Caravan-Tour durch Marken in Mittelitalien
Zwischen Spitzenküche und besonderen Orten

Der Sohn nimmt die Bestellung auf, la Mamma kocht: Es sind die kleinen italienischen Momente, die diese Tour zu einem besonderen Erlebnis machen. Eine Reise weg vom Strand in die italienischen Region Marken.

Italien Marken
Foto: Joachim Negwer

Die „Trattoria da Ezio“ ist ein schlichtes, ja fast unauffälliges Lokal in der Via Crescimbeni, einer düsteren Seitenstraße im Gebirgsstädtchen Macerata. Außen grelle Leuchtreklame, an den Wänden ein paar vergilbte Bilder, sechs Tische. Speisekarte: gibt es nicht.

Die Sache hier funktioniert so: „Acqua gassata?“, fragt Marco. Der junge Mann steht hinter der Theke, kümmert sich um die ankommenden Gäste. „Vino rosso o bianco?“ Einfache Fragen, auf die hier jeder neue Gast schnell Antwort gibt. Marco bringt Wasser und Wein, dazu einen kleinen Korb Brot, eine große Flasche Olivenöl. Die Fragerunde geht weiter: „Ravioli con Ragù, Pesto, Pomodoro?“ Wir können leider kein Italienisch, er kein Deutsch – aber irgendwie kriegen wir das schon klar.

Und bald kommt der erste Gang. La Mamma steht in der Küche, hat eine weiße Haube auf und schwingt schnell und routiniert den Kochlöffel. Man hört sie immer wieder mit tiefer Stimme lachen. Als sie die Ravioli serviert, hebt sie den Daumen: gute Wahl – mit Pesto.

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Joachim Negwer
La Mamma ist die Köchin und gute Seele in Maceratas kleiner Trattoria da Ezio.

Ganz ehrlich: Wir wären nie in diese Kneipe gegangen, wenn wir nicht auf einem Bewertungsportal gesehen hätten, dass „da Ezio“ fünfmal mit fünf Sternen und vielen warmen Worten empfohlen wurde. Eine einfache, bodenständige, aber echt italienische Kneipe – für uns das beste Abendessen seit langem und eines der sympathischsten Erlebnisse dieser Reise. Die Trattoria da Ezio ist ein Familienbetrieb. La Mamma heißt Mirella und kocht hier schon seit mehr als 30 Jahren, Giovanni, der Vater, hilft beim Servieren und Marco, der Figlio, macht den Rest. Zum nächsten Gang sind im Angebot: Artischocken mit Spinat, Lammkotelett mit gebackenen Auberginen, Polpette mit Bratkartoffeln, und als Nachtisch gibt es Tiramisu oder Tartufo-Eis.

Macerata – eine Perle im Hinterland

Macerata ist ein wunderschöner Ort, wie es mehrere in den Marken gibt. Die Marken sind eine oft vergessene Region, zwischen Adria und Apennin in Mittelitalien gelegen. Wir wollten sie erkunden, bevor wir in bekanntere Regionen weiterfahren. Immer wieder werden die Marken von Erdbeben heimgesucht. Epizentrum des letzten Bebens war das Dorf Amatrice. An den Stationen unserer Tour sind keine Schäden entstanden.

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Joachim Negwer
Die Riviera del Conero bei Numana lohnt einen Besuch.

Die Riviera del Conero ist eine willkommene Unterbrechung des – wir geben es zu – eigentlich großartigen Strand-Einerleis zwischen Venedig und Ancona. Der schönste Strandabschnitt der Marken beginnt direkt am Stadtrand von Ancona, dort baut sich 572 Meter hoch der Monte Conero auf, ein gewaltiger Kreidefelsen, der zum Meer hin herrliche helle Sand- und Kiesbuchten bildet. Die Orte Portonovo, Sirolo und Numana liegen weit oberhalb des Meeres. Zu den Stränden führen steile Pfade und Treppen, das kleine Sträßchen zur Bucht Sassi Neri hat zum Beispiel 25 Prozent Gefälle. Mit den E-Bikes ist das aber auch auf dem Rückweg bergauf kein Problem. Und unten: glasklar funkelndes Wasser, Liegen, Sonnenschirme und eine kleine Bar – Urlauberherz, was brauchst du mehr?

