Das Rangieren mit Gespann kann in unübersichtlicher Umgebung sogar Profis ins Schwitzen bringen. Für Abhilfe sorgen Funk-Rückfahrkameras. CARAVANING hat sieben Systeme von drei Herstellern getestet.
Das Rangieren mit Gespann kann in unübersichtlicher Umgebung sogar Profis ins Schwitzen bringen. Für Abhilfe sorgen Funk-Rückfahrkameras. CARAVANING hat sieben Systeme von drei Herstellern getestet.
Rangieren mit Gespann gelingt am besten, wenn die entsprechende Fläche groß und gut einsehbar ist. Wenn nicht, hilft oft nur ein Einweiser – oder eine Kamera am Caravanheck. Das Problem: Die vielen ausgereiften kabelgebundenen Systeme scheiden für Gespanne aus, weil die Strippe nicht zum und in den Zugwagen gelegt werden kann. Als Alternative bleiben Funkkameras. Die Spanne passender Produkte reicht dabei von kleinen leichten WiFi-Kennzeichenkameras in Kombination mit Smartphones und zugehöriger App bis hin zu professionellen Digitalfunksystemen mit eigenen Monitoren. Das Dilemma für Caravaner: Während die Funkreichweite der kleineren Systeme schnell an ihre Grenzen stößt, ist der Festeinbau eines großen, nur sporadisch genutzten 7-Zoll-Monitors aufwendig. Wir haben uns dennoch einmal angesehen, was die einzelnen Systeme leisten und wo der beste Kompromiss liegt. Besonders gewichtet werden darum im Test Montageaufwand, Signalübertragung und Bildqualität.
Gebräuchliche Stellen für das dritte Auge am Heck des Caravans sind die obere Rückwand oder der Kennzeichenhalter. Dieser verschmutzt zwar schneller, dafür lässt sich die Kamera durch ihre geringere Höhe deutlich einfacher reinigen. Die dafür notwendigen Schutzklassen erfüllen alle getesteten Modelle. Sie reichen von IP 65 (Schutz gegen Wasserstrahl) bis hin zur Klasse IP 68 (Schutz gegen dauerhaftes Untertauchen). Für den Schutz von Kabeln, Steckern und Bohrlöchern ist hingegen allein der Monteur verantwortlich. Bei nachlässigem Einbau drohen Bildfehler, Kurzschlüsse oder im schlimmsten Fall sogar ein kostenintensiver Wasserschaden am Caravan. Besondere Sorgfalt ist bei der Kamera-Montage an der Heckwand gefragt, da die Anschlusskabel häufig durch die Außenhaut nach innen verlegt werden. Befindet sich der Caravan noch innerhalb der Dichtigkeitsgarantie, sollte die Installation daher ausschließlich durch autorisierte Fachhändler erfolgen, um die Garantie nicht zu gefährden.
Vergleichsweise einfach gestaltet sich dagegen das Anbringen der Kennzeichenkameras. Dometic und Carbest liefern jeweils Adapter zur Fixierung mit dem bestehenden Kennzeichenrahmen, während Luis beim T5-WiFi-Set gleich einen kompletten Kennzeichenträger mit integrierter Kamera beilegt. Je nach Caravanmodell, reichen für die Verkabelung bestenfalls ein paar zusätzliche Löcher im aufgesetzten Heckleuchtenträger. Um potenzielle Leckstellen am Aufbau zu vermeiden, lohnt es sich außerdem, bestehende Kabelkanäle zu nutzen, bevor neue Löcher gebohrt werden.
Als Stromquelle kommen zwei Möglichkeiten in Frage: die Zuleitung des Rückfahrscheinwerfers als geschaltete Versorgung, also nur bei eingelegtem Rückwärtsgang, oder eine dauerhaft stromführende Leitung. Die Kameras der geschlossenen Systeme mit eigenem Monitor sind am Rückfahrscheinwerfer angeklemmt gut aufgehoben. Anders sieht es bei den WiFi-Sets aus. Warum? Weil es schlicht bis zu zehn Sekunden dauert, bis das Netz aufgebaut und ein Bild übertragen wird. Bei der Dometic-App geht es nur dann vergleichsweise flott, wenn sie jedes Mal neu geöffnet wird, da die WLAN-Suchfunktion sonst häufig in einer ergebnislosen Endlosschleife endet.
In puncto Montageaufwand sind die Heckkameras von Luis und Carbest durch ihre integrierten Funkmodule im Vorteil. Anders sieht es beim mehrteiligen System von Car Guard aus: Erst das passende Funkset (einzeln 209 Euro) macht Kamera (195 Euro) und Monitor (109 Euro) fit für den drahtlosen Einsatz. Nachteil dieser Lösung: Sender und Empfänger sind ziemlich klobig, was den versteckten Einbau, besonders im Zugfahrzeug, erschwert. Einen Vorteil haben die separaten Sender allerdings: Reicht der Empfang nicht aus, können sie mit einer längeren Zuleitung auch weiter vorn im Caravan verbaut werden, um den Abstand zum Auto-Empfänger zu verkürzen.
Die von uns getesteten Systeme arbeiten mit drei verschiedenen Übertragungsstandards: Funk, Digitalfunk und WiFi. Um den Alltagsbetrieb realistisch abzubilden, müssen alle Geräte ihr Bild über zehn Meter in ein geschlossenes Zugfahrzeug übertragen. Die größten Schwierigkeiten bereitet das dem normalen Funk. Von ursprünglich zwei vorgesehenen Sets schafft es nur jenes von Carbest, ein schwaches Signal bis in den Innenraum zu übertragen. Beim Funk-Kennzeichenmodell T5 von Luis scheitert die Übertragung gänzlich, weshalb dieses Modell für den Test nicht weiter berücksichtigt wird.
Eine überzeugendere Vorstellung liefern die Digitalfunk-Geräte von Carbest, Car Guard und Luis. Eine unschöne Eigenschaft der digitalen Übertragungstechnik ist das sogenannte Delay – also die Verzögerung zwischen Realität und Livebild. Denn während sich die Empfangsstärke bei analogem Funk quasi in Echtzeit in der Bildqualität widerspiegelt, wird das digital übertragene Bild gepuffert und bei schwachem Empfang leicht zeitversetzt angezeigt. Daher gilt es beim Rangieren so langsam und vorsichtig zu fahren, dass ein stockendes Bild rechtzeitig auffällt.
WiFi oder WLAN ist eher aus dem Hausgebrauch bekannt, macht aber auch als Funkstandard für Rückfahrsysteme einen guten Job: Sobald eine Spannung am Sender anliegt, erscheint auf jedem Smartphone in Reichweite das Kamera-Netzwerk. Klappt die Verbindung mittels App nicht direkt, kann es, wie in unserem Fall, daran liegen, dass das Handy noch in einem bekannten Netzwerk eingewählt ist. Dann muss das Kamera-Netz über die Einstellungen separat angewählt werden. Ein weiterer Stolperstein ist die Kompatibilität: Die zugehörigen Apps für Android- und iOS-Smartphones sind zwar kostenlos, trotzdem gibt es teilweise Einschränkungen bei den Endgeräten. So lässt sich beispielsweise der Luis-WiFi-Transmitter zum Zeitpunkt des Tests nicht mit Huawei-Smartphones koppeln – der Hersteller gelobt Nachbesserung. Beim Thema Sicherheit macht WiFi hingegen Boden gut: Name und Passwort des Netzwerks lassen sich frei auswählen und ändern. Das schafft Sicherheit vor unerwünschtem Zugriff.
Neben dem bereits erwähnten Livebildruckeln (Delay) gibt es zwischen den Systemen auch Unterschiede bei Auflösung, Verzeichnung und Funktionsumfang. Als Verzeichnung wird die Verzerrung des angezeigten Bildes im Nahbereich beschrieben. Zur Veranschaulichung dieses Effekts dient der gerade ausgelegte Zollstock am Caravanheck.
