Spätestens wenn sich die Schranktüren im Wohnwagen von selbst öffnen und die Getränke wie ein Schluck Wasser in der Kurve hängen, man fast aus dem Bett fällt oder beim Schlafen einen roten Kopf oder dicke Beine bekommt, sind sich Caravaner einig: Der Anhänger muss nivelliert werden. Selbst luxuriöse Campingplätze haben nicht zwingend topfebene Parzellen. Und oft ist es doch so: Je schöner der Standplatz, desto schiefer die Ebene. Stichwort Steilküste, Sie kennen das vielleicht. Kurz: Mit Schräglage haben eigentlich alle Caravanbesitzer zu kämpfen.
Von einem ausgeglichenen Stand profitiert aber nicht nur das Wohlbefinden, auch der Absorberkühlschrank wird Ihnen den Ausgleich der Schräglage honorieren. Denn nur bei ebener Ausrichtung entfaltet er seine volle Leistung, bereits ab drei Grad Schieflage beginnt mancher Typ zu schwächeln.
Sieben unterschiedliche Nivellierungshilfen haben wir getestet und sagen, worauf es bei der Auswahl von Keilen und Co. ankommt. Außerdem erfahren Sie hier alle wichtigen Tipps für einen unkomplizierten und sicheren Höhenausgleich mit Rangierhilfe, Zugfahrzeug oder per Hand.
Sieben Nivellierungs-Hilfen im Praxis-Test
Wer seinen Wohnwagen ohne Schieflage abstellen möchte, kann auf eine große Auswahl verschiedener Hilfsmittel zurückgreifen. Der Klassiker unter den Nivellierungshilfen ist der Auffahrkeil. Dieser besteht aus Kunststoff und ist als Schräg-, Stufen- oder Rundkeil erhältlich. Seit einigen Jahren werden im Campingfachhandel aber auch immer mehr Alternativen angeboten. Darunter Steckplatten und Luftkissen, aber auch Multifunktionsrampen wie das Uniko 6in1.
CARAVANING hat sieben Nivellierungshilfen unabhängig von deren Bauform miteinander verglichen. Im Praxistest, bei dem der Caravan mit einem Diesel-Automatik-Zugwagen auf die Testprodukte gezogen wurde, machten sich die Auffahrkeile mit ihrer einfachen Handhabung schnell bei den Testern beliebt. Sie werden lediglich unter das anzuhebende Rad gelegt. Anders verhält es sich bei den Platten und dem Luftkissen: Sie erfordern mehr Aufwand, da sie aufgeblasen bzw. zuvor zusammengesteckt werden müssen.
Bei der Auffahrt zeigen sich grundlegende Unterschiede zwischen den Keilformen. Während der Reifen des Caravans ohne übermäßigen Widerstand, also mit Standgas beim Zugwagen, auf die Schräg- und Rundkeile rollt, überwindet er die einzelnen Ebenen der Stufenkeile oftmals nur mit etwas Gas und darauf folgend einem kräftigen Ruck. Ausnahme: das Berger Level-Up-Kit, bei dem die Übergänge zwischen den Stufen mit geringer Steigung verlaufen.
Im Katalog von Fritz Berger wird das aus zwei Keilen, Bremsstopper und Auffahrhilfe bestehende Set als Eigenprodukt gelistet – tatsächlich kommen die grauen Keile aber aus dem Hause Fiamma.
Die sanfteste Auffahrt ermöglichen die Steckplatten von Valterra. Sie lassen sich pyramidenförmig zusammenbauen, so dass der Reifen mit geringer Steigung aufrollen kann. Durch diese Konstruktion ist es auch nicht schlimm, wenn das Gespann etwas weiter rollt als gewünscht – denn in diesem Fall plumpst das Rad nicht einfach auf der anderen Seite herunter, sondern rollt sanft ab.
Reimo schickt mit dem Set Strong zwei günstige Schrägkeile in den Test. Bei den orangenen Auffahrkeilen ohne Stufen besteht die latente Gefahr, dass der Caravan trotz angezogener Bremse wieder einige Zentimeter herabrollt, was die Nivellierungsbemühungen konterkariert. Mit dem Rundkeil von Froli liegt der Reifen dagegen wie in eine Schale gebettet. Mit ausreichend Feingefühl ist sehr genaues Nivellieren möglich. Ansonsten kann es leicht passieren, dass der Keil weiter wippt als gewollt und die gewünschte Höhe nicht erreicht wird.
