Wintercamping ist in. Übernachtungszahlen steigen, und viele Campingplätze richten ihr Angebot auf die kalte Saison aus. Und auch die Hersteller setzen auf wintertaugliche Caravans. Drei davon mussten in den Kältetest.
Wintercamping ist in. Übernachtungszahlen steigen, und viele Campingplätze richten ihr Angebot auf die kalte Saison aus. Und auch die Hersteller setzen auf wintertaugliche Caravans. Drei davon mussten in den Kältetest.
Viele Hersteller haben sich bereits auf den Trend eingestellt und bieten wintertaugliche Caravans an. Zu den Attributen der Wintertauglichkeit lassen sich folgende Punkte aufzählen.
Drei Caravans schickte CARAVANING in die Kälte, einen LMC, einen Hymer und einen Kabe. Jeder verfolgt seine eigene Strategie in Sachen Wintertauglichkeit.
LMC Musica Arctic 540 D: Bestellt man bei LMC einen Musica mit Winterpaket Alde, bekommt man einen Caravan mit hoher Wintertauglichkeit. Dies gilt für alle elf Musica-Grundrisse. Zum Paket gehört die Alde-Warmwasserheizung. Der Fußboden erhält hochwertiges Styrofoam zur Isolierung, darin laufen die Rohre der Fußbodenheizung, die mit Warmwasser gespeist werden. Die Staukästen des 540 D sind mit aufgedoppelten Böden versehen, und das Wassersystem liegt frostgeschützt im Bettkasten. Zum Paket gehören auch Aufwertungen der Gasanlage, wie Duocomfort und Eis-Ex.
Hymer Sporting Arctic Star 565: Ähnlich wie bei LMC sind die wintertauglichen Hymer-Caravans einer Baureihe, dem Sporting, angegliedert. Der Testwagen war mit der optionalen Alde-Heizung (sonst Truma S 5002) ausgestattet. Eine elektrische Bodenheizung sorgt hier für warme Füße. Der Caravan ist rundum hinterlüftet. Die Wände sind mit PU-Schaum gedämmt, der hohe Isolierwerte verspricht und unempfindlich gegen Feuchte ist.
Kabe Safir TDL: Die Caravans der schwedischen Marke Kabe bieten Wintertauglichkeit serienmäßig. Der Safir hat eine Wandstärke von über 40 mm, der isolierende Kern ist 38 mm stark und besteht aus hochwertigem Schaum. Die Rahmenfenster sind auffallend klein, um Wärmeverluste zu minimieren. Geheizt wird mit dem Warmwassergerät von Alde, an das eine optional regulierbare Fußbodenheizung angeschlossen worden ist. Winterrückenlehnen, temperierbare Lüftung, frostfreie Leitungsverlegung über den Heizkonvektoren und ein Trockenschrank sind die weiteren Merkmale des Winterprofis.
Wie bewähren sich die drei ambitionierten Wintersportler nun unter dem unbestechlichen Auge der ThermografieKamera? Die drei Testwagen wurden dazu über mehrere Stunden auf etwa 22 °C Innentemperatur beheizt. Zum Testzeitpunkt lag die Außentemperatur bei – 2 °C.
Der mit Arctic-Paket aufgerüstete LMC Musica bietet nicht nur das Alde-Aggregat, sondern gleich auch noch eine Bodenheizung dazu. Die Thermografien entlarven auch sofort den Verlauf der beiden Warmwasserrohre – schnurstracks mitten durch den Caravan. Ein warmer Fußboden ist wirklich eine angenehme Sache, doch im Thermogramm wird auch sichtbar, dass die Wärmeverteilung nicht besonders gleichmäßig ausfällt. Warme und kalte Fußbodenbereiche differieren um mehr als 20 °C. Nicht umsonst empfiehlt die LMC-Bedienungsanleitung das Auflegen eines Teppichs. Weniger ideal erscheint auch die Wärmeverteilung im Bad, wo der Gangbereich mollig warm wird, die Duschwanne aber eher kühl bleibt und am Ablauf fast frostige zwei Grad herrschen. Markant blau (12 °C) heben sich auch die Regale in den vorderen Aufbauecken ab.
Mit dem Konzernkollegen Hymer Arctic Star gemein hat der LMC die sichtbaren Wärmebrücken am Aufbautürrahmen und in den Radkästen. Am Arctic Star treten in den Außen-Thermografien zusätzlich die Vorzeltleuchte und der Dunstabzug warnrot in Erscheinung – Schwachstellen im Isoliermantel. Ein dunkler Fleck links oben an der Rückwand entpuppte sich als Schneebatzen an der Regenrinne. Die starke Beheizung rechts hinten im Bad schlägt sich sichtbar an der Heckwand nieder.
Innen ist die Wärmeverteilung im Hymer relativ gleichmäßig. Die elektrische Fußbodenheizung, die nur mit Netzstrom funktioniert, liefert eine relativ großflächige und homogene Erwärmung. Lediglich im Einstieg bleibt es kühler.
Die Thermografien bestätigen die besonders gute Wintereignung des schwedischen Kabe Safir. Dick gedämmte Wände und kleine Rahmenfenster weisen nur geringe Verluste auf. Selbst der Türrahmen scheint gut isoliert, lediglich an der Unterseite vielleicht nicht ganz passgenau. Rundum warm zeigt sich auch die Sitzgruppe. Die Bodenheizung mit vier Strängen tut sich leichter als im LMC. Die Temperaturunterschiede bleiben bei rund 10 °C. Durchgängig warm bis in die Duschwanne präsentiert sich obendrein der Badboden. Etwas kühler (16 °C) bleibt lediglich der Bereich um die typische Kabe-Lüftungsklappe in der Seitenwand am Bett. Weiter testen und optimieren bleibt also die Devise für die Entwickler – für noch mehr Komfort beim Wintercamping.
