Sizilien, Juwel im Mittelmeer. Unterwegs mit dem Gespann sammelt man Sehenswürdigkeiten wie Perlen. Wer sich Zeit nimmt, findet zwischen Meer und Bergen noch das ein oder andere versteckte Camping-Kleinod.
Sizilien, Juwel im Mittelmeer. Unterwegs mit dem Gespann sammelt man Sehenswürdigkeiten wie Perlen. Wer sich Zeit nimmt, findet zwischen Meer und Bergen noch das ein oder andere versteckte Camping-Kleinod.
Stampf, stampf, stampf – der monotone Sound der Fähre wird nur vom Kreischen einiger Möwen unterbrochen, die kaum gegen die steife Brise ankommen. Die ist auch hier auf dem obersten Deck deutlich zu spüren und verstrubbelt uns die Haare. Frisur? War einmal! Aber was soll’s, schließlich wird am Horizont das Ziel unserer Reise immer größer, genau wie unsere Vorfreude. Nach einem ganzen Tag Fährfahrt sind wir ganz wild darauf, endlich den Fuß auf sizilianischen Boden zu setzen. Der Moment kommt bald, und wir stürzen uns samt Gespann in den Stadtverkehr Palermos. Der vorherrschende Fahrstil? Gewöhnungsbedürftig. Doch die Stadt bleibt schnell hinter uns zurück und wir fahren gen Westen.
Die Insel vor Italiens Stiefelspitze liefert viele Gründe, sie ins Herz zu schließen. Zum Beispiel das Naturschutzgebiet Riserva naturale dello Zingaro, das man nur zu Fuß betreten darf und das unglaublich schöne Badebuchten bietet. Oder in der Bergstadt Erice, die 750 Meter hoch über dem Meer liegt und die serpentinenreiche Anfahrt mit einem Wahnsinnsblick auf Trapani und seine Salinen belohnt. Den Charme Siziliens macht nicht zuletzt auch die exotische Mischung der Kulturen aus, die die Insel in der Vergangenheit geprägt haben. Arabische Basare treffen auf römische Villen. Daneben stehen Bauwerke der europäischen Barockzeit, und allerorten findet man einen griechischen Tempel. Ach ja, die Tempel. Uralt – zum Teil an die 2500 Jahre – und teilweise exzellent erhalten. Im Schatten ihrer Säulen fühlt man sich irgendwie klein. Empfehlung: unbedingt anschauen, es lohnt sich – nicht nur für Fans von Sandalenfilmen.
Weltberühmt ist das Valle dei Templi, das Tal der Tempel von Agrigent. Mehrere gut erhaltene Tempel aus der Zeit um 500 vor Christus locken jährlich eine halbe Million Besucher an. Vom weitläufigen Parkplatz aus wird ein Shuttle zu den Tempeln angeboten – unnötig, man kann genauso gut in wenigen Minuten zu Fuß hinkommen.
Deutlich ruhiger geht es in Selinunt zu. Die Ausgrabungsstätte an der Südküste ist, zumindest in der Nebensaison, nur mäßig besucht. Nichtsdestoweniger beeindruckt das weitläufige Gelände mit Meerblick. Alle Tempel wurden von Erdbeben zerstört, einen hat man teilweise wieder aufgebaut. Doch auch die Trümmerfelder sind sehenswert: Über die zerfallenen Säulen und Mauern huschen Eidechsen und Geckos, dazwischen blüht es in allen Farben. Für die Erkundung sollte man sich mindestens einen halben Tag Zeit nehmen. Auch die Überreste der alten griechischen Stadt Selinus – rund 100 000 Menschen lebten einst hier – sind einen Abstecher wert. Wem es in der Mittagshitze zu warm ist, kann im Schatten gepflegt Siesta halten.
Noch nicht genug von alten griechischen Hinterlassenschaften? Dann lohnt ein Abstecher nach Taormina. Als eine der schönsten Städte Siziliens thront sie erhaben an der Ostküste über dem Meer und nimmt geduldig die Touristenscharen hin, die tagtäglich durch die gepflasterten Gassen ziehen. Wir fahren die Stadt von Norden an und lassen das Auto in der Nähe der Talstation der Seilbahn am Straßenrand stehen – der für Pkw reservierte Parkplatz der Bahn ist schon voll. Es stellt sich heraus, dass die Bahn wegen des Giro d’Italia heute gar nicht fährt, also nehmen wir den Fußweg über viele steile Treppen hinauf zur Altstadt, die sich auf engem Raum zusammendrängt. Das Highlight Taorminas ist zweifellos das alte griechische Amphitheater, in dessen steinernen Rängen wir die Aussicht über Meer und Land bis zum Ätna hin genießen. Der Gipfel des gut 3300 Meter hohen Vulkans hüllt sich heute in Wolken, so dass wir seine Schneekuppe von Taormina aus nur erahnen können.
Gestern noch haben wir seinen Hängen einen Besuch abgestattet, uns mit dem Auto Serpentine um Serpentine durch schwarze Lavafelder nach oben gekämpft – der Wohnwagen blieb derweil unten auf dem Campingplatz. Ein bisschen sieht es aus wie auf dem Mond: karg und lebensfeindlich. Wer sich vor frühem Aufstehen nicht scheut, fährt morgens sehr bald los und nimmt gleich die erste Gondel zur Zwischenbergstation la Montagnola auf etwa 2500 Meter. Von dort geht’s entweder zu Fuß oder mit einem Geländewagen weiter. Dass mit dem aktiven Vulkan nicht zu spaßen ist, beweist er immer wieder. Besonders heftig im Jahr 2002, als die Lavaströme die Seilbahn und viele Gebäude zerstörten. Heute gibt der Ätna Ruhe, so dass man ganz in seinem majestätischen Anblick schwelgen kann.
Ein weiteres Highlight ist natürlich Palermo. Bis die Fähre ablegt – das Gespann steht sicher auf dem Parkplatz am Hafen –, bleibt uns viel Zeit für einen Besuch. Lebendig und laut, schick und schäbig zeigt uns die Stadt ihre faszinierende Vielfalt und sich selbst als uneingeschränkte Metropole der Insel, als das Kondensat Siziliens sozusagen. Alle Epochen und alle Kulturen haben sich hier verewigt. Griechen, Römer, Normannen, Araber. Christen und Muslime. Antike, Mittelalter, Barock und Moderne. Unbedingt sehenswert auch der Ballarò, mehr Basar als Markt mit einem überbordenden Angebot. Und da ist es wieder, dieses exotische Sizilien. Man spürt, Nordafrika ist gar nicht weit.
Weitläufige Sandstrände oder seichte Lagunen: Sizilien hat auf seinen mehr als 1100 Küsten- Kilometern viel zu bieten. Herausragend ist die Scala dei Turchi (Treppe der Türken), ein monumentaler Felsen aus weißem Mergel-Gestein mit einem flachen Strand. Gute Parkmöglichkeit auf dem „Parking Scala dei Turchi“, GPS: 37°17’22”N, 13°28’43”E. Deutlich ruhiger geht’s im Zingaro-Nationalpark zu, den man von Norden oder Süden betreten kann. Am Küstenpfad liegen immer wieder kleine Badebuchten, die man in der Nebensaison auch mal für sich alleine hat. Für einen längeren Aufenthalt direkt am Meer ist der Camping Eraclea Minoa Village (GPS: 37°23’36”N, 13°17’6”E) an der Südküste prädestiniert. Wir haben hier ein paar faule Tage im lichten Pinienwald verbracht, die weitläufige Bucht hat einen feinen Sandstrand.
Von der Inselhauptstadt Palermo im Norden bis zur antiken Ausgrabungsstätte von Agrigent an der Südküste gibt es auf Sizilien so viel zu entdecken, dass man für eine komplette Inseltour locker drei Wochen braucht.
Eric: Die Bergstadt Erice thront hoch oben auf dem gleichnamigen, rund 750 Meter hohen Berg Monte Erice. Hier wurde im Altertum eine weibliche Gottheit verehrt. Heute steht auf ihrem Heiligtum das Castello Normanno (Bild), eine wehrhafte Burg aus dem 13. Jahrhundert. Auch die Altstadt mit der Kirche Maria Santissima Assunta ist sehenswert.
Zingaro-Nationalpark: Ganz im Nordwesten der Insel liegt dieses Kleinod für Erholungssuchende. Besonders schön ist der etwa sieben Kilometer lange Küstenstreifen mit seinen kleinen sandigen Buchten und rauen Kalkfelsen. Das Naturreservat ist nur zu Fuß begehbar, festes Schuhwerk und ein Trinkwasservorrat sind obligatorisch.
Palermo: Der Besuch der Inselhauptstadt ist Pflicht, denn nirgends sonst ist Sizilien so exotisch, vielfältig und betriebsam wie hier. Der zentrale Platz der Altstadt heißt Quattro Canti (Bild), von hier aus gehen vier Straßen in alle Himmelsrichtungen ab. Der bedeutendste Sakralbau ist die Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert. Sehenswert sind auch die Märkte.
Taormina: An der Ostküste Siziliens in malerischer Landschaft gelegen, entwickelte sich Taormina im 19. und 20. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Tourismuszentren der Insel. Unbedingt anschauen: das antike Amphitheater mit Blick auf den Ätna, den Golf von Giardini-Naxos und die kleine Insel Isola Bella vor der Küste.
Ätna: Mit 3323 Meter Höhe der höchste aktive Vulkan Europas. Die Strada dell’Etna führt zu der von vielen Touristen frequentierten Seilbahnstation Rifugio Sapienza auf 1995 Meter Höhe. Der Ätna kann per Eisenbahn umrundet werden. Von Catania aus führt eine rund 110 Kilometer lange Eisenbahnstrecke, die Ferrovia Circumetnea, fast rund um den Vulkan.
Agrigent: Zu den bemerkenswertesten archäologischen Fundstätten Siziliens gehören zweifelsfrei die archäologischen Stätten von Agrigent mit dem Tal der Tempel und den Überresten der alten griechischen Stadt Akragas. Ein Highlight ist der Concordiatempel (Bild), der zu den am besten erhaltenen Tempeln der griechischen Antike überhaupt zählt.
I-92100 Agrigent
Camping Internazionale Nettuno: Schön gelegener Platz auf durch mehrere ebene Terrassen gegliedertem Gelände mit Baumbestand. Etwa 200 m langer und 20 m breiter Sandstrand vor einer flachen Düne. 120 Touristen-Stellplätze. Guter Ausgangspunkt für einen Ausflug zum Tal der Tempel von Agrigent. Ganzjährig geöffnet. Preisgruppe 5*.
Standort: Via Lacco Ameno 3, GPS 37°14’39”N, 13°36’49”E, Telefon 00 39/09 22 41 62 68, www.campingnettuno.com
I-92100 Cattolica
Campeggio Eraclea Minoa: Solider Platz an einem weitläufigen Sandstrand, der auf einer Seite von einem Kreidefelsen begrenzt wird. Welliges, durch einen asphaltierten Weg zwei- geteiltes Gelände unterhalb einer hohen Kreidefelswand. 250 Touristen-Standplätze in einem Pinien- und Eukalyptuswald. Saison: April bis Ende September. Preisgruppe 5*.
Standort: Eraclea Minoa, GPS 37°23’35”N, 13°17’8”E, Telefon 00 39/09 22 84 60 23, www.eracleaminoavillage.it
I-90010 Finale di Pollina
Camping Rais Gerbi:Gepflegter Platz auf Hanggelände beiderseits einer Bahnlinie (verläuft in einem Einschnitt ca. 15 m tiefer als Platzniveau). Der obere Bereich an der Straße eben mit betonierten Stellflächen, der untere Bereich mit zwei breiten Terrassen und zahlreichen Einzelterrassen für Zelte. Zusätzlich Mattendächer. Über Treppen zum ca. 150 m langen und bis zu 10 m breiten, überwiegend felsigen Strand unterhalb der Steilküste. 144 Touristen-Stellplätze. Ganzjährig geöffnet. Preisgruppe 5*.
Standort: SS113 km 172,900, GPS 38°1’23”N, 14°9’14”E, Telefon 00 39/09 21 42 65 70, www.raisgerbi.it
I-91022 Marinella di Selinunte
Camping Athena: Einfacher Campingplatz mit parzellierten Stellflächen. Teilweise Schatten durch Bäume. Restaurant mit authentischer sizilianischer Küche am Platz. Guter Ausgangspunkt für die Besichtigung der Ausgrabungsstätte von Selinunt. Ganz- jährig geöffnet. Preisgruppe 3*.
Standort: SS115 nr. 88, GPS 37°35’44”N, 12°50’30”E, Telefon 00 39/0 92 44 61 32, www.athenaselinunte.com
I-98057 Milazzo
Cirucco Bay Camping: Solider Platz auf leicht geneigtem, teils mehrfach gestuftem Gelände unter alten Olivenbäumen. In weitgehend abgeschiedener Lage an der Spitze der Halbinsel. Gaststätte und Lebensmittelladen vorhanden. Über Treppen geht’s zum Kiesstrand an der sonst felsigen Küste. 240 Touristenplätze. Saison: 21.3.–31.10. Preisgruppe 5*.
Standort: Strada Panoramica, GPS 38°15’44”N, 15°14’38”E, Telefon 00 39/09 09 28 47 46, www.cirucco.it
I-91010 San Vito Lo Capo
Camping El Bahira: Gehobener Platz direkt am Meer. Ebenes, in Strandnähe terrassiertes Gelände, unter mittelhohen Laub- und Nadelbäumen. Swimmingpool und Meerzugang. Restaurant am Platz. 250 Touristen-Stellplätze. „Garten der Aromen“ und Naturlehrpfad. Guter Ausgangspunkt für Ausflüge in den Zingaro-Nationalpark. Ganzjährig. Preisgruppe 5*.
Standort: C. da Salinella, GPS 38°9’3”N, 12°43’58”E, Telefon 00 39/09 23 97 25 77, www.elbahira.it
Ohne Fähre geht es nicht. Bleibt die Frage, wo man sich einschifft. Mit Abstand am günstigsten ist der Sprung von Villa San Giovanni nach Messina (ab 115 Euro für 2 Personen und Gespann). Wer dort aufs Schiff fährt, hat sich jedoch bereits über 1200 Kilometer Landweg auf italienischen Autobahnen zugemutet und dafür rund 90 Euro Maut (Gespann) und rund 210 Euro für Kraftstoff (Diesel) bezahlt. Diesel ist in ganz Italien teurer als bei uns. 1,35 bis 1,45 Euro fallen je Liter an. Nicht günstiger, aber entspannter kommt man auf dem Seeweg an. Von Genua aus setzt die Fähre in 16 bis 20 Stunden nach Palermo über.
Für Hin- und Rückfahrt mit GNV zahlt man ab 550 Euro (2 Erwachsene und Gespann). Wer früh bucht, kann mit Rabatten rechnen. Die Straßen auf Sizilien sind im Allgemeinen sehr gut ausgebaut. Klar, dass es in jahrhundertealten Bergdörfern häufig eng zugeht. Im Verkehr zeigen sich die Sizilianer nicht von ihrer liebenswürdigsten Seite. Geschenkt bekommt man nichts. Eine gute Reisezeit ist das Frühjahr. Ab Mitte April sind die Temperaturen angenehm, aber nicht so hochsommerlich heiß. Wir machten jedoch schon im Mai Bekanntschaft mit einem erstaunlichen Wetterphänomen: dem Scirocco. Der heiße Wüstenwind lässt die Temperaturen schlagartig um fünf bis zehn Grad ansteigen und bläst dabei über ein, zwei Tage in so heftigen Böen, dass man die Fenster widerwillig lieber geschlossen lässt.
Die Campinginfrastruktur ist ordentlich ausgebaut, konzentriert sich jedoch vor allem auf die Küsten. Im Schnitt zahlten wir in der Vorsaison 20 Euro für Gespann und zwei Erwachsene. Teurer und deutlich voller wird es in der Hauptsaison im August, wenn auch viele Italiener Urlaub haben.