Da die Parzellen auf Campingplätzen meist passabel eben sind, ist die Höhe der Nivellierungshilfe kein ausschlaggebendes Kauf- und Wertungskriterium. Mit durchschnittlich zehn Zentimetern bieten alle Testkandidaten ausreichend Spielraum nach oben.
Wichtiger als Höhe ist im regelmäßigen Einsatz die Handhabung der Nivellierungshilfen. Hier zeigen sich bei Platten und Luftkissen Vorteile. Auch auf matschigen beziehungsweise nassen Böden bleiben diese Nivellierungshilfen stabil am Boden stehen.
Das Luftkissen ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Caravan per Hand nivelliert werden muss und nicht mit einer Rangierhilfe oder dem Pkw an seinen Standplatz gefahren werden kann. Allerdings müssen die Valterra Stackers und die Platten Stacka Level von Milenco zunächst in gewünschter Höhe zusammengesteckt werden. Der Aufbau gestaltet sich bei den Valterra-Platten leichter, da sie wie übergroße Legosteine beschaffen sind und gut aneinander haften. Der Aufbau der Milenco-Platten kostet nicht nur Zeit, sondern auch Nerven, da die Platten exakt aufeinander geschoben werden müssen. Nur so greifen die einzelnen Bausteine ineinander.
Die Auffahrrampe Uniko 6in1 besteht aus vier Elementen, welche zum Nivellieren aufgeklappt werden können. Dabei ist es ratsam, Handschuhe zu tragen, da das Profil des Uniko gefährlich scharfkantig beschaffen ist. Zwar liegen der Nivellierungshilfe Griffe aus Kunststoff bei, angenehm bedienen lässt sich die Multifunktionsrampe damit aber nicht.
Ausreichend stabil sind die meisten Keile im Test. Der 30 Euro teure Rundkeil von Froli zeigte jedoch schon nach dem ersten Rangieren Abnutzungsspuren am Profil. Diese beeinträchtigen nicht die Funktion und Sicherheit des Keils, sind aber bei einem deutschen Qualitätsprodukt, wie der Hersteller seine Keile bewirbt, äußerst ärgerlich. Als Fazit des Tests gilt: Mit den Multifunktionsplatten von Valterra nivellieren Caravaner am besten. Sie bieten eine angenehm flache Auffahrt und können in beliebigen Höhen zusammengesteckt werden. Wer vorwiegend auf weitestgehend ebenen Stellflächen campiert, kann zum kleineren Set mit vier Platten greifen. Dafür gibt es den Testsieg.
Auch das Luftkissen machte bei den Testern einen guten Eindruck. Mit dem Flatjack Camper kann der Caravan stufenlos nivelliert werden und die Auffahrt auf das luftleere Kissen ist überhaupt kein Problem. Bei der Handhabung verliert der Flatjack allerdings ein paar Punkte, da das Aufpumpen nicht ganz so angenehm ist. Außerdem entweicht die Luft beim Ablassen nur per fummeligem Autoventil.
Wer eine möglichst leichte Nivellierungshilfe sucht, sollte zu Reimos Ausgleichskeil greifen. Mit rund 850 Gramm ist er das Leichtgewicht im Test. Der Flatjack ist zwar leichter, allerdings muss beim Luftkissen zusätzliches Gewicht für die Pumpe einberechnet werden.
Tipps: So nivellieren Sie Ihren Caravan richtig
Haben Caravaner die optimale Nivellierungshilfe gefunden, müssen sie auch richtig damit umgehen können. Am komfortabelsten wird ein Wohnwagen mit einer Rangierhilfe nivelliert. Dann bedarf es auch keiner Helfer, um Schräglagen auszugleichen. Ist der Wohnanhänger nicht mit einer Rangierhilfe ausgestattet, kann auch das Zugfahrzeug zum Nivellieren verwendet werden. Dies ist aber nur selten möglich, da der Platzbedarf um ein Vielfaches steigt. Oftmals bleibt auf dem Campingplatz nur das Rangieren per Hand. Hier scheiden Keile und Platten schlicht aus. Dafür kommen mechanische Spindelsysteme wie der Aluminum Leveller von Milenco ins Spiel.
Egal wie: Mal eben schnell auf die Keile fahren kann gefährlich werden. Nur mit Gefühl und Konzentration wird der Caravan sicher in die gewünschte Position gehoben. Am einfachsten gelingt dies, wenn ein Helfer die Auffahrkeile oder Multifunktionsplatten durchgehend im Blick behält. Ist der Partner abgelenkt, setzt er sich der Gefahr von Verletzungen aus.
Schließlich sollte sich niemand Richtung Reifen bücken, wenn der Wohnwagen ins Rollen gerät. Beim Nivellieren sind ständiger Blickkontakt und eindeutige Kommunikation zwischen den Helfern unverzichtbar.
Wird mit dem Zugfahrzeug nivelliert, sollten während des Vorgangs die Fenster geöffnet sein. Auffahrkeile legt der Helfer so an die Räder, dass sie die Reifen berühren. Dadurch verringert sich die Gefahr, schief auf den Keil aufzufahren oder sogar mit dem Reifen abzurutschen. Erst wenn der Helfer ein eindeutiges Signal gibt, darf die Auffahrt beginnen. Caravans sollten dabei möglichst rückwärts auf Keile und Rampen gefahren werden, da die Feststellbremse das Vorwärtsrollen etwas spontaner unterbindet als das Rückwärtsrollen. Gehen tut natürlich beides.
Ob das Fahrzeug wirklich gerade steht, kann mit Hilfe einer Wasserwaage abgelesen werden. Im Campingfachhandel sind kleine Wasserwaagen bereits ab wenigen Euro erhältlich. Einige Ausführungen bestehen aus zwei Messröhren. Damit kann die Schräglage sowohl in Längs- als auch in Querrichtung überprüft werden. Aber auch mit dem Smartphone lässt sich die Neigung des Caravans genau messen. Ein Bewegungssensor findet sich in allen modernen Geräten. Für die einzelnen Betriebssysteme werden entsprechende Apps angeboten. Besitzer eines iPhones haben eine entsprechende Funktion bereits auf ihrem Gerät vorinstalliert. Diese versteckt sich in der App "Kompass" und wird durch einen Wisch mit dem Finger nach link aktiviert.
Der Längsausgleich mit dem Stützrad ist meist unkompliziert. Trotzdem gibt es auch hier Kleinigkeiten zu beachten. Muss die Deichsel deutlich angehoben werden, sollte das Stützrad so weit wie möglich aus der Schelle gezogen werden, damit das Gewinde für den Höhenausgleich überhaupt ausreicht. Ein schlichtes Brett unter dem Bugrad holt im Zweifel wichtige Zentimeter heraus.
Kurbelstützen sollten hingegen nicht zum Nivellieren verwendet werden. Sie sind ausschließlich zum Abstützen des Caravans konstruiert. Wird der Wohnanhänger mit den Stützen angehoben, kann sich das Fahrgestell oder auch die Stütze selbst verbiegen.
Alternative zum Kurbeln
Kurbeln statt Pumpen: Der Milenco Aluminium Leveller funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie Luftkissen. Der Wohnwagen wird damit im Stillstand senkrecht nach oben nivelliert. Allerdings klemmt das Gestell den Reifen ein und hebt den Caravan durch Kurbeln an. Maximal 18 Zentimeter Höhenausgleich sind so möglich. Der Leveller ist für Wohnwagen bis zu zwei Tonnen geeignet und wiegt selbst fünf Kilo.
Gefahr durch Bremskeile
Einige Schrägkeile werden zusammen mit Parkstoppern geliefert. Diese sollen verhindern, dass der Reifen ungewollt zurückrollt. Stopper, auch Bremskeile genannt, bergen jedoch ein nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko. Denn nur mit Handarbeit und manchmal etwas Fummelei wird der Bremsstopper am Keil fixiert. Gerät der Wohnwagen ungewollt ins Rollen, besteht schnell Gefahr für die Finger. Aus Sicherheitsgründen sollte niemals im Bereich der Räder gearbeitet werden, sobald das Fahrzeug auf den Keilen steht.
CARAVANING empfiehlt stattdessen die Verwendung von Stufenkeilen, welche sicheren Stand ohne Stopper ermöglichen. Auch Multifunktionsplatten und Luftkissen verringern das Verletzungsrisiko erheblich.