Mittleres Moseltal mit dem Caravan erkunden
Am Rande der Zeit

Das mittlere Moseltal  in der Pfalz hat sich während der letzten Jahrzehnte seinen stillen Charme und viel Gelassenheit bewahrt – willkommen zu einem Camping-Urlaub der beschaulichen Art.

Reise: Mosel
Foto: Dominik Ketz, Stefan Nink, Joachim Negwer, Touristik-Information Traben-Trarbach, Becker-Werbung, Koblenz-Touristik, Mosellandtouristik GmbH, Tourist-Information Trier, Christian Jung/fotolia

Manchmal hört man in der Nacht dieses Rauschen, das klingt, als schiebe da draußen etwas das Wasser durch den Fluss, ganz sachte, ganz sanft, als wolle es niemanden wecken. Man wird nicht richtig wach von diesem Geräusch, man nimmt es eher im Schlaf wahr, dreht sich um und träumt weiter. Morgens, wenn die Sonne die Nebelschwaden aus dem Tal gescheucht hat, kann man bei der ersten Tasse Kaffee am Campingtisch auf dem Platz dann sehen, woher dieses Geräusch stammt. Selbst die Frachtschiffe scheinen sich hier Mühe zu geben, leise zu sein. Als wollten sie niemanden wecken. Als wollten sie den Zauber des Moseltales nicht stören.

Die Mosel ist der zweitlängste Nebenfluss des Rheins und eine Wohltat für jeden, der je am berühmtesten aller deutschen Flüsse unterwegs war. Während am Rhein auf beiden Flussseiten alle drei oder vier Minuten Züge durch das enge Tal donnern und mit dem Lautsprechergeplärre der Ausflugsdampfer eine permanente Geräuschkulisse erzeugt, ist es an der Mosel ruhig geblieben. Ruhig? Still ist es. An vielen Uferabschnitten ist es heute nicht lauter als vor – sagen wir: 100 Jahren, als die Schönheit des Flusses in Schunkelliedern wie „Oh, Mosella!“ besungen wurde. Genug zu sehen gibt es sowieso: Zwischen der deutsch-luxemburgischen Grenze und der Mündung der Mosel in den Rhein sind es gut 200 Flusskilometer.

Was für eine Landschaft ist das! Normalerweise ist der Mensch ja dafür bekannt, der Schönheit der Natur mit sicherem Gespür, einem umfangreichen Arsenal an Technik (Spitzhacken! Dynamit!) sowie einer Erfolgsquote von beinahe hundert Prozent den Garaus zu machen. An der Mosel ist das anders, der Mosel haben zwei Jahrtausende menschlicher Besiedlung gutgetan – und wie! Möglicherweise gibt es in ganz Deutschland keine andere Landschaft, in der Menschenhand und Natur ein derartiges Gesamtkunstwerk zustande bekommen haben wie hier, an Deutschlands romantischstem Fluss. Die Mosel hat die Vorlage geliefert. Im Lauf der Jahrmillionen hat sie sich in schier unmöglichen Kehren und Schlaufen in das weiche Schiefergestein jener Region gefressen, die sie heute auf den Straßenkarten fein säuberlich in Eifel und Hunsrück teilt. Dann kam der Mensch und hat an die steilen Hänge Rebstöcke gesetzt; und an die Ufer kleine Fachwerkorte und auf die Bergkuppen trutzige Burgen; und wo zwischendrin noch ein bisschen Platz war, noch die eine oder andere kleine Kapelle. Es ist dieses Miteinander von dramatischer Natur und menschlichem Fleiß, das das Moseltal zu einer so besonderen Landschaft macht.

Die schönsten Orte im Moseltal

Das schönste Stück? Schwer zu sagen. Cochem ist vielen ein wenig zu touristisch, Trier weiter flussabwärts zu groß. Die meisten Besucher bleiben an der Mittelmosel hängen, in Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues oder irgendwo in einem der kleinen Orte davor, dazwischen oder dahinter. In Reil zum Beispiel. Zeltingen-Rachtig. Oder Wolf. Etliche Campingplätze an der Mittelmosel liegen direkt am Ufer, und dass auf einigen davon Dauercamper den Ton angeben, spricht für die Heimatliebe der Moselaner. Wenn man dort sitzt und hinaufschaut zu jener Grenze, an der das Grün der Steillagen in das Blau des Himmels übergeht, dann versteht man, dass an diesem Fluss schon vor langer Zeit ein gewisser Lokalpatriotismus entstanden ist.

Um einen Moselaner aus seiner Heimat zu locken, heißt es, müsse man zuvor das komplette Moseltal verlegen. Mitsamt Fluss. Und natürlich mit allen Rebstöcken. Man ahnt es: Das Leben hier dreht sich – noch immer – um den Wein. Die Römer haben ihn mitgebracht, und spätestens, seit Kaiser Augustus das Imperium Romanum von Trier aus regierte, genoss der Moselwein einen Ruf wie Donnerhall in der damaligen Welt. 6.000 Hektar Weinberge gibt es heute noch an der Mittelmosel, von deren Steillagen die besten Weine der Region stammen.

Über die Städte und Orte wäre noch mal zu reden. Über Bernkastel-Kues zum Beispiel: Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert, Kopfsteinpflaster, steinerne Heiligenfiguren, die über engen Gassen stehen, die sich an den Fuß der Weinberge schmiegen. Kröv, das es sich an einer der schönsten Schleifen des Flusses bequem gemacht hat. Beilstein, das heute noch aussieht wie im Mittelalter. Und ein Bummel durch Traben-Trarbach kann ein Spaziergang durch die Architekturgeschichte sein – ganz tief in die Vergangenheit taucht man ein, wenn man an einer Führung durch die unterirdischen, labyrinthischen Weinkeller teilnimmt. Nach so einem Abstecher kommen einem die Farben draußen am Fluss beinahe unwirklich vor.

Also los! Einfach mal auf eine lange Genusstour machen, die Mosel lässt sich prima mit dem Fahrrad erkunden, auf beinahe der gesamten Länge führt ein Radweg am Ufer entlang. Noch schöner aber ist das Tal beim Wandern. Von hoch oben, von einem Aussichtspunkt irgendwo in den Weinbergen. Da sitzt man dann, packt das frische Brot aus der Bäckerei aus, die Wurst vom Metzger, die knackfrischen Tomaten, die eingelegten Oliven. Und natürlich den Wein, den der Winzer einem mitgegeben hat. Man isst, man trinkt, man schaut, man hört. Falls man etwas hört. Viel ist da ja nicht. Und das sanfte Wasserschieben der Frachtschiffe auf dem Fluss dringt bis hier oben natürlich ebenfalls nicht hinauf. Es ist ja noch nicht einmal laut genug, um einen nachts aufzuwecken.