Das malerische Hinterland
Fantastische Ausblicke bieten sich, wenn man wie jetzt im Frühjahr die kleine Passstraße über den Col du Canadel Richtung Meer hinabfährt. Weit unten blinken tiefblaue Buchten, eingerahmt vom flammenden Gelb der in Blüte stehenden Mimosenwälder, die fast lückenlos die Hänge überziehen. Nur wenige Kilometer dahinter verläuft die „offizielle“ Mimosenstraße, eine wirklich attraktive Touristikroute. Sie führt durch bekannte und weniger bekannte Orte im Westen der Côte d' Azur: von Bormes-les-Mimosas nach Grasse, der traditionsreichen Parfum-Stadt.
Am Weg liegen Ort und Burg Grimaud, ein mittelalterliches Schatzkästchen, hoch auf einem Berg. Ebenso das Esterel-Massiv, eine bizarre, rote Felslandschaft mit zauberhaften Rad- und Wanderwegen. Ein weiteres ansteuernswertes Etappenziel ist das Dorf Tanneron, wo unter anderem exzellenter Honig hergestellt wird.
Die duftende Blütenpracht der Mimosen
Von seinen Reisen brachte Kapitän Cook, der englische Seefahrer, viele tropische Pflanzen mit – darunter auch Mimosen aus Südamerika. Seine adligen Landsleute waren die ersten, die 1864 in Cannes Mimosen in den Gärten ihrer Villen pflanzten. Das wärmeliebende Gewächs konnte sich von da aus, begünstigt durch den sauren Boden, über die Hügel des Maures-Massivs rasch verbreiten. Es gibt viele hundert Arten, sie wachsen in Buschform oder als bis zu 15 Meter hohe Bäume, die teils das ganze Jahr über blühen. Gerne zeigt der Gärtner Gérald Cavatore, der in Bormes-les-Mimosas eine Baumschule betreibt, interessierten Gästen seine einzigartige Sammlung mit mehr als 160 Arten aus aller Welt. www.mimosa-cavatore.com
Mimosenzucht ist auch die große Leidenschaft von Bernard Vial in Tanneron. Er hat sich auf eine Methode spezialisiert, die den Export von Schnittpflanzen ermöglicht. Dazu erzeugt er im Gewächshaus einen ständigen Wechsel aus Feucht- und Trockenphasen. Anschließend werden die Zweige in einem dunklen Raum gelagert. Nach erfolgtem Versand muss der Käufer sie zu Hause in heißem Wasser und einem eigens entwickelten Pulver wieder zum Blühen bringen. Die Blumen aus der Gärtnerei Vial sind somit auch ein schönes Reisemitbringsel. www.vial-tanneron.com
Die lange Freiluftsaison in der Region Var
Die Vögel balzen und singen, dazu genießen die Menschen die Sonne und den schmeichelnden Wind, der von der Küste heraufweht. Doch ein Blick auf den Kalender besagt, dass immer noch Winter ist – Winter in der Region Var. Das heißt: Es ist in den Mittagsstunden sehr oft warm genug, um sein geliebtes Tässchen Kaffee oder Tee auf der Terrasse zum Beispiel des „Bellevue“ zu trinken. Den Traditionsbetrieb kann man nicht verfehlen: Er liegt am Eingang zum malerischen Ortskern von Bormes-les-Mimosas.
Das alte Bormes ist ein typisches provenzalisches Städtchen, das jahrein, jahraus viele Besucher anlockt. Beachtenswert sind die Kirche mit schönen Flügelaltären und der Uhrturm. Nicht wenige jedoch zieht es sofort hinauf auf den Schlossberg, über steile, winkelige Gassen, die im Volksmund „Rompicuou“ heißen, zu Deutsch „Halsbrecher“. Von den Schlossruinen herab bietet sich nämlich ein famoser Blick auf Dächer und Landschaft. Wer später noch Lust hat, ein bisschen am Meer entlang zu spazieren, dem sei ein Besuch in der Domaine du Rayol im nahen Örtchen Le Rayol-Canadel empfohlen. Die ausgedehnten Gärten des ehemaligen herrschaftlichen Anwesens präsentieren einen botanischen Querschnitt subtropischer Zonen rund um den Erdball.
Herrlich wandern kann man darüber hinaus auf der großen Halbinsel, die sich bei Saint-Tropez erstreckt. Von der berühmten Hafenstadt aus führt ein gelb ausgeschilderter Weg über das Cap Camarat und das Cap Lardier bis zum Strand von Cavalaire. Insgesamt ist der Küstenpfad etwa 40 Kilometer lang, weshalb es sich empfiehlt, ihn in Etappen zu begehen. Beim Cap Taillat beginnt der wohl schönste Abschnitt: die streng geschützte Bucht von Briande.
Die regionalen Erzeugnisse entlang der Mimosenstraße
Während ihr Mann Bernard Mimosen züchtet und vertreibt, offeriert Bernadette Vial in ihrem Laden in Tanneron ein überaus reichhaltiges Sortiment an Produkten aus der Region. Dieses umfasst zum Beispiel aromatische Kräutermischungen oder hausgemachte Liköre und Konfitüren.
Esskastanien mit Zuckerguss oder als Creme sind die besonderen Spezialitäten der Confiserie Azuréenne im Gebirgsdörfchen Collobières im südlichen Maures-Massiv. Die Geschäfte in Cogolin, einem Städtchen, das etwas östlich davon liegt, führen neben schöner Keramik vor allem Pfeifen, Teppiche und Korkarbeiten. Die Küstenstadt Sainte-Maxime ist hingegen bekannt für Holzskulpturen, derweil man in Mandelieu-la-Napoule unter anderem für exklusive Glaswaren wirbt.
Einen wichtigen Platz unter den regionalen Erzeugnissen nimmt das Olivenöl ein. Dieses kauft man am besten beim Erzeuger oder in den Feinkostläden vor Ort. Renommierte Ölmühlen befinden sich beispielsweise in Bandol, Entrecasteaux, Callas, Opio und in Draguignan.
Die edlen Gaumenfreuden
An Frankreichs Mittelmeerküste beginnt das Menü gerne mit einer Fischsuppe. Zum Beispiel mit der berühmten Bouillabaisse. Sie enthält stets verschiedene Fischsorten, Krustentiere und Muscheln. Auf die mitgereichten Weißbrotscheiben streicht man Rouille, eine pikante Knoblauch-Pfefferschoten-Sauce. Meeresfrüchte genießen die Provenzalen aber auch als Vorspeise in Ragout-Form. Eine beliebte Zubereitungsart von Fleisch ist, es in Stücke zu schneiden und zu schmoren – oft angewendet bei Lamm mit Tomaten.
Ständiger Begleiter eines guten Essens in Frankreich ist der Wein, wobei man Weine aus der Provence lange Zeit schmähte. Das hat sich geändert; sehr gefragt sind etwa die kräftigen Rotweine aus Bandol.