Interview mit Geschäftsführer Maurice Perske
65 Jahre Fritz Berger

Zum 65. Jubiläum von Fritz Berger hat CARAVANING mit dem Geschäftsführer des Zubehörspezialisten, Maurice Perske, gesprochen.

Fritz Berger 65. Jubiläum
Foto: ALEXANDRA KLINGER, www.alexandra
Fritz Berger feiert 65-jähriges Jubiläum. Was waren die wichtigsten Schritte in der Entwicklung des Unternehmens?

In 65 Jahren Firmengeschichte passiert natürlich so einiges, und Fritz Berger hatte durchaus bewegte Zeiten mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Auch wenn es banal klingen mag – der wichtigste Schritt war immer die Fokussierung auf unsere Kernkompetenz: Campingzubehör. Hier liegen unsere Wurzeln, und hier sind wir die Spezialisten. Wichtig ist natürlich auch, sich ständig mit aktuellen Trends und Entwicklungen zu beschäftigen. So sind wir 1998 als einer der Ersten mit unserem Online-Shop gestartet. Aber auch da sind wir unserem Kern natürlich treu geblieben und haben parallel den stationären Handel weiter ausgebaut.

Wie hat sich das Interesse der Camper verändert? Sind die wichtigen Zubehörprodukte von früher auch heute noch gefragt?

Auf jeden Fall. Camping ist heute noch immer das, was es vor vielen Jahren bereits war: Freiheit, Natur, einfach ein Lebensgefühl. So hat sich an der Grundausstattung für Camper auch wenig verändert. Tisch und Stühle, Grill und Kocher, Vorzelt & Co. dürfen im Campingurlaub nach wie vor nicht fehlen. Das beste Beispiel ist unser Berger-Koffer-Gasgrill. Diesen Bestseller gibt es seit 65 Jahren – und er ist heute noch immer genauso beliebt wie damals. Aber die Produkte selbst werden natürlich stetig weiterentwickelt: Der praktische Campingstuhl hat heute deutlich mehr Funktionen als vor über sechs Jahrzehnten. Und mit technischem Fortschritt entwickelt sich auch die Campingausstattung: Autarke Stromversorgung unterwegs mit Solaranlage und Powerstation oder mobiles Internet über 4G/LTE-Antennen werden immer beliebter und ergänzen deshalb seit einigen Jahren unser Sortiment.

Zubehörhandel
Fritz Berger

Fritz Berger feiert 65. Geburtstag.

Berger spielt als Eigenmarke für Zubehörprodukte eine immer stärkere Rolle. Wird es künftig in allen Campingzubehör-Segmenten ein eigenes Angebot geben?

Das wird sich zeigen – ist aber überhaupt nicht das Ziel, das wir mit unseren Eigenmarken verfolgen. Als Groß- und Einzelhändler bieten wir vor allem erst einmal eine breite Auswahl aller bekannten Marken. Unsere Eigenmarken sollen die attraktiven Sortimente der großen Marken des Campingzubehörs allenfalls ergänzen. Wir sind durch unsere Filialen nah am Kunden und wissen, was Camper wünschen. So erkennen wir, wenn wir unseren Kunden durch ein Eigenmarkenprodukt Mehrwert bieten können, z. B. in Funktionalität oder Nachhaltigkeit.

Der Handel mit Freizeitfahrzeugen, der Fahrzeugservice und Zubehöreinbau wurden zuletzt eingeschränkt statt ausgebaut. Wie ist hier die Strategie?

Der Handel von Freizeitfahrzeugen und der Fahrzeugservice sind stark wachsende Bereiche im Campingmarkt – gehörten aber nie zu unseren Kernkompetenzen. Deshalb war es auch hier der logische Schritt, sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren, nämlich Campingzubehör. Im Bereich Fahrzeugservice und Einbau arbeiten wir mit zahlreichen Partnerwerkstätten zusammen und sind so flächendeckend für unsere Kunden da.

Während der Pandemie hat der Camping-Boom einen weiteren Schub erlebt. Wie hat sich das auf den Zubehörhandel ausgewirkt?

Wir haben natürlich auch gemerkt, dass während der Coronapandemie mehr Menschen die Urlaubsform Camping für sich entdeckt haben. Das hatte aus unserer Sicht zwei Gründe: Es gab Zeiten, da war außer Camping keine andere Urlaubsform möglich – so haben Nicht-Camper Erfahrungen mit Camping gesammelt. Und viele davon sind nun passionierte Camper. Aber auch die Themen nachhaltige Urlaubsform, Naturverbundenheit und Entschleunigung sind Punkte, die in Zeiten der Pandemie stärker in den Fokus gerückt sind. Dadurch haben viele Neucamper diese besondere Urlaubsform schätzen gelernt.

Fritz Berger hat im Gegensatz zu anderen großen Zubehörhändlern viele eigene Shops. Welche Rolle spielt der stationäre Handel im Verhältnis zum Online-Handel?

Nach wie vor eine große. Der Camper möchte sein Hobby direkt vor Ort erleben, die Produkte anfassen, testen und sich beraten lassen bzw. austauschen – alles Punkte, die ein Online-Shop gar nicht oder nur sehr begrenzt bieten kann. Ein Campingstuhl lässt sich zum Beispiel einfach besser in der Filiale aussuchen, wo ich verschiedene Modelle ausprobieren und "Test sitzen" kann. Und wer Fragen hat, kann sich vor Ort natürlich umfassend von unserem Fachpersonal beraten lassen.

Der Fritz-Berger-Katalog hat eine lange Tradition und ist aus vielen Camper-Haushalten kaum wegzudenken. Wie lange wird es den gedruckten Katalog in Zeiten stark steigender Papierpreise und verstärkter Digitalisierung noch geben?

Diese Frage stellen wir uns und unseren Kunden natürlich auch immer wieder. Dieses Jahr haben wir im Vorwort zum Katalog sogar explizit gefragt: Wie ist euer Feedback? Wollt ihr den Katalog noch? Und die Rückmeldungen sind sehr eindeutig. Der Berger-Katalog ist nach wie vor sehr beliebt, weil er einen guten Überblick über unser Sortiment bietet, alle Neuheiten der Branche präsentiert – und natürlich Lust auf den nächsten Campingurlaub macht. Solange das so ist, versuchen wir auch weiterhin, einen Katalog zu bieten.

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten