Kommt es auf dem Weg in den Urlaub zu einem Unfall, können Dashcams helfen, die Schuldfrage zu klären. Wir haben fünf Autokameras zwischen 80 und 250 Euro getestet.
Kommt es auf dem Weg in den Urlaub zu einem Unfall, können Dashcams helfen, die Schuldfrage zu klären. Wir haben fünf Autokameras zwischen 80 und 250 Euro getestet.
Wenn es auf der Straße knallt, sind Zeugen nicht immer zur Stelle. Bei der Aufklärung von Verkehrsunfällen helfen können sogenannte Dashcams, kleine Kameras, die an der Frontscheibe angebracht werden. Lange Zeit befanden sich Nutzer dieser Autokameras in einer rechtlichen Grauzone, bis der Bundesgerichtshof im Mai 2018 urteilte: Dashcams sind grundsätzlich als Beweismittel zulässig. Das Urteil und seine große mediale Resonanz befeuerten das Interesse – natürlich auch unter Caravanern.
Im Laufe des vergangenen Jahres ist nicht nur die Nachfrage gestiegen, auch das Angebot fällt umfangreicher aus denn je. Die Modellpalette mancher Hersteller umfasst vier oder mehr Dashcams in verschiedenen Konfigurationen und Preisklassen. Unterschiede finden sich nicht nur bei der Bildauflösung, sondern auch in Ausstattungsdetails wie GPS-Modul und Fahrassistenzsystemen.
Für unseren Test haben wir bei acht Anbietern jeweils das Topmodell angefragt – fünf Hersteller konnten termingerecht liefern. Häufigster Grund für eine Absage war das begrenzte Kontingent an Testgeräten. „Alle Presseexemplare sind momentan im Umlauf“, entgegnete manche Marketingabteilung.
Um Missverständnisse auszuräumen: Wer seine Urlaubsfahrt an die Ostseeküste im Video festhalten möchte, trifft mit einer Dashcam die falsche Wahl – und begibt sich aufs datenschutzrechtliche Glatteis. Denn die Karlsruher Richter haben entschieden, dass Dashcams nicht dauerhaft aufzeichnen dürfen. Stattdessen sollen immer nur Clips von wenigen Minuten dauerhaft gespeichert werden.
Die meisten Hersteller wollen den Vorschriften durch eine sogenannte Schleifenaufnahme gerecht werden. Ist die Dashcam aktiviert, zeichnet sie in Schleifen (Loops) zwischen einer und zehn Minuten auf. Gespeichert wird das Bildmaterial erst dann dauerhaft, wenn die Kamera eine Erschütterung, beispielsweise bei starkem Bremsen oder einer Kollision, erkennt. Andernfalls wird die Datei verworfen. Alternativ lässt sich der letzte Loop auch per Tastendruck manuell speichern. Das Modell Car DVR 318 von Rollei nimmt ebenfalls in Schleifen auf (wahlweise eine oder drei Minuten lang). Hierbei werden jedoch zunächst alle Clips gespeichert. Erst wenn die Speicherkarte voll ist, löscht die Kamera die älteste Aufnahme.
Transcend hat für den Test eine ganz neue Dashcam bereitgestellt, die noch nicht erhältlich ist, geschweige denn einen Namen hat. Basis für das neue Gerät ist die Autokamera Drivepro 230, weshalb wir die Dashcam für diesen Test Drivepro 230 Plus taufen. Während die alte Modellgeneration umfangreichere Videosequenzen speicherte, sichert die neue Version nur noch maximal zwei Aufnahmen von je einer Minute. Transcend will sich dadurch streng an die gesetzlichen Vorgaben halten, um den geringstmöglichen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte sicherzustellen. Auf eine Überwachung des Parkraums um das Gespann verzichtet Transcend ebenfalls. Apeman und Rollei dagegen ermöglichen die Aufzeichnung im Stand. Um die Batterie zu schonen, wird die Kamera erst aktiviert, nachdem eine Erschütterung stattgefunden hat.
Auffallend unauffällig sind die Maße der Kameras. Keines der Testexemplare ist nennenswert größer als ein Handteller. Das ist auch wichtig, da die Dashcams das Sichtfeld an der Frontscheibe nicht beeinträchtigen dürfen.
Eine andere Größe, nämlich die der Speicherkapazität, spielt ebenso eine Rolle. Und zwar in Bezug auf die Bildauflösung. Die Kameras von Apeman und Rollei liefern einen Spitzenwert von 1440p (2560 x 1440 Pixel), auch als Wide Quad High Definition (WQHD) bezeichnet. Die Pixelanzahl entspricht dem Vierfachen der HD-Auflösung – dementsprechend steigt aber auch die Dateigröße und letztlich der benötigte Speicherplatz. Auf den Testaufnahmen konnten wir keine gravierenden Unterschiede zwischen Full-HD 1080p (1920 x 1080 Pixel) und WQHD feststellen. Beide Auflösungen sorgen für ein ausreichend scharfes Bild.
Die umfangreichste Ausstattung bietet das Modell C860 von Apeman. Zum Preis von 110 Euro liefert der chinesische Hersteller zwei Kameras mit einem Aufnahmewinkel von jeweils 150 Grad. Während eine Linse das Geschehen vor dem Fahrzeug beobachtet, zeichnet die zweite Kamera den Bereich hinter dem Heck auf. Die beiden Kameras müssen jedoch mit einem sechs Meter langen Kabel verbunden werden. Entsprechend ausgerichtet, kann die Heckkamera beim Ankuppeln nützlich sein. Im Anhängerbetrieb filmt sie ansonsten nur den Wohnwagen. Punktabzug gibt es für das schlecht übersetzte Handbuch.
Blaupunkts BP 2.5 FHD sticht durch ihr dreieckiges Design hervor. Die 1080p-Dashcam wird mit einer Adapterplatte und einem 3M-Klebeband auf die Frontscheibe geklebt. Die genaue Position sollte allerdings ermittelt werden, bevor die Schutzfolie vom Klebestreifen entfernt wird. Einmal aufgeklebt, lässt sich die Kamera nur schwer umsetzen. Im Gegensatz zu den Saugnapfhaltern kann sich die verklebte Kamera bei einem Unfall dafür nicht verdrehen.
In der Preisklasse ab 160 Euro finden sich diverse Fahrassistenzsysteme bei Garmin und Transcend. Sie dienen als Spurhalteassistent und Auffahrwarner. Diese Systeme funktionieren erst ab einer Geschwindigkeit von 100 km/h, erkennen Linien und andere Fahrzeuge dafür sehr präzise. Damit bieten die Dashcams ein weiteres Plus an Sicherheit.
Getestet wurden fünf Modelle der Hersteller Apeman, Blaupunkt, Garmin, Rollei und Transcend zwischen 80 und 250 Euro.
Die C860 bietet alle nötigen Funktionen zu einem fairen Preis von 110 Euro. Die kabelgebundene Heckkamera eignet sich bei Gespannfahrten aber nur bedingt, da der Wohnanhänger die Sicht nach hinten verdeckt. Der Bildausschnitt ist eng gefasst und könnte durchaus weitwinkliger sein.
Großer Bildschirm (2,7 Zoll).
Lässt sich gut ablesen.
Deutsche Übersetzung des Handbuchs ist schwer verständlich.
Bildausschnitt fällt mit der 150-Grad-Linse recht eng aus.
Modell: BP 2.5 FHD
max. Auflösung: 1080p
Mikrofon: vorhanden
Speichermedium: Micro-SD-Karte
Aufnahme: Loop (3, 5, 10 Minuten)
Speicherung über: G-Sensor, Tastendruck
Halterung: 3M-Klebeband
Display: 2-Zoll-LCD-Display
Fahrassisenten: keine
Objektiv: 170 Grad
GPS: nicht vorhanden
Preis: 80 Euro
Das Design der Blaupunkt BP 2.5 ist eigenwillig, aber praktisch. Da die Dashcam an der Scheibe aufgeklebt wird, wirkt sie noch platzsparender als die mit Saugnapf befestigten Modelle. Wer eine günstige Autokamera mit allen wesentlichen Funktionen sucht, liegt hier richtig. Nur der Bildwinkel dürfte größer sein.
