So sympathisch dieses viertürige Cabrio ist, so groß sind die Kompromisse, die es einfordert. Der geländetaugliche Jeep Wrangler Unlimited im Test als Zugfahrzeug.
So sympathisch dieses viertürige Cabrio ist, so groß sind die Kompromisse, die es einfordert. Der geländetaugliche Jeep Wrangler Unlimited im Test als Zugfahrzeug.
Es gibt nur noch wenige Autos, die trotz stetiger Modernisierungen der Hauch ihrer legendären Ahnen umweht. Der Jeep Wrangler ist so eins. Und das mit dem Umwehen hat der Ami sogar sprichwörtlich drauf – wenn man ihn mit Geduld in ein viertüriges Cabrio verwandelt.
Durch Feinarbeit an Karosserie und Antrieb wurde der Komfort deutlich verbessert, das ursprüngliche, erfrischende Jeep-Fahrgefühl aber konserviert. Woran die Starrachsen großen Anteil haben.
Doch hier geht es ums Ziehen. Und ausgerechnet da schmilzt das Sympathie-Guthaben des Jeep wie Marshmellows überm Lagerfeuer. Caravans mit Alkos Anti-Schlinger-Kupplung AKS 3004 kriegt man oft nicht vom Kugelkopf der abnehmbaren Anhängekupplung, weil sich wegen des Ersatzrades der Hebel nicht weit genug öffnen lässt. Die nur dauerplusverkabelte Steckdose versteckt sich hinter dem Kennzeichen, und bei angehängtem Caravan geht die Hecktür nicht mehr auf – drei Dinge, die den Alltag erschweren.
Aber auch beim Fahren macht der Jeep leider keine gute Figur. Trifft beim Überholen die Wirbelschleppe eines Lkw das Gespann, beginnt der Caravan zu pendeln und der (leere) Wrangler kann nix dagegen ausrichten. Zwar bleiben die Amplituden unterhalb jener Schwelle, bei der die Anhängerstabilisierung eingreift, sehr unangenehm sind sie trotzdem. Der Wechsel auf einen anderen Caravan brachte ebenso wenig Besserung wie mehr Luft in den Bridgestone-Reifen, die das ESP speziell bei Nässe viel zu häufig auf den Plan rufen.
Vom Motor hingegen gibt’s Gutes zu berichten: Der neue 2,2-Liter-Diesel-Vierzylinder legt sich mit 450 Nm Drehmoment und 200 PS vehement ins Zeug und arbeitet so gut mit der 8-Gang-ZF-Automatik zusammen, dass er trotz zwei Tonnen im Schlepp mit 12,1 Liter Diesel/100 km auskommt. Klar ist der Vierzylinder kein Leisetreter, aber das erwartet man auch nicht. Ebenso wenig wie die Variabilität eines modernen SUV oder Kombis – der Wrangler ist sich eben konsequent treu geblieben.
Ausführung: Sahara 2.2 CRD, 147 kW (200 PS)
Antrieb: 8-Gang-Wandler-Automatikgetriebe, zuschaltbarer Allradantrieb mit Untersetzung
Grund-/Testwagenpreis: 56.538/61.273 Euro
Anhängelast Baureihe: 1497 (kurzer RS)/2370 kg
Fahrleistungen
Testverbrauch Liter/100 km
Treffsicher und bergab zuverlässig zurückschaltende Automatik.
Untersetzung serienmäßig.
Neuer Allradantrieb kann jetzt dauerhaft eingelegt bleiben.
Erhöhte Neigung zum Pendeln bei Autobahntempo, nervöser Geradeauslauf, auch durch spät und dann spitz ansprechende Lenkung.
Serienreifen mit schlechter Haftung bei Nässe.
Kofferraumvolumen: min. 548/max. 1059 Liter; 1/3 zu 2/3 geteilt umklappbar.
Mit Softtop schmaler Zugang zum Kofferraum.
Heckklappe lässt sich mit angehängtem Caravan nicht öffnen.
Innen- und Kofferraum nicht variabel.
Gewichte
Maße
Mehr Anhängelast (2495 kg) für Deichselanhänger mit Drehschemel.
Für Offroader relativ geringe Anhängelast.
Tempo-100-Eignung nicht in Papieren eingetragen.
Anhängekupplung
Elektrische Versorgung
Blinkerausfallerkennung
Der Jeep Wrangler Unlimited ist ein tolles Auto: Charakterstark, unverwechselbar, robust, geländegängig. Wer ihn fährt, kriegt gute Laune, vor allem offen. Aber als Zugwagen für schwere Anhänger? Nein, da patzt er. Da gibt es nichts schönzureden. Auch wenn’s schmerzt.