Abgesehen vom Car-Guard-Modell lassen sich alle Kameras im vertikalen Winkel verstellen und so an die eigenen Vorlieben anpassen.Welche Rolle die Auflösung spielt, zeigt das analoge Funkmodell von Carbest im direkten Vergleich mit Car Guard: Dank 320 mal 240 Pixeln ist das Bild auf der 3,5-Zoll-Anzeige von Carbest ausreichend scharf (Empfang vorausgesetzt). Für den günstigen 7-Zoll-Monitor von Car Guard ist die vergleichbare Auflösung von 480 mal 234 Pixeln dagegen deutlich zu gering. Im Einsatz enttäuscht sein Bild mit einer körnigen und unscharfen Wiedergabe. Wie es besser geht, zeigen Carbest und Luis, deren 7-Zoll-Bildschirme mit 800 mal 480 Pixeln auflösen. Ihre knackig scharfen Bilder sind die besten im Test, wobei Carbest dank virtueller Hilfslinien Vorteile gegenüber dem gleich teuren Set von Luis hat, das keine Abstands- und Peillinien ins Bild einblendet.
Auf den hochauflösenden Smartphone-Displays gibt die Kamera die Bildqualität vor. Punkten können die App-Varianten vor allem mit Zusatzfunktionen. Bestes Beispiel: Die App des T5 von Luis offeriert neben einer Zoomfunktion auch die Möglichkeit, Bilder und Videos aufzunehmen.
Carbest
Die Rückfahrkamera von Carbest liefert mit einem Funkmodul in der Kamera das beste Bild im Test und kann sich so als Testsieger behaupten. Im Lieferumfang enthalten sind hierbei natürlich die Kamera, ein 7-Zoll-Monitor, eine Fernbedienung, zwei Schraubantennen, ein Anschlusskabel und eine Einbauanleitung. Es ist zudem kein Zusatzmodul erforderlich. Eingebaut wird die Kamera an der Dachkante und bietet laut Hersteller eine Reichweite von bis zu 32 Metern. Das Bild auf dem Monitor hat kaum Verzeichnung und Delay und stellt insgesamt ein breites Sichtfeld dar.
Car Guard
Die Firma bietet eine Rückfahrkamera mit umfangreichem Funkübertragungs-Set an: Dieses besteht aus einer Kamera mit 20-Meter-Kabel, aus einem 7-Zoll-LCD-Monitor und einer EInbauanleitung. Dennoch sind weitere Zusatzmodule notwendig. Die Kamera von Car Guard muss ebenfalls an der Dachkante eingebaut werden und kann laut Angabe bis zu 100 Meter weit aufnehmen. Der Monitor hat leider nur ein sehr gering aufgelöstets Bild, obwohl eine stabile Funkverbindung hergestellt werden konnte.
Luis
Die Firma Louis wird im Test von ganzen drei Kameras vertreten. Eine davon ist das 7„-Digitalfunksystem Professional. Der Lieferumfang beinhaltet eine Kamera, eine Fernbedienung, 2 Schraubenantennen, eine flache Zusatzantenne, ein Anschlusskabel, eine Einbauanleitung und, wie der Name des Modells schon sagt, einen 7“-Monitor. Weitere Module sind hier nicht erforderlich. Die Montage der Kamera findet auch an der Dachkante statt. Laut Hersteller hat die Rückfahrkamera von Luis eine Reichweite von bis zu 100 Metern. Außerdem kann die Kamera mit einer sauberen Bildwiedergabe auf dem Monitor überzeugen, jedoch werden keine Hilfslinien angezeigt.