Der Wallfahrtsort Loreto

Nicht weit davon entfernt: Loreto, der nach dem Petersdom in Rom wichtigste Pilgerort Italiens. Die Italiener sagen sogar, es sei der zweitwichtigste Marienpilgerort weltweit, in der Hierarchie nur knapp hinter Lourdes. Die überlieferte Geschichte von Loreto ist originell: Das Haus der Gottesmutter, in dem Maria die Geburt Christi verkündet wurde, soll 1291 von vier Engeln von Nazareth nach Dalmatien und später in die Marken transportiert worden sein. Die Steine der Casa Santa stammen aber tatsächlich aus der Felsengrotte, an die Marias Elternhaus angebaut war – wahrscheinlich haben sie Kreuzfahrer nach Italien gebracht, vermuten Wissenschaftler heute. Sie haben in jedem Fall den Grundstein für den Wallfahrtsort Loreto gelegt, der nun seit vielen Jahrhunderten von Pilgern und in den letzten Jahrzehnten auch von Kulturtouristen angesteuert wird. Die Flaniermeile Corso Boccalini führt von den großen Parkplätzen direkt zur schönen Piazza della Madonna, die gesäumt ist von diversen Restaurants, Cafés und Devotionalienläden.

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Joachim Negwer
Blick auf den schönen Ort Sirolo im Naturpark Conero.

Fast alle Höhenzüge im Hinterland sind gekrönt von mittelalterlichen Städten wie Recanati, Macerata, Jesi, Treia. Die schönste aber ist Ascoli Piceno, 52000 Einwohner groß und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. In der Altstadt befinden sich die prachtvollsten Renaissanceplätze der Marken. Nach dem Stadtbummel ist es Zeit für einen Anisetta im Caffè Meletti, dem Jugendstil-Café direkt an der Piazza del Popolo, in dem der Anis-Likör erfunden wurde. Direkt an der Piazza liegen dicht beieinander: der Palazzo dei Capitani aus dem 13. Jahrhundert, die gotische Kirche San Francesco und die Markthalle Loggia dei Mercanti aus dem frühen 16. Jahrhundert. Einfach draußen sitzen und den italienischen Alltag genießen, dafür gibt’s fünf Sterne beim Bewertungsportal – für den Platz und für das Caffè!

Grotte di Frasassi: Im Reich der Riesen

Durch Zufall entdeckten Forscher 1971 diese Höhlen, die heute zu den schönsten der Welt zählen. Die Grotten von Frasassi bieten ein fabelhaftes Naturschauspiel in der Nähe von Fabriano – Besucher können hier täglich bestaunen, was Wasser und Kalkablagerungen im Lauf von Abertausenden von Jahren geschaffen haben. Hier taucht man in eine völlig andere Welt ein, in der der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Mystisch wirkende Stalagmiten ragen in die Höhe, die größten unter ihnen, von den Italienern Riesen genannt, messen bis zu 20 Meter. Es gibt auch kleinere Formationen, wie das Castello Fatine, das Feenschloss, das am Rand eines Kristallsees steht. Insgesamt sind die Grotten von Frasassi etwa 25 Kilometer lang, der gesamte Komplex besteht aus mehreren zusammenhängenden Höhlen. Jede davon hat ihre ganz ureigenen Attraktionen, die etwa Gran Canyon, unendlicher Saal oder Niagarafall heißen – allesamt bieten sie reichlich Nahrung für die Fantasie. www.frasassi.com

Gerne vom Grill

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Joachim Negwer
Antipasti und ein Aperol Spritz – hier im Café del Conero in Sirolo.

Die Marchigiani, die Bewohner der Marken, essen mehr Fleisch als andere Italiener. In ländlichen Gegenden laufen die Holzkohlegrills stets auf Hochtouren. Aber natürlich darf auch hier die Pasta nicht fehlen. Ein ganz spezielles Nudelgericht ist vincisgrassi, eine üppige Lasagne ohne die sonst üblichen Tomaten. Abgesehen vom überall angebotenen Fleisch alla brace (also vom Holzkohlegrill) zählen leckere gefüllte Tauben (piccione ripieno) und gekochtes Kaninchen mit Fenchel (coniglio in porchetta) zu den Spezialitäten. Rund um Ancona dagegen kommt man nicht um die ortstypische Fischsuppe herum – Fisch aller Art ist an der Küste ebenfalls heiß begehrt.

Die Region Marken im Überblick

1. Ancona: In der Hauptstadt der Marken, einer griechischen Gründung aus vorchristlicher Zeit, auf zwei Hügeln über dem Hafen gelegen, zeugt schon der Triumphbogen (115 n. Chr.) von antiker Blüte. Noch heute ist der geschäftige Fährhafen einer der wichtigsten in Italien. Zu den bedeutendsten Monumenten vor Ort gehört die Kathedrale San Ciriaco, die vom Monte Guasco weit über die Stadt blickt.

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Sirolo: Hoch über der Riviera del Conero liegt der beschauliche Ort Sirolo.

