Ade schlechter Empfang. Lebewohl Bildrauschen. Ende April hat das analoge Fernsehen in Deutschland ein für allemal ausgedient. TV-Programme werden dann auch über Satellit ausschließlich digital gesendet. Momentan befinden wir uns in einer Art Übergangsphase. Viele Spartensender sind zwar bereits jetzt nur digital zu empfangen. Aber die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten der ARD und das ZDF sowie die großen privaten Sendergruppen RTL und ProSiebenSat.1 verbreiten ihre Programminhalte zurzeit sowohl noch analog als auch digital.
Die doppelte Ausstrahlung ein und desselben Programms hat aus wirtschaftlicher Sicht wenig Sinn. Darüber hinaus bietet digitales Fernsehen fast nur Vorteile: Vor der Übertragung werden die Bild- und Tonsignale der einzelnen Programme digitalisiert, also in Binärcodes umgewandelt, und komprimiert. Im Vergleich zu Analog-TV wird dadurch deutlich weniger Übertragungskapazität beansprucht. Die Programmvielfalt steigt bei gleichzeitig höherer Bild- und Tonqualität. Außerdem ist digitales Fernsehen weniger anfällig für Störungen. Auch auf abgelegenen Campingplätzen ist damit ein unterbrechungsfreies Fernsehvergnügen möglich.
Voraussetzung ist das richtige technische Equipment. Wer noch ein analoges Satelliten-Empfangsgerät nutzt – Receiver genannt –, schaut ab dem 30. April in die Röhre. Ebenfalls muss auch der sogenannte Low Noise Block Amplifier (LNB) für den Empfang digitaler Programme ausgelegt sein. Der LNB wird im Brennpunkt einer Sat-Antenne installiert. Sind die Geräte älter als zwölf Jahre, können sie auf jeden Fall nur analoge Programme in dem sogenannten Low-Band-Frequenzbereich zwischen 10,70 und 11,75 Gigahertz (GHz) empfangen. Digitale Programme werden aber überwiegend im High-Band-Bereich zwischen 11,80 und 12,75 GHz übertragen. Neue, sogenannte Universal-LNB decken beide Frequenzbereiche ab.
Einen groben Anhaltspunkt, ob eine Sat-Anlage digitaltauglich ist oder nicht, gibt ihr Baujahr. Um die Jahrtausendwende sind eigentlich alle Hersteller bei Antennen und Receivern auf die Digitaltechnik umgeschwenkt. Mit Anlagen, die erst danach in den Handel gekommen sind, sollte es es mit dem Fernsehempfang also keine Probleme geben. Wie Sie herausfinden, ob Sie technisch auf dem neuesten Stand sind, lesen Sie im unten. Je nach Ergebnis des Selbsttests besteht Handlungsbedarf.
Falls Sie sich nicht sicher sind, welche Sat-Anlage Sie in Ihrem Caravan installiert haben, werfen Sie einen Blick in die Geräteunterlagen oder auf den Kaufbeleg. Ob und wie sie gegebenenfalls umgerüstet werden kann, entnehmen Sie dann der Tabelle auf Seite 34. Sollte Ihre Anlage dort nicht verzeichnet sein, lohnt es sich, Kontakt mit dem Hersteller aufzunehmen. Teleco und ten Haaft (Marke: Oyster) bieten zum Beispiel neue Anlagen bei Rückgabe einer alten zu günstigeren Konditionen an. Digital-Receiver und Univeral-LNB sind für den digitalen Fernsehempfang im Caravan allerdings nur die halbe Miete. Erst muss der entsprechende Satellit gefunden werden.
Anders als bei Analog-TV erscheint das Bild beim digitalen Fernsehen nicht sofort. Zunächst muss der Binärcode in ein Fernsehbild umgewandelt werden – der einzige Nachteil des Digital-TV. Das heißt: Wenn man ein Fußballspiel parallel analog und digital schaut, jubelt der Spieler bei der analogen Übertragung schon, während er bei der digitalen gerade erst das Tor schießt. Das sind zwar nur wenige, dafür aber entscheidende Sekunden der Verzögerung. Eine Sat-Antenne grob nach Süden in Richtung des gesuchten Satelliten zu drehen, dabei mit einem Auge auf den Fernseher schielen, um zu sehen, wie das Bild reagiert – dieser Trick funktioniert bei manuellen und halbautomatischen Anlagen ab dem 30. April nicht mehr.
