Luftschlauch-Vorzelte für Caravans
Luftige Gesellen

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Der schnelle und komfortable Aufbau macht Luftschlauchzelte für Wohnwagen interessant. Fragt sich, ob die luftigen Gestänge auch einem starken Wind die Stirn bieten können. CARAVANING hat den Test.

Luftschlauch-Vorzelte
Foto: Andreas Becker

Zu den anstrengenden Dingen im Caravanurlaub gehört der Aufbau des Vorzelts. Wer nicht geübt ist, braucht locker eine Stunde, bis Gestänge und Plane sicher abgespannt und hübsch anzusehen sind. Mit Luftschlauch-Vorzelten zum Aufpumpen geht das viel schneller. Doch der neuen Zelttechnik trauen viele nicht die Stabilität von konventionellen Stangen-Vorzelten zu. Zurecht? Der Vergleichstest gibt die Antwort.

Die Vorreiter bei den Luftschlauch-Zelten kommen aus Großbritannien. Dort erreichen Firmen wie Vango mit dem luftigen Gestänge große Marktanteile. Deshalb schickt der Campingausstatter aus Schottland das Modell Braemar ins Rennen. Outwell stellt das Pacific Coast zur Verfügung. Von DWT ist das Garda Air am Start und von Dorema das Magnum Air im Tabbert-Design.

Vorteil der Luftschlauch-Zelte: Schneller Aufbau

Das größte Versprechen halten alle Luftschlauch-Vorzelte. Der Aufbau geht richtig fix. Die Arbeitsschritte wie Gestänge zusammenstecken und Plane überziehen fallen weg – diese Vorzelte werden einfach ausgerollt, in die Kederleiste eingezogen und aufgepumpt. Inklusive Abspannen dauert der Aufbau tatsächlich nicht einmal zehn Minuten.

Outwell hat alle Schläuche über ein Ventilsystem aneinandergekoppelt. Die Pumpe muss nur einmal angeschlossen werden, dann genügen etwa 60 Pumpstöße. Die Schläuche haben genug Kraft, um das Pacific Coast ohne Hilfe aufzustellen. Bei den Mehrkammersystemen von Vango, Dorema und DWT wird jeder der großen Hauptbögen einzeln aufgepumpt und steht nach 20 bis 30 Hüben sicher. Zudem ist überall ein zweiter Arbeitsschritt nötig. Beim Braemar von Vango müssen innen vier kleine Schläuche zwischen den Bögen des Hauptgestänges befestigt werden. Dorema stärkt die seitliche Stabilität des Magnum Air durch sechs Zusatzschläuche: drei direkt über der Tür, drei im Dachbereich. Im Garda Air von DWT wird ein Schlauch zwischen den Rundbögen am Giebel festgeklettet, während an den Übergängen von Dach zur Seitenwand Metallstangen eingesteckt werden.

Zwiespältig fällt bei allen Bewerbern das Urteil über die Positionierung der Ventile aus. In den Zelten von DWT und Dorema sind sie innen zu finden. Solange das Zelt nicht abgespannt ist, können sie unter der Plane hindurch problemlos von außen erreicht werden, was beim Aufbau hilft. Sollte später der Druck einmal zu niedrig werden, lassen sich die Schläuche dank der Innenlage der Lufteinlässe auch im Trockenen wieder aufpumpen – es könnte ja regnen. Mühsam ist dagegen, dass die Ventile so weit unten sitzen. Vango und Outwell haben dagegen an ungelenkigere Camper gedacht. Die Lufteinlässe sitzen über Kniehöhe – bei Vango sogar fast auf Höhe der Hüfte, allerdings außen.

Das Braemar und das Pacific Coast haben zudem etwas moderner anmutende Ventile. Beim Airspeed-System von Vango kann das Ventil mit einem kleinen Kniff geöffnet werden und die Luft ausströmen. Outwell hat einen getrennten Luftauslass, der leicht zu öffnen ist. Dorema und DWT verwenden klassische Bootsventile, die zum Luftablassen umständlich abgeschraubt und später wieder festgezogen werden müssen.

Wie ist das Raumgefühl in den Luftschlauch-Vorzelten?

In Sachen Raumgestaltung geben sich die Zelte im Grund nicht viel. Das Braemar 280 hat zwar eine deutlich geringere Grundfläche als seine Konkurrenten, es gibt aber auch eine größere Version. Selbst das 280 Zentimeter breite Modell ist groß genug, um darin einen Campingtisch und zwei Stühle unterzubringen. Für vier Sitzplätze um den Tisch reicht es theoretisch auch, dann wird es aber sehr eng. Wer mit der Familie unterwegs ist, sollte demnach zur 420 Zentimeter breiten Version greifen. Die Vorzelte von DWT, Outwell und Dorema haben schon in der getesteten Variante genug Platz für eine Vierer-Sitzgruppe.

Allerdings ist die Nutzfläche der Vorzelte kleiner als ihre  Grundfläche. Die Luftschläuche des Hauptgestänges erhalten erst durch ihre gebogene Form Stabilität. Die Folge: Durch ihre runde Form ist ein Teil der Fläche bei allen Zelten nicht für jeden Zweck nutzbar.

Ganz außen unter dem Bogen kann ein Mann mit Durchschnittsgröße 180 Zentimeter nicht aufrecht sitzen. Dort wird die dafür nötige Höhe von etwa 128 Zentimeter nicht erreicht. Beim Dorema Magnum Air und beim Vango Breamar erstreckt sich dieser Bereich über die ganze Zeltbreite auf die ersten 40 Zentimeter ab der Stirnseite. Im Fall der Rundbogenzelte von DWT und Outwell gibt es an beiden Seiten etwa 15 Zentimeter breite Streifen, die zum aufrechtsitzen zu niedrig sind.