Luis
Ein weiteres Funk-Rückfahrkamera-Modell von Luis ist der WiFi-Transmitter Professional mit der Kamera Basic weiß. Besonders ist hier, dass neben einer Kamera, einem 20-Meter-Anschlusskabel, einer Antenne und einer Einbauanleitung auch ein WiFi-Transmitter in der Lieferung enthalten ist. Deshalb wird zusätzlich zum Lieferumfang für die Nutzung auch ein Smartphone benötigt. Eingebaut wird die Kamera genauso wie beim anderen Luis-Modell an der Dachkante, die angegebene Reichweite beträgt aber nur 60 Meter. Das Bild auf dem Smartphone ist zwar gut und das WLAN stabil, jedoch gab es im Test Probleme mit der App.
Carbest
Als zweites Modell von Carbest wird eine Rückfahrkamera getestet, die am Kennzeichenrahmen montiert wird. Adapterplatten ermöglichen das Befestigen der Kamera hinter dem Nummernschild. Im Lieferumfang enthalten sind die Kamera, Antennen, ein 3,5„-Monitor mit Saugfußhalterung und 12-V-Stecker, ein Anschlusskabel mit Funktransmitter und eine Einbaukamera. Es wird kein weiteres Zusatzmodul für die Nutzung benötigt. Die Reichweite ist mit maximal 10 Metern deutlich geringer als bei den Modellen, die an der Dachkante befestigt werden. Das Bild auf dem Monitor muss durch einen grenzwertigen Empfang außerdem deutlich an Bildqualität einbußen.
Dometic
Für Dometic geht die Rückfahrkamera Perfect View VT 50 ins Rennen. Geliefert werden hier eine Kamera auf einer Halteplatte, ein WiFi-Transmitter, eine Antenne, ein Anschlusskabel und eine Einbauanleitung. Für die Nutzung wird außerdem ein Smartphone zur Bildübertragung benötigt. Die Rückfahrkamera wird auch hier am Kennzeichenrahmen angebracht und bietet eine Reichweite von bis zu 20 Metern. Das Bild auf dem Smartphone verzeichnet merklich, Hilfslinien sind aber dafür vorhanden und können auch bei Bedarf abgeschalten werden.
Luis
Die dritte Rückfahrkamera von Luis mit dem Namen T5 für Android und iPhone ist sogleich der Preis- und Leistungssieger im Test. Als einziger Hersteller bietet Luis einen Kennzeichenrahmen mit integrierter Kamera gleich mit. Zudem enthalten sind ein Sendermodul, ein Anschlusskabel, eine Smartphonehalterung und eine Einbauanleitung. Auch hier wird wieder ein Smartphone benötigt, da kein Monitor im Lieferumfanf enthalten ist. Über die angegebene Reichweite lagen zum Zeitpunkt des Tests keine weiteren Informationen vor. Das Bild ist klar, Videos und Bilder lassen sich ebenfalls mit der Luis-App erstellen.
Doppelkameras lassen sich durch die zweiteilige Ausführung auch als virtueller Rückspiegel einsetzen. Theoretisch möglich ist das bei Systemen mit Kameras für die Dachkante. Dabei ersetzt die Doppelkamera die einfache Ausführung. Bevor ein Bild über den zweiten Kanal flimmert, muss komplexer verkabelt und gesteuert werden. Mit 219 Euro (Luis) und 384 Euro (Car Guard/ Snooper) sind Doppelkameras zudem vergleichsweise teuer.
Je einfacher, desto besser ... Sind wir mal ehrlich: In den meisten Fällen rollt der Caravan weniger als 10 Wochen im Jahr. Ein fest verschraubter 7-Zoll-Monitor auf dem Armaturenbrett lohnt sich daher kaum, wenn er außerhalb der Urlaubszeit schwarz bleibt. Kleine, leichte Kennzeichenlösungen wie die Modelle von Luis und Dometic überzeugen mit einfacher Montage und ausreichend gutem Bild über das eigens generierte WiFi-Netz. Dass sie in puncto Ausstattung und Bildqualität nicht mit den großen Dachkantenlösungen mithalten können, lässt sich angesichts der Preisdifferenz verschmerzen. Einzige Voraussetzung für eine dieser smarten Lösungen ist natürlich ein kompatibles Smartphone mit der passenden Gratis-App.