Helfen können digitaltaugliche Receiver mit einer Signalstärkeanzeige, die in Echtzeit arbeitet. Allerdings spricht die Anzeige lediglich generell auf TV-Signale an, unabhängig davon, welcher Satellit sie sendet – allein in Deutschland sind mehr als ein Dutzend Fernsehsatelliten empfangbar. Das kann zu einem schwarzen Bildschirm führen. Angenommen, RTL sendet über Astra mit derselben Frequenz wie etwa RAI Uno über Eutelsat. Sobald der Receiver ein Signal auf der RTL-Frequenz empfängt, wähnt er sich beim richtigen Programm und beendet die Suche. Jedoch kommt das Signal vom falschen Satelliten. Die Folge: Kein Fernsehbild.
Ein Muss bei einer manuellen oder halbautomatischen Anlage ist daher ein intelligenter Sat-Finder. Dieser wird zwischen LNB und Receiver installiert. SSC M heißt er beispielsweise bei Alden, MXL 90 bei Maxview. Die Geräte sind zwar nicht eben günstig, aber in der Lage, ein Signal auch auszuwerten. Damit ist das Ausrichten der Sat-Anlage kinderleicht. Bei automatischen Antennen übernimmt eine Steuereinheit das Ausrichten auf den richtigen Satelliten. Auch sie muss künftig digitaltauglich sein und daher gegebenenfalls umgerüstet werden.
Klären Sie ebenfalls, inwieweit die bereits bestehende Verkabelung weiter genutzt werden kann oder ob neue Leitungen verlegt werden müssen. Ist zudem der LNB auszuwechseln, sollte man sich bei automatischen Sat-Anlagen stets an den Hersteller der Antenne wenden. Hat doch der LNB eine Schlüsselfunktion für das Finden eines Satelliten inne. Bei manuellen oder halbautomatischen Sat-Anlagen käme hingegen auch ein günstiges Baumarkt-Produkt in Frage.
Analog-TV ist also bald endgültig Vergangenheit. Dem digitalen Fernsehen gehört die Gegenwart. Und hochauflösendes sogenanntes HDTV soll die Zukunft sein. Das Angebot wächst, so viel ist sicher. ARD und ZDF senden digital sowohl in Standard-(SD-) als auch in HD-Qualität. Gleiches gilt für die großen privaten Fernsehanbieter. Und vielleicht gibt es in gar nicht allzu ferner Zukunft Programme, die nur noch in Hochauflösung ausgestrahlt werden.
Um in den Genuss der besonders klaren und scharfen Bilder zu kommen, benötigt man erstens einen HD-Fernseher und zweitens einen entsprechenden Receiver. Heute gängige Satelliten-Empfangsgeräte sind weitgehend alle HDTV-fähig. Damit kann man zwar die kostenfreien HD-Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender empfangen, nicht aber die der Privaten. Dafür ist wiederum ein HDplus- oder ein Receiver mit einer speziellen Schnittstelle notwendig, einem sogenannten Common Interface (CI). In das CI oder CI-plus, wie es in der neueren Version heißt, müssen ein spezielles Modul und eine Smartcard zum Entschlüsseln der privaten HD-Programme gesteckt werden.
Allerdings sind die HD-Angebote von RTL, Sat.1 und Co. nur in den ersten zwölf Monaten kostenfrei, danach wird man für den Service jährlich mit 50 Euro zur Kasse gebeten. Interessant für den Caravan ist HDTV deshalb vor allem, wenn man eine Art Doppellösung hinbekommt. Gemeint ist: Man nutzt Modul und Smartcard im heimischen Fernseher und nimmt sie für den Urlaub mit auf Tour. Oder man betreibt das Wechselspiel mit einem entsprechenden Receiver, der sowohl mit zwölf als auch mit 230 Volt funktioniert. Der Aufwand im Wohnwagen lohnt andernfalls auch in finanzieller Hinsicht kaum. Bedenken sollten Zuschauer zudem, dass hochauflösendes TV nur auf einem großen Bildschirm und mit einem gewissen Abstand zur Mattscheibe richtig wirkt. Beides ist im Wohnwagen eher schwierig. Außerdem verreist man doch, um die Welt kennenzulernen und nicht, um Fernsehen zu schauen. Oder?
So testen Sie Ihre Sat-Anlage
Eine Frage, die sich viele Caravaner stellen: Muss ich meine Sat-Anlage umrüsten? Um das zu klären, gehen Sie wie folgt vor: Schalten Sie Ihr Fernsehgerät auf das ZDF, und wählen Sie die Videotexttafel 198 an. Dort erscheint entweder die Nachricht: „Sie empfangen Ihre Fernsehprogramme bereits digital ..." oder ein Hinweis auf analogen TV-Empfang. Letztere Meldung signalisiert Handlungsbedarf: Auf jeden Fall muss der Receiver gegen einen digitaltauglichen getauscht werden.
