten Brandenburgs. Dort gibt es einen schönen, einfachen Campingplatz direkt am Flussufer.
Die schönsten Seen Brandenburgs
Von hier fährt man ein paar Kilometer am Fluss entlang. Erst wird die Spree zum kleinen Leißnitzsee, dann zum schon beachtlichen Glower See und schließlich zum riesigen Schwielochsee – dem größten See in Brandenburg. Unser Lieblingssee aber bleibt der Scharmützelsee mit dem Kurörtchen Bad Saarow und seinem Kurpark direkt am Wasser. Wichtig ist: Was immer man im Sommer unternimmt, die Badehose muss mit ins Gepäck. Auch hier machen wir eine Radtour am Wasser entlang, es gibt feine Villen mit gepflegten Parks und einer hohen Porsche-Cayenne- und Audi-Q7-Dichte.

Wir springen ab und zu mal in den See, staunen gerade darüber, dass ausgerechnet in der Friedrich-Engels-Allee ein einstmals idyllisch am Seeufer gelegener Campingplatz in eine Luxus-Wohnungsanlage verwandelt wird. Schade um den Campingplatz – aber das werden bestimmt ganz großartige Wohnungen, die meisten mit Seeblick, die sicher schnell verkauft sind.
Übrigens: Bad Saarow ist auch eine gute Basis für einen Abstecher nach Berlin, denn mit dem Zug kommt man in einer Stunde bis mitten in die Hauptstadt. Aber das ist eine andere Geschichte …