Caravan-Reise ins französischen Ardèche
Eine Region voller Kultur, Natur und Abenteuer

Für eine Reise zur Ardèche spricht nicht nur der Fluss selbst, sondern auch der Genuss in Hülle und Fülle, die vielen Entdeckungen unter der Erde und die abwechslungsreiche Landschaft.

Reise Ardeche Frankreich
Foto: Günter Ultes, AFP 2014, Aspa

Warm von der tiefstehenden Morgensonne angestrahlt, spiegelt sich das üppige Grün der Bäume im glatten Wasser des Flusses. Außer Vogelgezwitscher und einem leisen Plätschern ist kein Laut zu hören. Auch die Felswände in unserem Rücken sind von Licht überflutet – einfach idyllisch. Wie denn, das soll die schäumende, so belebte Ardèche sein? Ja, diese Flusslandschaft hat viele Gesichter. Und für den Namen Ardèche steht übrigens nicht nur der Fluss mit der berühmten und imposanten Schlucht in seinem südlichen Drittel, der Gorges de l’Ardèche, sondern auch das französische Departement Nummer 07 mit einer Fläche von gut 5500 Quadratkilometern und zirka 325.000 Einwohnern.

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Günter Ultes, AFP 2014, Aspa
Wahrzeichen und natürliche Eingangspforte der Ardèche: der Pont d’Arc, ein mächtiger Felsbogen, der den Fluss in 54 Meter Höhe überspannt.

Doch in dieser alten, geschichtsträchtigen Kulturregion gibt es neben beeindruckenden Flusslandschaften auch sonst vielerlei Erstaunliches zu entdecken. Leckermäuler und Gourmets können sich auf kulinarische Spezialitäten und ein vielfältiges Weinangebot freuen, blühende Lavendelfelder und historische Dörfer mit Charakter bereichern den Landschaftsgenuss. Und schließlich locken zahlreiche Höhlen mit ganz unterschiedlichen Attraktionen in die Unterwelt.

Genuss in Hülle und Fülle

Wenn im Zusammenhang mit einer französischen Region das Wort Genuss fällt, denkt jeder gleich ans Essen – und liegt damit schon mal weitgehend richtig. Eine kleine Auswahl für Gourmets: Fin gras du Mézenc (ein ganz besonderes Rindfleisch), luftgetrocknete Wurst- und Schinkenspezialitäten wie etwa der Jambon de l’Ardèche oder der nussig-milde Rohmilch-Ziegenkäse Le Picodon – Letzteren gerne auch eingelegt in Olivenöl mit Kräutern und Gewürzen. Das Departement Ardèche ist im Übrigen der größte Produzent von Esskastanien in Frankreich. Bei deren Zubereitung sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Finden Sie heraus, was Ihnen am besten schmeckt!

Dazu wächst in der Region eine große Vielfalt feiner Weine – erzeugt von mehr als 100 engagierten Weinbauern. Viele Weingüter tragen das Logo „Accueil Vigneron“. Hier können Sie die Weine am Ort Ihrer Entstehung verkosten und auch gleich mitnehmen.

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Günter Ultes, AFP 2014, Aspa
Im Rausch von Farbe und Duft: Lavendelfeld bei Saint-Remèze. Im Hintergrund das Lavendelmuseum.

Doch nicht nur Freunde guten Essens und Trinkens können hier schwelgen. Besonders im Frühsommer präsentiert sich auf der Hochebene östlich der Ardèche eine Welt der Farben und Düfte. Ganze Landstriche leuchten in sattem Violett, wenn der Lavendel blüht. Die Pflanze ist nicht nur eine Augenweide, sie dient auch als Ausgangsprodukt für ätherische Öle, Duftsäckchen, diverse Kosmetika und Pflegeprodukte. Sogar Honig, Schokolade, Pralinen und Speiseeis werden mit Lavendelnote angeboten.

