Markisenvorzelte für Caravans im Test
Thule, Fiamma und Dometic im Vergleich

Markisenvorzelte liegen im Trend. Drei Zelte von Thule, Fiamma und Dometic stellte CARAVANING auf den Prüfstand und ermittelte, wie praktisch, wie dicht und wie schnell sie aufgebaut sind.

Test: Markisenvorzelte
Foto: Ingolf Pompe

Vorzelte für die Markise sind vor allem für Vielfahrer eine gute Alternative zu traditionellen Vorzelten. Im Vergleich zu diesen sind sie viel schneller aufgebaut. Das Stangen-Puzzle, mühsame Kedereinziehen und Abspannen kann schon mal zwei Stunden in Anspruch nehmen, und all das nach einer möglicherweise mühevollen Anfahrt. Der Caravaner mit Markisenvorzelt sucht seine Parzelle, platziert sein Gefährt und rollt dann die Markise aus. Die halbe Miete ist geschafft, für Schatten oder trockenes Terrain vor der Tür innerhalb weniger Minuten gesorgt. Der Test von drei Markisenvorzelten wird zeigen, wie deren Stärken und Schwächen verteilt sind und wie sie sich im Vergleich schlagen. 

Das Testfeld: Zwei der drei Kandidaten steuerten die beiden Platzhirsche Thule und Fiamma mit dem Residence G2 und dem Zip bei. Beide Vorzelte werden mit Kassetten-Markisen geliefert. Relativ neu auf dem Markt sind die stützenlosen Gelenkarmmarkisen von Dometic, die mit der Zelthülle "MyRoom" zum Vorzelt aufgerüstet werden können.

Stellplatz-Planung 11
S. Weidenfeld, H.-J. Hess

Testkandidat Nummer 1: Fiamma Zip

Das Fiamma Zip basiert auf der Fiamma-Markise F45 und ist ausschließlich für Wandmontage vorgesehen. Das Testmodell bringt es auf eine Länge von vier Meter. Der Markisenstoff und die Zelthülle bestehen aus PVC, das Gestänge aus Aluminium. Seitenteile und Markise werden mittels Reißverschlüssen verbunden. Die Vorderwand setzt sich aus drei Teilen (Tür, Fenster, Wand) zusammen, die beliebig kombinierbar sind. Die transparenten Fensterfolien können zur Lüftung geöffnet werden. Feste Moskitonetze schützen vor Kleingetier. Die Anbindung an die Caravan-Seitenwand erfolgt durch einen Schaumstoffwulst der in die seitliche Zeltwand geschoben wird und mit einer Stange gegen die Caravan-Wand gepresst wird. Die vordere Markisenleiste ist mit einem Doppelkeder ausgestattet, der es erlaubt, neben der Zip-Vorderwand noch andere Dinge wie den optionalen Blocker einzuziehen, der die Schattenfläche vergrößert. 

Der Preis des in Italien gefertigten Fiamma Zip in der vorgestellten Größe liegt bei 1890 Euro. Die Zelthülle und alle Stangen des Zip kommen in einer kompakten Tragetasche unter, die 21,5 kg wiegt. Die Markise bringt es auf ein Gewicht von 32 kg. 

Testkandidat Nummer 2: Thule Residence

Das Testmodell des Thule Residence G2 hat eine Länge von 4,50 Meter (erhältlich von drei bis sechs Meter) und basiert auf der Omnistor 6200. Die eingesetzten Materialien sind mit dem Fiamma-Zelt vergleichbar. Der Aufbau unterscheidet sich an mehreren Stellen. So verlaufen die senkrechten Stützen außerhalb der Zelthülle, und die Seitenteile werden durch Klemmprofile am Markisentuch befestigt. 

Den Anschluss an die Caravanwand übernimmt ein Aluprofil mit doppelter Gummiabdichtung. Die Vorderwand samt Tür besteht aus einem Teil, das auch am Stück geöffnet und hochgerollt werden kann. Für die Verbindung von Seitenwänden und Vorderwand sind Doppelkeder zuständig.  Das Residence G2 wird in Belgien gefertigt und kostet komplett 2091 Euro. Alle Zeltteile kommen verteilt auf zwei mittelgroße Packsäcke (Gestänge und Stoffteile getrennt) unter. Die Stangen wiegen 14 kg, die Hülle 12 kg. Die Markise bringt es auf 31,4 kg. 

