Rangiersystem Easydriver Infinity 2.5
Nie mehr den Wohnwagen schieben

Rangiersysteme liegen in der Caravaner-Gunst knapp hinter Vorzelt und Markise. Klar: Der Nutzen ist groß und der Einbau kein Hexenwerk. Wie es geht und was man über die Technik wissen muss.

Einbau Rangiersystem Mover
Foto: Bernd Thissen

Die durchschnittliche zulässige Gesamtmasse Ihrer Caravans liegt bei etwas über 1600 Kilogramm. Das ergab die Umfrage anlässlich der Leserwahl 2019. Fehlt da eine helfende Hand, um den Wohnwagen auf die Parzelle oder ins Winterquartier zu schieben, stößt man schnell an körperliche Grenzen.

Doch das Problem lässt sich lösen, indem man Rangiersystemen die Plackerei überlässt. Und das mit zentimetergenauer Präzision. Dafür sorgen feinzahnige Übersetzungen der eingebauten Getriebe, mit denen sich der Caravan behutsam vor- und zurückbewegen, um die Kurve dirigieren und auf der Stelle drehen lässt.

Ferdinand Fendt

Wer mit dem Gedanken spielt, eine Rangierhilfe, landläufig auch Mover genannt, nachzurüsten, stellt schnell fest, dass es eine ganze Reihe verschiedener Systeme gibt. Egal ob Alko, Easydriver, Enduro, Kronings, Purple Line oder Truma – praktisch alle arbeiten aber nach dem gleichen Prinzip.

Funktionsweise einer Rangierhilfe

Ein Elektromotor treibt ein Getriebe an, das über eine angepresste Profilwalze die Bewegung auf die Lauffläche des Reifens überträgt. Nur Kronings hat neben dem klassischen Walzenantrieb zum Festeinbau auch den Camper Trolley im Programm (CARAVANING berichtete). Das kleine Kettenfahrzeug für bis zu 2,5 Tonnen schwere Caravans befestigt man mit einem Bolzen an der Deichsel. So lässt es sich für mehrere Anhänger nutzen, wenn an jedem der nötige Deichseladapter für rund 100 Euro montiert ist.

Bei etlichen Caravan-Herstellern findet man Rangiersysteme direkt auf den Optionslisten. Zudem bekommt man die Antriebe über den Händler, im Fachhandel und direkt beim Hersteller. Die meisten Caravan-Hersteller setzen ab Werk auf Rangiersysteme von Truma und Alko, weil sie ohnehin Kunden beider Unternehmen sind.

Hobby indes hält sich unabhängiger, baut nicht nur seine Chassis selbst, sondern setzt auch auf die Rangierantriebe von Easydriver, die sich auch als Nachrüstlösung einen sehr guten Namen gemacht haben.

Schritt-für-Schritt-Anleitung des Einbaus eines Rangierantriebs Easy Driver Infinity 2.5

Das System Easydriver Infinity 2.5 (ab 2399 Euro) besteht aus zwei Antrieben, Stabilisatorstange, Steuerteil, App-Controller, Schalter, Fernbedienung, Kabel.

Optional und aus einer Hand gibt es das leichte Mobility Power Pack MPP mit Lithium-Ionen-Akku (8,8 Ah, 113 Wh, ab 449 Euro), Netzteil. Mit dem MPP fährt der Caravan 15 bis 20 Minuten lang. Die Aufladung des Akkus erfolgt während der Fahrt über Dauerplus am Zugfahrzeug (nach ca. vier Stunden voll) sowie über 230-Volt-Landstrom (nach ca. sechs bis acht Stunden voll).

Der Einbau des Komplettsystems inkl. MPP dauert etwa drei Stunden und kostet ab 300 Euro.

1. Schritt: Mitte der Stabilisatorstange kennzeichnen, die beiden Antriebseinheiten aufstecken und Schrauben heften.

2. Schritt: Stabilisatorstange mittig unter Caravan ausrichten und die Stellung der Antriebe grob anpassen.

3. Schritt: Die Walzen der Antriebsmotoren exakt über den Radlaufflächen positionieren.

4. Schritt: 15–20 Millimeter muss der Abstand zwischen Antriebswalze und Radlauffläche betragen.

5. Schritt: Zur zuverlässigen Sicherung der Antriebseinheit werden die Schrauben mit dem vorgegebenen Drehmoment angezogen.

6. Schritt: Die Kabel, die als Scheuerschutz in einem Wellrohr verlegt werden, keinesfalls kürzen. An den Enden sind die Steckverbinder fest angebracht.