Die menschlichen Sinne können Wärmestrahlung nur diffus wahrnehmen, etwa auf der Haut. Das Auge ist dafür blind. Mit der Entwicklung lichtempfindlicher Mikrochips entstanden auch Varianten für spezielle Anwendungen, darunter für Infrarot, wie der Bereich der Wärmestrahlung wissenschaftlich genannt wird. Damit lassen sich an beheizten Objekten gezielt Isolationslücken aufspüren, nicht nur an Häusern, sondern auch an Caravans. Thermografien werden in der Regel nachts gemacht, um Verfälschungen durch Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Resultat sind mehrere hunderttausend Messpunkte, die sich im Computer zu einem Bild zusammenfügen lassen. Die Farbgebung der Bilder ist dabei willkürlich. Üblicherweise werden hohen Temperaturen rötliche Farbtöne, tiefen dagegen bläuliche Töne zugeordnet – wie beim Wasserhahn. Aus technischen Gründen mussten insbesondere die Innenraum-Thermografien aus bis zu 15 Einzelaufnahmen zusammengesetzt werden.
Schon seit vielen Jahren bietet der slowenische Traditionshersteller Adria für einige Modelle Winterspezialitäten wie Warmwasserheizung an. Die zur aktuellen Saison präsentierte neue Top-Baureihe Alpina, bestehend vorerst aus dem großen Kinderzimmerwagen 743 UK (Grundpreis 29.990 Euro) und dem etwas kompakteren Einzelbettengrundriss 563 UL (25.990 Euro), soll speziell Ganzjahrescamper ansprechen. Der GfK-Aufbau, die Rahmenfenster, das Skifach mit Türen und Auffangwanne unter der U-Sitzgruppe, das großzügige Raumangebot und die Alde-Warmwasserheizung mit integrierter Fußbodenheizung sind Argumente dafür.
Dethleffs richtet sich an Wintercamper vor allem mit dem Camper Snow. Drei großzügige Grundrissvarianten zu Grundpreisen von 27.999 bis 29.299 Euro stehen zur Wahl, einer davon mit Etagenbetten. Die Wände sind 34 Millimeter dick, das Dach 44 und der Boden 25 Millimeter; als Isoliermaterial dient Styrofoam. Die Radkästen sind extra stark isoliert. Auch die Bordtechnik trotzt Minusgraden: im isolierten Bereich verlegte Abwasserrohre, innen- liegender Abwassertank, Warmwasserheizung samt Fußbodenerwärmung, ausgefeilte Hinterlüftung der Möbel. Einige dieser Details sind auch in anderen Baureihen einzeln oder als Winterpaket erhältlich.
Polar und Solifer zählen auch zu den ausgewiesenen Winterspezialisten. Polar hat für Deutschland aktuell 16 Modelle zu Grundpreisen von 29.200 bis 77.850 Euro im Programm – ein Fall für Anspruchsvolle. Wände und Decke sind 37 Millimeter stark, der Boden misst 44 Millimeter; als Isolationsmaterial dient ein geschlossenzelliger, wasserdichter Zellkunststoff. Rahmenfenster, ein Skifach, konsequent hinterlüftete Möbel, ein Trockenschrank mit Dachventilation, Warmwasserheizung samt Fußbodenheizung und ein ausgeklügeltes frostsicheres Frisch- und Abwassersystem zählen zu den serienmäßigen Ausstattungsdetails. Die Schwestermarke Solifer lässt dem Kunden die Wahl zwischen zwei Baureihen, dem 2,30 Meter breiten Arctic (fünf Modelle von 21.950 bis 30.100 Euro) und dem 2,50 Meter breiten Finlandia (sieben Modelle von 30.900 bis 37.300 Euro). Technisch sind sie den Polar-Modellen ähnlich. Importeur und derzeit einziger für Deutschland aktiver Handelsbetrieb ist der von Brigitte Hinder im schweizerischen Neuhausen am Rheinfall. Info
Einige weitere Marken bieten als Extra oder im Rahmen eines Winterpakets Warmwasserheizungen an, zum Beipiel TEC und Wilk. Aber auch die gängige Truma-Warmluftheizung erzeugt selbst bei strengem Frost ein molliges Wohnklima im Caravan, wenn sie ausreichend dimensioniert und vorteilhaft installiert ist – unter anderem mit strömungsgünstigen Y-Rohrverbindungen, wie sie zum Beispiel bei Tabbert zum Einsatz kommen. Von vielen Marken offerierte Winterpakete. Bei Knaus zum Beispiel mit elektrischer Fußbodenheizung, elektrischer Zusatzheizung Truma Ultraheat und Gaskasten-Winterabdeckung – sorgen je nach Anspruch für Winterkomfort.
Die Eckdaten der drei Testkandidaten:
* LMC Musica Arctic 540 D: Aufbaubreite: 2,52 m, Aufbaulänge: 6,12 m, zulässiges Gesamtgewicht: 1500 kg, Grundpreis: 22.650 Euro.
* Hymer Arctic Star 565: Aufbaubreite: 2,50 m, Aufbaulänge: 6,16 m, zulässiges Gesamtgewicht: 1700 kg, Grundpreis: 22.290 Euro.
* Kabe Safir E-TDL: Aufbaubreite: 2,30 m, Aufbaulänge: 6,65 m, zulässiges Gesamtgewicht: 1700 kg, Grundpreis: 37.100 Euro.