Dethleffs Nomad 540 ER und Tabbert Vivaldi 560 E sind 2,50 Meter breit und haben Einzelbetten im Bug sowie opulente Sitzgruppen und somit sehr viel Wohnraum. Wie schlagen sie sich im Vergleich.
Dethleffs Nomad 540 ER und Tabbert Vivaldi 560 E sind 2,50 Meter breit und haben Einzelbetten im Bug sowie opulente Sitzgruppen und somit sehr viel Wohnraum. Wie schlagen sie sich im Vergleich.
Wer auf der Suche nach einem geräumigen und schicken Einachser mit komfortablen Einzelbetten ist, begegnet mit Sicherheit auch diesen beiden: dem modern eingerichteten Dethleffs Nomad 540 ER für 23.000 Euro und dem etwas konservativeren Tabbert Vivaldi 560 E für 26.000 Euro. Was angesichts dieser Preisdifferenz aussieht wie ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen, ist bei genauerer Betrachtung fairer, spannender und knapper, als man vermuten würde. Denn bringt man den Dethleffs mittels Fahrstabilitätssystem ATC (als Einzeloption oder im Sicherheits-Paket 799 Euro), beleuchteter Heki-II-Panorama-Dachhaube (499 Euro) und Auflastung auf 1800 Kilogramm (439 Euro) auf das Serienniveau des Vivaldi, schmilzt der Preisvorteil auf 1386 Euro.
Um möglichst allgemeingültige Aussagen über die beiden Baureihen treffen zu können, lassen wir im ersten Schritt die in ihren Grundzügen identischen Grundrisse außen vor und schauen auf Materialien, Anbauteile und Qualität.
Dethleffs und Tabbert bleiben im Wesentlichen der klassischen Wohnwagenbauart treu: Beide bauen Wände als Sandwich aus Hammerschlag-Alu, Styropordämmung (Dethleffs 29 mm, Tabbert 26 mm) und Sperrholz-Innenwand. Auch Holzlatten zur Verstärkung und als Möbelanker kommen bei beiden zum Einsatz, ebenso Unterböden aus versiegeltem Sperrholz. Allerdings tritt der Vivaldi mit dem 1490 Euro teuren Design-Paket Exterieur zum Test an, das Glattblech, Rahmenfenster und die dimmbare LED-Zierleiste rechts beinhaltet. Davon unberührt, weil serienmäßig, ist das Doppeldach. Eine zusätzliche Lage Mineralwolle zwischen der GfK-Außenhaut und dem eigentlichen Sandwichdach verbessert die Geräuschdämmung bei Regen und soll laut Tabbert auch thermisch besser sein. Der Nomad dagegen wartet mit einem normalen GfK-Dach auf.
Für beide Wagen sind optional höherwertige Dämmmaterialien verfügbar: Bei Dethleffs kostet geschlossenporiger XPS-Schaum statt Styropor in Bug-, Heck- und Seitenwänden 899 Euro, Tabbert berechnet für den Aufbau in Top-Value-Technology (TVT) 1890 Euro, ersetzt dabei aber neben dem Styropor auch die Holzeinleger in Seitenwänden und Dach durch PU-Leisten und tauscht den Sperrholzunterboden gegen einen aus GfK. Das ändert aber nichts daran, dass der Dethleffs Vorteile bei der Integration der Seitenmarkierungs- und Positionsleuchten verbucht: Sie sitzen generell in den Anbauteilen und nicht wie bei Tabbert in Aufbaubohrungen, also potenzielle Risikostellen für Undichtigkeiten. Stichwort Anbauteile: Das Heck verkleidet Dethleffs mit drei ABS-Elementen. Einzeln ausgetauscht werden können der Heckleuchtenträger und die Seitenteile, die bis zum Dachübergang reichen. Beim Tabbert sind nur die äußersten unteren Ecken separat auswechselbar, der Stoßfänger ist quasi einteilig. Im Schadensfall wird es also bei beiden ziemlich teuer. Deutlich angenehmer beim Rangieren ist die breite Stange am Heck des Tabbert, Dethleffs montiert normale, aber ebenfalls stabile Rangiergriffe.
Auch am Bug zieht Dethleffs die Seitenverkleidungen deutlich höher als Tabbert, den Bereich links und rechts des Gaskastens kaschieren stabile, im teuren LFI-Verfahren gefertigte Bauteile.
Bei den Gaskastendeckeln setzen beide Hersteller auf Parallelogrammbeschläge, dank derer sie platzsparend nach oben schwenken. Dabei tut sich beim Vivaldi ein deutlich tieferer Gaskasten auf als beim Nomad, dessen Drehschloss zwei statt drei Schließpunkte ansteuert und zudem ungeschützt ist. Des Weiteren dringt der Beschlag tiefer in den Flaschenkasten ein als beim Tabbert – da kann es beim Schließen schon mal klemmen. Einen stabilen Riffelblechboden und Platz für ein Reserverad und den rollbaren Abwassertank (beim Tabbert optional) haben beide.
Kein Ruhmesblatt sind die nur 51 Zentimeter breiten Aufbautüren, jene des Nomad 540 ER ist zudem nur einteilig und hat keine Ablageschale, misst aber 1,96 Meter Höhe. Käufer anderer Nomad-Grundrisse dürfen sich über 70 Zentimeter breite Eingänge freuen. Die Pforte des Vivaldi ist sogar nur 1,75 Meter hoch, jedoch geteilt und mit einer Ablage versehen. Dafür lässt sich der Schuhabstreifer aus der beleuchteten abgesenkten Trittschale dummerweise nicht herausnehmen. Die würde auch dem Dethleffs mit seinem sehr hohen 2-Tonnen-Chassis (959 Euro) samt 16-Zoll-Alu-Rädern gut zu Gesicht stehen. Tabbert setzt trotz 2-Tonnen-Achse (480 Euro) auf niedrigere Alu-15-Zöller, geht dabei aber zu nah an die Grenze der Reifentragfähigkeit.
Bei der Verarbeitung des Aufbaus geben sich beide keine Blöße. Die Dichtmasse ist akkurat und ohne Tropfnasen gezogen, die hochwertigen Anbauteile sind passgenau montiert. Eine bessere Wertung fährt der Vivaldi für seine freilich optionalen Rahmenfenster mit Druckknopf-Sicherheitsriegeln ein.
Höchste Zeit, sich innen umzusehen. Sowohl in Isny als in Mottgers werden die Möbel so konstruiert, dass im Wohn- und Schlafbereich möglichst wenige Topfverbinder sichtbar sind, was beiden auch gut gelingt. Allerdings halten weder Dethleffs noch Tabbert mechanische Verschlüsse an den Oberschränken für nötig. Dass sich der Tabbert beim Möbelbau trotzdem leicht vom Dethleffs absetzen kann, hat diese Gründe: Die Klappen sind exakter positioniert, die schmalen Küchenauszüge haben satt rastende Schnappverschlüsse statt Pushlocks (beim Nomad wackelt zudem die obere hohe Schubladenfront bedenklich), außerdem zeichnet sich an einer Oberschrankklappe der Klebstoff durch das Chromdekor ab. Auch die Stromleiste für die Spots und den "USB-Klotz" über der Sitzgruppe ist nicht mittig positioniert.
Einen Teil des Mehrpreises rechtfertigt der Vivaldi durch die vollständigere Möblierung. So hat er über dem TV-Platz eine beleuchtete Vitrine, eine Theke auf der Küchenarbeitsplatte und eine geradezu mit Ablagen, Fächern und Spiegeln gespickte Bugwand.
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht Dasselbe – die Schlafabteile beider Einzelbett-Caravans sind dafür der beste Beweis. Dethleffs setzt den Wunsch nach besonders komfortablen Betten mit zwei 196 mal 96 Zentimeter großen und 65 Zentimeter hohen Liegeflächen konsequent um. Tabbert macht weniger aus der zur Verfügung stehenden Innenbreite von 2,38 Meter und baut links eine 195 mal 85 Zentimeter große, rechts aber eine Einzelliegefläche mit nur 185 mal 85 Zentimeter Größe ein. Die größere Bettenhöhe von 71 Zentimetern mag vorteilhaft klingen, doch drückt dadurch der mit Kunstleder kaschierte Bettrand beim Sitzen in die Oberschenkel. Dethleffs verzichtet auf einen Matratzenrahmen, ohne dass die serienmäßigen, bequemen Sieben-Zonen-Kaltschaummatratzen deshalb weniger sicher auf den Standard-Lattenrosten lägen.
Der bis zum Kragen mit Extras bestückte Test-Vivaldi kontert mit Tellerfederrosten, auf denen laut Inhalt des Premium-Interieur-Pakets (749 Euro, 15 Kilo) Tonnentaschenfederkernmatratzen liegen müssten. Allerdings sind die Matratzen vor dem Test wohl versehentlich gegen die Serien-Schaumstoffmatratzen getauscht worden. Für den Rolllattenrost zur Bettverbreiterung berechnet Dethleffs 289, Tabbert, obwohl hier wegen kleinerer Betten nötiger, 305 Euro. Dass der Vivaldi im Kapitel "Betten" trotzdem so gut abschneidet, liegt an der Holzschiebetür (Dethleffs: Faltvorhang) und der guten Infrastruktur rund um die Nachtlager.
Der Grund für das kurze rechte Bett steht am anderen Ende des Wagens: Die rechte Bank der Sitzgruppe ist üppige 1,71 Meter, die linke 1,61 Meter lang – im Gegensatz zum Vivaldi 550 E 2.5 legt der 560 E den Fokus voll auf das Thema Sitzen. Umso verwunderlicher, dass das lange Sitzpolster stark auf der Sitztruhe bei jedem Mal Aufstehen verrutscht. Große Tische auf etwas wackeligen Einbeinen haben beide, zusätzliche Regale an der Küchenflanke nur der Tabbert.
Zur Serienausstattung des Nomad gehören schicke aufgedoppelte Sitzpolster, die beim Komfort aber keine Vorteile bringen. Zum Bettenbau müssen sie sogar umgedreht werden, damit eine halbwegs brauchbare Liegefläche entsteht. Um Länge zu sparen, ist die Querbank sogar so kurz, dass erst mit einem Einlegepolster ein zumutbarer Sitzplatz daraus wird.
Den so gewonnenen Platz nutzt Dethleffs für einen ausgelagerten 142-Liter-Kühlschrank, der wiederum drei breite Auszüge und einen Apothekerauszug im Küchenblock ermöglicht. Diese Chance hat Tabbert nicht, setzt deshalb auf ein 90-Liter-Gerät unter der Arbeitsplatte. Den dadurch verlorenen Stauraum kann der Vivaldi nicht kompensieren, übertrumpft den Nomad aber dank des Reihenkochers mit Gussrost und der Theke, der nutzbaren Arbeitsfläche und bei der Gerätequalität.
Gleichstand herrscht bei den Kleiderschrankgrößen, allerdings gönnt der Tabbert seinen Bewohnern eine kleine Schrankleuchte. Dafür müssen sie auf Garderobenhaken an der Badwand gegenüber verzichten.
Beim Bad stellt sich Dethleffs, ähnlich wie Tabbert bei den Betten, durch die Gleichteilestrategie ein Bein: Trotz der enormen Wagenbreite herrscht bei geschlossener Tür Enge im hübsch möblierten und großzügig ausgestatteten Waschraum. Erschwerend kommt hinzu, dass das Waschbecken aus edlem Mineralwerkstoff gerade eingebaut ist: Wer sich darüber beugt, kollidiert mit der Tür oder streckt den Hintern Richtung Küche. Unbrauchbar ist darum das überdies zu teure Dusch-Paket für 389 Euro.
Was ein paar Quadratzentimeter mehr Fläche ausmachen, zeigt der 560 E: Sein Bad offeriert mehr Bewegungsfreiheit. Auch, weil das Waschbecken leicht in den Raum gedreht ist. Mit einem (lose beigelegten) Klopapierhalter ist die Badausstattung erschöpft und magerer als die des Nomad, der hinterleuchtete Eckspiegel aber besser. Schade: Die Tür öffnet maximal bis in den Mittelgang.
Da beide Caravans auf 2-Tonnen-Fahrwerken rollen, ist die Zuladung insbesondere beim Nomad sehr hoch. Doch selbst der mit 157 Kilogramm Zubehör im Wert von 13 019 Euro gemästete Vivaldi hat noch satte Reserven für zwei. Doch ganze ohne Kritik kommen beide nicht weg: Beim Dethleffs ist die Leerstützlast zu hoch, Tabbert geht an die Belastungsgrenzen der Reifen. Die Sicherheitsausstattung ist bei beiden Testwagen vorbildlich, wenngleich ATC nur beim Vivaldi Serie ist. Selbstnachstellende Bremsen haben beide ab Werk. Das Stauraumangebot hält sich die Waage, höhenverstellbare Einlegeböden in zwei Schlafzimmeroberschränken hat nur der Vivaldi.
Bei der Bordtechnik ist der Nomad mit dem Vivaldi gleichauf, wirft zwei Heizungsgebläse und eine komplette, insbesondere über der Sitzgruppe viel hellere LED-Beleuchtung in die Waagschale.