7. Schritt: Ist außen alles fertig montiert, kommt ein Warnschild an den Radlauf, um Verletzungen durch die Walzen zu verhindern.

8. Schritt: Steuerteil und Batteriepack an einer trockenen und geschützten Stelle im Caravan installieren.

9. Schritt: Das Wellrohr zum Schutz der Kabel sollte durch den Boden bis ins Innere reichen.

10. Schritt: Die Kabelstränge mit Schellen fixieren ...

11. Schritt: ... und die Bohrlöcher am Unterboden sorgfältig mit Dichtmasse versiegeln.

12. Schritt: Kabelenden am Steuerteil montieren. Achtung: die beiden Antriebe seitenrichtig anschließen.

13. Schritt: Den App-Controller offen, aber dezent im Wohnraum anbringen.

14. Schritt: Extra 230-Volt-Steckdose zum Einstecken des MPP-Ladegeräts einbauen.

15. Schritt: Den Ein-/Ausschalter am besten im Türbereich montieren.

16. Schritt: Zum Schluss folgt die erste Testfahrt, bei der alle Funktionen geprüft werden.

Die Montage der Antriebe an den Chassis-Längsträgern ist vor und hinter der Achse möglich. Vorteil der Montage vor dem Rad: Während der Fahrt wird weniger Schmutz gegen die Antriebe geschleudert. Allerdings ist dabei die Gefahr größer, dass der Antrieb beim Überfahren von Hindernissen wie Bordsteinen beschädigt wird.

Bei der Montage hinter der Achse ist dieses Risiko minimal, dafür verschmutzt die wasserdicht gekapselte Rangierhilfe stärker. Außerdem können auch die baulichen Gegebenheiten eine bestimmte Anbauposition vorgeben. Etwa bei Fendt-Caravans. Hier schließt die integrierte Trittstufe am Einstieg nicht mit der Bodenplatte ab, sondern ragt nach unten über. Ist nicht genug Platz zwischen Trittstufe und Achse, müsste der Antrieb sehr tief montiert werden. Damit würde die Bodenfreiheit massiv eingeschränkt und die Gefahr des Aufsetzens erhöht.

Darum kam auch bei unserem Einbauprojekt des Easydriver Infinity 2.5 am Fendt 510 TF Platin Baujahr 2000 nur eine Montageposition, und zwar die hinter der Achse, in Frage.

Mittels Montageplatten für die Befestigung des Antriebs am Chassis und Distanzstücken, die dafür sorgen, dass die Walzen in der Höhe optimal gegen die Lauffläche des Reifens drücken, lassen sich im Prinzip alle Rangiersysteme an jedem Caravanmodell nachrüsten.

Easydriver Infinity 2.5

Richtige Wahl des Movers

Bei der Wahl der Rangierhilfe ist das Gewicht des Caravans maßgeblich. So haben alle Hersteller Modelle im Programm, die in der Lage sind, Wohnwagen bis zu einem Gesamtgewicht von 1800 Kilogramm zu rangieren: Alko Ranger (ab 1169 Euro), Enduro EM 203 und 303+ (ab 749/899 Euro), Kronings Light Weight (ab 730 Euro), Easydriver Active und Pro (ab 939/1165 Euro), Truma Go2 und Smart M (ab 799/1099 Euro).

Rangiersysteme für leichtere Caravans bis 1500 Kilogramm tatsächlicher Masse liefern Truma mit dem Mover XT L (ab 1990 Euro) und Kronings mit dem Trolley CT 1500 (ab 1049 Euro). Die nächste Gewichtsklasse von bis zu 2000 Kilogramm bedienen Alko Mammut (ab 1709 Euro), Enduro EM 505 FL (ab 1395 Euro) sowie Truma Smart A und Mover SX (ab 1395/1420 Euro). Caravans mit maximal 2300 Kilogramm Gewicht bewältigen Purple Line E-Go Titanium und E-Go Enduro (ab 699/899 Euro) sowie der Truma Mover XT (ab 2199 Euro).

Einen der leistungsstärksten Rangierantriebe hat Easy-driver mit dem Infinity 2.5 für Caravans bis 2,5 Tonnen (ab 2399 Euro) im Programm. Die gleiche Kraft steckt im Kronings Trolley CT 2500 (ab 1849 Euro). Sogar bis zu 4,5 Tonnen schwere Wohnwagen lassen sich mit Kronings CT 4500 (ab 2199 Euro) rangieren. Die zwischen 22 und 40 Kilogramm schweren Antriebe funktionieren mit Batteriestrom. Ist noch kein Akku an Bord, muss man nachrüsten. Alternativ bieten einige Hersteller passende Akkus und Ladegeräte für ihre Systeme.

Unterschiede der Rangiersysteme

Was unterscheidet günstige von hochpreisigen Rangiersystemen? Bei der Klassifizierung spielen mehrere Punkte eine Rolle: Neben dem maximalen Caravangewicht, das das System bewegen kann, unterscheiden sie sich auch in der Art, wie die Antriebswalzen an die Räder geschwenkt werden. Bei günstigen Rangierhilfen müssen die Antriebswalzen manuell, das heißt per Hebel oder Kurbel, an die Reifen gepresst werden.

Hochpreisige Systeme erledigen das mit Strom automatisch per Knopfdruck auf der Fernbedienung oder via App auf dem Smartphone. Wer einen Tandemachser ausrüsten möchte, sollte pro Rad einen, also vier leistungsstarke Antriebe anbauen lassen. Hinzu kommen Batterie und Ladegerät. So findet man sich schnell bei ungefähr 5000 Euro wieder.

Eine Unterscheidung zwischen günstigen und teuren Systemen in Bezug auf die maximale Steigung, die die Rangierhilfen bewältigen, ist dagegen kaum möglich. So findet man schon unter den günstigen, manuell anzuschwenkenden Antrieben für Caravans bis 1,8 Tonnen oft gleichermaßen leistungsfähige Systeme (13 bis 18 Prozent maximale Steigung) wie unter den hochpreisigen Ausführungen mit automatischer Anschwenkung (13 bis 28 Prozent maximale Steigung).

Ein Rangiersystem am Wohnwagen anbringen zu lassen lohnt sich für jeden, der seinen Caravan auf dem Platz oder im Winterquartier komfortabel alleine manövrieren möchte – auch auf Rampen und über unebene Böden.

Easydriver ab Werk bei Wohnwagen von Hobby

Einbau Rangiersystem Mover
Bernd Thissen
Bei der Antriebsmontage am Hobby-Chassis mit Stabilisator (im Bild) bleibt die Bodenfreiheit erhalten, anders bei Nachrüstung.

Hobby integriert die Montage von Easydriver-Rangiersystemen – wie beispielsweise auch Dethleffs beim Alko-Chassis und dem Mammut-Antrieb – direkt in den Fertigungsprozess seiner Neufahrzeuge. Hierfür werden die Chassis von Hobby (und Alko) mit einem speziellen Lochbild an den Längsträgern versehen, durch die der Stabilisator geführt wird.

Das bringt gleich mehrere Vorteile: Zum einen ist damit eine kraft- und formschlüssige Verbindung der Antriebseinheit mit dem Chassis gewährleistet, was eine noch bessere Krafteinleitung ermöglicht. Zum anderen bleibt durch den oberhalb der Antriebseinheit montierten Stabilisator die Bodenfreiheit des Chasiss unverändert erhalten.

Einzige Ausnahme der Hobby De Luxe 460 UFe: Hier lässt sich technisch bedingt nur die Klemmversion des Easydriver montieren. Somit verläuft der Stabilisator wie bei Nachrüstversionen unterhalb des Chassis. Den direkten Anbau der Easydriver-Rangierhilfen bietet Hobby für Einachser seit 2017 und für Tandemachser seit 2019 ab Werk an. Montiert werden dabei die Easydriver 1.8 Pro (ab 1599 Euro), 2.3 Pro (ab 2099 Euro) und 2.8 Pro (ab 2399 Euro), alles Rangierhilfen mit automatischem An- und Abschwenkmechanismus.

Auf die einzelnen Modellreihen verteilen sich die Antriebe wie folgt: Der Easydriver 1.8 Pro für Caravans bis 1800 Kilogramm wird am 460 DL, 460 LU, 460 SFf, 460 SL, 470 KMF, 470 UL, 490 KMF, 495 UFe, 495 UL, 495 WFB, 540 FU, 540 KMFe und am 540 UFf montiert. In Abhängigkeit der gewählten Auflastung kommen Easydriver 1.8 Pro oder Easydriver 2.3 Pro für Wohnwagen bis zu 2300 Kilogramm bei den Grundrissen 515 UHK, 515 UHL, 540 UL, 545 KMF, 560 KMFe, 560 LU und 560 WFU zum Einsatz.

Den Easydriver 2.8 Pro für Caravans bis zu 2800 Kilogramm baut Hobby am 650 UMFe, 720 KWFU, 720 UKFe, 720 WLC und am 720 WQC an. Der neue Easydriver Infinity (ab 2399 Euro) startete im Sommer 2020 und soll laut Hersteller ab Modelljahr 2022 ebenfalls in die Fertigung implementiert werden.

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten