Mit dem Wohnwagen nach Südengland: Campingplätze + Tipps

Mobil-Tour nach Südengland Mit dem Wohnwagen nach Großbritannien

Immer mächtiger türmen sich die Kreidefelsen von Dover auf, je näher die Fähre der Insel kommt. Schon mal ein eindrucksvoller Auftakt für eine Entdeckertour durch ein besonderes Land.

Auf dem Camping Putsborough Sands dürfen nur Caravans stehen. Dominic Vierneisel, Anne Mandel
Das Durdle Door an der Jurassic Coast.
Ein Cream Tea macht den England-Urlaub erst perfekt.
Das mild-feuchte Klima fördert eine erstaunlich mediterrane Vegetation.
Die Wasserburg Bodiam Castle liegt 70 Kilometer westlich von Dover. 28 Bilder

Endlich regnet es mal. Zwei Urlaubswochen warten wir schon auf das, wovor uns alle gewarnt hatten. So müssen wir die Daheimgebliebenen doch nicht ganz enttäuschen. Denn zurück in Deutschland gilt die erste Frage an Heimkehrer dem Wetter auf der Insel. Nun, sagen Sie einfach, dass man klimatisch immer mit allem rechnen muss, und eine wind- und wetterdichte Kapuzenjacke schadet – vor allem in Küstennähe – nie. Es ist verlässlich wechselhaft, doch selbst im April schon mild im Vereinigten Königreich. Rhododendren und Azaleen blühen um die Wette. Solche prachtvollen haben Sie noch nicht gesehen: meterhoch, hundert Jahre alt, mit armdicken Stämmen.

Überhaupt überrascht uns die Vegetation in Südengland, die dem warmen Golfstrom zu verdanken ist. Palmen und Agaven verbreiten vielerorts mediterranes Flair. Und im Frühling färben Millionen von Bluebells – kleinen Waldhyazinthen – ganze Landstriche blau. Ein unvergesslicher Anblick. Nun sitzen wir also in Stourhead, dem Urbild eines klassizistisch-herrschaftlichen Landschaftsparks, wo wir auf dem Car Park übernachtet haben, beim Cream Tea. Wir sind mittlerweile echte Fans geworden. Das etwas mürbe Hefegebäck mit buttriger Sahne und Marmelade ist samt Heißgetränk ein ausgezeichneter Nachmittagssnack und kalorisch ein vollwertiger Ersatz für das Mittagessen, das wir immer öfter ausfallen lassen, um mehr Zeit für die vielen Sehenswürdigkeiten Südenglands zu haben. Rauschhaft schnell rasen die letzten Tage vorbei.

Eine ganze Weile sind wir schon unterwegs und können mit Fug und Recht mit einem anderen, etwas einfältigen Klischee über das Vereinigte Königreich aufräumen. Selbst in einfachen Pubs isst man zumeist ordentlich. Mit Beer Battered Cod – im Teig ausgebackenem Kabeljau – gibt es sogar eine wohlschmeckende Form der fetttriefenden Fish’n’Chips, die an jeder Ecke zu haben sind. Für Bierliebhaber ist England ein Eldorado, zumal der Hopfentrank beileibe nicht überall zimmerwarm serviert wird. Die erste Runde holt man sich traditionell selbst am Tresen. Das ist kommunikativ und außerdem höflich. Beides Wesenszüge der Inselbewohner. 

Nette Nachbarn auf den Campingplätzen

„Mealtime“, ruft die Nachbarin auf dem Riverside Caravan Park nahe Plymouth mir zu. Ich grille das Abendessen, und sie streckt mir grinsend durchs Wohnwagenfenster ihren Teller hin. Und dann stellt sie eine tief philosophische Frage: Warum sind es eigentlich immer die Männer, die sich ums Barbecue kümmern? Vielleicht ein Reflex aus der Steinzeit, spekuliere ich. So läuft das hier. Man macht ein bisschen Konversation, ist freundlich. Sie sind angenehm, die Engländer, herausragend hilfsbereit und stets großzügig mit Tipps.

„Waren Sie jemals in St Ives?“ „Bis jetzt haben wir nur darüber gelesen.“ Ein Fischerdorf am Westzipfel Cornwalls mit malerischem Hafen, mildem Klima und jenem „griechischen Licht“, das schon Generationen von Künstlern anzog. „A perfect place to be.“ Na, da kommen wir sicher noch auf einen Cream Tea vorbei.

Von Plymouth aus lenken wir das Gespann tags darauf jedoch erst einmal zur nahen Buckland Abbey, einem Kloster aus dem 13. Jahrhundert, das heute ein Selbstbildnis Rembrandts beherbergt und ab 1580 Sir Francis Drake als Wohnsitz diente. Von dem berühmten Seefahrer und Freibeuter wird auch erzählt, dass er 1588 erst seine Partie Bowling zu Ende spielte, bevor er auslief und die längst formierte spanische Armada vernichtend schlug. Die Geschichte ist so very British und so legendär, dass sie einfach wahr sein muss.

Von Plymouth nach Dover mit dem Wohnwagen

Wohin noch? Tatsächlich wäre Dover ein guter Anfang. Nicht nur weil die meisten dort erstmals englischen Boden betreten, sondern weil Kreideklippen und Castle wirklich beeindrucken. Wer einen Stadtbummel schätzt, kommt sicher in Salisbury (tolles Caramel-Shortbread), Exeter (tolle Kathedrale), dem beschaulichen Winchester (tolle Pasteten) oder dem schrillen Brighton (tolle Parkplätze am Pier) auf seine Kosten. Geschichtsbewusste finden in Battle Anregung, wo 1066 die Schlacht von Hastings wirklich stattfand, oder auch im mythischen Tintagel mit der Artusburg. Und natürlich ist das faszinierende Stonehenge weit mehr als ein Pflichtbesuch. Naturfreunden wird der New Forest hinter Portsmouth mit seinen ursprünglichen Campingplätzen gefallen, die schroffen Hochmoore von Devon und Cornwall und die grandiosen Strände, allen voran die gigantischen Saunton und Putsborough Sands im Nordwesten.

Und immer wieder Parks, Landhäuser, Gärten: das fantasievolle Sissinghurst, das halb verfallene Nymans, Tintinhull, Montacute, Killerton, Overbecks mit seinen tropischen Pflanzen, Saltram, Nightshayes mit seinem riesigen Küchengarten, um den allein sich einst 20 Gärtner kümmerten.

St Ives? Ach ja. Beziehungsweise nein. Auch beim zweiten Anlauf im September – klimatisch genauso verlässlich, die Insel blüht immer noch, allerdings in anderen Farben – haben wir’s wieder nicht geschafft. Und so träumen wir weiter. Vom nächsten Mal. Dann klappt’s ganz sicher mit dem Cream Tea in St Ives.

Eden Project und Lost Gardens

Tief im Westen, nahe St Austell in Cornwall, liegen zwei der ambitioniertesten Gartenbauprojekte Südenglands. Sehenswert sind beide und zugleich völlig unterschiedlich. Das 2001 eröffnete, 50 Hektar große Eden Project verfolgt mit über 5.000 Pflanzenarten einen erzieherisch-bewahrenden Ansatz. In den futuristischen Glaskuppeln – den größten Gewächshäusern der Welt – sind tropische und subtropische Vegetationszonen nachgebildet.

Heligan war ein verfallenes Landgut, ehe in den 1990er Jahren seine Wiederbelebung begann. Originalgetreu rekonstruiert wurde unter anderem der viktorianische Nutzgarten aus dem 19. Jh., darunter der Walled und der Melon Garden. Verzaubernd schön ist das Dschungeltal in den Lost Gardens of Heligan, das mehrere Hängebrücken überspannen.

Willkommen im Club

„And where did you join ...?“ Die freundlich-interessierte Frage nach dem Beitrittsort haben wir in England immer dann gehört, wenn wir eine der historischen Stätten oder altehrwürdigen Bauten besucht haben, die der National Trust verwaltet und pflegt. Als Mitglied erhält man kostenlosen Eintritt und darf auch umsonst parken. Bei einem Jahresmitgliedsbeitrag von 105 Pfund für zwei Erwachsene hat sich diese Investition etwa ab zwei Wochen Aufenthalt wieder amortisiert. www.nationaltrust.org.uk.

Bei English Heritage kostet der Jahresbeitrag für zwei Erwachsene 88 Pfund. Diese Organisation verwaltet beispielsweise Stonehenge und Tintagel Castle. www.english-heritage.org.uk

Viel zu erleben zwischen Dover und Land’s End

Unmöglich, alle Höhepunkte von Südengland aufzuzählen. Unsere exklusive Auswahl soll vor allem die Vielseitigkeit der Region zeigen. Verstehen Sie sie als persönliche Empfehlung für einen Bummel durch reizende Städtchen, entzückende Gärten oder einen informativen Ausflug in die Geschichte einer großen Seefahrernation.

1) Rye
Das ehemalige Schmugglernest lag einst direkt am Meer. Die Verlandung isolierte den kleinen Ort zunehmend, auch von der Modernisierung. Viele mittelalterliche Fachwerkhäuser sind gut erhalten. Besonders sehenswert: die Mermaid Street mit ihren kuriosen Hausnamen. Achtung, die Damen: Kopfsteinpflaster! Hohe Schuhe besser im Caravan lassen.

2) Sissinghurst

18 Meilen nördlich von Rye liegt Schloss Sissinghurst. In seiner heutigen Form angelegt wurden die „Gartenzimmer“ in den 1930er Jahren von der Schriftstellerin Vita Sackville-West und ihrem Mann Harold. Berühmt: der White Garden mit ausschließlich weiß blühenden Blumen und Blick auf die charakteristischen Zwillingstürme.

3) Portsmouth
Das historische Hafenviertel der Stadt gestattet Besuchern einen tiefen Einblick in 500 Jahre Marinegeschichte. Besonders eindrucksvoll: der historische Dreimaster HMS Victory, der 1805 unter Admiral Nelson in die siegreiche Schlacht gegen die napoleonische Flotte zog; zu sehen vorne im Bild, im Hintergrund liegt ein moderner Zerstörer.

4) Stourhead
Das Anwesen aus dem 18. Jh. ist so etwas wie der Prototyp des klassizistischen englischen Landschaftsgartens. Rund um den künstlichen See erstrecken sich lichte Wälder mit kleinen Tempeln und meterhohen, teils über 100 Jahre alten Rhododendren. Sehenswert ist auch das Landhaus mit der Bibliothek. Idealer Platz für einen gepflegten Cream Tea.

5) Lyme Regis

Das Fischerdorf und beliebte Seebad liegt an der als Fossilienfundstätte bekannten Jurassic Coast. 1811 fand man am Strand das Skelett eines Fischsauriers, der neben anderen Funden im Museum ausgestellt ist. Vom Parkplatz in der Pound Street führt ein schöner Spaziergang hinunter zur Promenade mit der mächtigen Hafenmauer.

6) St Michael’s Mount
Dem französischen Mont Saint Michel ist der Inselberg im Süden Cornwalls zum Verwechseln ähnlich. Bei Ebbe führt ein Fußweg hinüber, bei Flut eine Fähre. Die Bergkapelle aus dem 15. Jh. lohnt den Besuch ebenso wie der mediterrane Garten an der Ostseite. Anschließend blickt man vom nahen Parkplatz zurück.

Campingplatz-Tipps und Infos zur Reise nach Südengland 

Ashburton TQ13 7NP: River Dart Country Park
Wunderschön angelegter, weitläufiger Campingplatz am River Dart mit großzügigen Stellflächen. Toller Abenteuerspielplatz für Kinder vorhanden. Restaurant, Biergarten, Kiosk und kleiner Shop auf dem Platz. Guter Ausgangspunkt für Ausflüge ins Dartmoor. 30 £ (2 P./Caravan). Saison 2017 vom 31. März bis 30. September.
Standort: Ashburton, GPS 50°31’02”N, 03°47’21”W, Telefon 00 44/13 64 65 25 11,
www.riverdart.co.uk

Ashurst SO40 7AR: Ashurst Campsite, New Forest
Großzügiger Campingplatz, der auch gerne von wilden Ponys besucht wird. Empfehlenswert ist der nur wenige hundert Meter entfernte Pub „New Forest Inn“ mit leckerem Essen und urgemütlichem Ambiente. 29 £ (2 P./ Caravan). Saison 2017 vom 6. April bis 2. Oktober.
Standort: Lyndhurst Road, GPS 50°53’13”N, 1°31’41”W, Telefon 00 44/0 23 80 29 20 97, www.campingintheforest.co.uk/england/new-forest/ashurst-campsite

Braunton EX33 1LB: Putsborough Sands Caravan Park
Grandios gelegener Campingplatz an der Küste Devons. Nur für Caravans zugelassen, Reisemobile stehen vor der Schranke. WCs auf dem Platz dürfen benutzt werden. Am Strand sind kalte Frischwasserduschen vorhanden. Keine Reservierung möglich. Preise nach Saison auf Anfrage. 1A-Revier für ausgedehnte Strandspaziergänge.
Standort: Georgeham, GPS 51°08’40”N, 04°13’14”W, Telefon 00 44/12 71 89 02 30,
www.putsborough.com

Brockenhurst SO42 7QL: Roundhill Campsite, New Forest
Uriger Campingplatz im New Forest (Ponybesuche obligatorisch) mit einem kleinen See. 500 Stellplätze, alle auf Gras, mit Aussicht oder natürlichem Sichtschutz. Toiletten und Duschen auf dem Platz vorhanden. Guter Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren in die Umgebung. 27 £ (2 P./ Caravan). Saison 2017 vom 6. April bis 2. Oktober.
Standort: Beaulieu Road, GPS 50°49’00”N, 01°31’44”W, Telefon 00 44/15 90 62 43 44,
www.campingintheforest.co.uk/england/new-forest/roundhill-campsite

Plymouth PL6 8LL: Riverside Caravan Park
Sehr ordentlicher Campingplatz, am Fluss gelegen. Asphaltierte Stellflächen. Ostern und Ende Mai bis September: Beheizter Swimmingpool und Kinderschwimmbecken, Restaurant, Mitnahmerestaurant und Supermarkt. Das herrschaftliche Anwesen Saltram House mit seinem berühmten Park ist nur zwei Meilen entfernt. 26,50 £ (2 P./Caravan). Ganzjährig.
Standort: Leigham Manor Drive, GPS 50°23’58”N, 04°05’22”W, Telefon 00 44/0 17 52 34 41 22, www.riversidecaravanpark.com

Ilfracombe EX34 9RD: Hele Valley Holiday Park
Ein klassischer Caravan-Park mit vielen Mobile Homes. Stellplätze für Caravans auf Gras und Schotter. Ausgezeichnete Sanitäranlagen. Im nahen Ilfracombe kann man im hübschen Naturhafen die Statue „Verity“ des Künstlers Damien Hirst sehen: Die nackte Schwangere mit Schwert sorgt immer wieder für Diskussionen. 27 £ (2 P./Caravan). Saison 2017 von März bis Oktober.
Standort: Hele Bay, GPS 51°12’20”N, 04°06’05”W, Telefon 00 44/12 71 86 24 60,
www.helevalley.co.uk

Kingsbridge TQ7 3BW: Higher Rew Camping Park
Idyllisch gelegener Platz, der aufgrund seiner schmalen Zufahrt aber nichts für Dickschiffe ist. Stellplätze zum Teil abschüssig, alle auf Gras. Einen Abstecher wert ist das knapp 4 Meilen entfernte Städtchen Salcombe. 22 £ (2 P./Caravan). Saison 2017 vom 1. April bis 30. Oktober.
Standort: Rew, GPS 50°13’51”N, 03°48’18”W, Telefon 00 44/15 48 84 26 81,
www.higherrew.co.uk

Penzance TR19 6B: Tower Park Caravan & Camping
Im Süden Cornwalls liegt dieser gepflegte Platz zwischen Penzance und Land’s End. Für Lokalkolorit sorgen Kühe und Ponys, die auf den Weiden hinter den Stellplätzen grasen. Hundebesitzer können das Gassi-Feld mit ihren Vierbeinern nutzen, in der Hauptsaison sind Hunde an den Stränden oft verboten. Kostenloses W-LAN im TV-Raum verfügbar. 27 £ (2 P./Caravan). Saison 2017 vom 18. März bis 28. Oktober.
Standort: St Buryan, GPS 50°04’44”N, 05°37’26”W, Telefon 00 44/17 36 81 02 86,
www.towerparkcamping.co.uk

Wareham BH20 5PU: Durdle Door Holiday Park
An der großartigen Jurassic Coast gelegener Campingplatz. Das beeindruckende Steinportal „Durdle Door“ erreicht man gut zu Fuß. Bar, Restaurant und kleiner Shop auf dem Platz. Spielgeräte für Kinder vorhanden. Guter Ausgangspunkt für Küstenwanderungen. 38 £ (2 P./Caravan). Saison von März bis Oktober.
Standort: West Lulworth, GPS 50°37’36”N, 02°16’7”W, Telefon 00 44/19 29 40 02 00,
www.lulworth.com/durdle-door-holiday-park

Information

Die Tourismuszentrale für England hält vielfältige Informationen über Ausflugsziele, Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten bereit. Hier erhält man auch Basisinformationen zu Verkehr, Zoll- und Einreisebestimmungen, Barrierefreiheit und so weiter. Wenn Sie eine bestimmte Veranstaltung besuchen wollen, werden Sie hier auch fündig. www.visitengland.com

Den Ärmelkanal quert man via Eurotunnel und mit vier Fährgesellschaften von den Niederlanden, Belgien und Frankreich aus.
www.brittanyferries.de
www.dfdsseaways.de
www.eurotunnel.com
www.poferries.de
www.stenaline.de

Den kompletten Artikel mit allen Infos und Grafiken finden Sie hier auch zum Kauf im pdf-Format.

Zur Startseite