Teil 1 des CARAVANING-Lexikons erklärt detailliert den Wandaufbau von Caravans und gibt Hinweise auf Vor- und Nachteile der verwendeten Materialien.
Teil 1 des CARAVANING-Lexikons erklärt detailliert den Wandaufbau von Caravans und gibt Hinweise auf Vor- und Nachteile der verwendeten Materialien.
Die Karosserien der meisten Caravans bestehen aus Sandwichplatten, bei denen Außenhaut, Isoliermaterial und Innenwand miteinander verbunden sind und die als Ganzes verarbeitet werden.
Das am häufigsten verwendete Material für Außenwände und Dach ist lackiertes Aluminium. Vorteile: Es ist leicht und relativ kratzfest. Nachteile: Einschläge hinterlassen Beulen, spitze Gegenstände sogar Löcher. Wo Feuchtigkeit ans blanke Alu gelangen kann, korrodiert es (Alufraß). Die Reparatur von Aluminium ist schwer bis unmöglich. Oft müssen beschädigte Wände oder Dächer komplett ausgetauscht werden. Strukturprägungen (Hammerschlag, Rautenmuster) verleihen dem 0,2–0,5 Millimeter dünnen Leichtmetall Steifigkeit. Nachteil: Schmutz setzt sich in den Rillen fest.
Glattblech muss wegen der Steifigkeit dicker sein als geprägtes Aluminiumblech. Je nach Aufbaulänge des Caravans bedeutet das ein Mehrgewicht von bis zu 20 Kilogramm. Vorteil: Glattblech ist leicht zu reinigen. Fugen zwischen Blech und Anbauteilen sind schmaler und können besser gedichtet, kleine Schäden mit Spachtel und Lack behoben werden. Nachteil von Glattblech: höherer Preis, geringere Robustheit.
Seltener kommt glasfaserverstärkter Kunststoff (GfK) zum Einsatz. GfK-Wände entstehen aus kunstharzgetränkten Glasfasern, die Schicht für Schicht in eine Form gespritzt werden. Die oberste Schicht an einem GfK-Formteil heißt Gelcoat, enthält keine Glasfasern und ist in der Regel durchgehend eingefärbt. GfK ist schlag- und kratzfest sowie leicht zu reparieren. GfK weist ein höheres Gewicht auf und kostet mehr als Aluminium. Auch zeigen GfK-Oberflächen in der Regel eine welligere Kontur.
Die positiven Eigenschaften beider Materialien kombiniert Cristall bei seinen Alufiber-Wänden. Eine dünne Aluminium-Außenschicht wird mit einer dünnen GfK-Innenschicht verleimt. Alufiber ist resistenter gegen Beschädigungen als Aluminium und zudem leichter und billiger als Voll-GfK. Zum Isolieren kommen vornehmlich zwei Dämmstoffe zum Einsatz: Styropor und Polyurethan-(PU-)Schaum. Beide Dämmstoffe sind weder wasserlöslich, noch werden sie von Wasser angequollen, da die geschlossenen Zellen nur sehr wenig Wasser aufnehmen. Doch vor allem bei grobporigem Styropor kann an den Schnittkanten Wasser eindringen und durch minimale Kapilarwirkung weiter transportiert werden. Styropor ist weich, weswegen Sandwichs mit Styroporisolierung stabilisierende Elemente wie Holzlatten benötigen. PU-Schaum ist feinporiger und deutlich härter und steifer als Styropor. Wasser hat so gut wie keine Chance, in Poren und zwischen Blech und Dämmstoff zu kriechen. PU-Schaum hat keine Kapilarwirkung und ist verrottungssicher. Bei Styropor und PU-Schaum gilt: Die Qualität hängt nicht von der Materialstärke ab, sondern von der Raumdichte, die sich aus dem Verhältnis Masse zu Volumen errechnet und bei porigen Körpern die eingeschlossene Luft berücksichtigt. Spezialfall Tabbert: Das markentypische Gaubendach ist zusätzlich zu Styropor mit Mineralwolle gedämmt. Die hat keinen überragenden k-Wert (siehe Kasten oben), verfügt aber über gute Geräuschdämmungseigenschaften.
Da Schrauben in dünnem Blech und Dämmstoffen keinen Halt finden, müssen Verankerungen im Sandwich integriert werden. Weit verbreitet weil günstig sind Holzlatten, die ein Fachwerk bilden. In die Fächer werden zugeschnittene Styroporteile und teilweise auch Streckgitter als Ankerplatte für Möbel gelegt, bevor die Innenwand aus Sperrholz aufgeleimt wird. Holz kommt auch an den Verbindungen zwischen den Wänden und dem Dach zum Einsatz. Nachteil: Holz zieht Wasser, verrottet, arbeitet und bildet Kältebrücken, was den k-Wert verschlechtert. Teurere Konstruktionen, z.B. der Aufbau des Hymer Eriba Nova (Markenname Pual-Bauweise), kommen ohne Leim aus, da der PU-Schaum zwischen Innen- und Außenwand quillt und mit diesen einen steifen Verbund bildet. Holzwürfel statt -latten minimieren den Anteil organischer Stoffe und egalisieren das k-Wert-Defizit des PU-Schaums. Bug, Heck und Dach werden mit elsatischem Spezialkleber verleimt, um Lecks an Schraublöchern zu vermeiden. Auch das Eriba-Dach ist besonders: Wannenartig geformt (an den Biegestellen wird der PU-Schaum geschlitzt), liegt es auf den Wänden und schirmt diese ab. Kunststoffprofile statt Holzlatten arbeitet z. B. Kabe in sein PU-Schaumsandwich ein. Eingedrehte Schrauben vulkanisieren sich darin fest, Luftkanäle sollen Kondenswasser abtransportieren. Schraubverbindungen dichtet Kabe mit Butylband und Aluprofilen ab. Weiterer Sonderfall: Die Eriba Touring-Modelle von Hymer verfügen über einen mit Aluminium beplankten Stahlrohrkäfig, dessen Zwischenräume mit Styropor ausgefugt werden.
In Teil 2 des Lexikons: alles über Chassis.