Alle Markierungs- und Positionsleuchten sind in Anbauteilen integriert – und nicht im Aufbau.
Ordentlich hinter der Heizung verlegte Stromleitungen plus vorinstalliertes Antennenkabel.
Die Doppelpolster sorgen für Sitzkomfort, beim Bettenbau müssen sie umgedreht werden.
Der Toilettenschacht ist im Gegensatz zu dem des Tabbert nicht abgedichtet.
Durch die enorme Höhe des 2-Tonnen-Chassis müssen die Stützen fast ganz ausgedreht werden.
Drei Ablagen, zwei Klappen, zwei Steckdosen und ein Spiegel: die opulente Bugwand des Vivaldi.
Ladegerät und FI-Schutzschalter sitzen unter einer Abdeckung im Kleiderschrank.
Das Polster der rechten Sitzbank findet keinen Halt auf der Truhe und verrutscht ständig.
Die solide Badtür schwingt nicht ganz auf, bleibt geöffnet mitten im Gang stehen.
Halogenleuchtmittel in allen vier Lesespots und in der Deckenlampe sind antiquiert.
Schlafplätze: 2+2
Zul. Gesamtgewicht: 1700 kg
Aufbaulänge/Breite/Höhe: 6,50/2,50/2,65 m
Grundpreis: 22.999 Euro
TÜV/Zulassungsbescheinigung II 165 Euro
✘ Sicherheits-Paket m. Fahrstabilitätssystem ATC, Druckregler Duo-Control, Rauchmelder (7 kg) ✔ 799 Euro
✘ Auflastung von 1700 auf 1900/2000 kg zul. Gesamtmasse inkl. Alu-Felgen (27 kg) ✔ 959 Euro
✘ Duschpaket (7 kg) 319 Euro
✘ Rollrost f. Bettverbreiterung (5 kg) ✔ 289 Euro
✘ Heki II mit beleuchtetem Baldachin (8 kg) ✔ 499 Euro
Stylingpaket weiß m. Glattblech, Dachreling, Deichselabdeckung, Chrom-Rangiergriffe (50 kg) 1849 Euro
XPS-Isolierung (k. A.) 899 Euro
Testwagenpreis: 25 530 Euro
Vergleichspreis: *24 604 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert
* angepasst an die höherwertige Ausstattung des Tabbert Vivaldi 560 E; mit ATC, Heki, abzüglich des beim Dethleffs serienmäßigen Abwassertanks.
Schlafplätze: 2+2
Zul. Gesamtgewicht: 1800 kg
Aufbaulänge/Breite/Höhe: 6,52/2,50/2,65 m
Grundpreis: 25 990 EuroTabbert Vivaldi 560 E
TÜV/Zulassungsbescheinigung II 190 Euro
✘ Design-Paket (15 kg) 1490 Euro
✘ Auflastung 1700 auf 2000 kg m. Alu-F. (15 kg) ✔ 480 Euro
✘ 12-Volt-Paket m. Batterie u. Ladegerät (28 kg) 970 Euro
✘ Premium-Paket Interieur m. Fliegengittertür, Tagesdecke, Federtellerrost, Tankanzeige (15 kg) 749 Euro
✘ Premium-Paket Exterieur u. a. m. Deichselabd., Big-Foot, Alu-Ersatzrad (32 kg) 884 Euro
✘ Mover Truma XT (28 kg) 2849 Euro
✘ Bettverbreiterung (2 kg) ✔ 305 Euro
✘ Sat-Antenne (10 kg) 2329 Euro
✘ Radiovorbereitung m. Soundsystem 610 Euro
✘ Abwassertank (4 kg) ✔ 123 Euro
✘ TV-Halter (3 kg) 161 Euro
✘ Holzrost für Bad (2,5 kg) 189 Euro
Testwagenpreis: 39 199 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert
Ein ganz enges Rennen
3000 Euro Differenz stehen zwischen dem Nomad und dem besser ausgestatteten Vivaldi im Raum – bringt man den Dethleffs auf ein vergleichbares Ausstattungsniveau, schrumpft sie auf 1131 Euro. Rechtfertigen kann Tabbert diesen Mehrpreis unter anderem mit dem leisen Doppeldach, dem besseren Gaskasten und dem opulenteren Mobiliar. Damit ist er auch gut angelegt. Doch qualitativ ist ihm der Dethleffs fast ebenbürtig, bei der Beleuchtung sogar voraus. Und was die Bettgrößen angeht: Da hängt der Nomad den Vivaldi sogar deutlich ab.