Rangierantriebe sind ein gefragtes Zubehör. Mit dem Alko AMS Mammut, dem Enduro EM203 von EAL, Reichs Move Control Compact und dem Truma Mover SE R bat CARAVANING gleich vier Systeme zum harten Vergleichstest. Das Rennen ging denkbar knapp aus.
Rangierantriebe sind ein gefragtes Zubehör. Mit dem Alko AMS Mammut, dem Enduro EM203 von EAL, Reichs Move Control Compact und dem Truma Mover SE R bat CARAVANING gleich vier Systeme zum harten Vergleichstest. Das Rennen ging denkbar knapp aus.
Der Markt in Deutschland ist mit Alko, EAL, Reich und Truma als wichtigsten Anbietern überschaubar. Interessierte kennen auch noch den Namen Powerwheel. Die britische Firma ist seit 2008 Teil der Truma-Gruppe, aber wegen geringer Marktdurchdringung seit 2011 hierzulande nicht mehr präsent; neue Produkte werden nicht mehr vertrieben. Bleiben also die erwähnten vier. Mit dem Enduro EM203 schickte EAL das einzige Rangiersystem ins Rennen, bei dem die Antriebseinheiten per Kurbel an die Reifen gedrückt werden. Außerdem ist es auf dem Papier das Schwächste und nur für ein Caravangewicht von 1800 Kilogramm ausgelegt. Die anderen nehmen es mit 2000 Kilogramm schweren Anhängern auf.Um es vorwegzunehmen: Die Leistungsdichte ist hoch. Wenngleich der Test keine Aussage über die Langlebigkeit der Produkte zu treffen vermag, wurde den Rangiersystemen im Testbetrieb doch alles abverlangt. CARAVANING lotete ihre Grenzen aus, wie die Steigungs- und Geländepassagen zeigten. Oder ging mit einem Hindernis in Höhe von 70 Millimetern sogar über die Grenzen hinaus – an ihm scheiterten alle Antriebe. Aber der Reihe nach.
Zu Testbeginn standen statische Disziplinen im Vordergrund. Bei den Punkten Montage und Inbetriebnahme der einzelnen Antriebe liegt das Feld dicht beieinander. Alle vier Systeme wurden hinter dem Caravanrad montiert, mit vergleichbarem Aufwand. Dennoch sticht der Alko AMS Mammut heraus, aus zwei Gründen. Zum einen kann er bei neueren Caravans mit Alko-Chassis (ab Baujahr 2010) auf verschiedene Weise eingebaut werden, unter anderem auch vor dem Rad. Und zwar so, dass die Bodenfreiheit nicht beeinträchtigt wird. Für die Alko-Rangierhilfe ist das mit Blick auf den Anpressdruck sogar die optimale Einbauposition. Wegen des tief liegenden Einstiegs der Testcaravans Marke Tabbert Puccini konnte sie diesen Vorteil allerdings nicht ausspielen.
Zum anderen sind die Steuergeräte bei Alko direkt in die Antriebe integriert. Der zusätzliche Einbau einer Steuergeräte-Box wie bei den anderen Systemen entfällt damit. Der Mover SE R von Truma heimste bei der Montage ein kleines Plus ein, weil neu entwickelte Befestigungsklemmen die Einbauzeit verringern. Zudem muss man bei ihm nur einmal kurz zwei Knöpfe auf der Fernbedienung drücken, und die Motoren fahren an die Reifen. Der Alko hat ein ähnliches System, war aber nicht immer auf Anhieb betriebsbereit. Beim Move Control Compact von Reich muss man die Knöpfe gedrückt halten, bei EAL die Antriebe an die Räder kurbeln.
Wer rangiert sich in der Disziplin Symstemsicherheit nach oben?Nächste Disziplin: Systemsicherheit. Alle Rangierantriebe schalten bei Überlast oder Überhitzung ab und schützen sich so vor größeren Schäden. Darüber hinaus verlangt der Truma, den Stecker aus der Anhänger- in eine Sicherheitssteckdose zu stecken, die an der Deichsel montiert ist. Vorher kann man den Rangierantrieb nicht in Betrieb nehmen.Nächste Disziplin: Systemsicherheit. Alle Rangierantriebe schalten bei Überlast oder Überhitzung ab und schützen sich so vor größeren Schäden. Darüber hinaus verlangt der Truma, den Stecker aus der Anhänger- in eine Sicherheitssteckdose zu stecken, die an der Deichsel montiert ist. Vorher kann man den Rangierantrieb nicht in Betrieb nehmen. Auch der Alko besteht auf eine Sicherheitsabfrage. Dazu muss die Fernbedienung an einen ebenfalls an der Deichsel installierten Freigabeschalter gehalten werden, bis die Kontroll-LED nicht mehr blinkt. Gute Idee, funktionierte aber nicht immer beim ersten Mal.
Die Geräteunterlagen von EAL erinnern stark an einen Ikea-Bauplan. Dafür bieten sie die Möglichkeit, mit Smart- phone oder Tablet-Computer und per QR-Code online auf Videos zuzugreifen, die Einbau und Bedienung erklären. Reich – teils mit farbigen Hochglanzseiten – und Truma gefallen mit Übersichtlichkeit. Und, anders als bei Alko, bleiben keine Fragen zur Bedienung offen. Bei der Fernbedienung zählt vor allem die Haptik. Stark die Fernsteuerung von Alko: Der Joystick ist geschmeidig per Daumen zu betätigen. EAL erhält vor allem in der B-Note Abzüge, denn die Tastenbeschriftung ist nachlässig aufgedruckt. Die Reich-Tasten erfordern einen vergleichsweise kräftigen Druck. Außerdem sind die Pfeile auf den Tasten lediglich erhaben, aber nicht zusätzlich farblich abgesetzt. Nichts auszusetzen gibt es an der Tasten- Fernbedienung von Truma.
Zunächst mussten die Testcaravans einen 30- Meter-Sprint auf Zeit absolvieren. Schnellster mit 3:16 Minuten war der Truma. Zum Vergleich: Der EAL-Rangierantrieb benötigte zwei Minuten länger. Neben der Uhr galt das Augenmerk dabei dem Geradeauslauf der Testcaravans. Sowohl der von Alko angetriebene als auch der EAL-Caravan neigten dazu, kleineren Unebenheiten nachzulaufen. Spurtreuer verhielt sich der Test- Caravan mit dem Reich-System. Der Puccini mit Truma-Antrieb fuhr dagegen wie auf Schienen. Am Ende des Sprints galt es, verschieden hohe Hindernisse zu überfahren – auf trockenem und nassem Asphalt.
Wie erwähnt, scheiterten am 70-Millimeter-Balken alle vier. Anders das 35-Millimeter- Hindernis. Reich und Truma nahmen es spielend. Der Alko signalisierte kurz eine Überlastung, wuchtete den Caravan letztlich aber hinüber. EAL hatte am meisten zu kämpfen. Für ihn müssen die Bedingungen stimmen: Trocken sollte es sein und das Hindernis gerade angefahren werden, dann schaffte auch er es ohne Anschieben.
Im anschließenden Parcours wurde das Fahrverhalten getestet. Als größte Schwierigkeit sah er eine eng abgesteckte Kurvenkombination vor. Sie gab vor allem Aufschluss darüber, wie feinfühlig die Antriebe auf Steuerbefehle reagieren. Große Unterschiede ergaben sich allerdings nicht. Alle vier bewältigten die Aufgabe gut. Einzig der Alko verdiente einen Extrapunkt: Er lässt sich einen Tick geschmeidiger bewegen als die anderen – seiner stufenlosen Steuerung sei Dank. Sie verhalf ihm beim Lenktest sogar zu einem noch größeren Vorsprung, weil sie aus der Vorwärtsbewegung heraus eine Kurvenfahrt ermöglicht. Das bietet sonst nur noch der Truma. Auch er kann, durch zeitgleiches Drücken beider Tasten, gleichzeitig vorwärts und eine Kurve fahren. Bei EAL und Reich wirkt das abgehackt: Geradeausfahrt, stopp. Lenken, stopp. Geradeausfahrt, stopp. Das Drehen auf der Stelle ist dagegen für alle Mitglieder des Quartetts eine Kleinigkeit.
Zu den leichteren Übungen zählte auch der Präzisionstest. Dabei ging es um die typische Situation des Ankuppelns eines Caravans an den Zugwagen. Gefragt ist sensibles Ansprechen der Rangiersysteme, damit die Deichsel nicht an den Stoßfänger anschlägt. Reich zieht sich am be sten aus der Affäre. Seine Antriebe laufen extrem sanft an, und der Caravan lässt sich fast millimetergenau rangieren. Mithalten kann da am ehesten der Alko und – mit wenigen Abstrichen – auch der Truma. Bei ihm gerät die Masse des Caravans beim kurzen Anfahren schon deutlicher in Bewegung. Im Vergleich am ruppigsten geht aber der EAL zu Werke. Mit einer saftigen Asphaltsteigung und einer Fahrt über unebenes, feuchtes Gelände warteten zum Schluss zwei Königsdisziplinen auf die Antriebe.
Zu viel für den EAL. Er strich auf der Steigungspassage nach knapp zwei Metern die Segel, schaltete wegen Überhitzung ab. Fairerweise muss man sagen, dass er mit einem 1800 Kilo schweren Caravan am Limit agiert und laut Bedienungsanleitung bei 20 Prozent Steigung nur für ein Caravangewicht von 1450 Kilo ausgelegt ist. Bei der Geländefahrt über feuchte Wiese stoppte ihn ein anderes Problem: Die Antriebswalze verlor die Traktion und rutschte auf dem Reifen durch. Deutlich besser schlug sich zunächst der Alko. Langsam, leise und kontinuierlich nahm er die Steigung in Angriff, bis er knapp einen Meter vor dem Ende in den Überhitzungsmodus schaltete. Etwa eine Viertelstunde lang ging danach nichts mehr. Erst dann ließ er sich bis ins Ziel manövrieren. Mühen musste sich Alko auch im Gelände. Zwar schaffte er diese Aufgabe ohne Zwangsstopp, deutete gegen Ende der Fahrt jedoch erneut mehrfach eine drohende Überhitzung an.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich Reich und Truma. Sowohl die Asphaltsteigung als auch die Geländefahrt absolvierten sie tadellos, obwohl beide für Bruchteile von Sekunden kleine Aussetzer zeigten. Der Truma wirkte etwas kraftvoller. Es schien, als habe er noch Reserven. Auch deshalb hatte er am Ende knapp die Nase vorn. Nicht unerwähnt bleibt, dass er in beiden Disziplinen am meisten Strom zieht. Schaut man sich jedoch den Verbrauch insgesamt an, lagen Reich, Alko, Truma mit 18 Amperestunden gleichauf. Das Ergebnis der Abschlussdisziplinen spiegelt letztlich das Endergebnis wider. Unter dem Strich offenbaren alle vier Systeme individuelle Stärken und Schwächen. Einen Rangierantrieb, der alle Disziplinen dominiert, gibt es nicht. Den müsste man wohl wirklich noch erfinden.
Großer Vergleich der Rangierantriebe: Alko AMS Mammut, Enduro EM203 von EAL, Reichs Move Control Compact und Truma Mover SE. Wie CARAVANING testet und welche Ergebnisse unsere Messungen ergaben, lesen Sie hier:
So testet Caravaning
Gleiche Bedingungen für alle. Das ist die oberste Maxime für Tests von CARAVANING – und sie galt auch beim Vergleich der Rangierantriebe. Aus diesem Grund hat die Redaktion die vier Testexemplare sämtlich über den Fachhändler Reimo bestellt und sie bis zum Testbeginn unter identischen Bedingungen gelagert. Knaus Tabbert stellte vier baugleiche Tabbert Puccini HTD 560 2,5 zur Verfügung. Um eine optimale Funktion der Antriebe zu gewährleisten, wurden Techniker der Hersteller gebeten, ihr jeweiliges Rangiersystem plus die von ihnen empfohlene Batterie selbst einzubauen. Anschließend wurden alle vier Caravans auf die maximale Stützlast und ein Gesamtgewicht von 1800 Kilo gebracht. Ebenso wurde der Reifendruck angepasst.
Der eigentliche Test gliederte sich in zwei Teile: fünf statische und acht dynamische Disziplinen. Zu den statischen Disziplinen zählt unter anderem die Haptik der Fernbedienung, die Sicherheit der Systeme oder die Verständlichkeit und Ausführlichkeit der Bedienungsanleitungen. In den acht dynamischen Disziplinen mussten die Rangierantriebe beispielsweise zeigen, wie gut sie verschiedene Steigungen bewältigen, wie sie mit unterschiedlich griffigen Untergründen zurechtkommen und wie präzise sie sich durch einen S-förmig abgesteckten Parcours steuern lassen. Während des Testbetriebs zeichnete ein Strommessgerät von Büttner Elektronik Stromaufnahme und -verbrauch auf.
Die vier Caravans mit den unterschiedlichen Antrieben absolvierten jede Station kurz hintereinander. Dadurch herrschten identische Bedingungen. Ein Team von unabhängigen Testpersonen bewertete die Rangiersysteme bei jeder Disziplin nach dem Schulnotenprinzip. Die Wertungen zu den einzelnen Prüfungen ergeben sich als Durchschnitt der vergebenen Noten.
Bedienungstest: Wie reagieren die Rangierhilfen?
Joystick oder Tasten? Als einziges Rangiersystem im Test hat der Alko AMS Mammut eine Einhebel-Bedienung per Joystick. Die drei anderen Antriebe lassen sich auf herkömmliche Weise per Tastensteuerung bedienen. CARAVANING hat die Probe aufs Exempel gemacht und nach der Fahrt durch den Parcours jede Testperson um eine Einschätzung gebeten.
Das Ergebnis: Unentschieden. Beide Arten der Steuerung, so der Tenor, erfordern eine kurze Zeit der Eingewöhnung, sind aber gleich intuitiv bedienbar. Größere Schwierigkeiten bereitete dagegen das seitenverkehrte Denken beim Manövrieren – je nachdem, von wo aus man die Caravans rangiert. Allerdings ist auf allen vier Fernbedienungen mehr oder weniger deutlich die Draufsicht auf einen Caravan dargestellt.
CARAVANING Tipp: Um rechts und links gerade in kniffligen Rangiersituationen nicht zu verwechseln, hält man die Fernbedienung am besten so, dass die Deichsel des Caravans und das auf der Steuerung dargestellte Symbol in dieselbe Richtung zeigen.
Info:
Messungen:
Statische Disziplinen 6):
Dynamische Disziplinen 6):
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Wertung:1) ohne Batterie; 2) je nach Einbauvariante; 3) zzgl. Montage und Stromversorgung; 4) bei System Unteneinbau, Preis für System Obeneinbau bei 2190 Euro; 5) Verbrauch wegen Ausfalls ohne Steigungsfahrt; 6) Schulnotenprinzip; 7) bei 20 Prozent Steigung bis zu einem Caravangewicht von 1450 Kilo ausgelegt.
Den EAL Enduro EM203 muss man mit Blick auf die geringere Leistung bewerten. Dafür schlägt er sich gut, zumal er mit Abstand der günstigste Antrieb im Test ist. Mit einem 1800 Kilo schweren Caravan ist er aber überfordert. In den statischen Disziplinen trumpft der Alko AMS Mammut auf. Im dynamischen Teil überzeugt er mit einer stufenlosen, präzisen Lenkung. Dafür schwächelt er an Steigung und Hindernis. Das verhindert ein besseres Ergebnis. Die Leistung des Reich Move Control Compact ist grundsolide. In keiner der Prüfungen gibt er sich irgendeine Blöße. In puncto Exaktheit glänzt er sogar als Bester. Zudem kostet er knapp unter 2000 Euro – ein echter Kauftipp. In Summe ist der Truma Mover SE R zwar das teuerste, aber auch das beste Gesamtpaket. Der Vorsprung ist jedoch hauchdünn. Letztlich gibt die spürbar größere Kraft des Systems den Ausschlag für den Testsieg.