Für die automobile Welt ist es ein bekanntes Ritual. Monat für Monat nennen die Zulassungsstatistiken die gefragtesten Pkw-Modelle und zeigen damit Trends auf, die vielen Käufern auch eine gewisse Orientierung bieten. Solche Hitlisten wird man für Caravans vergeblich suchen.
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) registriert neu zugelassene Caravans zwar ebenso wie Pkw, allerdings längst nicht so detailliert. Hier tauchen keine einzelnen Baureihen und Modelle auf, sondern lediglich Herstellernamen – und auch die sorgen nicht automatisch für Klarheit. So werden beispielsweise die Marken Knaus, Tabbert, T@b, Weinsberg und Wilk als Knaus Tabbert zusammengefasst. Hinter dem wenig bekannten Namen Capron verbergen sich die technisch baugleichen Caravans von Carado und Sunlight. Die sehr eng verwandten französischen Traditionsmarken Caravelair und Sterckeman tauchen in der Zulassungsstatistik unter dem Konzernnamen Trigano VDL auf.
Wie ermittelt CARAVANING die Caravan-Bestseller?
Eine echte Hitliste ließe sich also nur dann erstellen, wenn alle Anbieter exakte Statistiken über die in Deutschland zugelassenen Modelle hätten und offenlegen würden. Hier registriert man aber vor allem, welche Varianten an die Händler geliefert wurden, was nicht identisch mit den Zulassungszahlen in einem bestimmten Zeitraum sein muss.
CARAVANING hat daher auf Basis der KBA-Zahlen von 2013 die erfolgreichsten Hersteller befragt. Wir wollten von den fünf erstplatzierten Anbietern wissen, welches Einzelmodell sich in Deutschland im vergangenen Jahr am besten verkauft hat. Ergebnis der Befragung sind die auf diesen Seiten gezeigten fünf Topseller auf dem deutschen Markt. Über die Marken hinweg zeichnet sich ein Trend ab: Besonders beliebt sind Modelle, die mit 2,30 Meter Breite noch als voll reisetauglich gelten können, andererseits aber hohen Wohnkomfort bieten.
Weiterhin beliebt: Einzelbettmodelle mit Rundsitzgruppe
Gleich drei von fünf Marken – Hobby, Hymer sowie LMC – nennen Einzelbettmodelle mit einer klassischen Rundsitzgruppe als Bestseller des vergangenen Jahres. Solche Grundrisse sind perfekt auf die Bedürfnisse von Paaren zugeschnitten. Diese kalkulieren dabei nicht unbedingt mit dem letzten Cent und wählen durchweg gediegene, höherwertige Baureihen. In dieses Bild passt ebenso der bestverkaufte Fendt, auch wenn hier ein Modell mit französischem Bett den Spitzenplatz einnimmt.
Kaum verwunderlich, dass der vom Herstellerverband CIVD ermittelte Durchschnittspreis für einen neu erworbenen Caravan aktuell bei 17.845 Euro liegt. Gegenüber der Vorsaison stieg dieser Wert um moderate zwei Prozent an.
Weinsberg: Neuartiger Grundriss für junge Familien
Einen Gegentrend markiert der Bestseller aus der Knaus-Tabbert-Gruppe: Hier steht ein Grundriss für junge Familien ganz oben auf dem Treppchen. Er trägt keinen Traditionsnamen, sondern kommt von einer Marke, die erst seit drei Jahren als Caravan-Hersteller auftritt: Weinsberg steht für besonders preisgünstige und praktische Modelle, die sich an eine jüngere Kundschaft richten. Ein Konzept, das offenbar ankommt.
Welche Marke ist besonders erfolgreich?
Insgesamt konnte die Knaus-Tabbert-Gruppe ihren Marktanteil 2013 gegenüber dem Vorjahr leicht steigern, wobei die Kräfteverhältnisse durchweg eine hohe Konstanz zeigen. Als größter Gewinner steht 2013 die Marke LMC da. Ihr gelang es, den Anteil der eingestellten Schwestermarke TEC auf sich zu vereinen. Damit liegt LMC in der Zulassungsstatistik plötzlich noch vor Bürstner und Dethleffs. Letztlich handelt es sich hier jedoch um ein hausinternes Rennen. LMC gehört genau wie Bürstner, Dethleffs, Hymer und die beiden Capron-Marken zur neu formierten Erwin Hymer Group. Nimmt man ihre Marktanteile zusammen, überholt die Hymer-Gruppe den Knaus-Tabbert-Verbund, bleibt aber deutlich hinter dem führenden Anbieter zurück: Schließlich gehören die Marken Hobby und Fendt trotz eigenständiger Entwicklung und Produktion seit vielen Jahren zusammen.
Absätze auf dem Caravan-Markt im Jahre 2013
Der Gesamtmarkt für Caravans in Deutschland musste 2013 wieder einen leichten Verlust von 5,5 Prozent hinnehmen. Nach einem kleinen Plus im Vorjahr setzt sich damit der langfristige Trend fort, während der Markt für Reisemobile weiter wächst.Wie wichtig Deutschland dennoch für Caravan-Hersteller bleibt, zeigt ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern. Während hierzulande laut ECF (European Caravan Federation) 2013 insgesamt 16 665 Neufahrzeuge zugelassen wurden, kamen in Frankreich etwa nur noch 7625 (–15,9 Prozent) und in den Niederlanden 5782 Caravans neu in den Verkehr (–23,2 Prozent). Beide Länder waren einst bedeutende Märkte. Eine Ausnahme bildet Großbritannien mit 21 182 Neuzulassungen, was einem Plus gegenüber 2012 um 3,8 Prozent entspricht. Durch starke einheimische Hersteller gilt das Vereinigte Königreich jedoch vornehmlich als Binnenmarkt.
Zur Einschätzung der Caravan-Zahlen in Deutschland hilft aber auch ein Blick auf die eingangs erwähnten Pkw-Werte. 2013 wurden 4,2 Prozent weniger Pkw in den Verkehr gebracht als ein Jahr zuvor.