Testkandidat Nummer 3: Dometic MyRoom

Dometic nimmt mit dem vier Meter breiten MyRoom am Test teil. Basis ist hier die freitragende Gelenkarmmarkise DA 20 DC, die an der Fahrzeugwand befestigt wird. Eine Variante fürs Dach ist auch erhältlich. Die Testversion war mit einem fernbedienbaren Elektromotor und Regensensor ausgestattet. Für die Nutzung als Vorzelt müssen vorne zwei Stützen eingezogen werden. Die Anbindung der Seitenteile an das Markisentuch erfolgt durch Klemmprofile, und die Abdichtung zum Caravan übernimmt ein Schaumgummiwulst wie beim Fiamma Zip. Die Vorderwand wird in der Kederschiene des Markisenvorderteils eingezogen. Das komplette Markisenvorzelt von Dometic wird in der Slowakei gefertigt und kostet 3028 Euro. Auch Dometic verteilt das Gestänge und die Hülle auf zwei, allerdings recht voluminöse Taschen. 

Die Stangen wiegen 12 kg und die Stoffteile 15,5 kg. Die Markise selbst kommt auf 32,6 kg. Das Wertung des Handlings fasst den Aufbau der Zelte und die Benutzung im Alltag zusammen. Am Anfang steht die Aufbauanleitung, die bei allen Kandidaten die Vorgehensweise nur grafisch darstellt. Textliche Erklärungen fehlen. Beim Aufbau liefert das nicht immer sofort den richtigen Durchblick. Eine gute Hilfe ist die von Fiamma mitgelieferte DVD, die den Aufbau in bewegten Bildern zeigt.

Der Aufbau der Markise

Thule hat sich ein einfaches Markierungssystem einfallen lassen. Teile der rechten Seite sind mit dunkelgrauen Markierungen versehen, die linken sind weiß. Ein Bogen mit Aufklebern zum Markieren liegt der Lieferung bei. Die Seitenteile des Zip sind gut sichtbar mit "left"/"right" markiert. Vor dem ersten Aufbau ist es nötig, bei allen Markisen einmalige Vorarbeiten zu leisten. Beim Thule muss der Doppelkeder angepasst und zugeschnitten werden. Am Fiamma Zip und am Thule Residence G2 müssen die Aufnahmen für die waagerechten Streben in die Kassette vorgebohrt und geschraubt werden. Es empfiehlt sich also in jedem Fall, den Aufbau einmal vor dem Urlaub auszuprobieren.

Der eigentliche Aufbau ist größtenteils problemlos. Manches Mal hakt ein Reißverschluss, oder ein Keder läuft nicht ganz geschmeidig. Das Thule und Fiamma lassen sich von einer Person aufbauen. Zu zweit geht es allerdings besser. Zwei Camper sind bei der Montage des Dometic unbedingt, aber nur kurz nötig, nämlich beim Einrasten der vorderen Stützen an der Vorderleiste. Die gestoppten Zeiten für den ersten Aufbau lagen zwischen 19 und 22 Minuten bei allen drei Zelten. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Werte nach mehrfacher Montage stark verbessern und weiter annähern. Das Rennen endete jedenfalls Kopf an Kopf.

Die Gewitter-Simulation

Das große Finale steigt mit viel Wind und Wasser. Das Gebläse simuliert immerhin einen frischen Wind, der kleine Laubbäume zum Schwanken bringt und mittlere Äste bewegt. Mit dieser Stärke werden die drei Kandidaten aus rund einem Meter Entfernung aus allen Richtungen angeblasen. Das Ergebnis: An allen Zelten blähten sich die Seitenwände sehr stark, ohne jedoch den Eindruck zu erwecken, dass das Material zum Zerreisen gefährdet wäre.

