Cabby 620 und Fendt Saphir Scand im Vergleich
Wer macht den besseren Wintercaravan?

Inhalt von

Der Schwede Cabby 620 gegen den Deutschen Fendt Saphir Scand. Wer ist der bessere Caravan fürs Campen im Winter?

Vergleich: Cabby 620 vs. Fendt Saphir Scand
Foto: Ingolf Pompe

Skandinavien ist immer dunkel oder immer hell, kühl oder eiskalt, und wenn es mal warm ist, gibt es Mücken. Die Häuser sind aus Holz und rot. Die wenigen Skandinavier sind blond und fröhlich, alle anderen Kommissare. Klischees? Natürlich. Aber dahinter stecken ein paar Fitzelchen Wahrheit. In Schweden, Norwegen und Finnland wird das Leben stärker von der Natur dominiert als bei uns. Und tatsächlich gibt es Landstriche, in denen man tagelang niemanden trifft nicht mal Elche. Das prägt Menschen und Caravans.

Ein skandinavischer Wohnwagen muss also ein zuverlässiger Rückzugsort sein, dem selbst tiefste Außentemperaturen nichts anhaben. Und so haben sich bei den skandinavischen Caravan-Herstellern Cabby, Kabe, Solifer und Polar Warmwasser-Heizungen, dick gedämmte Wände und einige weitere Merkmale herausgebildet. Zu denen gehören meist Bordbatterien (nur Cabby verlangt 251 Euro Aufpreis dafür), um unabhängig vom Landstrom heizen und sehen zu können, auch ohne Zugwagen leuchtende Park- und Warnblinklichter sowie Frisch- und Abwassertanks im beheizten Innenraum. Nicht zu vergessen Skischubladen und pfiffige Schuhtrockner.

Wir haben einen Cabby 620 als Vertreter der Nord-Fraktion gewählt, weil der 47 Jahre alte Hersteller nach fünf Jahren Abwesenheit zurück auf den deutschen Markt kommt. Kein leichtes Unterfangen, auch weil sich Hauptwidersacher Kabe bereits auf ein kleines Händlernetz und Bekanntheit stützen kann. Cabby will bis Mai die ersten sechs Partner gefunden haben.

Deutsche Hersteller orientieren sich an skandinavischen Ideen

Dramatischer ist für die Nordmänner, dass sich etliche deutsche Hersteller an der skandinavischen Idee orientieren. Der LMC Scandica oder der hier zum Vergleich angetretene Fendt Saphir Scand verraten schon dem Namen nach, woher der Wind weht.

Cabby-Interessenten dürfen unter 33 in sechs Längen und zwei Klassen sortierten Grundrissen wählen, bei Fendt läuft jedoch nur ein Wagen als Scand vom Band. Im Fokus stehen deshalb Technik, Verarbeitung, Ausstattung und Preise. Der Cabby 620 kostet ab 36.200 Euro - viel Geld, das durch die Ausstattung teils aufgewogen wird, aber nicht das Ende der Fahnenstange markiert. Die Aufpreisliste ist lang und extrem vielfältig. Der Testwagen ist vergleichsweise milde ausgestattet, kostet am Ende 41.640 Euro.

Dafür gibt es eine makellos verarbeitete Karosserie mit 32 mm dicker PUR-Isolierung, die zwischen Innen- und Außenwand gespritzt wird. Dach und Wände sind mit PU-Profilen verbunden. Damit soll der Aufbau enorm verwindungssteif und kälteresistent sein.
Der ab 2955 Euro teure Fendt Scand basiert auf der Baureihe Saphir, übernimmt also auch den vergleichsweise einfachen Wandaufbau mit Hammerschlag-Alu und 27 Millimeter dicker Dämmung aus Styropor (Dach und Boden: 35 mm). Die Verarbeitung ist makellos.

Die Heizungen im Cabby 620 und Fendt Saphir Scand

Bei der Bordtechnik sind sich die beiden Kontrahenten ähnlich. Sowohl der Cabby als auch der Fendt heizen per Alde-Warmwasserheizung, in beiden stellt sich nach einiger Zeit fast geräuschlos Wohlfühlklima ein. Während beim Cabby heißes Wasser auch durch den Fußboden strömt, heizt ihn der Fendt elektrisch - mit weniger durchschlagendem, aber spürbarem Erfolg. Insgesamt unternimmt Cabby größere Anstrengungen für die Wintereignung. Über sämtlichen Alu-Heizkörpern (Konvektoren) montieren die Schweden sich nach oben verjüngende Profile. Sie fördern gemeinsam mit den aufgedoppelten Böden in den Stauräumen den Venturi-Effekt, der die kalte Luft am Boden stärker beschleunigt und den Heizkörpern zuführt. Gegen rund 1000 Euro Aufpreis bekommt die Heizung einen individuell regelbaren Fußboden-Warmwasserkreislauf und einen zusätzlichen Temperaturfühler für den Schlafbereich, der nachts aktiviert werden kann. Außerdem stattet Cabby das Alde-Aggregat serienmäßig mit einem 10-Ampere-Begrenzer aus, der die Leistung der elektrischen Heizpatrone zugunsten der Campingplatzsicherung zurückfährt, sobald im Caravan mehr als zehn Ampere Strom gezogen werden.

Fendt lässt die Luft um das Gepäck in den Stauräumen herumstreichen und verzichtet auf Heizungsoptionen. Dafür beheizt Fendt die Garderobe neben dem Eingang und den Kleiderschrank, unter dem der Heizkessel eingebaut ist, und montiert einen Sprossen-/Handtuch-Heizkörper im Bad. Der Cabby 620 tritt mit einem Grundriss an, der dies vereitelt. Warme Luft steigt durch Lüftungsöffnungen ins Innere der Schränke.

Die Elektronik der Wintercaravans

Das Elektro-Paneel im Cabby 620 oberhalb des Heizungs-Touchscreens dirigiert eine Vielzahl praktischer Funktionen wie Ladebooster (Aufpreis), Park- und Blinklicht, Wecker und Thermometer, kann aber ebenso wenig wie die flächendeckend montierten LED-Spots samt satt rastender Dimmer verheimlichen, dass die Cabby-Werker mit der Elektrik hadern. Überall liegen Kabel auf kantigem Hiezungsteilen und bilden Schlingen. Die Batterie lässt sich wegen zu kurzer Kabel nicht sichern. Aber: Alles funktioniert.

Die Bayern machen das besser, wenngleich die Elektroausstattung im Fendt Saphir Scand weniger komplex ist. LEDs sind auch hier standard, Dimmer gibt es nicht. Alle Kabel sind sauber gebündelt, die Batterie der Rangierhilfe (für rund 2800 Euro beim Händler nachrüstbar) sitzt in einem Holzrahmen, versorgt aber nicht die Beleuchtung.

Der mit drei LED-Spots beleuchtete Deichselkasten des Cabby ist kleiner als der unbeleuchtete des Fendt, sein Deckel wird aber mit fünf Stangen gesichert, die den Drehknauf mit dem praktischen Gummistopfen über dem Schloss schwergängig machen. Fendt genügen drei Riegel, dafür schwenkt der Deckel weiter auf – wenn das frei liegende Schloss nicht eingefroren ist. Die Schweden installieren serienmäßig einen Gasleck-Sensor im Gaskasten.

Gasabzug und Möbelbau

Die für komfortablen Winterbetrieb unerlässliche Gasflaschen-Umschaltanlage mit Sicherheitsventil für den Heizungsbetrieb während der Fahrt (Truma Duo-Control CS) hat indes weder der Cabby noch der Scand an Bord. Die Abgase der Heizung führt Cabby via Wandkamin, Fendt übers Dach ab, weshalb bei viel Schnee eine Kaminverlängerung benötigt wird. Nicht so richtig wintertauglich ist der Dunstabzug des Fendt, durch den beim Fahren Schneestaub auf die Küchenoberfläche geweht wird. Im Cabby blieb die Küche trocken.

Beim Möbelbau liefern beide Frostexperten solide Arbeit mit individuellen Eigenheiten
ab. So verzichtet Cabby vollkommen auf Schlösser an den Oberschränken, setzt aber hochwertige Anschlagdämpfer ein. Fendt montiert Rollenschnappverschlüsse an den Oberschränken. Belastbare Schubladen mit Selbsteinzug sind hier wie dort Standard.

Ein eindeutiges Fazit

Wer einen bis in Details auf die eigenen Ansprüche zugeschnittenen Caravan für extreme Anforderungen sucht, der wird den Cabby 620 zu schätzen wissen. Alles ist auf diesen Zweck hin optimiert und sehr robust, hat aber auch einen enormen Anschaffungspreis. Für Einsätze dieseits des Polarkreises ist aber auch der Fendt Saphir Scand gut aufgestellt. Allerdings fehlt der Kopie aus Deutschland sowohl beim Karosseriebau als auch bei der Bordtechnik das letzte Quäntchen Konsequenz. Aber das ist angesichts des vergleichsweise günstigen Grundpreises und der Raumaufteilung beinahe vernachlässigbar: Der Fendt Saphir Scand ist ein Muster an Bewegungsfreiheit und Wohnkomfort für zwei.


Vergleich Wintercaravans: Cabby 620 und Fendt Saphir Scandic
ModellCabby 620Fendt Saphir Scand
Grundpreis36.200 Euro29.550 Euro
KarosseriebauSandwich-Bauweise, außen Aluminium, Dämmung aus 32 mm PUR-Schaum (Boden: 36mm). Wand-, Dach-, Bodenverbindung mit PU-Profilen und Aluminium-Abdeckprovilen. Unterboden: Sperrholz.Sandwich-Bauweise. außen Aluminium, Dämmung aus 27mm Styropor (Boden 35mm), Holzeinleger. Unterboden: Sperrholz.
Bordtechnik (Serienausstattung))Warmwasser-Heizung Alde Cmpact mit 3-kW-Elektroheizpatrone u. Strombegrenzer, Fußbodenheizung; Ladegerät 450 Watt; Kühlschrank: 122 L; LED-Beleuchtung, Frischwassertank: 45L, Abwassertank 25L, Abfluss beheizt.Warmwasser-Heizung Alde-Compact mit 3-kW-Elektroheizpatrone, elektr. Fußbodenerwärmung; Umformer 400 Watt; Kuhlschrank 190L; LED-Beleuchtung, Frischwassertank; 45L, fester Abwassertank: 25L+ Abwassertank rollbar.
ChassisSchräglenkerachse, Alu-Felgen, elektr. Stabilitätssystem Alko ATC, Schlingerdämpfer Alko AKS 3004.Schräglenkerachse, Alu-Felgen, Schlingerdämpfer Alko 3004, Stützlastwage an Bugrad.
TÜV/Zulassungsbescheinigung II120 Euro155 Euro
Überführung zum Händler1200-1500 Euro300-700 Euro
Gfk Dach-900 Euro
Alko ATC Trailer-ControlSerie728 Euro
190-Liter-Kühlschrank653,40 EuroSerie
4-Flammen-Herd1002, 80 EuroSerie
City-Wasseranschluss 319,10 Euro175 Euro
Fußbodenheizung**/indiv. regelbarSerie / 942 EuroSerie / -
Lederausstattung1048,40 Euro-
Duschausstattung463, 50 EuroSerie
Handtuchtrockner531,80 Euro (el.)Serie
Stromzähler288,70 Euro-
Reserverad mit Alu-Felge 379,90 Euro275 Euro
Alko Stabilform-Kurbelstützen 486,20 Euro Serie
Alko Big-Foot Stützenfüße 197,50 Euro 85,00 Euro
Klimaanlage Dometic Blizz. 2200 2355,10 Euro1958,00 Euro
Stützrad mit Waage 182,30 Euro Serie
Heizungs-Fernbedienung via Handy 896,50 Euro -
Gasflaschen-Umschaltung 303,90 Euro379,00 Euro
Rangiersystem Cabby 3190,80 Euro2800,00 Euro

Fazit

Wer einen bis in Details auf die eigenen Ansprüche zugeschnittenen Caravan für extreme Anforderungen sucht, der wird den Cabby 620 zu schätzen wissen. Alles ist auf diesen Zweck hin optimiert und sehr robust, hat aber auch einen enormen Anschaffungspreis. Für Einsätze dieseits des Polarkreises ist aber auch der Fendt Saphir Scand gut aufgestellt. Allerdings fehlt der Kopie aus Deutschland sowohl beim Karosseriebau als auch bei der Bordtechnik das letzte Quäntchen Konsequenz. Aber das ist angesichts des vergleichsweise günstigen Grundpreises und der Raumaufteilung beinahe vernachlässigbar: Der Fendt Saphir Scand ist ein Muster an Bewegungsfreiheit und Wohnkomfort für zwei.