Der elegante Südwind machte den Platzhirsch bei Knaus. Später kam der einfachere Sport dazu. Quasi als Anhängsel für Camper, die mehr aufs Geld achten wollen oder müssen. Heute haben sich die beiden Knäuse äußerlich wie auch innen so sehr angenähert, dass man sie auf Anhieb kaum mehr unterscheiden kann. Der Preisunterschied der acht direkt vergleichbaren Südwind- und Sport-Modelle liegt zwischen 2.000 Euro (580 QS) und 4.300 Euro (450 FU). Als Grundlage für den anstehenden Vergleich von Sport und Südwind stand je ein 500 EU mit Grundausstattung bereit. Die Preisdifferenz beträgt hier exakt 3.000 Euro. Beide Modelle verfügen über Rundsitzgruppe, Längsbett und zweigeteilten Sanitärbereich. Die Abmessungen sind auf den Millimeter gleich. Der Südwind bringt allerdings 90 Kilo mehr auf die Waage als der Sport. Lassen höheres Gewicht und höherer Preis auch auf wertigere Ausstattung schließen?
Auf- und Unterbau
Beide Caravans rollen auf einem Alko-Chassis mit Schräglenkerachse, Stoßdämpfer und AKS-Spurstabilisator. Einziger Unterschied: Das zulässige Gesamtgewicht des Sport liegt bei 1.300, das des Südwind bei 1.500 Kilogramm. Das tragfähigere Chassis ist für 462 Euro auch für den Sport zu haben und rund sechs Kilogramm schwerer als das 1.300er – ein Faktor, der vom Mehrgewicht des Südwind abgezogen werden kann. Beim Aufbau vertrauen Südwind und Sport auf das gleiche Sandwich aus Hammerschlag-Aluminium, Styropor und Sperrholz. An neuralgischen Stellen verstärken Holzleisten das Gefüge. Auch die Heckleuchtenträger sind bei den Caravans gleich. Die Deichselkästen ähneln sich zwar, sind aber verschieden: Beim Sport reicht der Deckel bis zur Karosseriekante, was das Beladen vereinfacht.
Es sind Details, die den Aufbau des Südwind wertiger, schwerer und auch etwas teurer machen. Zum Beispiel die robustere Tür, die hier mit Fenster und Ablage ausgestattet ist. Außerdem findet sich im Südwind eine zusätzliche Klarglasdachhaube in der Küche. Wo beim Sport standardmäßige Kantenleisten mit einseitig aufgesetztem Keder den Caravan zusammenhalten, versehen beim Südwind beidseitig dicke Alu-Profile mit elegant integrierten Kederleisten ihren Dienst. Dazu kommen die größere Außenklappe, die Kederleiste über dem Heckfenster, LED-Brems- und -Begrenzungsleuchten und das abgerundete, seitliche Fenster am Bug des Südwind. Diese Details sind dem Südwind vorbehalten. Sie können selbst beim Neukauf eines Sport nicht bestellt werden und sind auch nicht oder nur schwer nachrüstbar.
Möbel und Bordtechnik
Möbelbau und Einrichtung von Südwind und Sport sind weitgehend einheitlich. Der Südwind weicht nur dann vom brüderlichen Standard ab, wenn sich dieser ohne großen Mehraufwand in der Schreinerei realisieren lässt. Beispielsweise an den Hängeschränken im Schlafzimmer, die im Sport offene Ablagen an der Unterseite haben, im Südwind komplett geschlossen sind, oder in der Küche, wo eine größere Arbeitsplatte mehr Arbeitsfläche und eine kleine Theke ermöglicht. Außerdem laufen nur die Auszüge des Südwind mit Selbsteinzug. Die Truhe der Rundsitzgruppe verfügt über eine seitliche Klappe, die im Sport eingespart wurde. Dafür hängt im Sport neben der Küche ein Rollschrank, der im Südwind nicht zu finden ist. Der Südwind-Tisch basiert auf einem Teleskopfuß im Gegensatz zum Klappgestell im Sport. Der einbeinige Tisch kann als einziges Südwind-Merkmal gegen 207 Euro Aufpreis auch im Sport nachgerüstet.
Bei der Bordtechnik marschieren Südwind und Sport wieder weitgehend im Gleichschritt. Heizung, Kühlschrank, Toilette, Therme und Wasseranlage unterscheiden sich nicht. Aber bei der Beleuchtung, Anzahl und Platzierung der Steckdosen und Stärke des Umformers war Knaus beim Südwind deutlich großzügiger als beim Modell Sport. Die technischen und konstruktiven Unterschiede zwischen Südwind und Sport sind zwar immer noch da, allerdings so marginal, dass sie zu großen Teilen Richtung Geschmacksache tendieren. Der größte Unterschied zwischen den Knaus-Baureihen findet sich inzwischen fast nur noch auf der Rechnung für die Caravans. Immerhin geht es hier um 3.000 Euro Haben oder Nichthaben. Eine Summe, für die der Südwind etwas weniger objektiven als gestalterischen Gegenwert bietet, und ein guter Grund, sich ohne Reue für den Sport zu entscheiden.