Der neue Erdgas-Golf ist sparsam und sauber – aber ist er auch eine Alternative für Caravaner? CARAVANING hat ihn als Zugwagen genau unter die Lupe genommen.
Der neue Erdgas-Golf ist sparsam und sauber – aber ist er auch eine Alternative für Caravaner? CARAVANING hat ihn als Zugwagen genau unter die Lupe genommen.
Bei der Verbrennung von Erdgas (CNG; (Compressed Natural Gas) entstehen deutlich weniger CO2 und NOX als bei Benzin und Diesel. Auch Ruß und Feinstaub sind kaum im Abgas enthalten, sodass der neue, jetzt 1,5 statt 1,4 Liter große Vierzylinder-TGI mit 130 statt 110 PS und unverändert 200 Newtonmeter Drehmoment die Grenzwerte der Euro 6d-Temp sogar ohne Partikelfilter unterbietet. Das ist gut für die Umwelt. Gut für den Geldbeutel ist, dass ein Kilogramm CNG rund 36 Prozent mehr Energie enthält als ein Liter Super, aber aktuell etwa 24 Prozent weniger kostet. Der Aufpreis gegenüber dem 150 PS starken Golf Variant 1.5 TSI mit 7-Gang-DSG beträgt 1990 Euro, zum 130-PS-1,5er mit Handschaltung 5025 Euro. 6240 Euro günstiger ist der 1,6 TDI mit 115 PS und 5-Gang-Handschaltung.
Ohne Caravan im Schlepp verbrennt der TGI im Testmittel 4,3 kg/100 km, auch unter vier Kilo sind problemlos möglich. Und wenn man 1700 Kilogramm anhängt, die der Golf Variant TGI bis acht Prozent Steigung ziehen darf? Dann zischen 6,2 Kilo CNG pro 100 Kilometer in die Brennräume, die Reichweite schmilzt auf 280 Kilometer. Und was ist mit Benzin? Tja, das hilft kaum weiter: Denn zugunsten des um 2,3 auf 17,3 Kilogramm erweiterten CNG-Vorrats bleibt im neuen, quasi monovalenten TGI nur noch Platz für eine 9-Liter-Spritblase, die mit Anhänger schon nach 50 bis 70 Kilometern leer ist; das de facto bivalente Vorgängermodell hatte einen 50-Liter-Tank. Immerhin sehr praktisch: Der Bordcomputer zeigt die Restreichweite für CNG und Benzin getrennt an.
Und so eint Fahrer von Elektroautos und Erdgas-Golfs auf Campingtour die Reichweitenangst: In Deutschland und Italien ist die CNG-Tankstellendichte gut, in den meisten anderen Reiseländern sieht es mau aus. Schade, denn mit Erdgas zu fahren bedeutet keineswegs Verzicht. Klar will der 1,5-Liter-Turbo gedreht werden, erst oberhalb von 2000/min schiebt er den Golf richtig an. Aber er schiebt, und das wacker und ohne großes Geplärr. Erstaunlich viel besser als die drehmomentwuchtigeren TDI-Motoren harmoniert er mit dem DSG. Apropos Harmonie: Mit 1,4 Tonnen, die der Golf bis 12 Prozent ziehen darf, fühlt sich der TGI noch wohler als mit 1,7 Tonnen. Vor allem, weil Traktion nicht seine Stärke ist.
Wegen der zwei Gastanks unter dem Ladeboden, der dritte lagert vor der Hinterachse, entfällt der für Krimskrams praktische Keller, das Stauraumvolumen schrumpft dadurch um ein paar Liter. Unabhängig davon ist auch der TGI vor allem ein Golf Variant – mit seinen vielen Vorzügen und wenigen Nachteilen. Und auch wenn es nicht alle Extras aus dem Sortiment für den Erdgas-Golf gibt: Den Rangierassistenten kann man ebenso zubuchen wie die gute Rückfahrkamera und natürlich die schwenkbare, voll verkabelten Anhängevorrichtung, die sogar in die Alarmanlage eingebunden ist.
Ausführung: Comfortline 1.5 TGI, 96 kW (130 PS)
Antrieb: Vorderradantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Grund-/Testwagenpreis: 31.530/40.700 Euro
Anhängelast Baureihe: 1400 bis 2000 kg
Das serienmäßige, gut mit dem TGI harmonierende DSG passt seine Schaltstrategie sehr gut an.
Verbrauch und Kraftstoffkosten sind sehr niedrig.
Das Fahrwerk hält den Anhänger gut im Zaum.
Trotz früh anliegendem Drehmoment: Mit einem Diesel kann der TGI nicht konkurrieren.
Der Golf scharrt mit und ohne Anhänger früh und oft mit den Vorderrädern.
Kofferraumvolumen: 424/max. 1439 Liter. Rücksitze 1/3 zu 2/3 geteilt umklappbar mit Durchlade.
Sehr gute Sitze vorn.
Die Gastanks unter dem Kofferraumboden kosten 181 Liter Stauraum.
überraschend hohe Anhängelast bis 8 Prozent Steigung
Im Zugbetrieb erhöhte Hinterachslast und zulässige Gesamtmasse
25 Kilo müssen durch die minimal eingeschränkte zulässige Gesamtmasse der Zugkombination wieder abgezogen werden
Die Steuererleichterungen für Erdgas als Kraftstoff sind bis 2026 verlängert worden. Wer heute ein CNG-Auto kauft, ist zumindest von den Kraftstoffkosten auf der sicheren Seite. Solo kostet das CNG für 100 Kilometer im Golf Variant TGI 4,30 Euro, mit Caravan 6,44. Ein Benziner mit 6,5 respektive 13,5 Liter Verbrauch kostet für diese Strecke rund 9,50 und 18 Euro, ein Diesel mit 5 und 12,5 Liter Verbrauch 6,90 und 15,60 Euro.
Kraftstoff | Energiegehalt | Tankstellen in D/A/CH/F/I |
---|---|---|
Erdgas (CNG) | 13,3 kWh | 845/162/144/82/1190 |
Autogas (LPG) | 6,8 kWh | 7100/41/59/1574/3575 |
Super | 8,6 kWh | 14.459/2699/3367/11.068/20.800 |
Diesel | 9,9 kWh | 14.459/2699/3367/11.068/20.800 |
Erdgas als Treibstoff funktioniert technisch völlig problemlos, der neue 1.5 TGI ist ein sehr guter Motor. Die Betriebskosten sind niedrig, die Abgase sauber. Einziges echtes Problem: Die Gasversorgung auf Touren durch Europa. Denn mit dem von 50 auf 9 Liter reduzierten Benzintankvolumen hat VW fernreisenden Kunden und Campern keinen Gefallen getan.