Dank Click-Adapter lässt sich die Kamera trotz Klebebefestigung von der Scheibe abnehmen.
Bildausschnitt deckt den Querverkehr nur bedingt ab.
Bildschirm (2 Zoll) schlecht ablesbar.
Modell: 65 W
max. Auflösung: 1080p
Mikrofon: vorhanden
Speichermedium: Micro-SD-Karte (mitgeliefert)
Aufnahme: Loop (1 Minute)
Speicherung über: G-Sensor, Tastendruck, Sprachbefehl
Halterung: Klebepad
Display: 2-Zoll-LCD-Display
Fahrassisenten: Spurhalte-, Auffahr-, und Ampel-/Radarblitzerwarner
Objektiv: 180 Grad
GPS: vorhanden
Preis: 250 Euro
Die kleinste Kamera im Test liefert den größten Bildausschnitt. Mit 250 Euro ist die 65W das teuerste Modell, dafür bietet sie jedoch einen breiten Funktionsumfang. Integriert ist eine Kollisionswarnung, ein Spurhalteassistent sowie eine Warnung vor Ampelblitzern und Radarkontrollen. Außerdem lassen sich Videos und Fotos per Sprachsteuerung aufzeichnen. Die Bedienung über die seitlich angebrachten Tasten ist etwas fummelig.
Umfangreiche Fahrassistenten.
Hoher Preis.
Der nur zwei Zoll große Bildschirm lässt sich schwer ablesen.
Modell: Car DVR 318
max. Auflösung: 1440p
Mikrofon: vorhanden
Speichermedium: Micro-SD-Karte, SDHC-Speicherkarte
Aufnahme: Loop (1, 3 Min)
Speicherung über: G-Sensor, Tastendruck, Parküberwachung (Vibration startet Aufnahme)
Halterung: Saugnapf
Display: 2,31-Zoll-LCD-Display
Fahrassisenten: keine
Objektiv: 156 Grad f 1,8
GPS: vorhanden
Preis: 160 Euro
Bis auf Assistenzsysteme hat Rolleis Car DVR 318 alle nötigen Funktionen an Bord. Die Auflösung liegt mit 1440p auf einem in der Praxis allerdings nicht entscheidenden Spitzenwert. Die offene Blende (f 1,8) liefert auch bei schwachem Licht gute Bildqualität. Videos lassen sich per App aufs Smartphone übertragen.
GPS-Sensor integriert.
Mitgelieferte PC-Software bietet umfangreiche Möglichkeiten zur Auswertung der Videos.
Keine Assistenzsysteme trotz hohem Preis.
Modell: Drivepro 230 Plus
max. Auflösung: 1080p
Mikrofon: vorhanden
Speichermedium: Micro-SD-Karte (mitgeliefert)
Aufnahme: Loop (1 Min)
Speicherung über: G-Sensor, Tastendruck
Halterung: Saugnapf
Display: 2,31-Zoll-LCD-Display
Fahrassisenten: Spurhalteassistent, Auffahr- und Tempowarner
Objektiv: 130 Grad f 2,0
GPS: vorhanden
Preis: 160 Euro
Das Vorserienmodell der neuen Drivepro 230 überzeugt mit ausreichend großem Bildausschnitt. Die Fahrassistenzsysteme sind erst ab 100 km/h aktiv. Zwar fallen die Optionen zur Aufnahme und Speicherung geringer aus als bei einigen Mitbewerbern, dafür ist man in Sachen Datenschutz auf jeden Fall legal unterwegs.
Umfangreiche Ausstattung mit GPS und Wifi (Smartphone-App).
Taste zur Notfallaufnahme farbig hervorgehoben und seitlich platziert.
Assistenzsysteme erst ab 100 km/h aktiv.