Südtirol lädt schon früh im Jahr zum Wandern ein. Wir erkunden das Etschtal im Schneckentempo – mit Zelt und Verpflegung im Gepäck.
Südtirol lädt schon früh im Jahr zum Wandern ein. Wir erkunden das Etschtal im Schneckentempo – mit Zelt und Verpflegung im Gepäck.
Mit Tönen malte der Komponist Bedrich Smetana ein Bild, auf dem ein Bach zum Fluss heranwächst und flankiert von Burgen und Schlössern durch die Landschaft fließt. Beschrieben hat Smetana den Lauf der Moldau, doch hätte er auch die Etsch meinen können, wäre er nicht Tscheche, sondern Südtiroler gewesen.
Wie aus einem quirligen Bächlein ein sanfter Fluss wird, lässt sich auch auf einer Wanderung entlang der Etsch erfahren. Etwa eine Woche lang folgen wir dem Flusslauf von dem historischen Städtchen Glurns bis in die Kurstadt Meran. Auf dem Rücken tragen wir nicht nur Wechselkleidung und Lebensmittel. Auch unsere Unterkunft in Form eines etwa 2,5 Kilogramm leichten Mini-Zeltes haben wir bei uns – auf geht's zu unserer Wandertour von Campingplatz zu Campingplatz durchs Südtiroler Etschtal.
Trekking bedeutet für viele, die menschenleeren Landschaften Schwedens oder die rauen Berge Schottlands zu durchwandern. Aufwändige Vorbereitungen und die in abgelegenen Regionen schwache Infrastruktur halten aber zahlreiche Wanderwillige davon ab, ihren Traum von der Rucksackreise zu verwirklichen.
Dabei liegt nur unweit hinter dem Reschenpass ein kleines Trekking-Eldorado: Im Etschtal finden sich beste Voraussetzungen für Wanderhungrige und die Campingplatzdichte ist hoch genug, um jede Nacht auf einer Zeltwiese verbringen zu können.
Im Gegensatz zu den einsamen Landschaften Skandinaviens fällt die Orientierung leicht, schließlich zeigt einem der Fluss die Richtung.
Von Glurns aus folgen wir für drei Kilometer der Staatsstraße 41. Schon jetzt ist der Wanderweg typisch für Südtirol, denn immer wieder laufen wir durch Obstplantagen, wo Äpfel an sauber aufgereihten Büschen wachsen. Noch tragen die Sträucher Blüten statt Früchte, denn es ist erst Ostern. So kommen wir immerhin nicht in den Versuch des Mundraubes. Bald erreichen wir mit Schluderns einen der größeren Orte der Region. Hier füllen wir auch noch einmal unsere Lebensmittelvorräte auf, denn Supermärkte sind in den folgenden Dörfern selten. Am östlichen Ortsende wacht die Churburg über Schluderns. Der Wanderweg führt steil hinauf, vorbei an der hochmittelalterlichen Verteidigungsanlage, wo sich die Route fortan über einen Höhenzug erstreckt.
Zwar laufen wir immer in dieselbe Richtung, die Wahl unterschiedlicher Wege schränkt das jedoch keinesfalls ein. Denn auf den Bergen entlang des Etschtals verlaufen die zahlreichen Wanderwege in verschiedenen Höhen. Je nach Kondition findet jeder eine passende Route, grandiose Ausblicke über den Fluss und die schachbrettartig angelegten Obstplantagen garantiert. Bei Eyrs steigen wir hinab ins Tal und laufen ein Stück auf dem gut ausgebauten Fuß- und Radweg entlang der Etsch. Unser Nachtlager schlagen wir auf dem Campingplatz Badlerhof in Laas auf. Zwar ist der Platz über die Feiertage ausgebucht, mit unserem kleinen Trekkingzelt dürfen wir dennoch eine Nacht vor einem unbewohnten Wohnwagen schlafen.
In Naturns lohnt sich ein Aufenthalt über zwei Tage. Auf dem Waldcamping lassen wir Zelt und Rucksäcke zurück und unternehmen einen Ausflug zum Schloss Juval. Die zwischenzeitlich zur Ruine verkommene Anlage wurde 1983 vom Abenteurer Reinhold Messner restauriert und beherbergt heute eines der sechs Messner-Mountain-Museen. Die direkt unterhalb des Schlosses gelegene Jausenstation ist alles andere als ein typisches Museumscafé. Spezialitäten aus eigener Herstellung, samt Käse aus der Hofkäserei, laden zum Verweilen.
Ab Naturns fließt die Etsch sichtbar ruhiger. Felsblöcke liegen hier kaum noch im breiten Flussbett. Wandernd nehmen wir intensiv wahr, wie sich Landschaft und Fluss Stück für Stück verändern. Zu Fuß schlendern wir durch die Gassen der Dörfer oder kehren in den zahlreichen Jausenstationen ein. Der Weg ist das Ziel und am Ende des Weges liegt Meran mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Zurück nach Glurns geht es bequem mit der Vinschgaubahn.
Camping im Park Glurns
Nur 500 Meter vom historischen Stadtkern Glurns entfernt; große Zeltwiese mit teils schattigen Flächen; Aufenthaltsraum mit Snackautomat und Büchern.
Info: glurns.eu
Standort: Parkweg 1, 39020 Glurns
Camping Badlerhof Laas
Kleiner Platz mit 35 Stellflächen; moderne Sanitärräume im Haupthaus; Aufenthaltsraum mit Büchern und Spielen; eigenes Café mit Bistro; Info: camping-badlerhof.it
Standort: Kugelgasse 4b, 39023 Laas
Camping Latsch
Terrassenförmig angelegte Flächen; Sanitärgebäude teilweise renoviert; kleiner Supermarkt und Restaurant am Platz; Pool; Bergbahn in der Nähe.
Info: camping-latsch.com
Standort: Reichstraße 4, 39021 Latsch
Waldcamping Naturns
Ruhiger, am Ortsrand von Naturns gelegener Campingplatz; Stellflächen großteils im Schatten; Aufenthaltsraum mit Zeitschriften und Spielen; kleiner Supermarkt und Schwimmbad am Platz.
Info: waldcamping.com
Standort: Dornsbergweg 8, 39025 Naturns
Camping Meran
Zentrumsnaher Platz neben einer Pferderennbahn; Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants in der Nähe; große Zeltwiese, Stellflächen teilweise im Schatten; beheizter Pool.
Info: merano-suedtirol.it
Standort: Piavestraße 44 , 39012 Meran