2. Sirolo: Hoch über der Riviera del Conero liegt der beschauliche Ort Sirolo. Direkt vor der Haustür verlockt ein großes Naturschutzgebiet zum Wandern, Tauchen und Klettern. Das Naturparkzentrum in Sirolo organisiert zudem allerlei Ausflüge sowie schöne Birdwatching-Touren. Die Kiesstrände unterhalb der Stadt eignen sich gut zum Baden. www. turismosirolo.it (auf Englisch).

3. Numana: Ebenfalls an der Riviera del Conero, jenem schönsten Küstenabschnitt der Marken südlich von Ancona, lockt dieser kleine Ort Urlauber an. Numana ist bekannt für seine weitläufigen Strände mit guter Infrastruktur, der alte Stadtkern liegt etwas zurück im Landesinneren. Beliebt sind Bootsausflüge zum Klippenstrand Due Sorelle, berühmt wegen seiner markanten Zwillingsfelsen. www.turismonumana.it

4. Loreto: Viele Menschen kommen in besonderer Mission hierher: Loreto zählt neben Lourdes zu den bedeutendsten Marienwallfahrtsorten der Welt. Doch es gibt noch andere Gründe für einen Besuch: etwa die schönen Flaniermeilen, die guten Cafés oder den Palazzo Apostolico mit 30 Sälen voller Preziosen und einer reichen Gemäldesammlung.

5. Macerata: Ein Wahrzeichen dieser Stadt ist die riesige Ballspielarena Lo Sferisterio von 1829, die heute als Open-Air-Theater für die renommierten Opernfestspiele genutzt wird. Festungsmauern aus dem 16. Jahrhundert umfassen die Altstadt mit ihren vielen schönen Plätzen, darunter die Piazza della Libertà samt Rathaus und altem Uhrturm.

6. Ascoli: Piceno Im hügeligen Hinterland der Marken liegt dieser bildschöne Ort mit seiner mittelalterlichen Altstadt. Highlights gibt es viele, besonders zu nennen ist die Piazza del Popolo: Dicht an dicht stehen hier opulente Bauwerke wie die Kirche San Francesco, die Händlerbörse Loggia dei Mercanti von 1513 und das berühmte Jugendstilcafé Meletti.

Campingplatz-Tipps und Infos zu Mittelitalien

I-63017 Altidona
Camping Riva Verde
Vier-Sterne-Anlage mit weitem Blick über das Meer. In Terrassen angelegtes Gelände an einem Steilhang. Schatten durch Mattendächer und verschiedene Bäume. Eine Unterführung führt zum Strand. Öffentliches Erlebnisbad mit Whirlpool, Rutsche und drehbarer Liegeterrasse. Tages- und Abendanimation, ein Kinder-Spielpark sowie Minigolf auf dem Gelände. 17 ha mit 300 Touristenplätzen, 150 Dauercampern und 240 Mietunterkünften. Geöffnet Ende Mai bis Mitte November. Preisgruppe 5*.
Standort: Via Aprutina, 75, GPS 43°07’10”N, 13°49’52”E, Telefon 00 39/07 34 93 20 12, www.rivaverde.it

I-63012 Cupra Marittima
Camping Calypso
Top-Platz auf ebenem Wiesengelände. Drei verschiedene Platzteile mit Pappeln und Pinien, zwei an der Straße und einer am Strand. Der etwa 100 m lange Sand- und Kiesstrand wird zusammen mit dem Nachbarcamp genutzt. Pool und Animation (Ende Mai bis zum 10. September) sowie Vermietung von Fahrrädern, Tretbooten und Kanus. 2,6 ha mit 120 Touristenplätzen, 120 Dauercampern und 47 Mietunterkünften. Von Anfang April bis Mitte Oktober geöffnet. Preisgruppe 5*.
Standort: Via Boccabianca, 7, GPS 43°02’34”N, 13°51’15”E, Telefon 00 39/07 35 77 86 86, www.campingcalypso.it

Camping Led Zeppelin
Einfacher Platz mit drei nicht zusammenhängenden Platzteilen, zwei am Strand und einer an der Straße gelegen. Etwa 100 m langer und 15 m breiter Kies- und Sandstrand, der auch vom Nachbarcamp genutzt wird. Schwimmbad, Animation (nur in der Hauptsaison), Vergnügungspark,Tennisplätze, Volleyball, Fußball und Bocciaspiel sowie Tischtennis auf dem Areal. 7 ha mit 100 Touristenplätzen und 117 Mietunterkünften, von Dauercampern geprägt. Geöffnet Anfang April bis Ende September. Preisgruppe 5*.
Standort: Contrada Boccabianca,5, GPS 43°02’34”N, 13°51’15”E, Telefon 00 39/07 35 77 81 25, www.campingledzeppelin.it

I-60026 Marcelli di Numana
Camping Numana Blu
Gehobener Campingplatz, umgeben von Feldern. Mit Bäumen bewachsenes, ebenes Wiesenareal. Schatten durch Mattendächer. Animationsprogramm, Sport und Abendanimation, Numana-Blu-Land-Kinderpark, Privatstrand, Schwimmbad und Café mit Tabakladen sowie ein Restaurant und Self-Service-Bereich. Dazu eine Pizzeria mit Holzofen und ein Kiosk sowie ein Fahrradverleih auf dem Gelände. 8,6 ha mit 310 Touristenplätzen und wenigen Dauercampern, von Mietunterkünften geprägt. Ende April bis Ende September geöffnet. Preisgruppe 5*.
Standort: Via Costaverde, 37, GPS 43°28’35”N, 13°38’05”E, Telefon 00 39/07 17 39 09 93, www.numanablu.it

I-62017 Porto Recanati
Camping Bellamare
Exklusive Anlage an der Mündung des Flusses Musone. Durch Bäume gegliedertes, ebenes Wiesengelände mit zusätzlichem Schatten durch Mattendächer. Zwischen Straße und Strand gelegen, direkt neben einem Vergnügungspark. Etwa 200 m langer und 30 m breiter Kiesstrand. Animationsprogramm wie Aerobic und Aquagym-Kurse, abendliche Vorfüh- rungen und sportliche Aktivitäten für Erwachsene und Kinder. 5 ha mit 360 Touristenplätzen, wenigen Dauercampern und 49 Mietunterkünften. Geöffnet Anfang April bis Ende September. Preisgruppe 5*.
Standort: Viale Scarfiotti 13, GPS 43°28’15”N, 13°38’31”E, Telefon 00 39/0 71 97 66 28, www.bellamare.it

I-63018 Porto Sant‘ELpidio
Camping La Risacca
Hervorragendes, von Feldern umgebenes Vier-Sterne-Gelände, gegliedert durch Hecken und Bäume. Privater Kiesstrand, Animation, Musikabende und Veranstaltungen sowie Disco im Freien. Mini-Club, Sportturniere, Gymnastik-und Aerobiclektionen, Kinderspielplatz, Wasserspielanlage, Sportkurse und Fahrradverleih am Platz. Kleine Hunde (max. 15 kg) sind auf den Stellplätzen „West“ erlaubt. 8 ha mit 129 Touristenplätzen, von Dauercampern und Mietunterkünften geprägt. Geöffnet vom 23. April bis zum 1. Mai und vom 28. Mai bis zum 10. September. Preisgruppe 5*.
Standort: Via Europa, 10, GPS 43°17’08”N, 13°44’34”E, Telefon 00 39/07 34 99 14 23, www.larisacca.it

Camping Le Mimose
Vier-Sterne-Campinganlage am Meer. Ebenes Wiesengelände mit verschiedenen Bäumen und Hecken. Etwa 250 m langer und 15 m breiter Kiesstrand. Animationsprogramm wie Gruppenspiele, Sportturniere, Shows und Disko für Erwachsene und Kinder. Platzeigenes Schwimmbad und Restaurant. Bahnlinie in Hörweite. 3,3 ha mit 65 Touristenplätzen und 122 Mietunterkünften. Ganzjährig geöffnet. Preisgruppe 5*.
Standort: Via faleria, 15, GPS 43°14’16”N, 13°46’24”E, Telefon 00 39/07 34 90 06 04, www.villaggiolemimose.it

I-60020 Sirolo
Camping Internazionale
Solide ausgestatteter Campingplatz oberhalb einer Bucht. Vielfältiger Baumbestand auf einem steilen, in Terrassen angelegten Hang. Stellenweise Blick auf das Meer und die Küste. Liegt zwischen zwei Buchten 40 m über dem Meeresspiegel. Schwimmbad und Panorama-Terrasse, Solarium mit Picknick-Ecke, Miniclub, Kinderspielplatz und kleiner Fußballplatz sowie Tischtennis auf dem Gelände. 3 ha mit 157 Touristenplätzen und 63 Mietunterkünften. Geöffnet von Mitte Mai bis Ende September. Preisgruppe 5*.
Standort: Via S. Michele, 10, GPS 43°31’24”N, 13°37’15”E, Telefon 00 39/07 19 33 08 84, www.campinginternazionale.com

Information:
ENIT-Italia: Auf der Internetseite des Italienischen Fremdenverkehrsamts erfahren Urlauber alles Wichtige für die Reiseplanung. Auch Infos zum Thema nachhaltiges Reisen und Weltkulturerbestätten Italiens gibt es hier.
Italienische Zentrale für Tourismus
ENIT, Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt/Main, Info: Tel. 069/23 74 34, www.enit.de