Wieder andere Genusserlebnisse bieten 20 „Villages de caractère“, von denen fünf sogar als „Plus Beaux Villages de France“ ausgezeichnet sind. Diese allesamt malerisch gelegenen Bilderbuchdörfer wurden nach strengen Kriterien ausgewählt und werden von einzigartigem Charme und Atmosphäre geprägt. Ihre Geschichte reicht teilweise bis in die Steinzeit zurück, die alte Architektur ist gut erhalten. Jedes Dorf ist anders, und jedes ist es wert, erkundet zu werden.

Der besondere Tipp: Lavendelmuseum in Saint Remèze

Das Lavendelmuseum liegt nur wenige Kilometer von der Ardèche-Schlucht entfernt. Sie können in einer etwa einstündigen Führung viel Interessantes über die Pflanze, ihre verschiedenen Arten, den Anbau und die Destillation erfahren. Oder Sie bummeln einfach durch den angeschlossenen Laden, suchen sich ein Reisemitbringsel aus und genießen das hausgemachte Lavendel-Eis. Weitere Informationen: www.museedelalavandeardeche.com

Entdeckung der Unterwelt

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Günter Ultes, AFP 2014, Aspa
Einzigartig und geheimnisvoll in Szene gesetzt: Calcit-Sinterbecken in der Grotte de Saint-Marcel – in Jahrtausenden durch Kristallisation von in Wasser gelöstem Kalk von der Natur geformt.

So wie das Wasser der Ardèche in Millionen von Jahren bis zu 300 Meter tiefe Schluchten in den Kalkstein der Region gegraben hat, ist es auch abseits der Flüsse durch Ritzen und Klüfte eingedrungen. Dabei hat die Natur durch Verwitterungsprozesse regelrechte Kunstwerke erschaffen. Die Rede ist von unzähligen Karsthöhlen. Eine ganze Reihe davon kann besichtigt werden, und jede Höhle wartet mit einem eigenen Charakter und besonderen Superlativen auf.

Ein paar Beispiele: In der Grotte de Saint-Marcel sind dies neben vielfältigen Tropfsteingebilden die Cascade des Gours, stufenförmig angeordnete Sinterbecken, die durch die Ablagerung von Calcit entstanden sind und stimmungsvoll beleuchtet werden. Ein paar Kilometer weiter lockt die Grotte de la Madeleine mit eindrucksvollen steinernen Vorhängen sowie einer Ton- und Lichtshow. Obendrein offeriert sie mit dem Belvédère de la Madeleine auch einen der schönsten Aussichtspunkte der Ardèche-Schlucht.

Eine der größten Tropfsteinhöhlen ist die Aven d’Orgnac. Ihr „großer Saal“ erstreckt sich bei einer Höhe von 30 Metern auf einer Fläche von 125 mal 90 Metern – größer als ein Fußballfeld. Ausgezeichnet mit dem Prädikat „Grand Site de France“, ist sie eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Ardèche. Einen ganz anderen Charakter weist die Grotte Chauvet bei Vallon-Pont-d’Arc auf. Seit 2014 Weltkulturerbe der Unesco, ist sie berühmt für ihre vor 36.000 Jahren von Menschenhand geschaffenen gezeichneten Kunstwerke. Um den Fortbestand dieser einzigartigen Höhlenmalereien nicht zu gefährden, ist wenige Kilometer entfernt eine Replik unter dem Namen Caverne du Pont d’Arc gebaut worden. In ihr können die Zeichnungen in Originalgröße auf ebenfalls originalgetreu dreidimensional nachgebildetem Untergrund im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden.

Der besondere Tipp: Hohlenklettern für Abenteurer

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Günter Ultes, AFP 2014, Aspa
Der besondere Tipp: Höhlenklettern.

Auch Abenteuerlustige kommen in der Unterwelt auf ihre Kosten. Mehrere Veranstalter bieten vom Family Caving bis zum Höhlenklettern Aktivitäten unterschiedlicher Adrenalin-Stufen an. Unter der Anleitung erfahrener Führer werden zum Beispiel ansonsten nicht öffentlich zugängliche Höhlenteile durchwandert. Wer mehr Nervenkitzel sucht, kann sich einen halben Tag lang durch Felsspalten quetschen, im Abseilen üben oder durch Labyrinthe tasten. Weitere Informationen: ardeche-canyon.com; www.canyon-besorgues.com

Traumhafte Landschaft rund um die Ardèche

Die Hauptattraktion bleibt für die meisten Besucher die Gorges de l’Ardèche. Erste Eindrücke gewinnt man von der 29 Kilometer langen Touristenstraße am linken Ufer aus, an der ein gutes Dutzend Aussichtspunkte teils atemberaubende Tiefblicke ermöglicht.

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Günter Ultes, AFP 2014, Aspa
Tiefblick in die Ardèche-Schlucht vom Cirque de la Madeleine – mehr als ein Dutzend Aussichtspunkte an der Panoramastraße ermöglichen atemberaubende Einblicke.

Wer aber die Ardèche-Schlucht in ihrer ganzen Schönheit und Mächtigkeit erleben will, muss hinein und hindurch. Und für dieses einzigartige Naturerlebnis bietet sich als naheliegendste Möglichkeit eine Paddeltour mit dem Kanu an. Zahlreiche Anbieter verleihen Kanus und Ausrüstung und kümmern sich um die Logistik. Aber Achtung: Wer keinerlei Paddelerfahrung mitbringt, sollte vorher einen Einführungskurs in Paddeltechnik belegen. Und über eine gute Grundkondition muss man schon auch verfügen. Schließlich legt man auf der kürzesten Paddeltour durch die Schlucht 24 Kilometer zurück und sitzt dafür im Schnitt etwa vier bis fünf Stunden im Boot – ständig in Aktion! Wenn Sie den mächtigen Felsbogen des 54 Meter hohen Pont d’Arc in die Tour einbeziehen wollen, sind es 32 Kilometer und mindestens zwei Stunden mehr – jeweils ohne Pausen.

Und ein Rummelplatz sind die Gorges de l’Ardèche auch. In der Hochsaison drängen sich schon mal bis zu 3000 Boote pro Tag durch die Schlucht. An Wochentagen und in der Vor- und Nachsaison ist weniger Betrieb, aber Momente der Einsamkeit werden Sie auch dann zumindest tagsüber kaum erleben.

Solche finden Sie aber durchaus an diesem vielseitigen Fluss. Wenn Sie zum Beispiel in den frühen Morgenstunden von Balazuc nach Lanas wandern – von dieser Tour stammen die eingangs geschilderten Eindrücke –, werden Sie kaum einem Menschen begegnen. Und die Kulissen bei Balazuc oder auch am Cirque de Gens bei Chauzon sind kaum weniger eindrucksvoll als die in der Ardèche-Schlucht.

Schließlich bieten die Nebenflüsse Beaume und Chassezac und ihr Hinterland eine Vielzahl an schönen und auch ruhigen Plätzchen in spektakulärer bis lieblicher Umgebung – etwa für ein einsames Bad in einem Gumpen.

Der besondere Tipp: Wandern im ausgetrockneten Flussbett

Lockt Sie ein kleines Abenteuer? Bei Salavas kann man – etwas Orientierungssinn und Trittsicherheit vorausgesetzt – das im Sommer meist ausgetrocknete Bett des Flüsschens Rieussec hinunterwandern. Eine ganz besondere Note verleiht diesem versteckten kleinen Wanderparadies die ockergelbe Färbung des Flussbetts. Kurz vor dem Ende der Wanderung gibt es als Belohnung für die Kraxelei einen herrlichen Panoramablick auf die Ardèche und den Pont d’Arc. www.ardechereisen.de/wanderbuecher.php

Informationen

Umfassende Informationen zur Region, Tipps für Aktivitäten, Natur, Kulinarisches und Sehenswertes unter www.ardeche-tourisme.com.

Campingplatz-Tipps an der Ardèche

07700 Saint-Martin-d'Ardèche(FR)
Camping des Gorges
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29,00 EUR/Nacht
Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten