Spätsommer und Herbst sind die ideale Reisezeit für Campingurlaub in Deutschlands Weinanbaugebieten. Diese Reise, auf der das Fahrrad der ideale Begleiter ist, führt nach Würzburg, Kitzingen, Volkach – immer dicht am Main entlang.
Spätsommer und Herbst sind die ideale Reisezeit für Campingurlaub in Deutschlands Weinanbaugebieten. Diese Reise, auf der das Fahrrad der ideale Begleiter ist, führt nach Würzburg, Kitzingen, Volkach – immer dicht am Main entlang.
Wir müssen zugeben: Würzburg war uns bisher nicht besonders sympathisch – jedes Mal, aber wirklich jedes einzelne Mal, wenn wir hier vorbeigefahren sind in den letzten Jahren, standen wir auf der A 3 im Stau. Und Randersacker kannten wir nur von den Verkehrsdurchsagen – das war immer nur die Ausfahrt, bis zu der sich alles staute.
Heute ist aber alles ganz anders: Die A 3 ist frei, wir fahren in Randersacker raus und staunen: Das Städtchen liegt malerisch inmitten von steil aufsteigenden Weinbergen, unten begrenzt vom Main. Der denkmalgeschützte alte Ortskern entführt ins Mittelalter.
Randersacker ist die erste Station unserer Tour durch Weinfranken – vom auf der gegenüberliegenden Mainseite gelegenen Campingplatz Kalte Quelle in Heidingsfeld aus wollen wir die schöne Region erkunden.
Gemütlich meist auf Radwegen am Fluss entlang radeln wir am nächsten Morgen in 30 Minuten via Randersacker nach Würzburg. Die Alte Mainbrücke mit ihren zwölf hohen Heiligenstatuen überspannt mit acht gewaltigen Natursteinbögen den Fluss und führt Radfahrer und Fußgänger Richtung Festung Marienberg, zwei Wahrzeichen der Stadt auf einen Blick.
Was ist der Würzburger Stein? Eine der renommiertesten Steillagen Frankens mit einer Hangneigung zwischen 30 und 80 Prozent sowie Blick auf den Main, die Stadt und die gegenüberliegende Festung Marienberg. Es ist ein steiler Anstieg zum Stein-Wein-Pfad, einem etwa vier Kilometer langen Panorama-Rundweg. Wir sind hochgeradelt zu für die Gegend ungewöhnlichen afrikanischen Klängen, die vom Afrika-Festival (jedes Jahr Ende Mai) am Mainufer hinaufschallten.
Johann Wolfgang von Goethe soll in einem Brief an seine Frau Christiane über den Würzburger Stein geschrieben haben: "Kein anderer Wein will mir schmecken und ich bin verdrießlich, wenn mir mein Lieblingsgetränk abgeht." Heute kein Problem mehr – es gibt ihn reichlich und in Top-Qualität.
Der Main ist der rote Faden bei unserer Tour und der schlängelt sich in zum Teil wirklich abenteuerlichen Schleifen durchs Land. Immer wieder landen wir in schönen Städtchen wie Ochsenfurt, Marktbreit oder Kitzingen – jede für sich einen Stopp und einen Bummel wert. An Campingplätzen haben wir auf dieser Tour die große Auswahl, oft auch direkt am Mainufer mit Ausblick auf die Ausflugsschiffe und Weinberge.
Hier wächst übrigens vorwiegend Weißwein, nur etwa 20 Prozent der Weine aus Franken sind rot, wie uns Robert, Chef des Weinguts Bernard in Sulzfeld, erzählt. In erster Linie ist das Gebiet bekannt für den Silvaner. Tatsächlich haben wir auf unserer Tour nie jemanden Rotwein trinken sehen, eher schon mal ein Bier, wir sind ja schließlich in Bayern. Doch das Fachwerkstädtchen Ochsenfurt ist die einzige Bierstadt mit zwei Brauereien im Weinland Franken.
Die schönste aller Main-Windungen ist die Volkacher Mainschleife. Ein bisschen haben wir uns verliebt in diese weinselige Region. Mit dem Rad machen wir aussichtsreiche Touren durch die Weinberge und am Fluss entlang – und am Abend landen wir immer wieder in Volkach und freuen uns über die fast mediterrane Atmosphäre auf dem kleinen Marktplatz. Der Brunnenrand ersetzt den Tisch, alle Restaurants rund um den Platz servieren im Freien.
Wie geht’s denn hier weiter? In diesem Herbst soll die Baustelle zum sechsspurigen Ausbau der A 3 ja komplett fertig sein, dann ist die Anfahrt problemloser. Für uns ist klar: Würzburg, Volkach & Co. haben wir wirklich schätzen gelernt, es sind tolle Städte und die Campingplätze ringsum eine ideale Basis für die Erkundung des vielfältigen Weinlands. Wir werden also künftig noch öfter in dieser Genießer-Region Quartier beziehen, für einen entspannten Urlaub mit den Fahrrädern und sicherlich einigen Weinproben. Es lohnt sich.
Prächtige Kirchen und Residenzen, Weingüter ohne Ende und die entsprechenden Gaststätten dazu – an zielen bei einer Reise in diese schöne Region mangelt es nicht. Hier sechs Orte, die einen ausgiebigen Besuch lohnen.
Würzburg
Rund 130.000 Einwohner zählt die im sogenannten Maindreieck gelegene bayerische Universitätsstadt. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört neben der prachtvollen Residenz und der auf einer Anhöhe gelegenen Festung auch die Marienkapelle auf dem Unteren Marktplatz mit seinem bunten Treiben.
Randersacker
Der bekannte Weinort mit knapp 3400 Einwohnern und fast 20 Weingütern liegt nur etwa vier Kilometer von Würzburg entfernt. Zu den Highlights vor Ort zählen neben zahlreichen Weingaststätten auch die Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert und ein Gartenpavillon des Barockbaumeisters Balthasar Neumann.
Ochsenfurt
Die 11.300-Einwohner-Stadt an der Südspitze des Maindreiecks ist stolz auf ihre mittelalterliche Befestigungsanlage mit zahlreichen Türmen und Stadttoren. Als Wahrzeichen gelten zudem das Neue Rathaus aus dem 15. Jahrhundert und die Alte Mainbrücke, die zweitälteste Steinbrücke Deutschlands.
Kitzingen
Rund 21.700 Einwohner zählt die historische Weinhandelsstadt am Ufer des Mains. Verwinkelte Gassen, Fachwerkhäuser und der Falterturm mit seinem schiefen Turmhelm prägen das Ortsbild. Das milde Klima mit vielen Sonnenstunden sowie ein großes Weinangebot machen die Stadt zu einem lohnenden Ziel.
Volkach
Die 8800-Einwohner-Stadt nördlich von Kitzingen ist ein bedeutender und beliebter Urlaubsort im fränkischen Weinbaugebiet. Im historischen Zentrum gibt es zahlreiche gute Vinotheken. Ein schöner Spaziergang führt durch die Weinberge oberhalb der Innenstadt zur Wallfahrtskirche Maria im Weingarten.
Karlstadt
Dieser 30 Kilometer nördlich von Würzburg gelegene Ort (rund 15.000 Einwohner) ist mit seinen Fachwerkhäusern, den Türmen der einstigen Stadtbefestigung, einem historischen Rathaus und der romanisch-gotischen Stadtpfarrkirche ein echter Hingucker. Auf der anderen Mainseite kann die Ruine der Karlsburg besichtigt werden.
In diesem Jahr feiert die Würzburger Residenz ein großes Jubiläum: Vor genau 300 Jahren wurde ihr Grundstein gelegt. Nach Plänen des berühmten Baumeisters Balthasar Neumann entstand sie zwischen 1720 und 1744, seither gilt das Anwesen als Hauptwerk des süddeutschen Barock und zählt zu den bedeutendsten Schlössern Europas. Sie diente lange als Sitz der Würzburger Fürstbischöfe. Hervorragende Künstler ihrer Zeit wirkten bei der Ausstattung mit, so entstand im Treppenhaus das größte zusammenhängende Fresko der Welt. Kein Wunder, dass die Residenz bereits 1981 von der Unesco als Welterbe zertifiziert wurde. Das Anwesen ist heute vornehmlich ein Museum mit mehr als 40 wiederhergestellten Räumen, das ganzjährig zu besichtigen ist. Außerdem werden Teile auch von der Universität genutzt.
Wenn von Bocksbeuteln die Rede ist, glänzen bei Weinkennern die Augen. Vornehmlich Premium-Produkte aus speziellen Anbaugebieten in Franken sind nämlich in diesen markanten, wie ein flachgedrücktes Ellipsoid geformten Flaschen abgefüllt, etwa Qualitätswein vom Würzburger Stein.
Erstmals 1659 urkundlich erwähnt, soll der Begriff abgeleitet sein vom Hodensack eines Ziegenbocks, dem die Form nachempfunden ist. Andere Quellen nennen den niederdeutschen Bücherbeutel (Booksbüdel) als Namengeber. Egal woher der Begriff auch stammt, der Inhalt schmeckt in der Regel vorzüglich.
Gerade im Spätsommer und im Herbst zeigen sich Deutschlands Weinanbaugebiete von ihrer schönsten Seite. Vom Campingplatz aus geht es mit dem Fahrrad auf eine kulinarische und kulturelle Entdeckungstour.