Steckt ein Gespann in einer zu schmalen Straße fest, muss das nichts mit mangelnder Erfahrung zu tun haben. Denn die Routenberechnung fest eingebauter Pkw-Navis ist nicht auf den Anhängerbetrieb ausgelegt. Spezielle Camper-Navis dagegen berücksichtigen die Abmessungen des Gespanns, Durchfahrtsverbote und Gewichtsbeschränkungen. Somit soll der Urlauber an sein Ziel kommen, ohne sich festzufahren oder eine empfindliche Strafe zu kassieren.
Alle Testkandidaten und Wertungen im Überblick
Blaupunkt Travel Pilot

Das neue Blaupunkt Travel Pilot 65 Active Connect T/C EU LMU überzeugt vor allem bei der Erkennung von Staus und Verkehrsbehinderungen. Punktabzug gibt es für die schwer nachvollziehbare Menüstruktur. Fahrzeugprofile lassen sich nur über das Einstellungsmenü wechseln und nicht vor dem Beginn einer Routenführung oder direkt auf dem Homescreen. Dadurch fällt die Bedienung, zumindest am Anfang, gewöhnungsbedürftig aus. Die Maximallautstärke für Sprachansagen und Hinweistöne ist sehr leise, die Karte mit Fahrspurassistenten schlicht, aber schnell zu erfassen.
Modell: Travel Pilot 65 Active Connect T/C EU LMUC
Preis: 329 Euro
Display: 6,2 Zoll
Maße Gehäuse LxHxB: 169 x 99 x 20 mm
Lieferumfang: Saugnapfhalter, Stromkabel, USB-Kabel
Karten: 48 Länder
Stromkabel wird an der Halterung eingesteckt
Logik der Menüführung nicht immer verständlich
Sprache und Hinweistöne mit geringer Lautstärke
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Garmin Camper

Die moderne Darstellung von Karte und Fahrspurassistent ist Garmin beim Camper 770 LMT-D gelungen. Das Glasdisplay lässt sich blendfrei ablesen und reagiert genau auf Berührungen. Störend aber ist der während der Fahrt häufig auftretende Hinweis „Wohnwagenzulässigkeit unbekannt“. Bei Umweltzonen lässt sich zwar eine grundsätzliche Warnung aktivieren, jedoch werden keine konkreten Angaben über bestimmte Plaketten berücksichtigt. Im Stadtgebiet Stuttgartsetzt die Navigation im Wohnwagen-Profil aus. Auch ein Austauschgerät änderte daran nichts.
Modell: Camper 770 LMT-D
Preis: 400 Euro
Display: 6,95 Zoll
Maße Gehäuse LxHxB: 175 x 101 x 14 mm
Lieferumfang: Saugnapfhalter, Stromkabel, USB-Kabel
Karten: 46 Länder
Fahrspurassistent im Splitscreen
Hochwertiges Display
Navigation in bestimmten lokalen Gebieten unterbrochen
Häufiger Hinweis über unbekannte Zulässigkeit für Gespanne
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Intelli Route CA8020

Weit mehr als ein Navigationsgerät ist das Intelli Route CA8020 DVR. Das Android-basierte Tablet erlaubt die Nutzung sämtlicher Apps aus dem Google Play Store und die integrierte Dashcam erstellt ein Video der Fahrt. Aber auch die Kernkompetenzen überzeugen: Detaillierte Fahrzeugprofile ermöglichen eine maßgeschneiderte Route für Caravaner, umfangreiches Zubehör mit verschiedenen Halterungen gehört zum Lieferumfang. Vor der Routenführung bietet das CA8020 zwei mögliche Strecken zur Auswahl.
Modell: CA8020 DVR
Preis: 399 Euro
Display: 7 Zoll
Maße Gehäuse LxHxB: 2190 x 111 x 30 mm
Lieferumfang: Halter für Armaturenbrett und Scheibe, Stromkabel, USB-Kabel, Tasche, AC/DC-Adapter
Karten: 48 Länder (36 Länder mit Caravan-spezifischer Routenführung)
Detaillierte Fahrzeugprofile inkl. Berücksichtigung der Umweltplakette und Steigungen/Gefälle
Integriertes Wifi erleichtert kabellose Updates
Blitzerwarner schlägt häufig fälschlicherweise an
Darstellung schlicht und auf das Wesentliche reduziert
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Snooper Ventura

Gewaltig sind sowohl Maße als auch Funktionsumfang des Snooper Ventura S 6810. Über einen integrierten FM-Transmitter lässt sich die Audioausgabe auf das Soundsystem des Fahrzeugs übertragen. Unbedingt notwendig ist das aber nicht, da der eigene Lautsprecher des Snooper Ventura laut und verständlich ist. Ein ausführliches deutsches Handbuch ist auf dem Gerät gespeichert, die darin enthaltenen Abbildungen sind jedoch leider auf Englisch. Die üblicherweise als POIs bekannten Sonderziele heißen OvI.
Modell: Ventura S 6810
Preis: 479 Euro
Display: 7 Zoll
Maße Gehäuse LxHxB: 185 x 111 x 20 mm
Lieferumfang: Halter für Armaturenbrett und Scheibe, Stromkabel, USB-Kabel, Tasche, TMC-Antenne, Videokabel
Karten: 48 Länder (36 Länder mit Caravan-spezifischer Routenführung)
Großes Zubehörpaket im Lieferumfang inklusive
Laute Sprachansagen
Bildschirm reagiert manchmal verzögert auf Berührungen
Kartendesign ist eher altbacken
LCD-Display schlecht ablesbar
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Bedienbarkeit der Geräte
Bereits bei der Auswahl des Fahrzeugprofils zeigen sich deutliche Unterschiede. Während Garmin, Intelli Route und Snooper klar erkennbare Profile für Wohnwagen bieten, muss beim Blaupunkt Travel Pilot die Voreinstellung „Lkw“ gewählt werden, da sich unter „Pkw“ kein Anhänger konfigurieren lässt. Auch für den Wechsel zwischen Pkw- und Wohnwagen-Profil ist beim Blaupunkt der Weg ins Einstellungsmenü notwendig, während sich diese Auswahl bei den anderen Geräten direkt nach dem Einschalten beziehungsweise auf dem Startbildschirm vornehmen lässt. Umfangreiche Angaben zu Fahrzeug und Routenpräferenzen erlauben die Testgeräte von Intelli Route und Snooper.
Neben Maßen und Gewicht lassen sich bei diesen Geräten auch Angaben zur Umweltplakette hinterlegen. Das ist insbesondere hilfreich für Besitzer älterer Diesel, die Umweltzonen meiden müssen.
Wenn der Camper doch mal ein Durchfahrtsverbot übersehen hat, berechnen die Geräte von Snooper und Intelli Route umgehend einen Weg hinaus aus der verbotenen Zone. Bei Blaupunkt und Garmin erscheint dagegen nur der Hinweis, dass man sich auf einer eingeschränkt befahrbaren Strecke befindet. Anschließend muss die Meldung per Fingerdruck bestätigt werden.

Karte und Sprachansagen sind bei jedem Gerät anders gestaltet und lassen sich nur subjektiv bewerten. So ist eine detaillierte Kartenansicht zwar schön anzusehen, aber unter Umständen unübersichtlich, während sich eine schlichte Darstellung schneller erfassen lässt. Alle Modelle stellen mehr oder weniger umfangreiche Ansichtsoptionen zur Verfügung. So haben Nutzerbei allen Testgeräten die Wahl, welche POIs sie auf der Karte sehen möchten – Bei Snooper und Intelli Route heißen die Sonderziele OvI (Orte von Interesse).
Nützlich, aber oftmals irritierend können die Blitzerwarnungen sein. Das zeigt sich am Navigationsgerät von Intelli Route. Durch Pfeifen und einen Hinweis auf dem Display warnt es an zahlreichen Streckenabschnitten vor mobilen Radarkontrollen, obwohl sich dort kein Blitzer befindet. Der Grund: Das Gerät kennt Orte, an denen häufig mit Radarkontrollen zu rechnen ist, und warnt dort vorsorglich. Da Radarwarner in Deutschland illegal sind, müssen diese hierzulande deaktiviert werden.
Dauerhaft aktiv dagegen ist der Dienst TMC, über den Navigationsgeräte via UKW-Signal Informationen zu Verkehrsbeeinträchtigungen erhalten. Die Übertragung mit TMC hat aber einen Haken: Der Stau muss zuvor an die Radiostationen gemeldet worden sein. Blaupunkt arbeitet bei der Verkehrserkennung mit der Firma TomTom zusammen und bezieht zusätzlich Daten von Autobahnmeistereien und Mobilfunkdaten des Anbieters Vodafone in die Stauumfahrung ein. Diese zusätzlichen Informationen machen das Blaupunkt Travel Pilot im Vergleich zu den rein auf TMC basierenden Modellen unschlagbar. Aber auch bei diesen Geräten lässt sich in Sachen Stauerkennung nachhelfen: Ist das Smartphone per Bluetooth gekoppelt, bedient sich das Navigationsgerät zusätzlicher Informationen aus dem Internet.
Die Ausstattung der vier Navigationsgeräte
Auch die Ausstattung der Geräte mit Anschlüssen, Schnittstellen und Halterungen spielt eine Rolle bei der Kaufentscheidung. Das Garmin Camper setzt auf eine Bluetooth-Schnittstelle, mit der sich Smartphones und -watches koppeln lassen. Dadurch dient es auch als Freisprecheinrichtung. Die Geräte von Snooper und Intelli Route sind mit einem AV-Anschluss ausgestattet, worüber sich am Zugfahrzeug nachgerüstete Rückfahrkameras verbinden lassen. Das Garmin Camper 770 lässt sich sogar mit der Funkkamera Garmin BC-30 aufrüsten, doch mit einer Funkreichweite von nur zehn Metern scheidet die Kameramontage am Heck des Caravans quasi aus.

Bis auf das Blaupunkt Travel Pilot besitzen alle Geräte auch eine Wifi-Schnittstelle. Darüber lassen sich Updates aufspielen, ohne das Gerät mit einem Kabel an den Computer anschließen zu müssen.
Eine Besonderheit beim Intelli Route ist die Dashcam. Die Kamera nimmt Sequenzen während der Fahrt auf, die im Fall eines Unfalls als Beweismittel dienen können. Im Juli ließ das Oberlandesgericht Stuttgart erstmals eine Dashcam im Rahmen eines Verkehrsprozesses zu. Weiterhin umstritten ist jedoch, ob die Verwendung von Dashcams gegen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung verstößt. Hier bleiben weitere Urteile abzuwarten, bevor die Rechtslage verbindlich geklärt ist.
Diese Navis haben wir getestet | Preis
| Bestellmöglichkeit
| |
Blaupunkt Travel Pilot | 314,00 € | empfehlenswert | |
Garmin Camper | 339,00 € 345,00 € | empfehlenswert | |
Intelli Route CA8020 DVR | 390,00 € |
| Testsieger |
Snooper Ventura | 449,00 € | empfehlenswert |
Fazit
Jedes Gerät ein Kompromiss: Durchfahrtsverbote auf unserer Vergleichsstrecke erkannten alle Testgeräte. Auch bei der Routenführung nach Italien wurde das Anhängerverbot auf der alten Brennerstraße berücksichtigt. Trotzdem sollte man immer auf Beschilderungen achtgeben. Das beste Navigationsgerät wäre für mich eine Mischung aus der Stauerkennung von Blaupunkt, der hochwertigen Karte von Garmin sowie dem umfangreichen Zubehör von Intelli Route und Snooper. Geht es um das ausgewogenste Gesamtpaket, liegt das Intelli Route vorne.