Haben Sie schon einmal ohne Einweiser und Sicht nach hinten angekuppelt? Dann kennen Sie das Problem: Kugelkopf und Deichsel in die richtige Position zu bringen, ist nicht nur riskant, sondern auch zeitaufwendig. Einfacher und sicherer gelingt es mit einer Rückfahrkamera, die sich an fast allen Fahrzeugen nachrüsten lässt. Wie das funktioniert, hat uns Eddy Wagner vom Auto Radio Shop Stuttgart gezeigt.

1. Schritt: Kamerawahl
Bevor es losgehen kann, gilt es zu klären, welches Kameramodell, welche Übertragungsart und welche Anzeige infrage kommen. Die Wahl der richtigen Kamera ist von der Heckgestaltung des jeweiligen Fahrzeuges abhängig. Unser Kandidat, ein Kia Sportage Baujahr 2011, begrenzt die Auswahl wie folgt: Gegen eine Kamera im Dachspoiler spricht, dass die Heckwölbung den Haken und die Stoßstange teilweise verdecken würde. Eine aufgesetzte Kamera unterhalb des Logos wäre möglich, aber klobig und mit Bohrlöchern für die Kabelführung verbunden (Rostgefahr). Übrig bleiben die Griffleiste am unteren Ende der Heckklappe oder der Kennzeichenrahmen. Letztendlich macht die Kennzeichen-Kamera Luis T5 das Rennen. Für die schnelle und sichere Art der Bildübertragung fällt die Wahl auf eine direkte Verkabelung. Der passende Monitor ist ebenfalls rasch gefunden, da der Kia über einen nachgerüsteten Naviceiver mit freiem Videoanschluss verfügt.
2. Schritt: Ausbau Naviceiver
Die eigentliche Nachrüstung beginnt mit dem Ausbau des Naviceivers. Dafür müssen zwei große Blenden demontiert werden, um an die dahinterliegenden Schrauben zu gelangen. Bereits bei diesem Arbeitsschritt macht sich das Spezialwerkzeug des Fachmannes bezahlt. Breite Kunststoffkeile zwingen die stramm sitzenden Blenden aus ihren Klemmverbindungen, ohne das Armaturenbrett zu beschädigen.
3. Schritt: Kabel verlegen
Die nächste Baustelle wartet am Fahrzeugheck. Auch hier müssen diverse Verkleidungsteile weichen, bevor ein passender Weg für das Videokabel gefunden ist. Eine Mischung aus Kraft und Fingerspitzengefühl ist bei der Durchführung des Kabels in den Innenraum gefragt. Wird dabei schlampig gearbeitet, kann im schlimmsten Fall Feuchtigkeit eindringen. Daher orientiert sich der Profi am Kabelstrang der Anhängekupplung, welches von einer Gummimuffe geschützt in den Innenraum geleitet wird.
Angesteuert und versorgt wird die Kamera später durch eine zweite Leitung. Diese wird direkt von der Stromversorgung des Rückfahrscheinwerfers abgezweigt. So kompliziert ist es allerdings nicht immer: „Bei moderneren Fahrzeugen geht es häufig einfacher“, erläutert Eddy Wagner und ergänzt: „Da können wir das Rückfahrsignal vorn im Armaturenbrett von einer CAN-Bus-Schnittstelle abgreifen.“ Benötigt wird das Signal, damit der Naviceiver erst dann auf das Kamerabild umschaltet, wenn der Rückwärtsgang eingelegt wird.
Läuft auch die Spannungsversorgung über den Rückfahrscheinwerfer, bekommt die Kamera nur dann Strom, wenn sie gebraucht wird. „Das schont die Elektrik im Inneren, da sie sonst die ganze Zeit arbeitet, sobald das Auto läuft – egal ob ihr Bild gerade auf dem Monitor zu sehen ist oder nicht“, erklärt Eddy Wagner, während er die neu verbundenen Kabel in den engen Schacht hinter den Naviceiver zwängt.
4. Schritt: Systemcheck
Nach der erfolgreichen Verkabelung folgen ein Systemcheck und die Ausrichtung der Kamera am Heck. Passt das übertragene Bild, kommen abschließend alle Verkleidungsteile und Blenden in umgekehrter Reihenfolge wieder an ihren Platz.
Drei Fragen an den Profi
1. Wie komplex ist die Nachrüstung? Schafft das auch ein Laie?
Der Einbau ist grundsätzlich machbar. Man sollte allerdings Fingerspitzengefühl und Grundkenntnisse im Umgang mit Elektronik mitbringen. Erfahrung ist dabei viel wert, daher sehe ich die Nachrüstung für einen richtigen Laien eher kritisch.
2. Funkkameras sind eine Alternative. Welche Bauart empfehlen Sie?
Wir hatten häufiger Feedback von Kunden, die sich über die Zuverlässigkeit und Störanfälligkeit von Funkkameras beklagt haben. Meine Empfehlung lautet daher ganz klar, wo es möglich ist, auf kabelgebundene Systeme zu setzen.
3. Wie lange dauert die Nachrüstung und was kostet sie?
Wir rechnen mit etwa drei bis vier Stunden für eine Nachrüstung. Dabei spielt die Einbausituation im jeweiligen Fahrzeug eine entscheidende Rolle. Der Preis für den Einbau bewegt sich in etwa zwischen 350 und 400 Euro.