Lassen Sie sich nicht irritieren, falls auf Ihrem Receiver bereits das Wörtchen „digital" auftaucht. Das sagt noch nichts darüber aus, ob Sie damit auch nach dem 30. April TV-Programme empfangen können. Die Bezeichnung haben die Hersteller zwischen 1997 und 2002 geradezu inflationär gebraucht. Grund war das seinerzeit in Mode gekommene Astra Digital Radio. Konnte man ADR mit einem Receiver empfangen, erhielt er das Prädikat „digital“.
Muss ein neuer Receiver her, sollten Sie gegebenenfalls darauf achten, dass ein älterer Fernseher angeschlossen werden kann. Stichwort: Scartkabel. Nicht vergessen: Bei einer analogen automatischen Sat-Anlage muss meist auch das Steuergerät getauscht werden, das die Antenne ausrichtet. Empfangen Sie schließlich keine oder nur wenige Sender, ist auch der LNB der Antenne veraltet und muss durch ein Universal-LNB ersetzt werden.
Diese Sat -Anlagen müssen umgerüstet werden
Marke: Alden, Info: Telefon 0 54 93/91 36 60, www.wsht.de
Sat-Antenne: Keine
Umrüstung: Alle Antennen sind digitaltauglich. Ausgetauscht werden muss gegebenenfalls nur der Receiver
Kosten: ab 299 Euro
Marke: Camos, Info: Telefon 0 41 54/8 08 30, www.camos-multimedia.com
Sat-Antenne: Keine
Umrüstung: Nicht erforderlich.
Kosten: -
Marke: Crystop, Info: Telefon 07 21/61 10 71, www.crystop.de
Sat-Antenne: AutoSat2 S
Umrüstung: Tausch des Analog-Receivers gegen digitale Steuerung, an die ein beliebiger Digital-Receiver angeschlossen werden kann.
Kosten: ab 695 Euro
Sat-Antenne: AutoSat2 F
Umrüstung: Tausch des Analog-Receivers gegen digitale Steuerung, an die ein beliebiger Digital-Receiver angeschlossen werden kann.
Kosten: ab 695 Euro
Sat-Antenne: AutoSat2 light
Umrüstung: Tausch des analogen Receivers und der analogen Steuerelektronik gegen digitale Steuerung AutoSat light Control, an die ein beliebiger Digital-Receiver angeschlossen werden kann.
Kosten: ab 595 Euro
Marke: Kathrein, Info: Telefon 0 80 31/18 40, www.kathrein.de
Sat-Antenne: CAP 100
Umrüstung: Umrüst-Set HDS 910, bestehend aus Digital-Receiver und Steuerelektronik.
Kosten: 589 Euro
Sat-Antenne: BAS 61
Umrüstung: Tausch LNB und gegebenenfalls Tausch Receiver.
Kosten: 60 Euro
Sat-Antenne: BAS 60
Umrüstung: Gegebenenfalls Tausch des Receivers.
Kosten: 119 Euro
Marke: KVH, Info: Telefon 004545160183, www.kvh.com
Sat-Antenne: Keine
Umrüstung: Nicht erforderlich
Kosten: -
Marke: Maxview, Info: Telefon 0 81 45/88 40, www.maxview.de
Sat-Antenne: Keine
Umrüstung: Nicht erforderlich. Ab Baujahr 1999 sind alle Antennen digitaltauglich.
Kosten: -
Marke: TechniSat, Info: Telefon 0 65 92/71 26 00, www.technisat.de
Sat-Antenne: Keine
Umrüstung: Nicht erforderlich
Kosten: -
Marke: Teleco, Info: Telefon 0 80 31/9 89 39, www.telecogroup.com
Sat-Antenne: Magicsat Plus
Umrüstung: Tausch von Steuerelektronik und Receiver.
Kosten: 739 Euro
Sat-Antenne: Magicsat 2002A
Umrüstung: Hotline kontaktieren (Telefon 0 10 85/00 29 52) und Suchkriterien aktualisieren. Oder: Tausch von Steuerelektronik und Receiver.
Kosten: 739 Euro
Sat-Antenne: Magicsat Digitalplus und Magicsat Digitalplus CI
Umrüstung: Hotline kontaktieren (Telefon 0 10 85/00 29 52) und Suchkriterien aktualisieren. Oder: Tausch von Steuerelektronik und Receiver.
Kosten: 739 Euro
Marke: ten Haaft, Info: 0 72 37/48 55 76 oder -77, www.ten-haaft.de
Sat-Antenne: Oyster IV
Umrüstung: Tausch folgender Komponenten:
– analoger gegen digitalen Steuerreceiver
– LNB
– Steuerelektronik in der Außeneinheit.
Kosten: 750 Euro
Sat-Antenne: SamY 65
Umrüstung: Tausch folgender Komponenten:
– analoges Steuergerät gegen digitalen Steuerreceiver
– LNB
– Steuerelektronik in der Außeneinheit.
Kosten: 1190 Euro