Das Gewicht, mit dem die Deichsel auf dem Kugelkopf des Zugwagens lastet, ist die Stützlast. Sie ist eine der wichtigsten Werte beim Caravan, da sie Einfluss auf Fahrsicherheit und Zuladung hat.
Das Gewicht, mit dem die Deichsel auf dem Kugelkopf des Zugwagens lastet, ist die Stützlast. Sie ist eine der wichtigsten Werte beim Caravan, da sie Einfluss auf Fahrsicherheit und Zuladung hat.
Ein einachsiger Caravan verteilt sein Gewicht auf drei Punkten: den Rädern, der Anhängerkupplung des Zugwagens oder, abgekuppelt, auf dem Stützrad. Das Gewicht, mit dem die Deichsel auf dem Kugelkopf des Zugwagens lastet, ist die Stützlast. Sie wird dem Zugfahrzeug, quasi als Beladung, zugeschlagen und wird vom Hersteller über den Wert der maximalen Stützlast limitiert. Nachzuschlagen ist dieser Wert im Fahrzeugschein unter Punkt 13.
Die Stützlast ist einer der wichtigsten Faktoren für die Fahrstabilität eines Gespanns: Bei einer Stützlast unter 25 Kilo kann sich das Gespann schon 20 km/h früher destabilisieren als mit maximaler Stützlast. Zu viel Last auf der Kupplung entlastet die Lenkung und bei Fronttrieblern die Antriebsräder gefährlich, was Spätfolgen für Chassis, Anhängerkupplung und Hinterachse haben kann.
Im Regelfall bewegt sich die maximal zulässige Stützlast zwischen 75 und 100 Kilogramm, weshalb häufig der Zugwagen der limitierende, sprich maßgebliche Faktor ist. Nur bei einigen Vans und SUVs beträgt die zulässige Stützlast manchmal mehr als 100 Kilogramm. In diesen Fällen ist die Stützlast der Caravandeichsel ausschlaggebend, denn auch hier gibt es eine Höchstgrenze. Diese liegt in den meisten Fällen bei 100 Kilogramm. Kurz: Der niedrigere der beiden Werte bestimmt die maximal zulässige Stützlast.
Die Stützlast muss per Gesetz mindestens vier Prozent des tatsächlichen Anhängergewichts betragen, mehr als 25 Kilogramm sind aber nicht vorgeschrieben.
Die Gesamtlasten müssen bei unbeladenen Caravans so verteilt sein, dass eine Stützlast im zulässigen Bereich erreicht wird. Maßgeblich dafür ist das Schwerpunkt-Vormaß (der Abstand zwischen dem Schwerpunkt des Anhängers und dem Radaufstandspunkt). Um auch bei leeren Caravans genügend Stützlast zu erreichen, wird die Achse in der Regel hinter dem Schwerpunkt angebracht.
Das kommt stark auf den Grundriss an. Modelle mit großen (Bett-)Staukästen im Bug sollten unbeladen zwischen 20 und 40 Kilo Stützlast haben, damit vorn beladen werden kann, ohne mit viel Gewicht im Heck gegentrimmen zu müssen. Denn je weiter Lasten von der Achse entfernt sind, desto schlechter wird die Fahrstabilität. Selbst bei hoher Stützlast. Wer noch Zuladung übrig hat, der kann auch den Frischwassertank zum Feinjustieren der Stützlast nutzen.
Ein Beispiel: Ein Gespann mit 25 Kilogramm Stützlast begann bei früheren CARAVANING-Fahrtests bei knapp über 90 km/h zu pendeln. Mit um 50 auf 75 Kilogramm erhöhter Stützlast griff das Anhängerstabilisierungssystem des Zugwagens aber erst bei 113 Stundenkilometern stabilisierend ein.
Eine häufige Frage zum Thema Stützlast ist ihr Verhältnis zur Gesamtmasse. Dabei gilt: Laut EU-Verordnung Nr. 1230 aus dem Jahr 2012 zählt für die Gesamtmasse allein die Achslast; die Stützlast wird dem Zugfahrzeug zugeschlagen. So wird übrigens auch bei Polizeikontrollen gemessen. Dasselbe gilt für die technisch zulässige Anhängelast: Auch hier ist ausschließlich die Achslast des Anhängers maßgeblich. Einzige Ausnahme: Ist die zulässige Gesamtmasse des Anhängers größer als die maximale Anhängelast des Zugfahrzeugs, darf der Caravan um die Stützlast schwerer sein als die Anhängelast des Zugfahrzeugs.
Die Stützlast limitiert die Zuladung des Zugfahrzeugs um denselben Wert. Es sei denn, der Zugfahrzeug-Hersteller gestattet bei Anhängerbetrieb ein höheres Gesamtgewicht inklusive erhöhter zulässiger Hinterachslast. Bei einigen deutschen Marken ist das der Fall. Zu erkennen ist dieser recht seltene Fall an Eintragungen im Freitextfeld 22 (Bemerkungen). Oben in der Bildgalerie sehen Sie einen Fahrzeugschein, in dem die entsprechenden Einträge markiert sind.
Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten, um die Stützlast zu ermitteln: mit einer Spezial- oder Personenwaage oder einem Stützrad mit integrierter Waage – falls der Caravan nicht serienmäßig damit ausgerüstet ist. Am häufigsten kommt das Waagen-Bugrad von Winterhoff zum Einsatz (im Fachhandel rund 60 Euro), das die Stützlast näherungsweise anzeigt. Es muss also nicht gerechnet werden.
Wichtig ist dabei, dass die Messung im beladenen Zustand und an der Kugelkopfaufnahme durchgeführt wird. Dann kommt die Messhöhe ins Spiel: In all unseren Testformaten messen wir die Stützlast, wenn der Caravan in Waage steht. Grund: Der Wert ist so leichter reproduzierbar. Für Sie ist dagegen wichtig, auf der tatsächlichen Höhe der Anhängerkupplung zu messen. Denn jeder Zentimeter aus der Nulllage nach oben und unten verringert und erhöht die Stützlast. Übrigens: Die Höhe des Kugelkopfes über dem Boden muss auch bei voller Beladung zwischen 350 und 420 Millimeter betragen.
Alko hat ein Premium-Stützrad im Programm, dessen Federung mit einer Wiegevorrichtung gekoppelt ist. Durch die Entfernung zur Anhängerkupplung entspricht der angezeigte Wert nicht der Stützlast am Kupplungskopf. Die Formel, um den Echtwert zu ermitteln, steht im Kasten oben. Sie gilt auch, wenn eine Personenwaage direkt unter das Bugrad gelegt wird. Der Fachhandel bietet das Alko-Stützrad für rund 149 Euro.
Für die Messung mittels Waage spricht der Umstand, dass die abgelesenen Werte ohne Umrechnung der tatsächlichen exakten Stützlast entsprechen. Wer sich keine spezielle Stützradwaage anschaffen möchte, kann sich auch mit einer exakten Personenwaage behelfen. Dazu braucht man dann aber noch einen Holz- oder Metallstab, der genau so lang ist, dass er auf der Bodenwaage aufstehend und in die Kugelkopfaufnahme ragend den Caravan in der Waagerechten hält. Oder in exakt jener Position, in der er in Wirklichkeit hinter dem beladenen Zugfahrzeug hängt. Denn mit jedem Zentimeter Neigung nach vorn steigt die Stützlast, ohne dass der Wohnwagen dabei vorne stärker beladen wurde.
Stützlastwaagen sind in den (Online)-Katalogen oder den Shops aller großen Zubehör-Händler erhältlich. Einfachste Federwaagen kosten ab zehn, bessere 30 Euro. Rund einen Zehner mehr muss investieren, wer elektronische Messgeräte bevorzugt. Besonders komfortabel gelingt das Trimmen der Stützlast mit der Bluetooth-Stützlastwage von Sensotec. Sind die Caravanräder blockiert, fungiert sie als dritte Stütze. So kann die aktuelle Stützlast während des Beladens in Echtzeit vom Smartphone abgelesen werden.
Übrigens: Die Kupplungshöhe wirkt sich auf die Stützlast aus. Das beste Ergebnis erhält man, wenn man das beladene Gespann einmal ankuppelt und anschließend die Kugelkopfhöhe als Richtwert zur Höheneinstellung der Waage nimmt. Nicht nötig ist das bei der Aufsatzwaage von Reich. Sie klemmt bei der Wiegung zwischen Anhängerkupplung und Deichsel. Ihre eigene zusätzliche Höhe gleicht die Waage per Software aus, in sie Gewicht addiert. Noch etwas komfortabler, weil ohne Ankuppeln, gelingt das Trimmen der Stützlast mit der Bluetooth-Variante der Stabwaage STB 150. Bei abgesichertem Caravan kann der Innenraum betreten und beladen werden, während das Smartphone zeigt, welche Änderungen das Verlagern einzelner Gepäckstücke bewirkt.
Die Stützlast des beladenen Caravans sollte immer den Maximalwert erreichen. Denn je höher die Stützlast, desto geringer ist die Pendelanfälligkeit des Caravans. Hohe Stützlast bedeutet hohe Fahrsicherheit. Welchen Einfluss die Stützlast als Teil der Beladung auf das Fahrverhalten hat, haben wir in Praxisversuchen herausgefunden. Die Stützlast ist bei der Beladung nicht der einzige, aber definitiv mit der wichtigste Faktor für ein sicher fahrbares Gespann.
Um aufzuzeigen, wie groß der Einfluss der Beladung und somit auch die Stützlast auf die Fahreigenschaften ist, sind wir mit optimaler Beladung (Versuch 1) und mit falscher Beladung (Versuch 2) auf einer abgesperrten Teststrecke gewesen. In mehreren Fahrversuchen wurde die kritische Geschwindigkeit (Vkrit) ermittelt. Sie ist dann erreicht, wenn das durch eine abrupte Lenkbewegung angeregte Pendeln nicht mehr selbstständig abklingt bzw. stärker wird.
Mit dem Hauptgewicht auf der Achse und ausgereizter Stützlast liegt die kritische Geschwindigkeit bei immensen 133 km/h. In der Praxis viel entscheidender ist aber das Gespannverhalten im Bereich bis 100 km/h. Hier glänzt das perfekt getrimmte Gespann mit einer hohen Laufruhe, gutmütigen Fahreigenschaften und hohen Sicherheitsreserven.
Selbst mit dem gesetzlichen Mindestwert von 25 Kilogramm Stützlast fährt ein Gespann nicht wirklich stabil und neigt zum nervösen Pendeln. Die kritische Geschwindigkeit wird bereits bei 103 km/h erreicht. Allerdings verhält sich das Gespann auch bei geringeren Geschwindigkeiten spürbar unruhig.
In der Praxis ist die optimale Beladung kaum realisierbar, da ein Großteil der Bett- und Sitztruhen-Stauräume nicht achsnah liegt. Aus diesem Grund haben wir in einem dritten Versuch eine möglichst realitätsnahe Beladung mit gut eingestellter Stützlast nachgestellt. Die kritische Geschwindigkeit liegt bei dieser Trimmung bei 115 km/h und damit immerhin noch 12 km/h höher als bei der schlechten Abstimmung des zweiten Fahrversuchs. Im Bereich der kritischen Geschwindigkeit hilft übrigens nur noch der beherzte Tritt auf die Bremse, um das schlingernde Gespann wieder zu beruhigen – wenn das nicht schon die ESP-Elektronik übernommen hat.
Tipps und Ratgeber rund um die Beladung von Caravans finden Sie hier.