Mit dem Caravan durch die Ostschweiz
Camping-Tour durch Schaffhausen und das Thurgau

Auf der schönen Strecke zwischen dem Rheinfall und dem Städtchen Arbon gibt es herrliche Ausblicke. Zunächst auf den Rhein, dann auf den Untersee und schließlich auf den Bodensee.

Reise-Tipp Ostschweiz
Foto: Adi Kemmer

Wer mit Caravan-Gespann ins Thurgau will, darf den Rheinfall nicht auslassen. Das touristische Highlight der Ostschweiz steht auch auf unserem Plan. Aber nicht nur Touri-Spots erfreuen Camping-Freunde, auch alte Städte, Apfelwiesen und natürlich der erhabene Rhein.

Gerade noch eben herrschte im wahrsten Sinn eitel Sonnenschein, und der Himmel war so blau wie Tinte. Doch als hätten die Schweizer vergessen, ein paar Fränkli in den Schönwetterautomaten zu werfen, wird es mit jedem Meter Richtung Schaffhausen immer dunkler. Der Auftakt der Tour entwickelt sich unversehens zum Reinfall. Ohne "H". Denn im vier Kilometer entfernten Neuhausen beträgt die Sicht quasi null. Absolut nichts zu sehen von den tobenden Wassermassen, stattdessen Nebel von der zähesten Sorte.

Pause im Schlössli Wörth

Nur gut, dass es im Schlössli Wörth Kaffee gibt. Es soll nicht bei einem bleiben, denn erst zwei geschlagene Stunden später wird der graue Vorhang langsam hochgezogen. Erst taucht – ganz verschwommen – das hoch oben auf einem Felsen thronende Schloss Laufen auf und dann endlich auch die Silhouette des berühmten Felsriegels, über den sich stiebend die Kaskaden quälen.

23 Meter stürzt der Rhein hier in die Tiefe, und immerhin 150 Meter ist der Rheinfall breit. Damit zählt er zu den drei größten Wasserfällen in Europa. Durchschnittlich 600 Kubikmeter pro Sekunde rauschen im Sommer in die Tiefe. Wer dem Uferweg bis ganz nach oben folgt, kann die Gewalt der Massen hautnah spüren. Normalerweise bringen Boote die BesucherInnen zum mittleren Felsen, doch daran ist heute nicht zu denken. Es ist kaum einer da.

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Adi Kemmer
Neuhausen: 23 Meter stürzen die Wassermassen des 150 Meter breiten Rheinfalls in die Tiefe.

Mit Wohnwagen nachSchaffhausen

Zeit, endlich in Richtung Schaffhausen aufzubrechen. Hier hat sich der Nebel bereits verzogen. Die Altstadt präsentiert ihre Schokoladenseite. Als Erstes fallen an den jahrhundertealten Häusern die vielen Erker ins Auge. Es sollen rund 300 sein, weshalb der Hauptort des gleichnamigen Kantons gerne als "Erkerstadt" für sich wirbt. Das Wahrzeichen von Schaffhausen thront hoch über den Dächern: Eine steile Treppe führt zur Festung Munot. Von dort erschließt sich eine herrliche Aussicht.

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Adi Kemmer
Die beeindruckende Festung in Schaffhausen.

Rheinaufwärts geht die Fahrt weiter ins romantische Städtchen Stein am Rhein, dessen malerische Altstadt auf der rechten Flussseite liegt. Und schon wieder hüllt dichter Nebel die historische Kulisse ein. Die farbigen Ornamente am Hexenturm an der Schiffslände offenbaren sich erst ganz aus der Nähe. Wie sich später herausstellt, wird das den ganzen Tag so bleiben. Das sei, so versichern Einheimische, im Herbst und Winter eigentlich überhaupt nicht ungewöhnlich. Dem Bummel durch die Altstadt tut es ohnehin keinen Abbruch, denn die Fassaden rund um den Marktplatz sind so üppig bunt bemalt, dass es den blauen Himmel gar nicht braucht.

Kurz hinter Stein am Rhein, vorbei an der mittelalterlichen Burg Hohenklingen, weitet sich der Fluss zum Untersee, dem kleineren Teil des Bodensees. Landschaftswechsel und Wetterwechsel. Die Sonne scheint wieder und hüllt das am Südufer gelegene Steckborn in mildes Winterlicht. Der mittelalterliche Ort hat einen hübschen Fachwerkkern. Eine schöne Lage zeichnet auch das nahe Berlingen aus.

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Adi Kemmer
Stein am Rhein: Die bemalten Häuserfassaden am Rathausplatz sind die Attraktion der Stadt.

Camping im Thurgau

Das Schweizer Ufer des Bodensees, das zeigt sich schon hier, ist anders als gegenüber in Deutschland. Mild hügelig, offener, ländlicher, ruhiger. Vielleicht auch etwas weniger spektakulär als rund um die Hochburgen auf der anderen Seite und nicht so extrem touristisch geprägt. In jedem Fall ist dieser seewärts gewandte Streifen des Kantons Thurgau liebenswert. Er trägt den eigenwilligen Spitznamen "Mostindien".

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Adi Kemmer
Viel weniger los ist am Bodensee-Ufer in der Schweiz.

Das verdankt er sowohl seiner östlichen Lage in der Schweiz als auch den vielen Apfel- und Birnbäumen. Aber der Thurgau kann auch urban: In Kreuzlingen zum Beispiel, der größten Schweizer Stadt am Bodensee, die mit dem deutschen Nachbarn Konstanz eng verwachsen ist.

In Romanshorn, dem einstigen Fischerdorf, das heute einen der wichtigsten Häfen am Bodensee besitzt, stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Mit der Fähre zurück auf die deutsche Seite nach Friedrichshafen? Oder über Arbon mit seiner verwinkelten Altstadt Richtung Bregenz? Die Entscheidung wird vertagt. Jetzt gilt es, einen Campingplatz für die Nacht zu finden, denn inzwischen ist dichter Nebel aufgezogen. Soll hier ganz normal sein...

Groppen-Fastnacht

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Adi Kemmer
Ermatingen: „König Gropp“ führt den bunten Umzug an.

"Die letzte Fastnacht der Welt" nennen die BewohnerInnen von Ermatingen ihr traditionsreiches Fest. Wenn das närrische Treiben anderswo längst vorbei ist, geht es hier, im Kanton Thurgau, drei Wochen vor Ostern erst richtig los. Das Spektakel wird auf das Konstanzer Konzil von 1414 zurückgeführt. Angeblich erhielt der flüchtige Gegenpapst Johannes XXIII. damals in Ermatingen Unterschlupf. Serviert wurden ihm der Sage nach Groppen, ein kleiner Raubfisch. Die bunten Umzüge finden alle drei Jahre statt. 2022 wurde der Umzug coronabedingt gestrichen, vielleicht klappt es ja nächstes Jahr?

Campingplatz-Tipps Ostschweiz

8264 Eschenz(CH)
Camping Hüttenberg
3 Bewertungen
41,50 EUR/Nacht
8416 Flaach(CH)
TCS-Camping Flaach am Rhein
1 Bewertung
46,00 EUR/Nacht

Infos: Eine gute Vorbereitung für eine Tour durch die Region ermöglicht die Homepage des Ostschweiz Tourismus. Dort werden auch die schönsten Routen vorgestellt. Ostschweiz Tourismus, Fürstenlandstrasse 53, CH-9000 St. Gallen, Telefon 0041/8 00 10 02 00 30.

Fazit

Über alle Grenzen ist der Rheinfall bekannt. Das Thurgau hat aber weit mehr zu bieten als die Wassermassen des Rheins. Obwohl er wirklich sehenswert ist. Wir zeigen die besten Tipps für Wohnwagen-Fans im Osten der Schweit. Wer etwas ganz Ausgefallenes sucht, kann hier übernachten: Bubble-Unterkunft im Thurgau.

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten