Land Rover Discovery HSE im Zugwagentest
Stützlastwaage, Lichttest und Rangierassistent

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Mit Stützlastwaage, Lichttest und Rangierassistent ist der Land Rover Discovery HSE von Kopf bis Fuß aufs Ziehen eingestellt. CARAVANING macht den Zugwagentest.

Zugwagen Land Rover Discovery
Foto: Ingo Wagner

Natürlich ist es keine Überraschung, dass ein trotz erfolgreicher Diät 2300 Kilo schwerer Geländewagen (SUV wäre beim Discovery wirklich zu kurz gesprungen) mit 258 PS respektive 600 Newtonmeter starkem V6-Diesel, Luftfederung, Allradantrieb und 8-Gang-Automatik einen handelsüblichen Caravan wegzieht wie nix. Ebenso wenig überrascht, dass der Koloss mit unserem Zwei-Tonnen-Testtrailer 13,2 Liter pro 100 Kilometer verbrauchte. Bei gemächlicher Gangart (die ist dem Disco ohnehin am liebsten) ohne Anhängsel sind neun Liter möglich. Die Fahrstabilität ist immens, der Komfort, abgesehen vom harten Abrollen der 21-Zoll-Reifen, auch mit Caravan hoch. Einzig die in der Mittellage spitz ansprechende Lenkung erfordert ein wenig Gewöhnung, damit man nicht ungewollt Haken schlägt. Ferner schaltet das Getriebe an Gefällen nicht oder erst spät zurück. Doch dafür gibt es ja die Schaltpaddel am Lenkrad.

Tolle Assistenzsysteme im Land Rover

Zugwagen Land Rover Discovery
Ingo Wagner
Eingebaute Stützlastwaage im Land Rover Discovery.

Fast spannender als die Mühelosigkeit der Fortbewegung sind einige technische Schmankerl, die zeigen, wie ernst es Land Rover mit dem Anhängerfahren ist. Der neue Discovery ist nämlich das erste Auto mit Stützlastwaage. Zunächst kalibriert sich das System durch automatisches Ein- und Ausfahren der Anhängekupplung, was übrigens auch ohne Wiegevorgang über den Touchscreen möglich ist. Nach dem Ankuppeln des Anhängers zeigt das Display dann eine Gewichtsspanne von 25 Kilo, innerhalb derer sich die tatsächliche Stützlast befindet. Auch der bislang einmalige Lichttest, bei dem die Anhängerlichter zur Kontrolle mehrfach durchgeschaltet werden, kann über das Display oder einen Knopf im Laderaum aktiviert werden. Eine tolle Sache.

Zugwagen Land Rover Discovery
Ingo Wagner
Rangierassistent im Land Rover Discovery.

Viel Aufwand betreibt Land Rover auch für den Rangierassistenten. Zunächst müssen über das Display die Art des Anhängers, die Zahl seiner Achsen, Spurweite und Deichsellänge eingegeben werden, dann ein beiliegender Aufkleber mit drei schwarzen Punkten in einen vom Bildschirm angezeigten Bereich auf die Front des Caravans geklebt werden. Doch: Bei zu flachem Bug kann die Kamera die drei Punkte nicht erkennen. Diese Daten und Symbole nutzt das System, um zwei Linien ins Bild der Rückfahr- und Seitenkameras einzublenden, die den Caravan flankieren und dessen Weg in Echtzeit vorzeichnen. Das ist der Unterschied zum Trailer Assist von Volkswagen, Skoda und Audi. Die Richtungsvorgabe erfolgt beim Land Rover über den Wählhebel für die Allradmodi (Terrain-Response), der dazu herausgezogen werden muss – das Lenkrad dreht sich dann wie von Geisterhand.

Der riesige Kofferraum verfügt neben einer elektrischen Heckklappe über ein ebenfalls elektrisches Schott, das beim Öffnen per Schlüssel automatisch nach unten klappt. Beim manuellen Öffnen bleibt es allerdings stehen, was lästig ist. Immerhin dient die Klappe auch als Picknicksitz – inklusive Licht in der Kofferraumklappe. Erstaunlich kurz und hart ist die Sitzfläche der Rückbank. In der ersten Reihe reist es sich um Klassen besser.

Motor, Getriebe und Verbrauch

 Drehmoment- und leistungsstarker, kultivierter Motor. Sehr gut abgestimmte Automatik mit Untersetzung für Rangier- und Geländefahrten. Gemessen am Gespanngewicht noch akzeptabler Diesel-Verbrauch.
 Durch elektrisch ausfahrenden Drehschalter für das Getriebe dauert es, bis nach Motorstart ein Gang eingelegt werden kann.

Fahrverhalten und -komfort

 Sehr sicheres Fahrverhalten im Gespann – keine Pendelanfälligkeit, sehr stabiler Geradeauslauf. Insgesamt hoher Fahr- und Federungskomfort durch elektronisch gesteuerte Luftfederung. Hohe Geländegängigkeit.
 In Mittellage spitz ansprechende Lenkung sorgt anfangs für Schlenker. Kurze Stöße werden durch 21-Zoll-Räder (Serie: 19 Zoll) nicht besonders gut absorbiert.

Kofferraum und Sitze

 Als 5-Sitzer riesiger, zusätzlich erweiterbarer Laderaum. Einzeln verschiebbare Rücksitze. Sehr bequeme Vordersitze.
 Separate, elektrische Klappe vor Ladefläche stört häufiger, als dass sie als Ablage oder Picknicksitz genutzt wird. Rücksitzbank mit recht kurzer, harter und unkonturierter Sitzfläche.

Anhängevorrichtung und -Elektrik

 Elektrisch ausfahrende Anhängekupplung vom Cockpit und Laderaum aus bedienbar.
 Steckdose nicht ideal erreichbar. Öse für Abreißseil vorhanden, aber zu klein für Originalkarabiner.

Gewichte und Zuladung

 Sehr hohe Stütz- und Anhängelast sowie Zuladung.

Elektronik und Assistenzsysteme

 Erstes Auto mit Stützlastwaage und Anhängerbeleuchtungs-Check. Sehr guter Rangierassistent. Ausgefeiltes Kamerasystem. Wassertiefen-Sensor. Verschiedene Allrad-Modi.
 Für Rangierassistent spezieller Aufkleber am Caravanbug nötig. Aufwendige Prozedur zum Einprogrammieren der Anhängerdaten. Kein Abstands-Tempomat serienmäßig. Stützlastwaage zeigt nur Orientierungswerte in 25-Kilo-Schritten an.

Technische Daten

Motor/Antrieb:V-Sechszylinder-Turbodiesel, 2993 cm3, max. Drehmoment 600 Nm ab 1400/min. Abgasnorm: Euro 6.

Fahrleistungen solo

  • Beschleunigung 0–100 km/h: 8,1 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 209 km/h

Verbrauch (Diesel)Liter/100 km

  • im Test solo/Gespann: 9,4/13,1
  • Norm Stadt/Land/komb.: 8,2/6,5/7,2

Maße/Gewichte:

  • Länge/Breite/Höhe: 4.970/2.002/1.893 mm.
  • Leergewicht/zul. Gesamtgewicht: 2.300/3.050 kg
  • Zuladung abgezogen Stützlast (100 von max. 150 kg): 650 kg
  • Anhängelast 12 %: 3.500 kg
  • Maximalgewicht des Zuges:
  • Testgewicht Zugwagen/Caravan: 2.470/2.000 kg
  • Kofferraumvolumen: 1.231/2.500 Liter.

Fazit

Der Discovery ist ein monumentales Auto, das als Zugwagen brilliert, enorme Transport- und Offroad-Fähigkeiten hat, im Alltag aber viel Platz beansprucht. In Sachen Anhänger-Assistenz ist er ganz weit vorn. Allerdings dürfte sich das alles ein wenig simpler bedienen und einrichten lassen.