Ausstattung: Fenster, Regenschutz, etc.

Die Ausstattung der Vorzelte ähnelt sich in vielen Punkten. Alle Modelle haben große Fenster. Überall sind Türen eingeplant , durch die sich Tische und Stühle auch aufgeklappt aus dem Zelt tragen lassen. Ebenfalls bei allen vorhanden ist der Regenschutz am Abschluss der Keder.  Bei Outwell gehört zum Standardpaket des Pacific Coast auch noch ein herausnehmbarer Zeltboden, der per Reißverschluss am Faulstreifen befestigt ist. Ein Extra, mit dem keines der getesteten Zelte der Konkurrenz aufwartet.

Luftschlauch-Vorzelte im Härtetest

Beim spektakulären Windtest waren die Ergebnisse der Zelte dagegen klar unterschiedlicher als bei Ausstattung. Sportflieger Dieter Goldschmitt, Gründer des gleichnamigen auf Reisemobilfahrwerke  spezialisierten Unternehmens, beschleunigt den Propeller seiner Maschine jeweils so stark, dass die Luft mit 13 bis 14 Meter  pro Sekunde auf die Vorzelte trifft. Das entspricht dem unteren Bereich von Windstärke sieben. Für die Luftschlauchgestänge von Dorema und Outwell war das – mit Unterstützung der robusten Abspannleinen – überhaupt kein Problem. Beim Pacific Coast standen die Schläuche sogar noch aufrecht,  als der mittlere Hering der Bodenabspannung gelöst wurde. Das Zelt stand aufrecht, obwohl die Plane die Luft wie ein Segel auffing. Die Segelwirkung zeigte auch die Zelthaut des Vango Breamar. Dadurch knickten die Luftschläuche auf Kniehöhe leicht ein. Die dünnen Abspannleinen reichten aber schon aus, dass das Luftgestänge dem Wind ausreichend Widerstand bieten konnte. Man hätte sich im Vorzelt jederzeit  aufrecht bewegen können und Tisch, Stühle oder andere hohe Gegenstände wären bei diesen Windverhältnissen auch nicht abgeräumt worden. Schon im Vergleich zum Vango Braemar war die Standfestigkeit des DWT Garda Air bei gleicher Windgeschwindigkeit und gleicher Position zum Flugzeug deutlich schlechter. Weder der zusätzliche Luftschlauch im Giebelbereich noch die Metallstangen über den Seitentüren gaben dem Zelt nach vorne genug Stabilität. Der vordere Bogen des Luftgestänges klappte bis fast auf den Boden ein.

Eine zusätzliche Abspannleine oder ein Hering in der Mitte der Front täte bei Sturm gut. Obwohl der Windtest nicht immer gut ausfiel, hat die Windfestigkeit der Luftschläuche überrascht. Gepaart mit den Erleichterungen beim Auf- und Abbau fällt das Gesamturteil deshalb positiv aus. Die Camping- und Trekkingzeltbauer Vango und Outwell haben das System aufgrund ihrer Erfahrungen so weit im Griff, dass sie sich um Details wie nutzerfreundlichere Ventile kümmern können. Dorema ist bereits auf Augenhöhe. Trotz des Kollapses des Garda Air beim Windtest, ist aber auch der Rückstand von DWT nicht uneinholbar groß.

Tipps, Tricks, Hilfsmittel

Obwohl der Aufbau von Luftschlauch-Vorzelten leichter ist als bei Gestängezelten, gilt weiterhin die Regel: Zu zweit baut es sich bequemer auf. Dabei müssen zwischen 0,4 und 0,6 bar in die Schläuche gepumpt werden. Damit das gelingt, liefert jeder Hersteller eine Standpumpe im Serienumfang mit. DWT mit einem Überdruckventil, die Konkurrenz mit kleinem Manometer. Bei Mehrkammersystemen ist es besser, die Ecken vor dem Pumpen mit Heringen zu be-festigen. Sind die Schläuche gekoppelt, geht es auch ohne.

Konkurrenten

Neben den Testteilnehmern hat der Zeltbauer Herzog 2015 ein neues Luftschlauch-Vorzelt in sein Programm aufgenommen. Zum Testzeitpunkt stand allerdings noch kein Serienmodell des Aerolight bereit. Mittlerweile dürften sich aber welche im Lager des Zeltherstellers aus Württemberg befinden. Das Luftschlauch-Vorzelt wird in den Breiten 280 Zentimeter und 390 Zentimeter verkauft, wobei die Tiefe jeweils 240 Zentimeter beträgt. Die kleinere Version wiegt 11,9 Kilo bei einem Preis von 599 Euro, die größere 17,9 Kilo bei einem Preis von 699 Euro. Getragen wird das Zelt von fünf oder sieben Luftschläuchen. Die Ventile sitzen wie bei den Zelten von Dorema oder DWT wenige Zentimeter über dem Boden, dafür aber im Innenraum. Von der Bauweise ähnelt das Aerolight dem Breamar oder dem Magnum Air, weil die Schläuche sich von der Caravanwand bis auf den Boden spannen. Dabei steht die Zeltwand an der Stirnseite bei Herzog aber ein wenig steiler als bei der Konkurrenz. Info: www.herzog-camping24.de