Mehr Spannleinen würden hier für Ruhe sorgen. Die Gestänge aller Kandidaten verhalten sich absolut ruhig und lassen sich von der Hektik der Zeltwände nicht anstecken. Schließlich geht es noch darum, wie wasserdicht die Markisenvorzelte sind. Zu diesem Zweck werden sie mit einem dicken Wasserstrahl rundherum beregnet. Trifft dieser frontal auf die Wände, kann es passieren, dass so etwas wie eine feine Gischt hinter den Reißverschlüssen spürbar wird. Ein Wassereinbruch ist bei dieser Übung nicht zu sehen.

Probleme gab es mit dem vom Dach zurücklaufenden Wasser, das beim Fiamma und beim Dometic seinen Weg ins Innere fand. An der Stelle, an der die vordere Stütze und waagrechte Verstrebung zusammenlaufen, lässt sich die Hülle nicht vollständig schließen. Ohne Probleme funktioniert es beim Thule. Dank dessen außenliegendem Gestänge kann die Hülle nämlich komplett geschlossen werden. Insgesamt ein klares Plädoyer für das Markisenzelt.

So testet CARAVANING

Zu den Hilfsmitteln beim Markisenzelttest gehört ein Gebläse, das von einem Verbrennungsmotor angetrieben und von der Feuerwehr zum Evakuieren verrauchter Räume genutzt wird. Bei Vollgas wird eine Windgeschwindigkeit von bis zu 9 m/s erzeugt. Das Gerät wurde rund einen Meter von den Zeltwänden entfernt an verschiedenen Positionen eingesetzt, um möglichst große Wirkung zu erzielen. Mit dem dicken Schlauch fahndeten die Tester nach undichten oder wasserdurchlässigen Stellen an der Zelthülle, wobei der Strahl vor allem im Bogen auf das Zeltdach prasselte.

Daten und Messwerte
HerstellerDometicFiammaThule
MarkiseDA 20 CF45Omnistor 6200
BefestigungWand (Dach optional)WandDach (Wand optional)
Breite4 Meter4 Meter4,5 Meter
Auszugstiefe2,50 Meter2,50 Meter2,50 Meter
MaterialPVC, AluminiumPVC, AluminiumPVC, Aluminium
Preis1699 Euro1)Paketpreis siehe unten926 Euro1)
ZeltMyRoomZipResidence G2
MaterialPVC, AluminiumPVC, AluminiumPVC
Preis1329 EuroPaketpreis siehe unten1165 Euro
Gesamtpreis3028 Euro1890 Euro1)2091 Euro
Telefon0 25 72/87  900 97 26/90 72 100 91 81/90  10
Web-Seitewww.dometic-waeco.dewww.fiamma.dewww.thule.com
Testergebnisse
Gewicht Markise32,6 kg32 kg31,4 kg
Gewicht Packsack 115,5 kg21,5 kg12 kg
Gewicht Packsack 212,0 kgnur ein Packsack14 kg
Maße Packsack 1133 x 30 x 25 cm108 x 40 x 25 cm120 x 25 x 24 cm
Maße Packsack 2156 x 20 x 20 cmnur ein Packsack105 x 35 x 35 cm
Handling Aufbau3,53,54
Ausstattung43,53,5
Wasserdichtigkeit334,5
Windstabilität3,53,53,5
FazitDie stützenlose, elektrisch zu betätigende Markise ist ein Trumpf. Als jüngstes Markisenvorzeltkonzept kommt es nicht ohne kleinere Anfängerfehler aus.Preislich sehr günstige und leichte Komplettlösung, allerdings mit Schwächen bei der Dichtigkeit. Vielfältige Zusatzausstattung möglich.Das Residence G2 erfüllt am besten die Anforderungen an ein echtes Vorzelt und ist in diesem Vergleich das ausgereifteste Angebot. Und es ist dicht.
Gesamtwertung3,53,54

Weitere Markisenvorzelt-Hersteller im Überblick

Dorema: www.dorema.de, Telefon 02102/420694

Herzog: www.herzog-freizeit.de, Telefon 07143/89440

Prostor: www.prostor.be/de, Telefon 0032/(0)56265656

Reimo: www.reimo.com, Telefon 06103/400521 oder -22/-23

Wigo: www.wigo-zelte.de, Telefon 05602/917380

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten